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Dieser zuckte die Achseln: Mein Befehl lautet nur, den Herrn von Buchen zu verhaften."
Frau von Friesen raffte sich wieder empor. Sie ergriff Buchens Hand, als wollte sie ihn schützen, zurückhalten.
„Ich leiste Bürgschaft — Kaution für ihn — mit meinem ganzen Vermögen!" rief sie bebend.
„Ich muß mich an meinen Auftrag halten!" erwiderte der Beamte.
„Es ist nichts — nichts!" rief Buchen, der mit Gewalt sich einige Fassung errungen hatte. — „Ein Irrtum — cs ist nichts!" und er versuchte mit widerlich verzerrtem Gesicht zu lächeln.
Buchen — Buchen!" rief Frau von Friesen — man mußte sie halten, da sie in Ohnmacht zu fallen suchte.
„Es ist nichts" — wiederholte Buchen
— „ich — ja, ich kehre bald zurück!"
Hastig schritt er der Thür zu. In der
Nähe der Gensdarmen blieb er entsetzt
— zögernd stehen. Einer derselben erfaßte seinen Arm, um ihn aus dem Saal zu führen.
Buchen riß sich gewaltsam los. „Rühre mich nicht an — oder!" ries er.
„Keine Widersetzlichkeit, Herr von Buchen," mahnte der Beamte, „oder — ich würde mich genötigt sehen — Sie schließen zu lassen."
„Mich — mich?" rief Buchen und seine verzweiflungsvolle Ohnmacht drohte in Wildheit überzugehen.
„Ja Sie," antwortete der Beamte ruhig, fest.
„Haha! Wagen Sie es — wagen Sie es. Den möchte ich sehen, der es wagte!"
— Buchen nahm eine drohende Stellung ein.
„Fügen Sie sich in Ruhe, Herr von Buchen!" mahnte der Beamte noch einmal.
„Ich will nicht!" rief Buchen trotzig
— wild.
„Dann ergreifen sie ihn und legen ihm die Handschellen an!"
Ehe Buchen noch völlig darauf gefaßt war, halte ihn bereits der eine der Gensdarmen kräftig erfaßt und eine Sekunde später hatte ihm der andere die Handschellen angelegt.
Buchen zitterte. Seine Zähne und Lippen bebten vor Wut. Die Frauen flüchteten sich bestürzt aus dem Saal und von den Männern hatte niemand den Mut einzuschreiten.
„Führen Sie ihn hinaus!" befahl der Beamte den Gensdarmen, während er selbst sich auf Buchens Zimmer führen ließ, und dort den Schreibtisch, sowie die Thür des Zimmers versiegelte.
In kurzer Zeit war das geschehen. Dann ließ er den Gefesselten und jetzt ganz Kraftlosen in einen bereitstehenden Wagen bringen; er selbst mit den beiden Gensdarmen setzten sich zu ihm und schnell fuhr der Wagen über den Gutshof — aus dem Dorf. — —
(Fortsetzung folgt.)
Um eine Million betrogen.
Die Sucht nach mühelosem Gewinn hat wieder einmal ein Verbrechen gezeitigt, dessen Opfer eines der bestgeleiteten Geldinstitute Deutschland, die Deutsche Bank,
geworden ist. Der Urheber des Betruges, der „bekannte Börsenmakler" trägt den Namen Schwieger und ist der Berliner Finanzwelt aus seiner Thätigkeit als Direktor der Berliner Handelsgesellschaft nur zu bekannt. Ueber sieben Millionen betrugen die Verluste, welche Schwieger durch Hausseengagements in russischen Noten dieser Gesellschaft zugefügt hatte. Heute sind es ähnliche Operationen, durch welche er die deutsche Bank mit Hilfe eines Beamten derselben, Namens Frank, um mehr als eine Million schädigt. Haussespekulationen in Rubelnoten bildeten die Lieblingsbeschäftigung Schwiegers und als es ihm nach einem schmählichen Abgänge von der Berliner Handelsgesellschaft durch seine Thätigkeit als Makler- gelungen war, seine Verhältnisse wieder aufzubauen, begann er bald wieder seine Spekulationen in russischen Noten.
Schwieger hatte seitdem viel, sehr viel Geld verdient. Seine Stellung auf dem „Russenmarkte" war eine dominierende, feine Aufgaben galten als „prima fein" und man spricht von 2 — 3 Millionen, die Schwieger bei der letzten Börsenhausse eingeheimst haben soll. — Allein Frau Fortuna, das wetterwendische Weib, wurde auch ihm untren. Schon im Frühjahr wurde die Riesensumme, die Schwieger gewonnen hatte, durch die Differenzen verschlungen, die er, immer g. la llaussv spekulierend, in Folge des Rückganges der Rubelnoten zahlen mußte. Nichtsdestoweniger setzte Schwieger sein Spiel fort, und wenn es auch in den letzten Monaten an der Börse aufgefallen war, daß Schwieger immer weiter umfangreiche Engagements in Russen einging, so wußte der Spekulant doch seine Operationen mit dem Nimbus zu umgeben, als ob hiesige erste Bankhäuser, die zuweilen in der That mit ihm arbeiteten, ihm zum Kaufe und zum Verkaufe von Rubelnoten beauftragt hatten.
Möglich wurde ihm dies vor allem durch den Umstand, daß ihn seine Verbindung mit Frank, jenem Beamten der deutschen Bank, in die Lage setzte, diese letztere als Auftraggeberin aufzugeben. Frank, der mit dem Schwieger schon seit längerer Zeit in Verbindung stand, ist seit 15 Jahren bei der deutschen Bank bedienstet und war mit der Abstempelung der Schluß- scheinc betraut. Er war es. der die von Schwieger fälschlicherweise auf den Namen der deutschen Bank ausgestellten Lrchluß- scheine als richtig anerkannte und abstempelte. Der Betrug und die damit verbundene Fälschung der Bücher ließ sich um so leichter durchführen, als der stellvertretende Direktor der Bank, Mankie- wicz, der speziell das Geschäft in Rubelnoten leitete, längere Zeit auf Urlaub abwesend war. Erst am letzten Donnerstag, als die Generalabrechnung der für den 31. Juli fälligen Verbindlichkeiten stattfand, wurde der Betrug entdeckt.
Der Schaden, den die Deutsche Bank dadurch erleidet, läßt sich augenblicklich noch nicht feststellen. Sie hatte gestern etwa fünf ein Viertel Millionen Rubel zu übernehmen, woraus sich, nach dem vorgestrigen Rubelknrse berechnet, ein Kursverlust von etwa 1120000 c/lL ergiebt.
Damit erscheint aber die Höhe der Schadenziffer noch keineswegs erreicht. Zur Ueber- nahme des riesigen Postens von Rubelnoten sind etwa 12 Millionen Mark erforderlich, welche die Deutsche augenblicklich zwar flüssig hat, die sie jedoch auf eine längere Zeit nicht festlegen kann. Sie ist deshalb gezwungen, die Rubelnmen sobald als möglich wieder abzugeben, was einen neuen Kursrückgang und damit eine weitere Einbuße zur Folge haben dürfte.
(Wenn man Glück hat!) Ein Gutsbesitzer in Gahlen zog mit seinem etwa 14 Wochen alten Fohlen, einem schönen Tierchen, nach Bottrop zu Markt; es wurde ihm jedoch kein Gebot gemacht. Was nun thun? Ec besinnt sich nicht lange, zieht mit seinem Gäulchen nach Neumühl bei Hamborn, wo landwirtschaftliche Ausstellung mit Fohlenverlosung stattfand. Hier in Reih und Glied bekam er erstens 9 -v/L Prämie, zweitens wurde ihm sein Fohlen von der Verlosungskom- missioil für 160 M. abgekauft und drittens gewann er sein eigenes Fohlen wieder.
Ein Riescnwels ist im Müggelsee bei Berlin gefangen worden. Der gefährliche Fischräuber hat eine Größe von anderthalb Metern und wiegt gegen eine» Zentner; der Fang desselben war ein außerordentlich schwieriger, da das riesige Tier alle Netze durchriß; es entspann sich nunmehr ein wütender Kampf im Wasser, der erst dadurch beendet wurde, daß der Wels mittelst Beilhieben getötet und dann ans Land gezogen wurde.
(Ein erfahrener Gatte.) „Dieser Tage werden wir eine wunderschöne Mondfinsternis betrachten können!" — „So, dann sagen Sie es nur nicht vor meiner Frau, sonst verlangt sie noch eine besondere Toilette dazu!" (Fl. Bl.)
(Ausgleich.) Präsident: Haben Sie noch etwas zu dem Anträge des Staatsanwaltes zu bemerken? — Angeklagter: Ich bin' schön mir die Polizeiaufsicht zu erlassen, da ich ohnehin schon verheiratet bin.
(Trinker-Logik,) „Trink' ich jetzt noch ein's oder trink ich kein's mehr? Der Kopf sagt — nein; der Magen jagt -- ja. Der Kopf ist aber der Klügere und — der Klügere giebt nach. Lr§o trink' ich noch ein's!" (Fl. Bl.)
Alte Bauernregeln für Monat August.
Die Witterung des 10. und 15., Laurenz und Mariä-Himmelfahrt, hält gewiß einige Tage an — Ist Bartholomäi (24.) ein schöner Tag, so wird der ganze Herbst schön sein. Wie es an. diesem Tage wittert, so wird es den ganzen Herbst wittern. — Wenn's im August stark tauen thut, bleibt auch gewöhnlich das Wetter gut. — Viel Hopsen, viel Roggen im nächsten Jahr. — Was der August nicht kocht, läßt der September ungebraten. — Reisen die Früchte spät, so erwartet man einen warmen und freundlichen Herbst. — Der Thau ist dem August so not, als Jedermann das täglich Brot.
Ergänzungs-Aufgabe.
K..g. . Pr. ch . v.. . nd. d.ch.
H .. e. sch .. m .. ch . n k.. g .. g ... cht, ,.chs..l.. G..an...d.. .e.e.l.n. en, . o m . ß . . u s.. e. . n s.. b . r d ..k. n.
Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Me eh in Neuenbürg.