Sie wollte den Becher verschließen, da fiel ihr ein, daß Thränen darauf getropft waren, die möglicherweise einen Fleck darauf zurücklassen konnten. Schnell zündete sie eine Lampe an, holte ein feines Tuch hervor und rieb emsig die Stellen, welche getrübt worden waren. Sie war noch damit beschäftigt, als die Glasthür durch einen Schatten verdunkelt ward und sich abermals öffnete, um einem Besuche Einlaß zu gewähren. Diesmal war es eine junge Frau in eleganter Straßentoilette, einem Kleide und Ueberwurf von schwarzem Sammet, letzterer mit Zobel besetzt, einem schwarzen Sammetbarett, ebenfalls mit Zobelbesatz, und einem kleinen Federstutz auf dem Kopfe und einem dazu paffenden Muff in der behandschuhten Hand.
„Nanny!" rief Klara verwundert, zu dieser Stunde und auf diesem Wege?"
„Nun gegen die Stunde ist nichts einzuwenden, es ist ja Visitenzeit," lachte die Dame; „auch bin ich doch wohl nicht der erste Besuch, der dich um diese Zeit und auf diesem Wege aufgesucht hat?"
Klara errötete und wollte antworten, die Andere ließ sie nicht dazu kommen.
„Laß es doch gut sein, verteidige Dich nicht," fuhr sie fort, „mein Geschmack wäre der junge Herr Blanke gerade nicht, aber das ist Deine Sache. Wenn ihn der Onkel wieder zu Gnaden angenommen hat."
„Nein, das hat er nicht," fiel Klara ein.
„Und er kommt doch her und Du nimmst ihn an, thue das nicht, Du kompromittierst Dich."
„Ich konnte ihm den Eintritt ebenso wenig wehren wie Dir, er kam auf demselben Wege."
(Fortsetzung folgt.)
Berlin, 31. März. Ein bemerkenswerter Fall nimmt zur Zeit die Aufmerksamkeit der Aerzte in einem Berliner Krankenhause in Anspruch. Ende Februar d. I. versuchte eine dreizehnjährige Schülerin sich zu erschießen, wobei sie sich so schwere Kopfwunden beibrachte, daß sie noch jetzt im Krankenhause liegt. Obgleich das Mädchen die volle Besinnung wieder erlangt hat, weigert es sich standhaft. die Beweggründe des Selbstmordsversuchs zu verraten. Die Aerzte sind nun der Ansicht, daß zu eifriges Romanlesen bei dem Mädchen eine geistige Störung hervorgebracht hat. — Wegen welcher Lappalien die Gerichte bisweilen in Anspruch genommen werden, zeigte eine Verhandlung, welche am Dienstag vor der 99. Abteilung des Schöffengerichts statt- sinden sollte. Ein Kaufmann hatte gegen einen Nachbarn die Privatbelcidigungs- klage angestrengt, weil dieser ihn einen „Häringsbändiger" genannt hatte. Der Sühnetermin vor dem Schiedsmann verlief ergebnislos, beide Parteien nehmen sich je einen Rechtsanwalt, und zwar die am meisten beschäftigten, und nun sollte das Gericht entscheiden, ob das Wort „Häringsbändiger" eine Beleidigung enthalte oder nicht, beziehungsweise wie hoch eine solche Frevelthat zu ahnden sei. Zum Glück fielen die Einigungsversuche des Richters auf einen dankbareren Boden wie beim Schiedsrichter, und nach längerem
Hin- und Herreden kam es zu einem Vergleich. Die bereits entstandenen Kosten dürften aber immerhin schon nicht ganz unbeträchtlich sein.
Ueber „antike Akrobatik" hielt kürzlich der städtische Turnwart Professor Angerstein im Berliner Turnlehrerverein einen Bortrag, in welchen er auf ein in der Neuzeit nicht mehr ausgeführtes Kunststück altgriechischer Akrobaten hinwies: Ein an einer Axe in senkrechter Richtung sich drehendes, übermannshohes Rad wurde in lebhaften Schwung versetzt. Auf dem Radkranze kauerte, fest angeklammert der Artist, der die Umdrehungen eine Zeit lang mitmachtc, dann plötzlich losließ, durch die Centrifrugalkraft mit mächtigem Schwung in die Luft geschleudert, nach mehrfachen Saltomortales auf Händen oder Füßen wieder auf den Erdboden zu stehen kam; ein Stückchen, das heute wohl kein Spezialitäten- theater leisten dürfte. „Rctauristik" nannte man diese Kunst. Auch die in Pyramiden bis zu 15 Personen übereinander gestellten Menschen fanden im alten Rom schon Anerkennung. Einem Blondin standen in keiner Weise die Seiltänzer nach, und es war nichts Ungewöhnliches, mit verbundenen Augen auf seinen Schultern einen anderen Menschen über das Seil zu tragen. Ebenso waren Kunststücke auf dem schwingenden Drahtseil, das Turnen an einer Stange, die ein anderer balanciert, bekannt. Zu Neros Zeiten führten, wie Plinius berichtet, Elephanten einen Seiltanz auf; Kunstreiter werden von Homer beschrieben. Aegyptische Bildwerke lassen das Vornehmen akrobatischer Künste erkennen, auch in Mexiko hat man uralte Spuren davon gefunden.
Der größte Tabakskenner in Berlin ist der Kaufmann L. Alle hiesigen großen Firmen bedienen sich seiner als Sachverständigen auf den Auktionen in Amsterdam. Herr L. kennt sämtliche Tabaksplantagen aus eigener Anschauung. Ein Blick genügt ihm, um zu wissen, woher der Tabak stammt. Er arbeitet einige Monate im Jahre, die übrige Zeit ist er auf Reisen. Sein Einkommen schätzt man auf 150000 Mark.
Das Fällen des Holzes im Winter oder Sommer. Es war ein weitverbreiteter Irrtum, daß das im Winter gefällte Holz zu Bauzwecken haltbarer sei, als im Sommer geschlagenes. L. Graf v. Pfeil erörtert in einer Notiz der „Gaea" obige Frage auf Grund eigener Erfahrungen und erinnert an Göperts Begründung für die bessere Qualität des Sommerholzes. Die Holzzellen enthalten im Winter Stärkemehl, einen leicht verwesbaren, der Feuchtigkeit und dem Angriff von Würmern ausgesetzten Stoff. Dagegen enthält das Holz im Sommer mehr Zucker, der völlig unverweslich ist. Wird darum das Holz im Sommer gefällt, so trocknet es schnell aus und wird, sobald die Rinde entfernt ist, weder von Insekten noch von Fäulnis angegriffen. In den schlesischen Gebirgen wird das Holz fast ausschließlich im Sommer gefällt, schon weil diese Zeit den Arbeiten günstiger ist, während sie im Winter bei meterhohem Schnee unmöglich wären, da
her sind auch die Arbeitskräfte im Winter ' anderweitig verfügbar. Graf v. Pfeil er- ^ zählt folgendes: Im Jahre 1825 brannte ^ im Sommer ein Hof meines Vaters nieder. Mehrere Scheunen, Ställe u. Wohnräume^ zusammen 9 Gebäude, wurden vom Feuer verzehrt. Der Neubau erfolgte aus Kiefernholz, das im Winter gefällt wurde, in, folgenden Sommer. Die Dächer und inneren Teile der Gebäude, insbesondere der Ställe mußten seitdem größtenteils erneuert werden; in den noch bestehenden sitzt der Holzwurm.
Der Betrieb eins Weltblattes. Ei«
von Seilen des Verlags der großen New-Aocki Zeitung „The World" (Die Welt) hübsch ausgestattetes, reich illustriertes Heft enthält eine sehr eingehende Beschreibung des neuen Gebäudes, welches der Besitzer Josef Pulitzer als Heim für sein Blatt errichtet hat, und eine ausführliche Geschichte der Zeitung. Wir blicken da in ganz gewaltige Verhältnisse hinein. „The World" hat jetzt eine tägliche Auflage von über 300000 Exemplaren, die sich bei besonderen Gelegenheiten bis auf Vas Doppelte steigert. DaS Blatt bringt an den Wochentagen durchschnittlich 16 Seiten, an den Sonntagen bis zu 48, Die Anzeigen nahmen im Oktober v. I. 2030 Kolumnen ein. Sein Redaktionsstab zählt 16 Editors, 200 Stadtreporter, 500 auswärtige Korrespondenten. Sie wird gedruckt auf 12 Rotations- Maschinen, welche die tägliche Auflage in 1 dis 2 Stunden bewältigen können. Das Gebäude der „World" gleicht einem Riesenturme, in dem 24 Stockwerke übereinander gestellt sind, so daß das Ganze die Höhe der Münchner Frauentürme mit mehr als 300 Fuß erreicht und das höchste Gebäude von New-Dork ist. Der Bau ist ganz aus Eisen und Stein, aufs prächtigste innen ausgestattet, mit Elektrizität und Dampfheizung versehen. Die Maschinenräume befinden sich im Souterrain, der Setzersaal mit 300 Setzern im 12. Stockwerk, die Redaktion ganz oben in einer domartigen Kuppel. Und dies gewaltige Zeitungsunternehmen ist im Besitz und wird geleitet von einem Mann, der seinem Namen nach jedenfalls von deutscher Abstammung ist, Herrn Joses Pulitzer, der 1883 das damals im Niedergange befindliche Blatt gekauft hat.
(Die Macht des Traums). Themistokles träumte einmal, er säße auf einer Pulvertonne. . . .
— Was? Die Allen kannten ja das Schießpulver noch gar nicht.
Ganz recht, aber träumen konnten sie doch wohl davon.
(Gut pariert.) Tante (die ihrem kleinen Neffen ein Loos geschenkt hat): „Schäme Dich, Fritz! Du versprachst ja brav und artig zu seine, als ich Dir des Loos schenkte, und jetzt bist Du nach m vor ungezogen!" — Fritz: »Das Loos ist ja auch noch ungezogen!"
Gedankensplitter.
In der Jugend erscheint uns das Leb« vielversprechend; im Alter sehen wir, daß es vielversagend war.
Sprich über Abwesende so, als ob sie dir zuhörten.
Verschwiegenheit lernt man am besten von — Plauderhaften.
Rätse l.
Bin ein gar leichter und winz'ger Patron Und wieg' doch mein volles Gewicht, Nimmst du ein einziges Zeichen davon, So trägt manch' Starker mich nicht.
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Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Meeh in Neuenbürg.