392

gezogen hätte, würde er wohl das Un- sirmnige des Kaufbetrags begriffen haben.

Ausbau d.

Ministerpräsident Rudini erklärte in der italienischen Kammer, die Freund­schaft Oesterreichs mit Italien stehe felsen­fest. Der König von Italien ließ offiziös dementieren, daß er, wie ein Franzose namens Millevoye behauptete, dem kürzlich verstorbenen Prinzen Napo­leon einmal milgeteilt habe, daß England mittels schriftlichen Vertrags sich an den Dreibund angeschlossen und im Kriegsfall jede Beschützung der italienischen Küste gegen Angriffe der französischen Flotte versprochen habe. Immerhin scheint aber so viel sicher zu sein, daß England, wenn auch nicht durch einen formellen Vertrag, so doch sonstwie in bindender Weise seine werkthätige Unterstützung der mitteleuro­päischen Friedensmächte für den Fall eines Friedensbruches seitens Frankreichs oder Rußlands zugesagt hat und daß deshalb der europäische Friede auf einer ebenso breiten als festen Grundlage ruht.

In Oberitalien haben letzter Tage ziemlich starke Erdbeben stattgefunden, aber in dem Augenblick auch wieder nachge­lassen , als der Vesuv, dieses Erdbeben­ventil, wieder Lava auszuwerfen anfieng.

Neapel, 11. Juni. Ans der ge­öffneten Spalte des Vesuvkegels erfolgt fortwährend ein Lavaerguß. Die letzte Nacht brachte einen leichten Aschenregen. Es wird ein baldiger Ausbruch des Vesuvs erwartet.

Warschau. 10. Juni. Der Schah von Persien wies den vertriebenen russi­schen Juden ein weiläusiges Territorium behufs Ansiedelung an.

Liverpool, 11. Juni. Nach Meld­ungen aus Loanga sind alle Mitglieder ver französischen, Ende Juli v. I. nach dem Tsadsee abgegangenen Expedition von Eingeborenen getötet und meistens aufgefressen worden.

MiMllen.

Ein Verbrecher.

Erzählung von Feodor Bern.

Es war im Jahre 1837 in einem Dorf, nahe an der preußisch-hannoverschen Grenze. Das Dorf selbst war preußisch. Der Herbstwind fuhr schon seit Wochen über Felder und Fluren, die Bäume waren fast gänzlich entlaubt, und man wartete nur auf den ersten Nachtfrost damit er die Stiele der letzten noch hartnäckig hängenden Blätter löse. Der Winter konnte jeden Tag mit Frost Und Schnee Hereinbrechen, allein das Wetter war noch auffallend heiter und mild. Nur die kur­zen Tage verrieten , daß man sich schon im November befand.

Ziemlich am Ende des Dvrfes lag ein kleines, nur einstöckiges Haus Eine kleine Stallung war daran gebaut. Dahinter befand sich ein Garten, der auf das Feld führte. Er war ziemlich groß. Wie auf den Dörfern dortiger Gegenden gebräuch­lich, wurde er von dem Besitzer nur be­nutzt, um Kartoffeln und Futter für das Vieh in ihm zu bauen. Für Blumen

fehlte der Sinn und auch wohl die Zeit zu ihrer Pflege

Dies Hans gehörte dem Waldhüter Hans Steingruber. Er bewohnte es allein, da cs für zwei Familien kaum Raum bot. Er selbst hatte zwar nur eine einzige Tochter, allein er lebte nicht gerade in drückenden Verhältnissen und es lag ihm daran, in seinem ^ause allein eigener Herr zu sein.

Um diese Zeit saß in der Stube dieses kleinen Hauses Marie, des Waldhüters Tochter. Der Abend wat hereingebrochen. Sie hatte die kleine Lampe angezündet und setzte sich nun. nachdem sie noch einen flüchtigen Blick durch das Fenster geworfen hatte, wieder hinter den Rocken, an dem sie schon vorher gesponnen.

Wie sie so dastand und etwas vorn­übergebeugt durch das Fenster schaute, konnte man ihre schlanke und doch kräftige Gestalt deutlich sehen. Sie galt mit Recht als das hübscheste Mädchen im Dorf und in ihrem frischen Gesicht, in den großen leuchtenden Augen, dem kleinen, feinge­schnittenen Mund lag ein eigentümlicher Reiz. Sie konnte kaum erst achtzehn oder neunzehn Jahre zählen, dennoch lag in ihrem Wesen etwas Festes, Entschlossenes.

Hinter dem Ofen saß ihre Mutter, eine durch Krankheit ergraute und ge­krümmte Frau. Sie hatte den Blick auf ihre Tochter geheftet und es entging ihr nicht, daß Marie ungeduldig auf jedes Geräusch lauschte und wiederholt durch das Fenster schaute, als vermöchte sie die völlige Dunkelheit, welche draußen jetzt hereingebrochen war, zu durchdringen.

Glaubst Du, daß er heute kommen wird?" fragte die Frau. Marie richtete ihre Augen auf ihre Mutter, blickte sie einen Augenblick schweigend an, als ob sie deren Gedanken und Befürchtungen er­raten wollte und erwiderte dann ruhiger: Gewiß, er wird heute kommen."

Hat er es Dir versprochen?"

Das nicht allein er ist seit mehre­ren Tagen nicht hier gewesen."

Die Frau erwiderte lachend:Das ist er freilich nicht!"

Wieder blickte Marie ihre Mutter for­schend au.Weshalb lachst Du?" fragte sie.Was weißt Du über Heinrich?"

Nichts, nichts, als daß Du eine Närrin bist, die glaubt, der Bursch liebe sie und nur sie allein. Haha."

Was hast Du, Mutter?" fragte das Mädchen noch einmal und ihre Stimme klang scharf, fest.

Haha!" Nichts, nichts! Ich wollte Dir nur sagen, daß er am letzten Sonn­tag den ganzen Nachmittag und die ganze Nacht wieder getanzt hat, mit andern

Mädchen natürlich. Und lustig ist's her­gegangen. Haha!"

Auf Marie schienen diese Worte nicht den Eindruck zu machen, den die Frau er­wartet hatte, denn ruhig erwiderte sie: Da ich nicht zum Tanz gehen darf, muß er wohl mit andern Mädchen tanzen. Und weshalb soll er nicht lustig sein? Des­halb kann er mich doch lieb haben!"

Du wirst ihn noch in Schlitz nehmen und an ihn glauben," eiferte die Alte, wenn Du es mit eigenen Augen siehst, daß er sich nichts aus Dir macht. Ich sind's fast acht Tage her, daß er nicht hier gewesen. Wo ist er denn? Was treibt er? Kein Mensch weiß es und den­noch hat er stets Geld und wirft's aus dem Tanzboden und im Wirtshaus mit vollen Händen zum Fenster hinaus. Er muß es recht leicht verdienen. Man hört so verschiedenes doch ich will nichts gesagt haben."

lieber Maries Gesicht glitt eine flüch­tige Röte. Sie hielt den Rocken an, ihr Auge leuchtete und fest fragt sie:Was hast Du gehört? Was willst Du nicht sagen? Du magst es immerhin thun. Daß Dir Heinrich nicht recht ist, weiß ich längst, allein ich weiß auch, daß ich fest auf ihn bauen kann."

Ban nur immerhin auf ihn," rief die Alte nicht ohne Spott.Die Zeit wird Dich schon klug machen. Und cs ist recht gut, wenn er gar nicht wieder kommt, denn Dein Vater hat geschworen, ihm die Thür zu weisen, wenn er ihn hier trifft!"-

(Fortsetzung folgt.!

Als Napoleon I. in Italien war, sagte er zu den Italienern: Ihr seid alle Räuber! Ein witziger Italiener antwor­tete : non tutti (nicht alle) ma bona parte (Bonaparte), ein guter Teil!

Mathematischer Scherz.

Zwei Lehrer begegnen sich. Erster: Wieviel Kinder haben Sie denn jetzt in Ihrer Schule, Herr Collega?

Zweiter: Ein Sechstel meiner Schul­kinder ist krank, 11 helfen ihren Eltern bei der Feldarbeit, 7 sind krank, und von denen, die jetzt in der Schule sich befinden, sind 20, die schreiben und 17, die rechnen.

Erster: Eine starke Schule, aber ich habe doch noch 4 Schüler mehr. Frage.

Wieviel Kinder hat jeder in seiner Schule?

Auflösung des Rätsels in Nr 91

Norden Dornen.

Calw. Notizen über Preis und Gewicht der verschiedenen Getrcidegattungen

Quantum

Gattung

Gewicht per Simri

Preis per

Simri

höchstes

mittleres

niederstes

höchster

mittlerer

niederster

Pfd.

Pfd.

Pfd.

Simri

Kernen .

--

Dinkel .

21

21

21

1

70

1

70

1

70

Haber

25

23

23

2

12

1

91

1

86

Roggen .

kt

Gerste .

Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Meeh in Neuenbürg.