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Der Gefragte blickte erstaunt, leise zusammenfahrend auf. „Bon Buchen — von Buchen?" wiederholte er langsam; augenscheinlich um Zeit zum Besinnen zu gewinnen. „Ich kenne keinen Herrn von Buchen."
„Ich meine den Gutsbesitzer aus demselben Dorf, auf welchem der Waldhüter ist."
„Ich kenne ihn nicht," erwiderte Jürgens mit Bestimmtheit.
Diese bestimmte Antwort machte den Richter wieder irre. Dennoch wollte er das Aeußerste versuchen.
„Und doch habt Ihr vor wenigen Tagen mit ihm gesprochen, mit ihm etwas verhandelt;" sprach er schnell.
Der Händler erbleichte.
„Ich ich?" fragte er verlegen.
„Ihr."
„Allerdings — indes ja, ich meinte ich kenne ihn nicht näher."
Conradi hatte das Richtige getroffen
— sein Verdacht war nicht ohne Grund.
„Und doch sagtet Ihr soeben, daß Ihr
ihn nicht kennt."
„Nicht näher — ja, nicht näher. Unser einer wird mit vielen Menschen bekannt — man vergißt das wieder — gewiß!"
„Bei dem Waldhüter schien Euer Gedächtnis schärfer zu sei». — Was habt Ihr mit dem Herrn von Buchen unterhandelt ?"
„Unterhandelt? Nichts! — Er kaufte mir einige Ware ab."
„Welche?"
Der Händler schwieg. Er schien sich zu besinnen.
„Welche — ein Messer — eine Cigarrenspitze — genau weiß ich es nicht mehr."
„Besinnt Euch — es ist noch nicht so lange her."
„Freilich nicht — indes — ich verkaufe viel. Ich kann nicht behalten, was ein jeder kauft."
„Nun. Eins werdet Ihr doch noch bestimmt wissen, was der Herr von Buchen Euch abgekauft habt."
„Eins — ja."
„Nun?"
„Ein Messer."
„Habt Ihr noch eben solche Messer unter Euren Waren?"
„Es kann sein — gewiß weiß ich es nicht — ich glaube."
„Wie sah es aus?"
„Schwarz — mit — mit drei Klingen
— zwei für Federn."
Und Buchen hat Euch keinen Auftrag gegeben ?"
„Einen Auftrag? Nein."
„Die Verwirrung und Angst des Händlers steigerte sich sichtbar.
„Hat er mit Euch nicht — nicht von dem Morde — von dem Waldhüter gesprochen?"
„Kein Wort? Besinnt Euch. Kein Wort?"
„Keins."
„Ihr habt ihm nicht erzählt, was Ihr im Walde gesehen?"
„Nein."
„Er hat Euch bestochen daß Ihr so
zeugen solltet!" rief Conradi plötzlich laut mit Bestimmtheit.
Dem Händler schien für einen Augenblick die Stimme zu versagen. Dann raffte er sich gewaltsam zusammen und sprach„Das hat er nicht."
„Gut — ich werde den Herrn von Buchen deshalb vernehmen."
„Das können Sie." rief Jürgens — „das können Sie. Er muß alles bestätigen, was ich gesagt habe."
Wieder schien der Untersuchungsrichter unentschlossen mit einem Gedanken umzugehen. Er mußte sich entscheiden. Schnell schritt er zur Klingel und klingelte.
„Führen Sie diesen Mann ab; er ist Gefangener," sprach er zu dem eintretenden Gerichtsdiener.
Jürgens erschrak. „Mich — mich?" rief er stammelnd.
„Euch!"
„Ich verlange zu wissen weshalb?" fragte der Händler trotzig.
„Ihr sollt es erfahren, und ich fürchte für Euch noch zu früh."
„Sie sollen sich dieses Befehls wegen rechtfertigen!" rief Jürgens und folgte dann dem Diener.
„Das werde ich!" rief Conradi ihm nach. Er rief es mit fester lauter Stimme, dennoch ichritt er unruhig im Zimmer auf und ab. Hatte er nicht vielleicht doch zu schnell gehandelt? Hatte er ihn vielleicht das Mißtrauen, welches er von Anfang an gegen diesen Mann gehegt hatte, zu weit geführt? Dennoch konnte er diesen Mann nicht frei geben, er würde sich mit Buchen befprochen haben — er durfte ihn nicht sprechen. Trog ihn nicht alles — alles, so war die Aussage eine erfundene — eine von Buchen erkaufte (Fortsetzung folgt.)
Karl Abs. Wer die hohe Gestalt des Mannes gesehen hat, wird als Laie nicht glauben wollen, daß dieser Athlet mit dem harmonisch entwickelten, gar nicht außergewöhnlich auffälligen Körper von medizinischen Fachmännern in der That für den stärksten Mann der Jetztzeit gehalten wird. Ein solcher müßte, meint man, doch nackt wohl aussehen wie die berühmte Herkulesstatue aus dem Altertum, bei welcher jeder einzelne Muskel des ganzen Körpers übermäßig entwickelt hervorquillt, eine Entwicklung, welche Mediziner für anatomisch und physiologisch ganz unmöglich halten. Herr Karl Abs ist das Entzücken aller anatomisch Gebildeten und hat daher auch genaue Untersuchungen von Physiologen über sich ergehen lassen müssen. Dr. Kolb hat die Maße des außerordentlichen Mannes festgestellt und seine Leistungsfähigkeit, welcher alles Schwindelhafte fern liegt, begründet. Der 1853 geborene, schlanke Mann ist 189 Centimeter hoch. Er wiegt 115 Kilogramm, trainiert 100 Kilogramm. Sein größter Brustumfang mißt 126 Centimeter und veringert sich beim Ausatmen auf 110 Centimtr. Der größte Bauchumsang beträgt 115 Centimeter, der geringste 100 Centimeter. Die harmonisch entwickelten prachtvollen Arme und Beine haben folgende Maße: Oberarm gestreckt 38 Centimeter Umfang, bei gekrümmtem Arm 43
Centimeter, Unterarm 34 Centimeter Oberschenkel 65 Centimeter. Unterschenkel 44 Centimeter. Die Differenz des größten Und geringsten Brust- und Bauchumfangs ist doppelt so groß als bei einem gewöhnlichen normalen Manne. Schultermuskeln und Nacken sind ganz gewaltig entwickelt aber kein Muskel tritt wulstig oder bauschig hervor, wie dies bei Leuten der Fall zu sein pflegt, die nur einzelne Muskelgruppen durch Arbeit üben (Schmiede rc.). Die Arbeit des Herzens ist äußerst kräftig und rein, der Blutdruck außerordentlich hoch und die Atmung der gewaltigen Lunge steht in genauer Beziehung zur Herzthätig- keit — alles Zeichen einer gewaltigen Leistungsfähigkeit.
Ein Vorfall von ergreifender Tragik ereignete sich dieser Tage in der Temeser Gemeinde Bania. Ottilie Popescu, die reizende junge Tochter des angesehenen Wald- und Sägefabriks-Besitzers Popescu, promenierte in Begleitung ihres Bräutigams im Garten des väterlichen Hauses. Eine halberblühte Rose weckte das Verlangen des schönen Mädchens, welches den Arm ausstreckte, um die Blume zu brechen. In diesem Augenblick schoß aus dem Strauch eine Viper hervor und umschlang die Hand des Mädchens, welches mit einem markerschütternden Ruf ohnmächtig zu Boden stürzte. Vergebens war die angewandte ärztliche Hilfe, das beklagenswerte Mädchen, welches rn vierzehn Tagen vor den Altar hätte treten sollen . starb an den Folgen des Vipernstiches.
Gemeinnütziges.
(In England hat man den Versuch gemacht, Kirschen aus eine neue Weise auszube- wahren.j Man füllte sie zu diesem Zwecke, wie sie reif vom Baume kamen, in eine Flasche, versuchte dieselbe gut und grub sie ziemlich tief im Garten ein. Als sie an Weihnachten herausgenommen wurden, fand man sie vollkommen mit erhalten und so schmackhaft, wie vom Baume. Ist wenigstens leicht zu versuchen. Natürlich wählt man dazu eine Sorte, die ein kräftiges Fleisch hat.
(Stachelbeeren einzumachen.) Nachdem die Beeren geputzt sind, brühe man sie mit kochendem Wasser, lasse sie in der Sonne gut trocknen, fülle sie dann in gut geschwefelte Flaschen und verkorke dieselben. Die so aufbewahrten Stachelbeeren halten sich vorzüglich.
Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Me eh in Neuenbürg.