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Friedrichsruh, 1. April. Die Lauenburgischen Jäger brachten dcmFürsten Bismarck vormittags 11 Uhr ein Ständchen. Der Fürst erschien auf der Veranda und wurde vom Publikum mit jubelnden Hochrufen begrüßt. — An dem vom Hamburger Reichstagswahlverein veranstalteten Fackelzuge nahmen gegen 3000 Personen teil; der Zug währte Stunden nnd verlief aus das glänzendste. Adolf Wörmann hielt an den vor das Schloßthor getretenen Fürsten eine Ansprache, in der er hervorhob, er komme nicht als Vertreter einer politischen Partei, sondern als Bürger der Nachbarstadt Hamburg, um dem Fürsten ein Zeichen der Dankbarkeit zu geben für die dem Vaterlande geleisteten Dienste. Der Fürst dankte tiefbewegt und versicherte, er sei hochbeglückt, von den Hamburger Mitbürgern dies Zeugnis guter Aufführung während seiner Amtsthätigkeit zu erhalten. Als langjähriger Minister habe er sich viele Feinde gemacht, wisse aber, daß er in der ersten Handelsstadt des Kontingents viele Freunde besitze, wovon er übrigens auch sonst im ganzen deutschen Vaterlande spüren könne.
Der Generallieutenant v. Bogus- lawski hat zu Gunsten der zweijährigen Dienstzeit eine Schrift veröffentlicht. Sie hat schon großes Aufsehen erregt, denn er ist ein erfahrener "Soldat, der wesentlich aus militärischen Gründen für die Einführung der zweijährigen Dienstzeit bei allen Waffen mit Ausnahme der Kavallerie eintritt. Der Verfasser verwahrt sich dagegen, daß seine Forderung mit der des politischen Radikalismus identifiziert werde, aber zugleich auch dagegen, daß die Frage der zweijährigen Dienstzeit zu einem Unterscheidungszeichen der Parteien, zu einem Prüfstein konservativer und liberaler Gesinnung gemacht werde. Es ist beachtenswert, daß die Erörterungen über die Frage der Verkürzung der Dienstzeit jetzt von Offizieren und militärischen Zeitschriften vorwiegend geführt werden. In einem Artikel des „Mil.-Wochenbl." über eine andere Einteilung der Ausbildungsperioden bei der Infanterie nnd den Jägern werden folgende Vorschläge gemacht: Die dreijährige Dienstzeit bleibt grundsätzlich bestehen. Der größte Teil der Mannschaften wird nach zwei Jahren, die ohne Unterbrechung abgeleistet werden, ein weiterer nach zwei Jahren vier Monaten zur Disposition, der Rest nach drei Jahren zur Reserve entlassen.
Württemberg.
Die Kammer der Abgeordneten hat die durch die Osterferien unterbrochene Etatsberatung am Dienstag nachmittag wieder ausgenommen. Der Etat des Auswärtigen wurde rasch erledigt. Beim Etat des Ministeriums des Innern hob Berichterstatter v. Hofacker hervor, daß derselbe über 500 000 Mark Mehrexigenzen gegen das Vorjahr aufweise, wobei namentlich Zwecke der Wasserleitung in Betracht kommen. Abg. Haußmann von Balingen brachte beim Kapitel Bezirksverwaltung das Verhältnis der Oberamtleute zu den Amtsblättern zur Sprache, die Abhängigkeit der letzteren von der Regierung,
worauf Staatsminister von Schmid erwiderte, es sei ihm angenehm, daß diese Frage angeregt werde, und weiterhin erklärte, das offizielle Organ der Regierung sei der Staatsanzeiger. Was die Amtsblätter anbelange, so sei überall keine Rede davon, daß dieselben in irgend welcher direkter Beziehung zu der K. Regierung stehen. Eine offiziöse Presse existiere in Württemberg überhaupt nicht. Es sei lediglich Sache der betr. Eigentümer und Redakteure dieser Blätter, welche politische Richtung sie in ihren Blättern vertreten. Wenn sie nach ihrer Ueberzeugung in der Richtung der Regierungspolitik steuern, so könne das der Regierung ja nur erwünscht sein; aber es gebe auch Amtsblätter, die auf Seiten der Opposition stehen. Der Regierung sei es erwünscht, wenn die Presse selbstständig sei; eine Opposition habe sie nicht zu fürchten und fürchte sie auch nicht. Nachdem Abg. Haußmann noch darauf hingewiesen, daß durch Zuweisung der amtlichen Anzeigen immerhin ein Druck auf die Blätter ausgeübt werde, wurde der Gegenstand verlassen. Bei Kapitel 25, Oeffentliche Wasserversorgung, wurden Mitteilungen über den Stand der Heuberg- und der Härdtsfeld-Aalbuch-Wasserversorgung gegeben und die Berücksichtigung verschiedener Wünsche vom Minister in Aussicht gestellt. — Bei Kap. 26: Landjägerkorps entspann sich weiterhin eine Debatte über die Mehrexigenz von 20 940 ^ für Be- rittenmachung von 8 Landjägern in Oberschwaben. Dieser Posten wurde schließlich mit 52 gegen 24 Stimmen genehmigt. Der Minister kündigte unter dem Beifall der Mehrheit an, daß später auch andere Landesteile berittene Landjäger erhalten sollten. — Bei Kapitel 31, Kosten des Veterinärwesens, machte der Minister Mitteilungen über die Verbreitung der Maul- und Klauenseuche. Von mehreren Rednern wurde eine Milderung der Maßregeln gegen die Seuche befürwortet, während andere im Gegenteil möglichst scharfe Maßregeln empfahlen. — Bei Kap. 34, landwirtschaftl. Zentralst e l l e, sind zu Gunsten verschiedener landwirtschaftlicher Zwecke, für Schweinezucht, für Rindvichzucht und Molkereiwesen u.s.w. erhebliche Mehrforderungen in den Etat eingestellt, die von mehreren Rednern begrüßt und schließich einstimmig angenommen wurde.
Stuttgart, 1. April. Am Denkmal des Fürsten Bismarck wurde heute namens der bürgerlichen Kollegien Stuttgarts ein Lorbeerkranz mit Schleifen in den Stuttgarter Farben niedergelegt; gleichzeitig ist ein Beglückwünschungstelegramm an den Fürsten, als den Ehrenbürger der Stadt Stuttgurt, abgegangen.
O e st e r r e i ch.
In Wien sind die Verhandlungen betreffs eines Handelsvertrages zwischen Deutschland und Oesterreich-Üngarn nunmehr so weit gediehen, daß dessen end- giltiger Abschluß schon in den nächsten Tagen erwartet wird. Soviel bis jetzt in die Oeffentlichkeit dringt, setzt Deutschland den Getreidezoll auf 3'/s per Doppel- Zentner herab, wogegen Oesterreich-Ungarn
der deutschen Industrie bedeutende Vorteil! einräumt.
In Wien fanden am 1. April Mi Bismarcksfeste statt.
Ausland.
Die belgische Polizei hat einig! Sozialdemokraten abgefaßk, welche M weniger als 5 Zentner Dynamit gestoW hatten und die 8000 Dynamitpatronen i, ein Versteck bringen wollten. Mit shf Zentner Dynamit kann man eine groß Stadt in einen Trümmerhaufen vn- wandeln. Die Sozialdemokraten pflege«! sonst immer zu versichern, daß sie ,M> auf gesetzlichem Wege" ihre Ziele erreiche«! wollen. Was von solchen Versicherungen zu halten ist, zeigt der Dynamitdiebstahl
Nach Meldungen aus Chicago greif! die Influenza immer mehr um sich; die Todesfälle hätten sich bis zu 150 täglich gemehrt, zahlreiche Aerzte seien erkrank Aus Pittsburg werden 10000 Erkrank ungsfälle und aus Cleveland in Ohio 2000 gemeldet.
Chicago, 31. März. Die Grippe tritt fortgesetzt epidemisch auf. Gestein sind 300 Personen gestorben, etwa M Leichen sind noch nicht beerdigt.
Misjkllen.
(Jnseratenhumor.) Ein Züricher Haarkünstler empfiehlt im dortigen „Tagblatt' sein unübertreffliches Haarfärbemittel und schreibt in seiner Anpreisung wörtlich! Folgendes: „Haarfärben. Unterzeichneter färbt mit Garantie des Passens und der Haltbarkeit Heller gewordene Haararbeiten - genau auf ihre Farbe zurück. Fiirdezeit zwei bis drei Tage. Ferner empfehle längst bewährte Mittel, den ergrauten Haaren ihre frühere Farbe wiederzugeben und fallen die Haare vorzüglich schön aus." — Von der Notwendigkeit des Kopfes sucht uns ein anderer Frist» und Perückenfabrikant zu überzeugen, welcher im „Tagebl." bittet, ihm Aufträge von Perücken und dergleichen für das Sechseläuten möglichst bald zukommen zu lassen und dazu Folgendes schreibt: „Man bedenke wohl, daß der Kopf, namentlich bei einem historischen Charakter, ebenst nötig ist wie das Costüm." Allerdings! Man sollte es wenigstens glauben
Alte Bauernregeln für Monat Apü Warmer Regen im April läßt aus eine gn. Ernte und einen guten Herbst schließen. - Wenn die Kirschen gut abblühen, thut dies aus Korn und Wein. — Bringt Rosamunde Sturm und Wind, so ist Sybilla (29.) uns g-- lind. — Sind die Reben um Georgi (21.) M blind, so soll sich freuen Mann, Weib und Kind.
— Wie lange die Frösche vor St. Maw quarren und schreien, so lange müssen sie nochmals stille sein. — Ist ein dürrer und troäner April, so steht das Wachstum still. — Donnerte, im April, so hat der Reif fern Ziel. — Am ! und 25. St. Georgs und St. Marc's, dräue» uns viel arg's. l
Gemeinnütziges.
(Um vergilbte Wäsche wieder weiß zu machen) weicht man sie in sauer gewordene ButtermB und läßt sie darin liegen, und zwar gröbere länger als feinere. Alsdann wäscht man sie M.. Seife in lauwarmem Wasser, spült sie in kalte« nach und trocknet sie. Hilft dieses Verfahre» nicht das erste Mal, so wiederholt man es- feiner Wäsche darf die Milch nicht sauer sein.
Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Meeh in Neuenbürg.
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