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gezogen hätte, würde er Wohl das Un- sinnnige des Kaufbetrags begriffen haben.
Ausland.
Ministerpräsident Rudini erklärte in der italienischen Kammer, die Freundschaft Oesterreichs mit Italien stehe felsenfest. — Der König von Italien ließ offiziös dementieren, daß er, wie ein Franzose namens Millevoye behauptete, dem kürzlich verstorbenen Prinzen Napoleon einmal milgeteilt habe, daß England mittels schriftlichen Vertrags sich an den Dreibund angeschloffen und im Kriegsfall jede Beschützung der italienischen Küste gegen Angriffe der französischen Flotte versprochen habe. Immerhin scheint aber so viel sicher zu sein, daß England, wenn auch nicht durch einen formellen Vertrag, so doch sonstwie in bindender Weise seine werkthütige Unterstützung der mitteleuropäischen Friedensmächte für den Fall eines Friedensbruches seitens Frankreichs oder Rußlands zugesagt hat und daß deshalb der europäische Friede auf einer ebenso breiten als festen Grundlage ruht.
In Oberitalien haben letzter Tage ziemlich starke Erdbeben staltgefunden, aber in dem Augenblick auch wieder nachgelassen , als der Vesuv, dieses Erdbeben- Ventil, wieder Lava auszuwerfen anficng.
Neapel, 11. Juni. Aus der geöffneten Spalte des Vesuvkegels erfolgt fortwährend ein Lavaerguß. Die letzte Nacht brachte einen leichten Aschenregen. Es wird ein baldiger Ausbruch des Vesuvs erwartet.
Warschau, 10. Juni. Der Schah von Persien wies den vertriebenen russischen Juden ein weiläufiges Territorium behufs Ansiedelung an.
Liv erp o o l, 11. Juni. Nach Meldungen aus Loanga sind alle Mitglieder der französischen. Ende Juli v. I. nach dem Tsadsee abgegangenen Expedition von Eingeborenen getötet und meistens aufgefressen worden.
MiMllcn.
Ein Verbrecher.
Erzählung von Feodor Bern.
Es war im Jahre 1837 in einem Dorf, nahe an der preußisch-hannoverschen Grenze. Das Dorf selbst war preußisch. Der Herbstwind fuhr schon seit Wochen über Felder und Fluren, die Bäume waren fast gänzlich entlaubt, und man wartete nur auf den ersten Nachtfrost damit er die Stiele der letzten noch hartnäckig hängenden Blätter löse. Der Winter konnte jeden Tag mit Frost Und Schnee hereinbrechen. allein das Wetter war noch auffallend heiter und mild. Nur die kurzen Tage verrieten, daß man sich schon im November befand.
Ziemlich am Ende des Dorfes lag ein kleines, nur einstöckiges Haus Eine kleine Stallung war daran gebaut. Dahinter befand sich ein Garten, der auf das Feld führte. Er war ziemlich groß. Wie auf den Dörfern dortiger Gegenden gebräuchlich, wurde er von dem Besitzer nur benutzt, um Kartoffeln und Futter für das Vieh in ihm zu bauen. Für Blumen
fehlte der Sinn und auch wohl die Zeit zu ihrer Pflege.
Dies Haus gehörte dem Waldhüter Hans Steingruber. Er bewohnte es allein, da es für zwei Familien kaum Raum bot. Er selbst hatte zwar nur eine einzige Tochter, allein er lebte nicht gerade in drückenden Verhältnissen und es lag ihm daran, in seinem Hause allein eigener Herr zu sein.
Um diese Zeit saß in der Stube dieses kleinen Hauses Marie, des Waldhüters Tochter. Der Abend Wat hereingebrochen Sie hatte die kleine Lampe angezündet und setzte sich nun, nachdem sie noch einen flüchtigen Blick durch das Fenster geworfen hatte, wieder hinter den Rocken, an dem sie schon vorher gesponnen.
Wie sie so dastand und etwas vornübergebeugt durch das Fenster schaute, konnte man ihre schlanke und doch kräftige Gestalt deutlich sehen. Sie galt mit Recht als das hübscheste Mädchen im Dorf und in ihrem frischen Gesicht, in den großen leuchtenden Augen, dem kleinen, feingeschnittenen Mund lag ein eigentümlicher Reiz. Sie konnte kaum erst achtzehn oder neunzehn Jahre zählen, dennoch lag in ihrem Wesen etwas Festes, Entschlossenes.
Hinter dem Ofen saß ihre Mutter, eine durch Krankheit ergraute und gekrümmte Frau. Sie hatte den Blick auf ihre Tochter geheftet und es entging ihr nicht, daß Marie ungeduldig auf jedes Geräusch lauschte und wiederholt durch das Fenster schaute, als vermöchte sie die völlige Dunkelheit, welche draußen jetzt hereingebrochen war, zu durchdringeu.
„Glaubst Du, daß er heute kommen wird?" fragte die Frau. Marie richtete ihre Augen auf ihre Mutter, blickte sie einen Augenblick schweigend an, als ob sie deren Gedanken und Befürchtungen erraten wollte und erwiderte dann ruhiger:
„Gewiß, er wird heute kommen."
„Hat er es Dir versprochen?"
„Das nicht — allein er ist seit mehreren Tagen nicht hier gewesen."
Die Frau erwiderte lachend: „Das ist er freilich nicht!"
Wieder blickte Marie ihre Mutter forschend an. „Weshalb lachst Du?" fragte sie. „Was weißt Du über Heinrich?"
„Nichts, nichts, als daß Du eine Närrin bist, die glaubt, der Bursch liebe sie und nur sie allein. Haha."
„Was hast Du, Mutter?" fragte das Mädchen noch einmal und ihre Stimme klang scharf, fest.
„Haha!" Nichts, nichts! Ich wollte Dir nur sagen, daß er am letzten Sonntag den ganzen Nachmittag und die ganze Nacht wieder getanzt hat, mit andern
Mädchen natürlich. Und lustig ist's hergegangen. Haha!"
Auf Marie schienen diese Worte nicht den Eindruck zu machen, den die Frau erwartet hatte, denn ruhig erwiderte sie: „Da ich nicht zum Tanz gehen darf, muß er wohl mit andern Mädchen tanzen. Und weshalb soll er nicht lustig sein? Deshalb kann er mich doch lieb haben!"
„Du wirst ihn noch in Schlitz nehmen und an ihn glauben," eiferte die Alte, „wenn Du es mit eigenen Augen siehst, daß er sich nichts aus Dir macht. Jetzt sind's fast acht Tage her, daß er nicht hier gewesen. Wo ist er denn? Was treibt er? Kein Mensch weiß es und dennoch hat er stets Geld und wirft's aus dem Tanzboden und im Wirtshaus mit vollen Händen zum Fenster hinaus. Er muß es recht leicht verdienen. Man hört so verschiedenes — doch ich will nichts gesagt haben."
lieber Maries Gesicht glitt eine flüchtige Röte. Sie hielt den Rocken an. ihr Auge leuchtete und fest fragt sie: „Was hast Du gehört? Was willst Du nicht sagen? Du magst cs immerhin thun. Daß Dir Heinrich nicht recht ist, weiß ich längst, allein ich weiß auch, daß ich fest auf ihn bauen kann."
„Bau nur immerhin auf ihn," rief die Alte nicht ohne Spott. „Die Zeit wird Dich schon klug machen. Und es ist recht gut. wenn er gar nicht wieder kommt, denn Dein Vater hat geschworen, ihm die Thür zu weisen, wenn er ihn hier trifft!"-
(Fortsetzung fotgt.t
Als Napoleon I. in Italien war, sagte er zu den Italienern: Ihr seid alle Räuber! Ein witziger Italiener antwortete: non lutti (nicht alle) ms, bona parte (Bonaparte), ein guter Teil!
Mathematischer Scherz.
— Zwei Lehrer begegnen sich. — Erster: Wieviel Kinder haben Sie denn jetzt in Ihrer Schule, Herr Collega?
Zweiter: Ein Sechstel meiner Schulkinder ist krank, 11 helfen ihren Eltern bei der Feldarbeit, 7 sind krank, und von denen, die jetzt in der Schule sich befinden, sind 20, die schreiben und 17, die rechnen.
Erster: Eine starke Schule, aber ich habe doch noch 4 Schüler mehr. Frage.
Wieviel Kinder hat jeder in seiner Schule?
Auflösung des Rätsels in Nr 91
Norden — Dornen.
Calw. Notizen über Preis und Gewicht der verschiedenen Getreidegattungev
Quantum
Gattung
Gewicht per Simri
Preis per Simri
höchstes
mittleres
niederstes
höchster
mittlerer
niederster
Pfd.
Pfd.
Pfd.
c^6.
Simri
Kernen .
—
—
- .
—
—
—
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Dinkel .
21
21
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1
70
1
70
1
70
Haber
25
23
23
2
12
1
91
1
86
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Roggen .
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Gerste .
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Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Meeh in Neuenbürg.