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Aus Stadt, Bezirk und Umgebung.
Neuenbürg, 20. März. Heute beginnt nach dem Kalender der Frühling; wir hatten auch schon mehrere herrliche Frühlingstage; es scheint aber, als ob der Winter uns nochmals zeigen wollte, daß wir noch unter seiner Herrschaft stehen, denn gestern mittag schneite es slnstig zu. Wenn auch der Schnee auf der Straße nicht liegen blieb, so ist doch Feld und Wald mit frischem Schnee bedeckt und die Landschaft trägt einen recht winterlichen Charakter. Heute war es bei Nordostwind empfindlich kalt. '
Pforzheim, 19. März. Auf eine Zuschrift des großh. Ministeriums des Innern, welches die Wünsche der hiesigen Industriellen betr. der Beschickung der in Aussicht stehenden Weltausstellung in Chicago zu erfahren wünscht, hat die Handelskammer die Antwort abgegeben, daß die Pforzheimer Bijouterie-Industrie kein Interesse an der gen. Ausstellung habe, da die hohen Zollschranken Nordamerikas die Einfuhr von Bijonteriewaaren nach dort unmöglich machten. Die hiesigen Bijouteriefabrikanten hielten es unter den jetzigen Zeitverhältnissen überhaupt nicht opportun, sich vereinzelt an irgend welcher Ausstellung zu beteiligen; sie setzen vielmehr große Hoffnung auf die für die nächsten Jahre in Berlin geplante Weltausstellung, auf der sie in geschlossener Reihe und nach gründlicher Vorbereitung event. auszustellen gedächten. (S. M.)
Nronik.
Deutschland.
Was der Abg. Graf Moltke bei der dritten Lesung des Etats im Reichstage mit bewunderungswürdiger Frische und Klarheit zu Gunsten der Einführung einer einheitlichen Zeitrechnung für das Deutsche Reich unter Fortfall aller Ortszeiten ausführte, ist ja von anderen Seiten schon wiederholt in ähnlicher Weise verlangt und begründet worden. Wenn aber der große, scharfblickende Stratege die zur Zeit noch in Deutschland bestehenden fünf verschiedenen Eisenbahnzeiten nicht nur als ein schlimmes Ueberbleibsel unserer früheren Zersplitterung kennzeichnet, sondern geradezu als eine mögliche Fehlerquelle für künftige Mobilmachnngen hinstellt, so wird ein solches Urteil aus solchem Munde gewiß an den entsprechenden Stellen volle Beachtung finden. Es ist zu erwarten, daß nunmehr die verbündeten Regierungen schnell und nachdrücklich der Lösung dieser Frage nähertreten und die bisher als nahezu unüberwindlich angesehenen Schwierigkeiten schleunigst beseitigen werden.
München. In Sachen des angeblichen Verbotes des Koch'scheu Tuberkulin schreibt die „Allg. Ztg." : „Die von einigen Lokalkorrespondenzen verbreitete Nachricht, daß die Abgabe von 'lubvr- kulinum koedii (Kochin) an Aerzte den Apothekern verboten worden sei, ist dahin richtig zu stellen, daß die Vorstellung des oberbayrischen Apothekergremiums, hinsichtlich der Abgabe von Kochin durch die Apotheken, wie dieselbe bereits in Preußen verordnungsmäßig geregelt ist, noch nicht
erledigt werden konnte, weil die Verhandlungen der königlich bayerischen Staatsregierung mit dem königlich preußischen Kultusministerium, welches die Abgabe des Kochin zu regeln hat, noch nicht zum Abschlüsse gelangt sind. Das oberbayerische Apothekergremium kann daher in richtiger Einsicht der Verhältnisse bis zum Eintreffen der notwendigen Verfügung des königlichen Ministeriums des Innern, Abteilung für Medizinalangelegenheiten, das Kochin in den Apotheken noch nicht verkaufen lassen. Ein Verbot des Verkaufes ist sohin, da die Apotheker selbst mit dieser Behandlung einverstanden waren, nicht veranlaßt und in keiner Form erlassen worden."
Mannheim, 19. März. Welchen großen Umfang die Schiffahrt auf dem Rheine in den letzten Tagen angenommen hat, beweist die Thatsache, daß vom II. bis zum 18. März hier 170 Schiffe angekommen sind, welche insgesamt 965000 Ctr. Güter brachten, u. a. 394000 Ctr. Kohlen und 246000 Ctr. Getreide.
Württemberg.
Stuttgart 18. März. Wegen Ablebens S. Kais. Hoh. des Prinzen Napoleon ist Hoftrauer von heute an auf 3 Tage in 4. Abstufung der Hoftrauerordnung angeordnet worden.
Die Kammer der Abgeordneten beriet anläßlich der Beratung des Etats des Kultdepartements die Vorlage betr. die Gehaltserhöhung der Lehrer der höheren Lehranstalten, sowie die Erweiterung des Alterszulagesystems für die Volksschullehrer. Die Kammer genehmigte nicht nur die beantragten Mehrforderungen, sondern erklärte auch ihre Bereitwilligkeit die Mittel für eine weiter gehende Aufbesserung der Lage der Volksschullehrer zu bewilligen.
Von der Stadtgemeinde Ludwigsburg wurden anläßlich der Feier des 175jährigen Bestehens des 3. Infanterieregiments Nr. 121 dem Regimentskommandeur 500 Mark zur Bewirtung der Mannschaften am 18. März zur Verfügung gestellt, sowie die Einwohnerschaft zur Be- flaggung eingeladen.
Ulm, 19 März. Als Nachfolger des jetzigen Stadtschultheißen Wagner wurde heute vom Gemeinderal zum Polizeiamtmann gewählt der Amtmann Goll von Cannstatt. — Um die Stelle des Direktors der Gewerbebank haben sich gegen 400 Bewerber gemeldet, darunter auch mehrere hiesige Kaufleute. Vom Verwaltungsrat wird bei der neuerdings erfolgten großen Ausdehnung des Geschäftsbetriebs auf einen ganz erfahrenen Bankbeamten reflektiert. — Heute nachmittag standen vor der hiesigen Strafkammer der stellvertretende Amtmann Eisenbach, früher in Geislingen jetzt in Reutlingen. Derselbe hat im Juni 1890 in Geislingen einen sehr gefährlichen Landstreicher aus dem Partiezimmer im Oberamt entwischen lassen, indem er den Schlüssel zu dem Zimmer nicht abzog. Die Strafkammer Ulm hatte ihn erstmals freigesprochen, aber die Staatsanwaltschaft legte Revision beim Reichsgericht ein, welches das freisprechende Urteil aufhob und die Sache zur nochmaligen
Verhandlung zurückwies. Heute nun wurde Eisenbach wegen fahrlässiger Befremun, eines Gefangenen zu 10 Geldstrafe und in sämtliche Kosten s beider Instanzen vee. urteilt.
Ausland.
Paris, 20. März. Das Testament des Prinzen Napoleon enterbt thal- sächlich den Prinzen Viktor und erkliii, den Prinzen Ludwig Napoleon M l Erben der bonapartistischen Thronrechte j Die Annahme des Prinzen Ludwig isst zweifelhaft. Unterdessen erkannte die Fast milie Bonaparte bereits den Prinzen U- tor als Oberhaupt an. s
Paris, 19. März. Aus Südfrmi!- reich werden große lieber schwemmet n gen gemeldet. Die Rhone, den» Nebenflüsse stark angeschwollen sind, ist um 3 Meter gestiegen.
Paris, 20. März. Die von da Polizei in der vergangenen Nacht vorge- nommenen Haussuchungen hängen zusammen mit einer Kundgebung der Patrioten- ! liga, welche anläßlich eines morgen ans > dem Montmärtre zu Ehren Jules Fer- ! rys stattfindenden Banquets beabsichtigt s war. Die Polizei beschlagnahmte bei den ! Haussuchungen aufreizende, an alle Re- ! volutionäre gerichtete Plakate. Das scharfe ! Vorgehen der Regierung gegen die Patriotenliga erregt angesichts der früheren Duldung der Gesellschaft allgemeine lieber-; raschung. »
New-Aork, 20. März. Infolge neuer Drohbriefe derMafsia nimmt in New - Orleans die Erregung gegen die . Italiener zu. Zahlreiche wohlhabende italienische Familien verließen die Stadl.
Altsullen.
Von befreundeter Seite werden dm Enzthäler einige bis jetzt ungedruckt! Strophen von Joseph Viktor von Scheffel an seinen Freund W. Ganzhorn, weiland Oberamtsrichtcr in Neckar- sulm, überlassen; wir freuen uns, dieselben nachstehend veröffentlichen zu dürfen:
Und fahre ich wieder durch Gotteswelt Und freu' mich an Reben und Hopfen,
Dort, wo die Sulm in den Neckar fällt Da will ich an's Amtsgericht klopfen; >
Dort athmet ein treuer, ein trinkbarer Mm > Den Sängern unstreng und willig, l
Da wird dem Klopfenden aufgethan ; Und jedem was recht ist und billig.
Und soll mir ein Urteil gesprochen sein,
So laß ich mich ohne zu murren ,
Bei Wasser, Brod und Kometenwein ! Bon ihm auf 3 Tage verknurren. -
Auflösung des Rätsels in Nr. 43.
„Zorndorf."
Palindrom.
Mit mir holst du aus zum Hieb, Rückwärts aber bin ich lieb.
(Rosten der Bügeleisen zu verhüten.) Ms" bestreiche das Plätteisen nach jedesmaligem«-' brauche mit Brenn- oder Salatöl und rewe vor dem Plätten so lange mit Tuch oder Fm" - bis es trocken ist, so wird nie R ost sich ;
Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Me eh in Neuenbürg.
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«r. 47.
Weint Jiturla in, Bezirk vierte!
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Nach § 1 l 6. Juli 1873 l Benützung öffcr Zubehörden (R boten, über einei oder ohne Güti ersetzende Vorric zu treiben.
Da dieses T iet wird, so we austragt, dasse machen und geg zuschreiten.
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