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In Portugal herrscht eine furchtbare Geldklemme; alle Wechselzahlungen wurden auf 2 Monate susspendiert und man fürchtet den Ausbruch eines Staats- bankerotts, welcher wahrscheinlich eine Revolution gegen die an der traurigen Finanzlage des Landes wahrlich unschuldige Königsfamilie im Gefolge haben dürfte.
London, 12. Mai. Wie aus New- Jork gemeldet wird, schlossen etwa 3500 Holzhändler ihre Werkstätten, wodurch 125000 Personen brodlos wurden.
Mizellen.
Echt.
Erzählung von Jenny Hirsch.
(Fortsetzung.)
Er ward noch ernster, als seine Frau ihm die mit dem Stubenmädchen gepflogene Unterhaltung erzählte und ihm den Ring zeigte.
„Und nun will ich Dir auch erzählen," schloß Frau Engelhardt, nachdem sie mit ihrem Manne dahin überein gekommen war, daß ihnen das Schicksal, in wunderbarer Weise den Schlüssel zur Lösung des Rätsels, das H. so lange in Spannung gehalten, in die Hand gespielt hatte, „nun will ich Dir auch erzählen, weßhalb ich mich mit Klara überworfen habe, Du hast oft in mich gedrungen, ich konnte mich aber nicht entschließen, das Wort über die Lippen zu bringen. Klara hatte mich in Verdacht, den Becher genommen zu haben."
Rat Engelhardt, fuhr auf. „Dich! Das ist ja aber Wahnsinn! Wie kam sie dazu?"
„Ei, wenn ich mir die Sache jetzt ruhig überlege, so war der Schein allerdings stark gegen mich," versetzte die junge Frau und berichtete offenherzig von ihrem Besuche bei der Schwester, ihrem Eingeständnis in Geldverlegenheit zu sein, Klaras Entfernung aus dem Zimmer, um ihr das verlangte Darlehen zu holen usw."
„Und am nächsten Tage hattest Du Geld und zahltest Klara das Darlehen zurück?" ergänzte ihr Gatte die Mitteilung.
Nanny nickte.
„Ich muß Dir gestehen, die Verdachtsmomente gegen Dich waren geradezu erdrückend."
„Klara hätte das doch nicht von ihrer Schwester glauben dürfen."
Der Rat zuckte die Achseln. „Vielleicht nicht, aber glaubte es doch der Kommerzienrat von seinem Neffen, gegen den lange nicht so viel Beweise Vorlagen. Es ist ein wahres Wunder, daß Dein Name nicht in der Sache genannt worden."
„Wer hätte mich nennen sollen? Außer Klara hatte mich ja kein Mensch gesehen."
„Und Klara schwieg — schwieg, obgleich sie dich für die Thäterin hielt!" rief Engelhardt. „Sie schwieg, wo ein Wort von ihr Georg Blancke, der ihr, wie Du mir sagst, so nahe stand, von dem Verdacht hätte reinigen können, sie schwieg, während man sie selbst beargwöhnte, sie verzichtete auf Liebe, Ehre, Glück, nur um Dich nicht bloßzustellen, unv Du hast in ihrer Krankheit kaum nach ihr gefragt,
hast Dich nicht um sie gekümmert, weißt nicht, was aus ihr geworden ist —"
„Um Gotteswillen, Engelhardt, willst Du mich töten!" unterbrach ihn seine Frau krampfhaft schluchzend, „ich hielt mich für die tief Beleidigte, schwer Gekränkte und nun drehst Du es um!"
Und welche Anschauung hältst Du für die richtige?"
„Du magst ja Recht haben!" rief sie, mit der Hand abwehrend, „komme mir jetzt um alles in der Welt nicht mit Deinen Gründen, ich bin nicht in der Verfassung, darauf zu hören. Ich will sogleich an Klara schreiben und sie einladen, zu uns zu kommen."
„Das willst Du bleiben lassen," sagte der Rat ruhig, „Klara hat jetzt der Aufregungen genug gehabt, die soll nicht eher damit beunruhigt werden, als bis wir ihr sagen können: Der Dieb des Bechers ist entdeckt."
„Das können wir."
„Das können wir nicht; wir haben nur erst einen Punkt gefunden, an den sich die weiteren Nachforschungen anknüpfen lassen. Du hast doch dem Mädchen gegenüber nichts verraten?"
„Wo denkst Du hin?"
„So laß uns weiter mit aller Vorsicht verfahren: erheischen es schon im Allgemeinen Pflicht und Gerechtigkeit, daß wir uns angelegen sein lassen, den Verbrecher zu entlarven, so sind wir in Rücksicht auf Klara doppelt verbunden, alles auszubieten, damit dieses Ziel erreicht werde. Zunächst handelt es sich darum, daß wir uns mit guter Manier in den Besitz des Ringes setzen und verhindern, daß Peppi ihrem Vielgeliebten den Vorfall melde "
Zu diesem Zwecke suchte der Rat das hübsche Stubenmädchen auf und sagte ihr, der Stein in ihrem Ringe sei echt und taufend Gulden wert, die wolle er ihr augenblicklich zahlen, wenn sie ihm den Ring verkaufen wolle.
Peppi wollte sich zuerst nicht dazu entschließen, sie habe den Ring von Emsmann geschenkt bekommen und fürchte ihn böse zu machen, wenn sie ihn verkaufe.
„Warum nicht gar." beschwichtigte sie Herr Engelhardt, „Du hast ja meiner Frau selbst erzählt, er habe noch viel solcher Steine, die er auch verkaufen will, da kommt es doch nicht drauf an, ob es dieser oder ein anderer sei. Er kann Dir >a jeden Augenblick wieder einen solchen Ring machen lassen."
„Thue mir den Gefallen," schloß er, meine Frau hat nun einmal ihr Herz daran gehangen, denke, was Du Dir für die tausend Gulden alles kaufen kannst, Du sollst auch noch drei Schnur Granaten mit einem Kreuz daran obendrein bekommen."
„Ich thät's schon," überlegte Peppi, „könnt' mir halt die ganze Aussteuer für das Geld kaufen. Wenn ich nur wüßte, was Emsmann dazu sagt."
„Der wird Deine Klugheit loben und große Augen machen, wenn ec herkommt und sieht, daß Du schon so gut für Euren Hausstand vorgesorgt hast."
„Sie meinen also, er braucht vorher nichts davon zu wissen?
„Ich in Deiner Stelle würde ih„ überraschen."
Peppi schnippte vergnügt mit den Fingern. „Wenn das ginge, wenn ich'z ihm nicht zu schreiben brauche, denn schaun's Ew. Gnaden, das Schreiben wird mir halt a Bissel sauer, die verflixten Buchstaben malen sich so schwer. Und eh' ich einen Brief zu Stand brächt', indem ich ihm das alles auseinandersetzen thät Sie schwieg, es dem Hörer überlassend, sich auszumalen, wie viel Zeit und Mühe das in Anspruch nehmen würde.
„Wenn es Dir sonst recht wäre, könnt! ich es ja auch übernehmen, ihm die mündliche Bestellung zu überbringen, wir reisen ja nach der Stadt, wo er wohnt." sagte Herr Engelhardt, der Peppi nicht merken lassen wollte, wie viel ihnen daran gelegen sei, daß Emsmann fürs Erste von dem Handel nichts erführe.
„Nein, nein, lasten Sie das nur," wehrte Peppi, „er braucht nicht eher etwas davon zu wissen, bis er herkommt."
„Die Sache ist also abgemacht."
(Fortsetzung folgt.)
Geradezu klassisch stilisiert ist folgendes Inserat, das wir in einem schlessischen Blatte finden: „Da der Kurschmied Fritjche in Friedersdorf am 29. März meine Kuh entbunden hat und dabei ein Kalb zur Welt brachte. welches acht vollständig! Beine hat und hinten zwei vollständig! Kälber hat, drei Kuhkälber aber an dm Vorderbeinen zusammengewachsen waren, welche auch bei der Geburt noch lebten und blos einen Kopf hatten, die Kuh aber gesund und munter ist, sage ich dem Kurschmied H. Fritjche meinen ergebensten Dank. Fichtner, Gartennahrungs-Besitzer in Friedersdorf." — Die Geschichte klingt ziemlich verwickelt. —
In Berlin ist jetzt ein Büchelchen erschienen, das den absoluten Reiz der Neuheit beanspruchen darf. Es ist ein „Kochbuch von einem Junggesellen für einen Junggesellen."
Mittelalterliche Sprüche.
Wenn's Gott nit zeit (gibt)
Hilft kein' Arbeit.
Auf Gott vertrau,
Arbeit nicht lau Und leb genau.
Wer will, was er kann,
Fängt nichts vergeblich an.
Benutze redlich deine Zeit,
Willst was begreifen, such's nicht weit.
Alles thu zu seiner Zeit,
Sonntagsarbeit nicht gedeiht.
Man kann im Ruh'n Doch etwas thun,
Man kann im Thun Doch gleichwohl ruhn.
Frühe auf und langsam nieder Bringt verlor'nes Gut schon wieder
Ohn' Nutz die laß nicht vergehn, Vorwärts tracht und bleib nicht stehn.
In deiner Jugend sollst du dich Zur Arbeit halten fleißiglich;
Hernach gar schwer die Arbeit ist,
Wenn du zum Alter kommen bist.
Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Meeh in Neuenbürg.