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befinden sich die Bildsäulen seiner beiden Gemahlinnen, neben ihm stehend. Die Gruppe hat keinen künstlerischen Wert, ist aber wegen ihres hohen Alters, und weil sie alle Zerstörungen der Stadt, auch die vom 10. Mai 1631 durch Tilly überdauerte, merkwürdig. Vor längerer Zeit hatte man das etwas schadhaft gewordene Denkmal zu restaurieren unternommen und bei dieser Gelegenheit die beiden weiblichen Statuen, die der Ausbesserung ganz besonders bedurften von dem Postament entfernt, um sie bequemer bearbeiten zu können. Da über diese Arbeit eine ganz unverhältnismäßig lange Zeit vergieng, machte sich jemand den Spaß, in den „Magdeburger Korrespondenten" folgendes reelle Heiratsgesuch einrücken zu lassen: „Ein rüstiger Mann von hohem Stande, bestem Rufe, unverwüstlicher Körperkonstitution , Wittwer von zwei Frauen, die ihm wider sein Wissen und Willen von der Seite gerissen worden, sucht, da er stets zu Pferde sein muß und somit der Gelegenheit ermangelt, passende Bekanntschaften anzuknüpfen, auf diesem nicht mehr ungewöhnlichen Wege eine oder zwei Lebensgefährtinnen, die ihm die Langweile des ungewohnten Alleinseins verkürzen. Vermögen, die Hauptbedingung anderer reeller Heiratsgesuche, beansprucht er bei seiner Zukünftigen nicht, wohl aber ein solides festes Aeußere, einen stillen Charakter und eine gegen den Einfluß der Witterung unempfindliche Gesundheit. Geehrte und gleich ihm alleinstehende verlassene Jungfrauen oder kinderlose Witwen wollen vertrauensvoll anonyme Anträge unter der Chiffre „Otto. Alter Markt Nr. 0" abgeben lassen und sich der allerstrengsten Diskretion versichert halten." Einige Tage daraus versicherte der „Magdeburger Korrespondent" , es sei nicht nur ein Brief mit dem Postzeichen „Halle" unter der vorstehend angegebenen Chiffre bei der dortigen Post eingegangen und, da der Briefträger die Adresse in der ganzen Stadt nicht habe finden können, als unbestellbar nach Halle zurückgesandt worden, sondern es wären auch der Expedition des „Magdeburger Korrespondenten" 3 Briefe von auswärtigen heiratslustigen Damen in dieser Angelegenheit zugegangen, die gleichfalls als unbestellbar mit Diskretion zurückgelegt seien.
(Ein Paar p o mm er s ch e Eheleute.) Kürzlich trafen in Dramburg, schreibt eine hinterpommersche Zeitung, in einem Vieh- Coups in einem Holzkäfig zwei Gänse frisch und munter ein. An dem Wagen war eine Papiertafel angebracht, worauf geschrieben stand: „Geehrter Herr Bahnbeamter ! Wir sind ein Paar pommersche Eheleute; wir reisen von Pommern nach Königsberg in Ostpreußen. — Bitte, gießen Sie uns doch Wasser in diesen kleinen Trog, wenn wir Durst haben. Besten Dank!!!"
Niederrödern, 8. März. Folgendes heitere Stückchen trug sich dieser Tage hier zu. Ein junger Mann wollte zum Tanze gehen. Seine Frau wollte es aber nicht leiden und drohte, ihn des Nachts beim Nachhausekommen auszusperren. Was
thut der junge lebenslustige Mann, um diesem Schicksal zu entgehen? Er hebt die Haustüre aus den Angeln, nimmt sie auf den Rücken und geht mit ihr zum Tanzsaal, krodatum est.
Chemnitz, 9. März. Die anmutige Löwenbändigerin Betty Thielemann, welche vor einigen Wochen in der Ehlbeckschen Menagerie durch einen ungezähmten Löwen, den ein neuer Wärter irrtümlich zugelassen hatte, schwer verletzt worden war, ist ihren Leiden erlegen.
(Wie das Rasieren zur Leidenschaft werden kann,) erzählt der Pariser Figaro in folgender Anekdote. Ein Geistlicher litt an Halsschmerzen, zu deren Beseitigung der Arzt ihm riet, ein Glas heißen Punsch zu trinken. — „O Gott," jammerte der fromme Mann, ich habe immer der Gemeinde und meiner Haushälterin Enthaltsamkeit gepredigt, und jetzt sollte ich — übrigens würde meine gute Alte, wenn ich heißes Wasser verlangte, sofort mein Vorhaben erraten." — „Verlangen Sie das Wasser zum Rasieren," sagte der Doktor, und der Geistliche beeilte sich, den Rat zu befolgen. — Nach längerer Zeit kam der Arzt an dem Hause des Geistlichen vorüber und, dessen Haushälterin mit finsterm und traurigem Gesicht auf der Schwelle gewahrend, fragte er nach dem Befinden ihres Herrn. — „Wie es dem geht?" erwiderte sie, „verrückt ist er geworden." — „Was — verrückt?" — „Gewiß — rasiert sich zwanzigmal täglich!"
(Von einem witzigen Maler) erzählt Rosegger in seinen köstlichen „Wanderungen durch Steiermark" folgende hübsche Episode. Ein humorliebender Grazer Maler wurde nach dem Wallfahrtsort St. Taver entboten, um an die Außenwand der Filiakirche das Bild des heiligen Christoph in möglichst großen Umrissen zu malen. Ohne Besinnen versprach der Künstler den Vätern der Gemeinde, daß er an die Kirche einen Christoph malen wolle, der größer sei als die Kirche. Sie lachten; er aber schlug vor, darauf zu wetten. Man ging die Wette ein, und er entwarf an der Wand einen Christoph, der sich tief bückte, um die Sandalen zu binden. Gerade aufgerichtet würde der Mann hoch über das Kirchendach geragt haben. Der witzige Maler strich den Betrag der Wette ein, und die Gemeinde war tief befriedigt, einen so großen Schutzheiligen zu besitzen.
(Eine ungewöhnliche Operation) wurde im Cincinnati Hospital erfolgreich durchgeführt, die zum Zweck hatte, ein. schwachsinniges Kind zur Vernunft zurückzubringen. Die Patientin ist 4 Jahre alt, kann nicht sprechen und ist allem Anschein nach unheilbar blödsinnig, ihre Schwester, 16 Jahre alt, ist Idiot. Bei der Untersuchung des Schädels des Kindes fanden die Aerzte, daß derselbe in abnormer Weise zusammengedrückt und zu früh verknöchert war, und sie entschlossen sich, einen Teil der Schädeldecke zu entfernen, damit das Hirn sich entwickeln könnte. Die Operation
wurde erfolgreich durchgeführt, ein Stich« von Zoll breit und 5 Zoll lang MH entfernt und die Kopfhaut über der Sich zusammen vereint. Das Kind erholte sich bald und ist allem Anscheine nach vH und munter.
Gemeinnütziges.
Keituug verwundcterttzöstöLume. s
Charles Ballet bringt in einem interessM«, - Artikel zur Sprache, daß man verwundete Bilm.! nie aufgeben solle. Nicht nur daß man ,'L / verletzte Bäume dadurch wieder restaurieren>s ? daß man entweder die unterhalb der Verk ! düng entstehenden Zweige im nächsten JL s oberhalb derselben wieder einspitzen und de wachsen lassen, somit die Saftzirkulation wiiic j Herstellen kann, so ist es auch möglich, ddp daneben gepflanzte kräftige Exemplare, die «: mit einem oder mehreren Aesten anschqftei. eim defekten Baum wieder herzustellen. Als g« merkwürdiges Beispiel erzählt er, daß mich der Invasion 1870 — 71 viele Bäume der Pi«- menade von Versailles durch die Pferde «da durch das Anfahren von Kriegsmaterial sch« verletzt und manche rings herum entrindet wM». Biele davon waren natürlich zu Grunde gi° gangen, nur ein Teil, die der bekannte Gärwu Duval in Behandlung nahm, wurde gerM ! Er nahm einjährige Zweige, 70 Zentimeter liiM ; als die bloßgelegte Stelle des Baumes, schM i sie wie zum gewöhnlichen Veredeln schiefzuuii i veredelte sie unterhalb und oberhalb der Weck i in die Rinde des Baumes, Verband und WeG- . Überzug wurden wie gewöhnlich gegeben. Bä» Jnslebentreten der Saftbewegung bildeten dich um den ganzen Baum gemachten Veredelung» die Saftleiter, und die Zellen des Cambii« wuchsen ganz gut zusammen. Ein Beispiel, dä man besonders manchmal gegen Obstbäume, des durch Hasensraß geschädigt wurden, anwendc! könnte. i
sWie man atmen soll.j Daß der Menfl mehr von der Luft als von irgend etwas M derem lebt, geht daraus hervor, daß wir z« Hunger und Durst lange ertragen, das Ab»» aber kaum für einige Minuten entbehren könne». Zum Einatmen der Luft kann zwar auch dei geöffnete Mund dienen, aber naturgemäß mit allein richtig ist es, die Lebenslust mittelst der Nase in die Luftröhre und von da in die Lungen zu bringen. Die obere Nasenhöhle hat ei« Siebspalte, durch welche die Lust hindurchgch» muß und von welcher eine Oeffnung über d» Gaumen her in den Schlund mündet. Die Sieb spalte, wie die ganze Nasenhöhle, ist mit einet dicken, stets feucht gehaltenen Schleimhaut überzogen. An dieser werden die kleinen Körperchen wirksam, welche als die Riechstoffe mit derLnft eingezogen werden, und an dieser soll alles hängen bleiben, was als schädliche Beimischung der Lust eingeatmet wird und deshalb nicht i» die Lungen sollte. Dazu gehören Staub, die Pilzsporen, von welchen die Lust voll ist, die unsichtbaren Eier der Infusorien und selbst dir Miasmen d. h. giftige Ausdünstungen und A- steckungsstoffe. Die Schleimhaut soll alles K- , nannte auffangen und, der Ordnung der'M gemäß, mit der entweichenden Feuchtigkät Yr Nase wieder auswersen. Aber dieser wohltW Naturzweck wird vereitelt beim Atmen durch d» Mund.
Sinnsprüche.
Bor Beginnen Wohl besinnen Läßt gewinnen.
Zwei Halbe machen wohl ein Ganzes, aber mest Aus halb und halb entsteht kein ganzes Werl Viele sehen das Gute nicht, weil es zu nah liegt, sie würden es aber finden, wenn«» Schleier darüber gebreitet wäre.
Seitdem bei Schiller ist zu lesen,
Daß Klugheit ist bei Wenigen nur gewesen Glaubt stets die Menge wahnbethört,
Daß sie zur Minderheit gehört.
Auflösung des Rätsels in Nr. 38.
„Stiefelknecht."
Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Meeh in Neuenbürg.
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Nr. 41.
Erscheint Dienst«, in, Bezirk viertel
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K. Amtsg,
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Die Christi. Hemnalb, Ehef Schmid^daselbs das Aufgebot eim gestellten Pfandb 1883 über ein liches Darlehen gegen Johann l Ehefrau Marie beantragt.
Die Jnhabe ausgefordert, spc tag den 22. Sei 11 Uhr vor der auberaumten Ar Winelden und widrigenfalls die Urkunde erfolgei
Den 9. Mai
lieber das T Paul Lutz in N Nrz 1891, vc konkursverfahrei nchtsnotar Dip Konkursverwalte Konkursfordc hril 1891 bei Zur Beschlu eines anderen V Bestellung eines < eintretenden Fa der Konkursordi stände, und zur tm Forderungen Montag vorn
bor dein diessen saal in Neuen Allen Persor kursmasse gehört oder zur Konkurs tvird aufgegeben, schnldner zu vei auch die Berpflic Besitze der Sack ungen, für we abgesonderte Bi nehmen, dem § 13. April 1891 Neuenbürg i E
Gcrichtsschreibi