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gehörte er wiederholt an. Im Januar 1889 von der würlt. Bolkspartei als Kandidat für die Landtagswahl aufgestellt, kam ihm diese persönliche Beliebtheit sehr zu statten; er ging aus der Wahlurne hervor und übernahm sein Mandat als Abgeordneter des Bezirks. Es war ihm nicht beschicken, dasselbe längere Zeit auszuüben, denn bald machte sich ein tückisches Leiden, dessen Keim er vielleicht unbewußt schon lange vorher in sich trug, mit einer Heftigkeit geltend, daß er ge­nötigt war, Kurorte aufzusuchen. Nichts blieb unversucht, doch es stellte sich statt der immer wieder erhofften Genesung stetige Verichlimmerung seines körperlichen Zustandes ein. Beim letzten Versuch nach Kräftigung in Leipzig erlag er dort bald dem bösen Leiden. Seine Mitbürger, Freunde und Parteigenossen betrauern mit aufrichtiger Teilnahme seinen frühzeitigen Hintritt. Sie alle werden ihm auch ein dankbares Andenken bewahren.

Herrenalb. (Eingesendet.) Beider am letzten Montag stattgehabten Stadt- schultheißenwahl erhielten die Stimmen- Mehrheit Verwaltungs-Aktuar Beutter mit 108 Stimmen und dessen Neben­kandidaten W. Gräßle mit 104 Stimmen, V, Brosius mit 103 St. Die gegnerische Partei, die infolge des Rücktritts ihres Kandidaten gezwungen war, im letzten Augenblick sich noch aus einen anderen Kandidaten zu werfen, konnte es nur auf 08 bezw. 64 und 62 Stimmen bringen, da für diese die Zeit zu kurz war. mit einem neuen Kandidaten erfolgreich an­kämpfen zu können. Die Entscheidung steht nun der K. Kreisregierung zu, welcher die 3 ersteren Kandidaten in Vorschlag gebracht werden.

Calw. Am nächsten Samstag den 25. d, Mts. wird Se, Exzellenz Staats­minister Dr. v. Mittnacht hier eintreffen und von den hics. Behörden am Bahnhof empfangen werden. Der Besuch Seiner Exceüenz bezweckt die Beratung von Eisen­bahnfragen mit den Beiräten der Ver­kehrsanstalten. Am Nachmittag werden die Teilnehmer mit Zug 3,26 nach Teinach fahren, woselbst im Badhotel ein gemein- schaftliches Mittagessen stattsindet.

Nagold, 12, Juli. Auf heutigen Sonntag war von dem Herrn Vorstand des hiesigen landwirtschaftlichen Bezirks­vereins ein Vortrag des hiesigen Stadt­försters Weinland über die forst- und landwirtschaftlichen Schutzzölle in den Gasthofzum Rößle" hier ausgeschrieben. Im Sinne der Versammlung beschränkte sich aber der Redner (unter Vorbehalt eines spätem Vortrags über die Holzzölle an einem andern Orte) auf das, die heutigen Zuhörer mehr interessierende Gebiet der Lebensmittel-Zölle und der neuprojektierten Zoll- und Handels-Verträge mit Oesterreich, Italien und Schweiz. In nahezu ein- stündigem, freien Vortrag wurden auf Grund von Mitteilungen Sachverständiger wie auch eigener Wahrnehmungen erörtert:

1) Das Für und Wider bezüglich des Frei­handels, der Finanzzölle und Schutzzölle, wobei nachgewiesen wurde, warum gerade Deutschland an den Schutzzöllen für unsere Landwirtschaft, Großindustrie und Gewerbe nicht blos zum Schutz dieser Erwerbszweige, sondern auch als

Hauptquelle unsrer Reichs- und Staatskassen- Einnahmen sesthalten müsse. 2) Die bestehenden landwirtschaftlichen Zölle 3) Der Ansturm dev sozialdemokrat. Partei und derFreisinnigen" im Reichstag im Januar d. I. gegen die Bis- marckische Schutzzollpolitik und der Sieg der letzteren mit 210 gegen 106 Stimmen. 4; Nach­weis, warum die Lage der Landwirtschaft keine beneidenswerte sei. 5) Nachweis, daß Industrie und Landwirtschaft in ihrem Gedeihen auf ein­ander angewiesen seien, und daher beide den gleichen Schutz gegen ausländische Konkurrenz verdienen. 6) Widerlegung falscher Behaupt­ungen und schädlicher Ratschläge der Freihändler auf dem Gebiete landwirtschaftlicher Fragen, namentlich der Sätze: daß unsere jetzigen mäßigen Zölle an der gegenwärtigen Steiger­ung der Getreide-, Brot- und Fleisch-Preise die Schuld tragen, daß unsere Schutzzölle in der Hauptsache blos den Großgrundbesitzern zu gut kommen, daß unsere Landwirte den Getreidebau ausgeben und sich blos noch auf Viehzucht und Handelspflanzen Wersen sollen. 1) Allerlei Be­denken wegen der glaubwürdig bekannt ge­wordenen Herabsetzung unserer landwirtschaft­lichen Schutzzölle gegenüber von Oesterreich, Italien und Schweiz. Uebrigens werden diese Zollverträge voraussichtlich mit Hilfe des Zentrums" im Reichstag doch die Mehrheit erlangen, und unsere deutsche Landwirtschaft könne zu Gunsten unserer von Nord-Amerika und Rußland sehr empfindlich geschädigten und daher aus mehr Export nach Osten und Süden angewiesenen Industrie am Ende auch diele Zollopfer bringen, vorausgesetzt, daß man gleichzeitig den herabdrückenden Einfluß der österreichischen Eisenbahntarise und Baluta- schwankungen auf unsere Zölle vertragsmäßig zu beseitigen vermöge, und wenigstens die drückende Konkurrenz der amerikanischen und russ­ischen landwirtschaftlichen Produkte durch blos ge gen d^iese Staate n erhöhte Zölle vom deutschen Markte um soviel zurückdrängen könnte, als uns künftig in Folge des bemerkten neuen Vertrags von Oesterreich-Ungarn mehr Getreide, Holz und Vieh Zuströmen werde. 8) Warnung des Landvolks vor den angekündigten Verführ­ungen der sozialdemokratischen Partei, und Ver­weisung unserer Landwirte auf die erprobte und auch künftig zu erwartende Staatshilke, Selbsthilfe (durch mehr rechnerischen Betrieb und verstärkten Beitritt zu landwirtschaftlichen Vereinen, durch gemeinschaftlichen Ein- und Verkauf, Gründung von Darlehenskassenvereinen rc.) und Gotteshilfe, ohne welche trotz Staats­hilfe, Selbsthilfe und Arbeit mit Hand und Kopf niemand seinen Wohlstand gründen könne.

Der Redner schloß mil der Versicher­ung, daß unser hochverehrter erprobter Reichstagsabgeordneter sicher bei den höchst­wichtigen Reichstags-Verhandlungen im Spätherbste über die neuen Zollverträge vermöge seines klaren Urteils das für das Gesamtwohl des Vaterlandes Ersprieß­liche heransfinden und dann auch frei­mütig dafür eintreten werde. Darum gelte sein Trinkspruch dem Herrn Landgerichts­rat Freih. v. Gültlingen, welchem die Versammlung auch begeistert zustimmte. Der Bortrag war zahlreich besucht.

Niomk.

Deutschland.

Der Kaiser traf im weiteren Verlaufe seiner norwegischen Reise an Bord der Hohenzollern" am Sonntag morgen 7 Uhr in Bodö ein. Das Wetter war prächtig und unternahm deshalb Se. Maje­stät bereits um 3 Uhr früh mit seinem Gefolge und einem Teil der Offiziere der Hohenzollern" und der Corvette7Prinzeß Wilhelm" eine Fußpartie nach hoche Loeb- fäasen.

Die Besetzung der Vakanzen in den höchsten Stellen der inneren Verwaltung der preußischen Monarchie ist nunmehr er­

folgt. Zum Oberpräsidenten von West- s Preußen ist der frühere Kultusminister Dr. ! von Goßler, zum Oberpräsidenten von Ostpreußen Graf Udo von Stolberg. s Wernigerode ernannt worden. !

K i ss in g e n , 19. Juli. DerFürst und die Fürstin Bismarck sind zu», Kurgebrauche heute abend hier eingetroffen. '

Jena, 20. Juni. In der Nacht flies der Berlin-Baseler Vergnügungszug aus dem Bahnhof Großheringen unweit Kösen mit einem Güterwagen zusammen. Die Lokomotive ist stark beschädigt; Zug­insaffen sind, soweit bekannt, nicht verletzt.

Straßburg, 17. Juli. Für das Kaiser Friedrich-Denkmal beiWörth sind bis jetzt 269 000 Mk. gesammelt. 31000 Mk. fehlen noch.

Karlsruhe, 20. Juli. Der Groß­herzig wird am 21. August ds. Js. in Straßburg die Vorstellung des ihm unlängst vom Könige von Württemberg verliehenen Infanterie-Regiments Nr. 126 abnehmen, nachdem er das Offizierkorps seines Regi­ments bereits in Karlsruhe zu empfangen Gelegenheit genommen hat. Die Str. P. bemerkt dazu:S. K. H- wird bei dieser Gelegenheit mit Genuthuung wahrnehmen, welch ein treffliches und tüchtiges Regiment es ist, dem der König von Württemberg die Ehre verliehen hat, den Namen Grobherzog Friedrich von Baden" tragen zu dürfen."

Württemberg.

Der St. A. veröffentlicht die Anträge, welche die k. Generaldirektion der Staats- eisenbahnen in Bezug auf den Winter­fahrplan 1891/92 gestellt hat. Was die Enz-Nagold-Bahn betrifft, so sollen folgende Aenderungen des Sommerfahr­plans für den Winterdienst 1891/92 ein- treien: 1) Der Personenzug Nr. 140 Wildbad ab 10.42 vorm., Pforzheim an 11.40 vorm, und der Schnellzug Nr. 141 Pforzheim ab 3.40 nachm., Wildbad an 4.20 nachm, sollen ansfallen. 2) Der Personenzug Nr. 136 g. (Werktags) Wild« bad ab 4.40 früh. Pforzheim an 5.40 früh soll im Oktober, März und April ausfallcn und vom 1. Nov. bis 28. Februar wie folgt laufen: Wildbad ab 6.40 vorm., Pforzheim an 7.40 vorm. 3) An die Stelle des Schnellzugs Nr. 142 soll ein Personenzug treten. Auf der Linie Calw-Pforzheim sollen wie im vorigen Winter Werktags Arbeiterzüge ausgefühlt werden.

Stuttgart, 20. Juli. Die württb. Eisenbahnverwaltung beabsichtigt zur Er­leichterung des Besuchs der elektrischen Ausstellung in Frankfurt im Laufe des Monats August, voraussichtlich am Mon­tag den 24. (Bartolomäusfeiertag) einen Sonderzug mit ermäßigten Taxen von Stuttgart über Heilbronn nach Frankfurt und zurück auszuführen.

Regierungsrat Hölldampf von Reutlingen, der die Untersuchung iw Tuttlinger Kassenabgang führt, hat bisher einen solchen von ca. 80000 bei denen es aber nicht bleiben wird, festgestellt.

Mt einer Freitage.

Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Meeh in Neuenbürg.