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spritzt man mit Kupfervitriol und Kalk, warum sollte man es nicht bei den Schweinen thun. wenns doch sonst überall hilft. Gedacht gethan, holte er sich seine Weinbergspritze und spritzte das Schwein mit einer ordentlichen Ladung, so daß es sich krümmte und bäumte. Ueber die Folgen scheint er nicht sehr erbaut zu sein.
Die Zahl der von der meteorologischen Zentralstation Stuttgart bis jetzt notierten Sommertage (20 Grad Reaumur und darüber bei regenfreiem Verlauf des Tages) beträgt 13, ein gewiß bescheidenes Sümmchen , wenn man bedenkt, daß unsere Weingärtner für die Reife des Weins von der Blüte ab 35—36 Sommertage als erforderlich betrachten. Es müssen also die Monate August und September sich noch ganz bedeutend anstrengen, wenn die Qualität des Heurigen eine annehmbare werden soll. Mit guten Aussichten auf die Quantität ist es bei uns längst vorbei, da nicht allein die Winterfröste die Ertragsfähigkeit der Reben beeinträchtigen, sondern auch die Blüte für die späteren Sorten (und diese bilden bei uns die Mehrzahl) einen sehr ungünstigen Verlauf nahm. Nur die drei ersten Tage während der Blühte waren heiß und regenlos und brachten den Prozeß bei den Frühsorten günstig zu Ende. Dann aber behinderten Kälte und Regen den Fruchtansatz dermaßen, daß bei uns die Trauben nur sehr dünne stehen. In anderen Weingegenden des Landes, wo die Frühsorten vorherrschen, sind die Aussichten nach Qualität und Quantität ziemlich gute, während bei uns alle Hoffnungen einzig auf die Qualität gesetzt werden.
O e st e r r e i ch.
Der Kaiser von Oesterreich hat kürzlich den Grafen Kalnoky nach I s ch.'l kommen lassen, was russische und französische Diplomaten als das erste Vorzeichen eines baldigen Krieges thörichter Weise bezeich- neten. Es ist ja begreiflich, daß Kaiser Franz Joseph mit seinem Minister des Auswärtigen die Frage besprechen wollte, ob durch den Besuch der französischen Flotte in Petersburg die politische Lage sich geändert habe; aber in ganz Oesterreich- Ungarn denkt kein Mensch an einen Krieg, obgleich man dort infolge der russischen Rüstungen gleichfalls zu Rüstungen gezwungen ist. Die österreichische Flotte soll eine bedeutende Verstärkung erfahren und auch zu Lande geschieht alles, um sich vor etwaigen Ueberraschungen zu schützen.
Schweiz.
St. Moriz, 6 Aug. Bad und Dorf St. Moriz liegen seil gestern Abend in tiefem Schnee. Der letzte fiel Ende Mai.
St. Gallen. 1. August. Der praktische Arzt Dr. Rheiner wurde in seinem Arbeitszimmer von einem Steinhauer, dem Mann einer Patientin, überfallen und durch Messerstiche schwer verletzt; hierauf stieß sich der Attentäter selbst ins Herz. Die Frau litt schon lange und wurde von Dr. Rheiner behandelt. Schließlich wurde sie geisteskrank. Seit dieser Zeit warf ihr Mann auf Dr. Rheiner einen grimmigen Haß; er warf ihm vor, dessen Behandlung habe bei seiner Frau den Irrsinn hervorgerufen und brütete wahr
scheinlich schon längere Zeit an Racho-i Plänen.
Ausland.
Nach dem „Tagebl." bestellte Fürst Ferdinand von B u lgarien bei Krupp in Essen für 5 Millionen Franks Geschütze.
Petersburg, 7. Aug. Der Admiral Gervais wurde im Lager bei Moskau von russischen Offizieren nach dem großan Zapfenstreich zu den Klängen der Marseillaise ins Kasino getragen. — Der Petersburger „Wjedomosti" befürwortet die baldige Entsendung eines russischen Geschwaders nach Frankreich zum Gegenbesuch.
Mos kau. 7. Aug. Die Kundgebungen anläßlich des hiesigen Aufenthalts des französ. Marineoffiziere überstiegen selbst die Kronstädter Feierlichkeiten. Die Volksmenge spannte auf offener Straße den Wagen des Addmirals Gervais aus und zog denselben bis zur französ. Ausstellung.
NewIork. 6. August. Bei Port Byron, Station der West-Shore-Eisenbahn im Staate New-Iork. fand heute früh ein Zusammenstoß eines Güterzuges mit einem Schnellzuge statt. Elf Zuginsassen sollen getötet, 19 verwundet sein. Die Mehrzahl der Getöteten und Verwundeten sind italienische Arbeiter.
Chicago, 3. Aug. Ein großes Schadenfeuer brach heute Morgen in den Geschäftsräumen der Manufakturwaaren- firma Siegel und Cooper aus. welches das 7stöckige Gebäude völlig zerstörte. Der angerichtete Schaden beträgt etwa 1200000 Doll. Mit knapper Not gelang es den zahlreichen Angestellten, ihr Leben zu retten, es werden jedoch 3 Wächter vermißt. Das Feuer ist noch nicht gelöscht und droht weiter um sich zu greifen.
MisMkn.
Für Eltern, welchen die Wahl eines Ledensberufes für ihre der Schule entwachsenden Söhne Schwierigkeiten bereitet. giebt ein vorliegender Jahresbericht über die Berliner Silber- und Goldwaren - Industrie einen beachtenswerten Fingerzeig. Es heißt darin u. a.: „An künstlerischen Autoritäten, welche dieser Branche ihre Aufmerksamkeit widmen, ist in Berlin kein Mangel. Kunstsinnige Architekten und Zeichner sind vorhanden, ebenso Bildhauer, welche durch Anfertigung von Modellen dem Kusthandwerk fördernd zur Seite stehen. Dagegen fehlt es an guten Ciseleuren. und es wäre erwünscht, wenn junge Leute auf dieses Fach aufmerksam gemacht würden."
(Klassische Grobheit.) Der Gastwirt auf der vielbesuchten „Schmücke" in Thüringen, der „alte Joel", war seiner Zeit als einer der trefflichsten Wirte, aber auch einer der gröbsten Leute bekannt. Sein Ruf als Grobian war so verbreitet, daß manche Reisende besondere Abstecher nach der „Schmücke" machten, um ihn kennen zu lernen. So trat eines Tages ein Engländer bei ihm ein mit den Worten: „Ich vollen kennen lernen den groben Joel". — „Das können sie gleich haben", antwortete Joel, packte den Engländer
böim Kragen und schmiß ihn zur Thür hinaus. Freudestrahlend kehrte der Engländer zurück und quartierte sich in de, Gasthof ein. Ein andermal sagte eii, junges, seines Herrlein zu Joel:
Wirt, es heißt, daß Sie ihren Gästen s« originelle Grobheiten sagen, doch merk ich nichts davon." „Ja. wissen's, antwortete Joel, „da hätt' ich viel zu thun. wenn ich jedem dummen Jungen ei« Grobheit sagen wollte."
(Alte Liebe.) Aus Karlsbad schreibt man der „Nowoje Wremja" : König Milans hat es auch in Karlsbad verstanden, seinen Haß und seine Unduldsamkeit gegen die Königin Natalie zu zeigen. Als er hierher- kam, erschienen in allen Schaufenstern Photographien von Milan, Natalie M König Alexander, aber zwei Tage später war kein Bild Nataliens mehr zu sehen; Milan hatte sic alle aufkaufen und vernichten lassen!
(Vom Manöver,) Hauptmann: „WaS ist das, Einjähriger? Ich schicke Sie ans Patrouille, um die Stellung des Feindes zu erforschen und Sie sitzen hier und trinken Bier?" — Einjähriger: „Melde, daß ich den markierten Feind gefunden, ihn vollständig in die Flucht geschlagen habe und jetzt meinen Steg feiere."
(Kinderlogik.) Kind, Mama, ich sehe eben ein graues Haar bei Dir! — Mutt«: Das kommt davon, liebe Else, weil Da mich so ärgerst. — Kind: Mama, mich Du aber die Großmama geärgert haben! Die hat ja lauter graue Haare.
(Sächsisch.) Lehrer (in einer kleinen, Leipziger Vorstadtschule): „Wer kan» von Euch sagen, woher der Böhmerwald seinen Namen hat?" (Ein Schüler meldet sich.) „Nun?" Schüler: „Weil da so viel Beeine stehen!" !
Auflösung desErgänzungsrätselsin Nr. 12S.
Kluge Sprüche von Andern erdacht Haben schon Manchen klüger gemacht; ! Doch sollen Gedanken das Leben lenken ! So muß man sie eben selber denken. ; Richtig gelöst von: Paul Braun, Höfen-
Auszähl-Rätsel.
ben
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ist
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Die Silben sind in
wert
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ihrer Reihenfolge auszuzählen, derart, daß man immer mit dem Feld zu
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o
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zählen ansängt, mit welchem man aufgehört hat.
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o
le
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los.
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Mit einer Beilage:
Preisliste von Ehr. Paul Rau, Maschinen- werkstätte, Stammheim.
Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Meeh in Neuenbürg.