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Aber nein, alles, alles verloren! Der Pflichtvergessene! Warum aber gerade ihn, ihn, den Bankerotten wählen, ihn, der meiner gar nicht wert war? Nein, es kann nicht sein, ich kann nicht arm sein! Wie hasse ich ihn, wie verabscheue ich ihn, der mich in diese Lage gebracht hat!
Allmählich wurde es stiller in der leidenschaftlich erregten Seele der jungen Frau. Ihre Klagen und Borwürfe verstummten, aber ein tiefer Groll, ein nur mühsam zurückgehaltener Haß trat an deren Stelle. Stumm und starr saß sie bei ihrem Mann, der ihr nur wenige Augenblicke widmen konnte; jeden tröstlichen Zuspruch, jede Annäherung wies sie hartnäckig zurück. Auch ihr Vater, der Oberst, hatte viel gelitten durch den Zusammenbruch des Glückes seiner Tochter. Der lebensfrohe, von Lust und Leben übersprudelnde Mann war merkwürdig verändert in seinem Wesen. Seine Gestalt war in kurzer Zeit überraschend zerfallen, sein Gesicht war fahl, seine LUirn umwölkt. Kein Zweifel, daß sein früheres Leiden sich wieder eingestellt hatte und zu Befürchtungen Anlaß gab. Zur Ueber- raschung der Aerzte verschlimmerte sich sein Zustand zusehends, und eines Morgens fand man ihn tot; ein Herzschlag hatte seinem Leben ein Ende gemacht. Unbeschreiblich groß war der Jammer der Tochter, der auch die letzte Stütze zusammenbrach. Von Gott und Menschen verlassen und verstoßen, wie sie sich wähnte, zog sie sich immer mehr auf sich selbst zurück. Wie sehnte sie sich weg! Wie durchdachte sie alles wieder und immer wieder, sich selbst zur unendlichen Qual! Und daneben hatte Eberhard den schweren Kampf gegen sein hartes Geschick zu kämpfen. Nach Abwicklung all der mit seinem Vermögens-Zusammenbruch zusammenhängenden mißlichen Geschäfte wollte er mit aller Thatkraft und mit gestähltem Geist ein neues Leben beginnen. Er wollte aus der Gegend fort, wo ihm so Herbes widerfahren war, und er übernahm nach längerem Zögern eine Stelle, die ihm von einer Fabrik in einer größeren Hafenstadt Norddeutfchlands anaeboten wurde. Er war zwar nur probeweise und auf Taggeld angestellt, aber er hatte die Aussicht, bleibende und lohnende Beschäftigung zu finden. Ueberdies zwang ihn die Not zu nehmen, was sich fand.
Hier in der großen Stadt kam das Kind, das wie ein Himmelsbote Licht in zwei hartgeprüfle Herzen brachte, die einander so nahe waren und doch so fremd gegenüberstanden. Wie durch ein Zauberwort erhellte die Mutterliebe Klaras verbittertes Gemüt, und ob der Sorge für das zarte Wesen vergaß sie oft ganz ihre traurige Lage. Wie konnte sie mit dem Kinde so glücklich spielen und so reizend schäkern! Wie konnte sie wieder so herzlich lachen, wenn sie den kleinen Schelm ansah! Aber wenn der Vater mit glückstrahlenden Gesicht zu dem kleinen Bettchen herantrat und sich glückshungrig am Anblick des süßen Menschenbilds erfreute oder den kleinen Jungen auf feinen Armen trug, da zog sie sich verletzt zurück, und ihre Züge nahmen wieder den kalten, abweisenden Ausdruck an- Er sah so glück
lich aus, er, der Arbeiter um kärglichen Tagelohn; er konnte zufrieden fein in dieser miserablen Lage. O wie abscheulich war er, wie hassenswert! Fünfzehn Monate dieses Höllenlebens sind dahin. Wie unendlich lang waren sie! O Glück bist du dahin für immer? Wann wird es anders kommen?
Mit einem tiefen, schmerzlichen Seufzer raffte sich die junge Frau aus ihrer Träumerei auf. Der Abend war herangekommen. Liebkosend wandte sie sich mit den unaussprechlichen Liebesworten der Mütter zu ihrem noch immer emsig beschäftigten Liebling, um ihm seine Milch zu geben und ihn zu Bette zu bringen. In inniger Liebe neigte sie sich über das Bettchen und sang mit ihrer weichen Stimme das allabendliche Wiegenlied, bis i sich der Schlaf auf die kleinen Aeuglein »iedersenkte.
Nachdem sie alsdann ihrem Mann das Abendessen zugerichtet hatte, wollte sie die Papierstückchcn aufheben, die der Kleine auf dem Boden herumgestreut hatte. Mit Erstaunen glaubte sie die Handschrift ihres Gatten und ihren Namen auf den Papierschnitzeln zu erkennen. Etwas entfernt lag unter dem Tisch die Decke des kleinen Schreibbuchs, das ihr Mann stets bei sich zu tragen pflegte. Nur die letzten Seiten waren von den Händchen des Kindes verschont geblieben. Da standen geschäftliche Bemerkungen, Berechnungen, Adressen, Chiffern und hier, da stand wieder ihr Name. Es war ohne Zweifel Eberhards Tagebuch. Sie las:
„Wenn Klara wollte, mit etwas Liebe könnte sie unsere Armut zum Paradies
machen."- Das übrige war zerrissen.
Auf der andern Seite stand: „Unser Kind ist das einzige Wesen, das mir noch zulächelt. Als es zur Welt kam, glaubte ich, Klara würde mich wieder lieben, aus Liebe zu ihm. Aber ihr Herz ist für mich tot, sie lebt nur für ihr Kind."
Von einer unbezähmbaren Neugier getrieben, sammelte sie die auf dem Boden liegenden Blätter und fügte sie, so gut es ging, zusammen. Da stand auf einem Blatt:
„Das was uns trennt, ist nur ein Schatten; aber ich kann ihn nicht zerstreuen. Ich habe es dem Oberst auf Ehrenwort versprochen. Vielleicht wird Klara zu spät einsehen, daß ihr Groll gegen mich grundlos war, aber alle ihre Reue wird das verlorene Glück nicht
wiederbringen können.—"
„Ich kann sie nicht ausklären, ihre Liebe würde mir sonst ein Almosen
sein."
(For tsetzung fo lgt.)
Nach Falb trifft am 25. März der Vollmond mit dem Aequatorstande zusammen und es entsteht ein kritischer Tag zweiter Ordnung. Wenn auch die Niederschläge nicht erheblich werden, so dürfte doch Thanwetter um diesen Termin ein- tretcn.
Fünf türkische Studenten werden demnächst in Berlin eintreffen, um auf den verschiedenen landwirtschaftl. Schulen Deutschlands agronomische Studien zu machen, um dann die ökonomischen Fort
schritte und die Vorzüge der deutschen Wirtschaftssysteme selbst auf Anatolien zu übertragen.
Im Schaufenster des Hoflieferanten ' Andreas Huber in München ist die ' kleinste Uhr der Welt im Werte von 2000 ausgestellt, gegen deren Größe
ein daneben liegendes ZwanzigpfennigW in überdoppelter Größe erscheint.
(Ein interessanter Münzfund), wel- ' eher im Torfmoor der Feldmark Pinnos ! (Besitzer Regierungs-Referendar von Behii, s Kreis Greifswald, gemacht wurde, ist dm hiesigen königlichen Münzkabinett über- l sendet worden. Die Münzen sind arabisch! v und stammen aus der Zeit der Abbassiden- > und Omajaden-Dynaslie. Sie sind im Gebiet des heutigen Arabien und Persien geprägt und haben einen ungefähren Wer! von 150 c/lL. Außer den Münzen wurde auch Bruchsilber gefunden.
(Gegen die zerstörenden Wirkungen Mer Laune bringt „Dies Blatt gehört der Hausfrau" folgendes Rezept in Vorschlag: Die Indier der vornehmen Kasten haben in jedem Hause ein Schmollzimmer. In dieses schließt sich jedes . Frauenzimmer, welches übler Laune ist, so lanze ein, bis die Einsamkeit beruhigt und zur Milde gestimmt hat. Gewiß eine vortreffliche Einrichtung, um dem von der Arbeit heimkehrendcu Mann häusliche Verdrießlichkeiten zu ersparen.
(Aus der Dorfschule.) Lehrer: „Wir haben den Satz gelesen: Die Kartoffeln kommen sowohl im Thal als auch auf den Bergen fort. Kannst Dn dies nicht auch anders ausdrücken?" - Der kleine Pepi (Sohn eines Oekonomen): „Die Kartoffeln werden sowohl im Thal als auch auf den Bergen gestohlen!"
(Schlau.) Kunde: „Warumschreiben Sie denn alle Ihre Rechnungen aus rosa Papier?"
Schneidermeister: „Da machen s' die Herr'n lieber auf, weil sie glauben, es seien — Liebensbriefe!"
Sehr ersehnt und willkommen nach dem harten Winter erscheint der Lenz. Leider kommt er mit der Jufluenza.
(Kladderad.)
Auflösung des Palindroms in Nr. 46.
„Beil, lieb."
Knackmandel.
Scherzhafte Inschrift.
Das nächste Blatt fällt wegen des - Charfreitags aus. Die Sonntags- - Nummer erscheint wie gewöhnlich am Samstag vormittag, um noch mit den um 12 Uhr abgehenden Postboten Beförderung zu finden. — Anzeigen hiefür wollen womöglich noch am Gründonnerstag übergeben werden.
Geschäftsstelle des KnztH.
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Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Meeh in Neuenbürg.