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Newyork, 4. Juli. 26 Vergnügungs- Yachten eines Vereins gingen abends nach Neu-Baltimore ab. Unterwegs wurden sie von einem furchtbaren Sturm überrascht. Nur 7 Jachten sind gelandet, die übrigen 19 mit 183 Personen gelten für verloren.
Cleveland in den Vereinig. Staaten von Amerika, 3. Juli. Ein Personenzug der Erie-Eisenbahn stieß heute früh 3 Uhr mit einem Güterzug bei Ravenna zusammen. Zwei Schlafwagen und ein anderer Personenwagen singen Feuer und verbrannten vollständig. Bisher sind 19 Leichen unter den Trümmern aufgefunden. Der Zusammenstoß war außerordentlich heftig. Ein Wagen des Personenzugs wurde so vollständig zertrümmert, daß es unmöglich war, mehrere noch lebende Insassen aus den brennenden Trümmern zu retten. Der verunglückte Zug war hauptsächlich benützt worden von Leuten, die sich anläßlich des Nationalfeiertages zu Freunden begeben wollten.
Mi'Zt'llen.
Ein Verbrecher.
Erzählung von Feodor Bern.
«Fortsetzung.)
Noch ein andrer, nicht weniger belastender Umstand war hinzugekommen. Es war in mehreren Zeitungen die Aufforderung erlassen, daß derjenige, welcher in der betreffenden Gegend zwei Zehnthalerscheine verloren habe, sich melden möge. Diese Aufforderung war mehrere Male wiederholt worden — niemand hatte sich gemeldet.
Dann hatte man am Aermel seines Hemdes einen mäßig großen Blutflecken entdeckt. Er gab an. daß derselbe vom Ausweiden eines Hasen herrühre. Das mir Blut getränkte Stückchen Leinwand wurde aus dem Aermel geschnitten, aufgelöst in Wasser und vie Auflösung unter dem Mikroskop untersucht. Es hatte sich mit Bestimmtheit ergeben, daß die Blutkörperchen von menschlichem Blut herrührten.
Steingruber hatte nun behauptet, an einem Dorn sich gestochen zu haben. Sein Arm zeigte eine kaum bemerkbare, äußerst feine Verwundung. davon konnte der Blutflecken nach Aussage von Sachverständigen kaum herrühren.
Es war auch unwahrscheinlich. Und weshalb die sich widersprechenden Aussagen ? Ueberhaupt widersprach sich der Waidhüter in den verschiedenen Verhören wiederholt, nur in allem, was den Ermordeten betraf, blieb er bei entschiedener Weigerung.
Nur dem Untersuchungsrichter Conradi war dies ausgefallen, ebenso der Umstand, daß die Uhr und Börte des Ermordeten nicht berührt waren. Es sprachen indes so viele Beweise gegen den Waldhüter, daß an seiner Schuld kaum noch zu zweifeln war. Allgemein wurde er als der Mörder angesehen, zumal auch nicht die geringste wenere Spur, welche auf einen andern Thäter hätte schließen können, aufgefunden worden war.
Der Glaube, daß Steingruber der Mörder war, hatte auch im Dorfe sich
verbreitet, so sehr ihn manche im Anfang! in Schutz genommmen hatten.
Es litt niemand schwerer darunter, als seine Frau und Tochter. Als ob sie an dem Verbrechen Teil genommen, wandte sich jeder mit Scheu von ihnen. Dazu kam noch, daß ihnen der Unterhalt fehlte. Die kranke, durch den Kummer noch tiefer gebeugte Frau vermochte nicht die leichteste Arbeit zu verrichten und Maria erhielt von keinem der Bauern Arbeit, so viel sie sich auch darum bemühte. Mit der Tochter eines Mörders mochte niemand etwas zu schaffen haben. Die bitterste Not stellte sich bei ihnen ein.
Nur einer hatte sie nicht verlassen — Heinrich. Ihn kümmerte das Reden der Menschen nicht. Es währte jedoch lange, ehe Maria ihm ihre Not gestand und ihn um Unterstützung bat. Er that nun so viel in seinen Kräften stand.
Heinrich hatte vom Anfang an dem Glauben, daß Steingruber der Mörder sei, nicht beigestimmt. „Er ist einer sochen That nicht fähig!" hatte er behauptet, und selbst noch als die Beweise seiner Schuld sich gehäuft hatten.
„Er ist dennoch unschuldig," hatte er gerufen. „Hätte er mit dem Advokaten in Feindschaft gelebt, aber davon weiß niemand etwas, so wäre es möglich gewesen, daß er in der Hitze des Streites sich so weit vergessen hätte, ihn ums Leben zu bringen, aber dann hätte er ihm eine Kugel durch den Kopf geschossen und und ihn nicht so grauenhaft zugerichtet."
In diesem Augenblick erwartete ihn Marie mit größter Ungeduld und Sehnsucht. Er war zur Stadt gegangen zum Richter, um diesen um die Erlaubnis zu bitten den in strenger Haft sitzenden Waldhüter besuchen zu dürfen. Noch hatte dieser keinen der Seinigen gesprochen, seitdem man ihn aus dem Dorfe fortgeführt.
Oft stand Marie von ihrem Rocken auf und spähte ungeduldig durch das Fenster.
„Es wird ihm seine Bitte abgeschlagen werden, wie sie Dir abgeschlagen wurde," sprach die hinter dem Ofen zusammengekauerte Mutter.
Dann würde er schon zurückgekehrt sein," warf Marie ein. „Er weiß wie ungeduldig wir ihn erwarten. Er thut uns ja alles zu Liebe; ohne ihn wären wir vielleicht schon verkommen."
„Ja er ist gut," sprach die Alte. „Aber Deinen Vater kann er doch nicht erretten. Der ist verloren. Mir ahnt das Schlimmste. Fast jede Nacht träume ich von Blut — und das — das ist das Blut Deines Vaters."
„Mutter! Mutter!" rief Marie, das Gesicht mit den Händen bedeckend.
„Verdient hat er es nicht, daß er sterben muß," fuhr die Alte fort. „Er war wild und heftig, aber einen Mord hat er nicht auf dem Gewissen. Sie glauben es aber i» der Stadt und da möchte er jeden Tag seine Unschuld beteuren: was die dem Menschen einmal beweisen wollen, das beweisen sie ihm. Wenn er nur reich wäre, haha! dann wäre er längst wieder in Freiheit gesetzt nnd kein Mensch sagte ihm nach, welcher Verdacht auf ihm geruht!"
Marie antwortete nicht. Sie schluchzte laut. Die Worte der Mutter schnitten ihr tief ins Herz. Und doch hatte sie nicht ganz unrecht. Ihren Vater hielt sie für unschuldig und doch hatten sie in der Stadt seine Schuld so gut wie bewiesen. Heinrich trat in diesem Augenblick ins Zimmer. Marie sprang auf, erfaßte seine beiden Händen und blickte ihn fragend, erwartungsvoll an.
„Dein Vater ist unschuldig," sprach Heinrich.
„Du bist bei ihm gewesen?"
„Was sagte er?"
„Er beteuerte, daß er von dem Morde nichts wisse, daß er auch nicht den geringsten Anteil an dem Verbrechen habe. Das Geld, welches ihn ins Elend gestürzt. habe er gefunden. Er verwünschte den Augenblick, wo er es von der Erde aufgehoben."
Und sein Richter?" fragte Marie.
Heinrich schwieg.
„Sein Richter? Was sagte der?" wiederholte das Mädchen mit qualvoller Angst.
„Er hat sich mir gegenüber darüber nicht ausgelassen. Aber sie glauben den Versicherungen Deines Vaters nicht!"
(Fortsetzung folgt.)
Ein Bild von Rubens, die „büßende Magdalena" darstellend, im Werte von 100 000 Frcs. wurde in Paris in den Appartements eines Herrn Briere durch Bubenhand zerstört und zwar durch Messerschnitte. Es handelt sich wohl um einen Racheakt. Das Bild war um seinen vollen Wert versichert.
(Alles nach Vorschrift.) Regimentskommandeur (beim Rapport): „Wenn der Herr General das Regiment besichtigt und er macht ab und zu einen kleinen Scherz, so kann es nicht leiden, wenn im Chorus gelacht wird. Es darf nur ein Mann lachen. Den Lacher stellt die sechste Compagnie!"
(Ein Opfer.) „Na, wie geht's denn,
Freundevt. so niedergeschlagen?!"
— „Ja, weißt Du, meine Frau bereitet sich zur Schwiegermutter vor und benutzt mich jetzt als Versuchskaninchen."
Wetter-Prognose für Juli 1891.
! Nachdruck verboten.)
7. Morgennebel, teils heiter, teils wolkig, gewitterhaft und stark windig.
8. meistens bewölkt, mit Sonnenblicken, drohend oder Regenschauer;
9. windig, wolkig, nicht ganz frei von örtlichen Regenschauern;
19. Morgennebel, etwas aufheiternd, Gewitter nnt Hagel stellenweise, windig, starker Wechsel überhaupt;
11. gewitterhaste Schauer, windig zeitweise sonnig, wechselnd;
12. Morgens neblig, meistens bewölkt bis gewitterhaft, windig bis stürmisch;
13. Nebel, kühler, wolkig mit sonnig, gewitterhafte Schauer oder Rieseln;
14. Morgennebel, teils heiter, teils bewölkt, bis gewitterhafte Schauer;
Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Me eh in Neuenbürg.