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dieAllgemeine Zeitung" eine Reihe von amtlichen Inseraten von bayerischen Be­hörden enthielt. Neuerdings hat nun das genannte Blatt die bayerische Eisenbahn­verwaltung wegen des Eggolsheimeir Eisenbahnunglücks heftig angegriffen und sogar die Frage aufgeworfen, ob die bayerische Eisenbahnverwaltung im Kriegs­fälle ihren Verpflichtungen nachzukommen imstande sei. Nunmehr aber wurde dem Blatte das Recht zur Herausgabe der bayerischen Handelszeitung, welches mit vielen Inseraten verknüpft ist, gekündigt.

Die zahlreichen Unglücksfälle, welche sowohl in Deutschland als in anderen Ländern in letzter Zeit auf den Eisen­bahnen vorgekommen sind, haben der preußischen Eisenbahnverwaltung den An­laß gegeben, nach allen Richtungen hin die eingehendsten Untersuchungen nicht sowohl in Bezug auf die Konstruktion der Bahnanlagen, als auch in Bezug auf die Inanspruchnahme des Personals für den Dienst eintreten zu lassen.

In Karlsruhe ist am letzten Mitt­woch am Hellen Nachmittage in einem Hause Ecke der Kaiserstraße im dritten Stock eingebrochen worden und aus dem aufgesprengtev Schreibtisch 300 Mark in Gold entwendet worden.

Württemberg.

Stuttgart. Bei der stattgehabten Schlußfcier der hiesigen höheren Lehran­stalten sprach sich Oberstudienrat Dr. Dill- mcinn dahin aus, daß die Lehrer des Realgymnasiums die Worte des Kaisers, solche hätten keine Existenzberechtigung", schwer getroffen hätten. Vor allem muß dies selbstredend bei Dr. Dillmann, dem Schöpfer und Vorkämpfer der Realgym­nasien, der Fall gewesen sein, und es war sein gutes Recht, daß er seine Anstalten energisch in Schutz nahm. Er sagte un­verhohlen, auf die preußischen Real­gymnasien möchte ja am Ende der Aus­spruch des Kaisers anwendbar sein, das Stuttgarter Realgymnasium aber werde davon nicht betroffen; gleichwohl haben sich bei demselben bereits Folgen jenes kaiserlichen Ausspruches bemerkbar gemacht, denn das Vertrauen der Eltern werde er­schüttert, nachdem von so hochstehender Seite ein solches Urteil gefällt worden sei; er seinerseits bleibe darauf bestehen, daß unser Realgymnasium Tüchtiges leiste. Daß dem so ist, das beweist die große Frequenz desselben, das allein mehr Schüler hat, als die beiden humanistischen Gymnasien zusammen.

Die Stuttgarter Sänger können, wie aus Berlin geschrieben wird, mit Stolz auf ihre Berliner Konzerte zurück­blicken. Bei dem am Freitag gegebenen Abschiedskonzert im Tivoli waren annähernd sechs Tausend Zuhörer erschienen. Der Beifall war nach jedem Vortrag ein leb­hafter. namentlich bei den schwäbischen Volksliedern. Zum Schluß gab es be­geisterte Hochrufe der Berliner und»Tücher- schwenken der Stuttgarter. In die auf Verlangen zugegebeneWacht am Rhein" mischten sich beständig Rufe:Auf Wieder­sehen !"

Der Stuttgarter Gewerbe­verein beabsichtigt zum Besuch der elek­trischen Ausstellung in Frankfurt einen

Extrazug zu veranstalten; auch bei der Wanderversammlung in Bietigheim am 7. September wird der Verein erscheinen. Es stehen interessante Verhandlungsgegen­stände auf der Tagesordnung: 1) die Novelle zur Gewerbeordnung; 2) die Zonentarife; 3) Druckluftanlagen in ihrer Bedeutung für den Kleingewerbebetrieb; 4) das Verhältnis der Württembergischen Notenbank zur Reichsbank; 5) die mit Einführung der Sonntagsruhe in den Ge­schäften gemachten Erfahrungen; 6) ein Antrag, betr. den möglichst frühzeitigen Verkauf des Buchenholzes durch die Forst­ämter im Herbst, damit dasselbe vor Ein­tritt des Schnees abgeführt werden kann, um noch rechtzeitig dem neuem Verfahren des Dämpfens ausgcsetzt zu werden, durch welches ihm eine sehr schöne Färbung mit­geteilt wird; 7) Obligatorische Lehrlings­prüfungen und Fortbildungsschulen.

Die Bahnstrecke Bietigh eim - Iagst- feld soll gemäß einer königlichen Ver­ordnung zweigeleisig hergestellt und auch in ihrem sonstigen Betriebe bedeutende Erweiterungen erfahren.

In Reutlingen stellte sich der Be­sitzer des Gasthofes zur Traube vor den Spiegel und erschoß sich. Der 48 Jahre alte Mann war schwer leidend und hatte keine Hoffnung auf Besserung.

InHeinsheim hatte sich ein Bienen­schwarm auf einem hohen Baum angesetzt. Niemand wollte denselben herunterhvlen, bis der Fährmann Benjamin Zipf herbei­kam. Dieser stieg ohne irgendwelche Schutz­vorrichtung beherzt auf den Baum und faßte den Schwarm. Dabei wurde er aber an Gesicht und Händen furchtbar gestochen. Kaum unten angekommen, ergriff ihn ein heftiger Schüttelfrost und nach wenigen Minuten war er eine Leiche. Der herbei­geeilte Arzt konstatierte den Tod durch Blutvergiftung infolge der Bienenstiche. Der Fall ist um so trauriger, als der so jäh aus dem Leben Geschiedene zwölf un­versorgte arme Waisen hinterläßt. Deren Mutter ist vor gerade 4 Jahren ebenfalls eines sehr schnellen Todes gestorben.

Schweiz.

Schwyz, 1. Aug. Bei aufheiterndem Wetter fand der Festzug zur Feier des 600jährigen Jubiläums des Eidgenossen­schaft nach der Kirche, darnach zum Fest­platz statt, wo in mehreren Reden die Bedeutung des Tages hervorgehobeu wurde. Das von 600 Mitwirkenden auf offener Bühne aufgeführte Festspiel, welches Scenen aus der Schweizer Geschichte darstellte, wurde trotz mehrfacher Regen­schauer abgehalten und dauerte drei Stunden. Einzelne Teile wurden be­geistert von der gewaltigen Menge aus­genommen. Morgen findet Wiederholung statt, dann die Fahrt nach dem Rütli.

A u s de r Schw eiz, 23. Juli. Aus Zürich meldet man derN. Z. Ztg.": Hier sind dreißig Radfahrer aus Amerika angekommeu, die auf einer Europareise begriffen und voll Lobes über die schweizer­ischen Straßen sind.

(Für 100 000 Frcs. Banknoten ver­brannt.) In dem bei Rothrist (im Schweizer Kanton Aargau) verbrannten Bahnpost­wagen befand sich auch eine Sendung von

l 100 000 Frcs. in Banknoten von der j Schweizerischen Kreditanstalt in Zürich an die Neuenburger Kantonalbank. Die Sendung war mit 5000 Frcs. deklariert und für den Rest versichert, und da die Absenderin wohl kaum ein Verzeichnis der Nummern besitzen dürfte und somit eine Amortisation nicht möglich sein wird, so füllt dem schweizerischen Jnvalibenfo'nds nach einer gewissen Zeit der Wert dieser verbrannten Banknoten im Betrage von 100 000 Frcs zu.

Ausland.

Die gl ä n zende n Feierlichkeiten zu Ehren der französischen Gäste in Kronstadt und Petersburg be­herrschten in letzter Woche das ganze öffentliche Interesse in Rußland. Ihren höchsten Glanzpunkt erreichten diese Fest­lichkeiten durch das Festmahl, welches der Zar Alexander am Dienstag abend im großen Palais zu Pelerhof den französische» Marineoffizieren gab. und bei welchem auch die Kaisern! von Rußland, die Königin von Griechenland, sämtliche Großfürsten und Großfürstinnen und die Vertreter des russischen Heeres und der russischen Flotte zugegen waren. Außer dem Toaste, den der Kaiser Alexander bei dieser Gelegenheit auf den Präsidenten Carnol und die französische Flotte ausbrachte, hat man aber aus dem Munde des Zaren nichts von einem russisch-französischen Bunde gehört. Außer diesem Festmahl muß noch als bedeutsam das Fest hervorge- hoben werden, welches der Petersburger Stadtrat Mittwoch abend im Staüthause zu Ehren der Offiziere des französischen Geschwaders veranstaltet hatte. Eine auffällig kühle Beurteilung zeigt die eng­lische Presse gegenüber dem Besuche der französischen Flotte in Rußland. Es sei ein Akt internationaler Höflichkeit und nichts weiter. Dies gehe ja auch schon daraus hervor, daß die von Rußland heimkehrende Flotte auch einen Besuch in England machen werde.

London. 1. Aug. DieTimes" meldet aus Petersburg, der französische Admiral Gervais habe einen Bünd­nis e n t w u r f nach Kronstadt milgebracht, um denselben zunächst den Ministern des Aeußern, des Kriegs und der Marine zur Erwägung und Ausarbeitung zu unter­breiten. Nach Abschluß der Verhandlungen würde der Vertrag von den Ministern, aber nicht vom Zaren unterzeichnet werden.

Auflösung der Homonym-Scherzaufgabe in Nr. 120.

1. freier, Freier. 2. sieben, sieben. 3. Nichten, Nichten. 4 rechte, Rechte. 5. Arm, arm.

Wetterprognose für August 1891.

lNachdruck verboten.-

3. Mehr heiter als bewölkt, morgens dunstig,

4. morgens neblig, mehr bewölkt als heiter,

drohend bis Niederschlag zuletzt;

5. starker Regen wie auch starker Wind;

6. meistens bewölkt, nicht ganz trocken, Regen­

schauer vormittags;

7. Wind mit starkem Regenschauern, wechselnd

sonnig, schwül, im allgemeinen von jetzt ab zunehmende Temperatur;

8. meistens trocken, mehr heiter als wolkig;

9. starker Wind, trocken, meistens heiter;

10. trocken, meistens heiter;

11. dto. dto. dto.

Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Me eh in Neuenbürg.