332
wahre Wert dieses Bündnisses, als vielmehr in dem Geiste, der es durchweht. Dieser Geist ist hüben wie drüben allmächtig in das Volksempfinden eingedrungen und hat uns darüber belehrt, daß auch nebst der Abwehr gemeinsamer Gefahr in allen Stücken immer nur eine Interessengemeinschaft und nie ein Jnter- essenwiderstreit zwischen uns bestehen könne, und daß eben darum nicht allein die Verpflichtungen, sondern auch die Vorteile auf beiden Seiten nur gleichwertige fein können!"
Ausland.
Brüssel, 14. Mai. Die Regierung fordert für Befestigungen im Maasgebiet einen Kredit von 4 Millionen.
Paris, 14. Mai. Es sind Maßnahmen getroffen, um die belgischen Ausständigen zu verhindern französischen Boden zu betreten. Mehrere Ausständige, die sich nach Frankreich begeben haben, wurden ausgewiesen.
MisMkn.
Echt.
Erzählung von Jenny Hirsch.
^Fortsetzung.)
Peppi gab ihre Zustimmung und em- pfieng den ausbedungenen Preis. Rat Engelhardt und seine Frau waren aber so sehr ersüllt von dem Wunsche, die wichtige Entdeckung, die sie gemacht hatten, weiter zu verfolgen und zu verwerten, daß sie zwölf Stunden früher von Wien abreisten, als ursprünglich in ihrem Plan gelegen hatte, und statt am Abend schon am frühen Morgen in H. ankamen.
Herr Engelhardt konnte kaum die Stunde erwarten, zu welcher er mit Bestimmtheit annehmen durfte, daß er den Kommerzienrat in seinem Komptoir treffe; ihn in seiner Wohnung aufzusuchen, hielt er nicht für ratsam, denn er sah ein, daß man es bei Emsmann mit einem schlauen Fuchs zu thun hatte, der allerdings so verblendet gewesen war, einen Fuß in das Eisen zu stecken, von dem man annehmen durfte, daß er sich nötigenfalls mit Hinterlassung desselben, frei machen würde, wenn man ihn nicht sofort festpackte und ihm noch irgend eine Möglichkeit zum Entrinnen ließe.
„Da sind Sie ja Engelhardt," ries ihm der Kommerzienrat entgegen, als er endlich in dessen Komptoir trat, „wenn sind Sie denn angekommen?"
„Heute Morgen um 7 Uhr."
„Und Sie suchen mich schon auf? Das ist ja sehr freundlich. Oder wollen Sie mir Vorwürfe machen, daß ich Sic in Wien im Stiche gelassen habe? Es gieng auf Ehre nicht anders."
„Mein Aufenthalt in Wien ist allerdings die Veranlassung für mich, Sie ungesäumt aufzusuchen, Herr Kommerzienrat. Ich habe Sie in einer wichtigen Angelegenheit zu sprechen. Sind wir hier ungestört ?"
Obgleich der Kommerzienrat sich in seinem Privatkomptoir allein befunden hatte, so stand er bei dieser Frage doch auf, öffnete die Tapetenthür, die in eine Art von Wandschrank, der dicht ausge
polstert war, führte und von wo aus sich eine zweite Thür uach einem kleinen Ka- binet ohne weiteren Ausgang öffnete. Er winkte seinem Gast, ihm dahin zu folgen und erst als er die Thür wieder sorgfältig verschlossen und Beide auf dem ringsum das Kabinet laufenden Divan Platz genommen hatten, sagte er:
„Hier sind wir unbelauscht, das ist mein Gewölbe, wo die Geheimnisse sicher aufbewahrt liegen. Aber was ist Ihnen, lieber Rat? Sie sind so ernst, so feierlich , haben Sie in Wien etwa schwere Verluste gehabt? Hat Ihnen der Krach mitgespielt?„
„Die Angelegenheit, die mich zu Ihnen führt, betrifft nicht mich, sondern Sie Herr Kommerzienrat."
„Mich? Ist irgend ein Fallissement vorgekommen, bei dem Sie mich stark engagiert glauben?"
„Es ist keine Geschäfts-Angelegenheit, sondern eine Privatsache."
„Was giebt es für uns alte kinderlose Leute wohl noch für wichtige Privatangelegenheiten," seufzte der Kommerzienrat, „aber bitte, lassen Sie mich hören."
„Erlauben Sie, daß ich meine Mitteilungen mit einer Frage beginne. Wer von Ihrer Dienerschaft hat Sie und Ihre Frau Gemahlin nach Wien begleitet."
„Ei, die Kammerfrau und Emsmann, wer denn sonst."
„Haben Sie an letzterem in Wien gar nichts Auffälliges bemerkt?"
„Nicht eben, daß ich wüßte. Er jammerte über die Sittenverdcrbnis in Wien und erbat sich fast jeden Tag Urlaub, um protestantische Kirchen oder Bethäuser aufsuchen zu dürfen, erzählte auch, daß er zuweilen in die katholischen Kirchen gehe, weil man da doch auch Gott diene, wenn auch nicht in seiner Weise wahrlich nicht!" platzte der Rar heraus, „o, dieser Schlaukopf, dieser Heuchler!"
„Lassen Sie das nicht meine Frau hören. Sie hält große Stücke auf Emsmann und mir gilt er ebenfalls für einen braven, zuverlässigen Menschen."
„So muß ich Sie eines Andern belehren," entgegnete Herr Engelhardt und erzählte in gedrängter Kürze die Unterredung seiner Frau mit Peppi.
„Der Kommerzienrat hörte ihm aufmerksam zu, als aber davon die Rede war, Emsmann habe sich für einen Katholiken ausgegeben und sei mit Peppi zum Tanz gegangen, da fuhr er auf und rief:
„Ihr Wort in Ehren, lieber Freund, aber da haben Sie sich etwas aufbinden lassen, das ist nicht möglich."
„Bitte hören Sie mich nur zu Ende." bat der Erzähler, „ich würde Sie nicht bemüht haben, wenn ich Ihnen weiter nichts zu berichten wüßte. Emsmann hat sich nicht nur für einen Katholiken, sondern auch für einen reichen Mann ausgegeben."
„Nun er wird sich etwas erspart haben, das gilt bei den Leuten schon für reich."
„Sie wissen also nichts davon, daß er von einem Verwandten, ich weiß nicht wo, eine reiche Erbschaft gemacht hat?"
„Kein Wort, glaube auch nichts davon. Er scheint sich mit dem Mädchen wirklich einen etwas weitgehenden Scherz erlaubt zu haben."
„Peppi ist doch nicht so leichtgläubig, wie Sie glauben. Emsmann hat ihr von seinen Schätzen, die hauptsächlich in Edelsteinen bestehen sollen, nicht nur erzählt, sondern ihr in diesem Ringe eine Probe davon gegeben," sagte der Rat langsam, jede^ Wort betonend und reichte dem Kommerzienrat den Ring. „Haben Sie je einen so schönen Rubin gesehen, wie dieser hier?"
(Fortsetzung folgt.)
(Erklärt.) Sie: „Merkwürdig — im Monat September hat unsere Fleischerrechnung zehn Mark weniger betragen, als in den andern Monaten." — Er: „Das ist sehr einfach — im September war der Schatz unserer Köchin im Manöver."
Auflösung des Arithmogryphs in Nr 74.
Eislauf, Seil, Saul, Feile, Leu, Faul, Sau, Falle, Affe, Ella. ,
Richtig gelöst von: Paul Beil, Neuenbürg.
Fest-Rätsel.
Aus untenstehenden 29 Silben sind 9 Wörter zu bilden und zwar: 1. Name eines Apostel?, 2. Italienische Stadt, S Unverwelkliche Blume», 4. Berühmter Nordpolfahrer, 5. Kanton der Schweiz, 6. Stadt in Spanien, 7. Berühmter Maler, 8. Erdteil, 9. Strom in Amerika. Die Anfangsbuchstaben von oben nach unten ergebe» ein hohes Fest:
im, uor, bän, Ins, ra, ors, pa, reu», ra, s»i, mor, 8», ou, grau, üo, toi, a, ro, pau, Zos, äen, ui äon, sa, ölck, ioo to, ui.
Zur Sfingstfeier.
Und wieder grünt's an allen Enden Und blüht und duftet durch die Welt —
Es baute wie mit Geisterhänden Sich über Nacht ein Blütenzelt,
Und drüber strahlt in Himmels Bläue
Des Weltenraumes weiter Bann-
O Gott, wie doch der Lenz aufs Neue Das Herz uns stets beglücken kann!
Gleichwie am ersten Pfingstentage Die Jüngerschar den Mut erst fand,
Daß sie hinaus die Lehre trage,
Die sie als wahres Heil erkannt, —
So hat sich heut erst voll erschlossen Zu niegeahnter Herrlichkeit,
Was in der Osternacht entsprossen Der Hülle kaum in Schüchternheit.
Doch mitten in den Sang der Freude,
Der aufjauchzt zu des Herrgotts Thron, Und in der Glocken Pfingstgeläute Mischt sich ein ernster Trauerton — Alldeutschland hat den Held verloren,
Der es nach banger Kriegesnacht Geführt hat zu der Freiheit Thoren,
Zum Gipfel edler Friedensmacht!
An jenem Tag, da Deutschlands Fahnen Seit langem wieder ruhmbedeckt, —
Da war das Ostern der Germanen!
Der Heldengeist war neu geweckt!
Da sproßte frisch die deutsche Eiche,
Die, ach, so lange, schon gedorrt — ^ Heut grünt sie in Jung-Wilhelms Reiche Im Pfingstenschmuck an jedem Ort!-
Und daß der Herr es so behüte Das liebe deutsche Vaterland,
Daß es in ewig junger Blüte Im maienfrischen Pfingstgewand Erhalten bleib' für fernste Zeiten,
So weit ein deutsches Banner weht,
Das sei am Tag, dem gottgeweihten, Heut' jedes Deutschen Pfi«gstge-et!.-
F. H-
Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Meeh in Neuenbürg.