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vorliegenden Entwurfes, die zweite Lesung soll beginnen sobald die Regierung der Commission das erbetene statistische Material zugänglich gemacht haben wird.
In den Sensationsnachrichten über angebliche Pläne und Absichten Kaiser Wilhelms ist mitunter schier Unglaubliches geleistet worden. So wird jetzt bekannt, daß die Pariser „Autorit5" von einem lebhaften Wunsche des deutschen Kaisers zu berichten wußte, nach Paris zu gehen, um die französischen Truppen manöverieren zu sehen! Der „Hamb. Corresp." erklärt nun die Nachricht der „Autorito" als vollständig aus der Luft gegriffen, eine Versicherung indessen, deren es bei allen Verständigen gewiß nicht erst bedurft hätte.
Berlin, 3. März. Ein heute im „Reichsanzeiger" erschienener Artikel bespricht die Forderungen der Bergarbeiter, insbesondere die achtstündige Schicht und den Mindestlohn und erklärt, daß die Regierung denselben gegenüber mit Bestimmtheit zu durchaus ablehnenden Entschlüssen gelangt sei.
Leipzig. Montag mittag fand eine Versammlung des Reichsgerichts einschließlich der Reichsanwaltschast und der Rechtsanwaltschaft statt, in der Präsident Oehlschläger den Amtseid leistete. Er hielt eine Ansprache und gedachte dabei rühmend der großen Verdienste seines Vorgängers, dem uachzueifern in Treue und Pflichterfüllung sein eifriges Bemühen sein werde. Hierauf ließ er sich die einzelnen Herren persönlich vorstellen.
Metz. Seit Dienstag mittag sind drei Kinder von hier, zwei im Alter von sechs und eins im Alter von vier Jahren spurlos verschwunden. Dieselben waren von den Eltern zur Kleinkinderschule geschickt worden.
Württemberg.
Eine König!. Verordnung bestimmt den Wiederzusammentritt der vertagten Ständeversammlung auf Dienstag den 10. März d. I.
Stuttgart, 3. März. Im Februar sind bei der württemb. Jnvaliditäts- und Altersversicherungsanstalt 970 neue Altersrentengesuche angefallen, wovon rund 600 anerkannt und 160 abgewiesen worden sind.
Stuttgart, 3. März. In der heutigen Sitzung der Strafkammer kam u. a. zur Verhandlung die Berufung des Max Spangenberg, Redakteur des „Beobachter" in Stuttgart, gegen ein Urteil des hiesigen Schöffengerichts, das ihn wegen durch die Presse begangener Beleidigung des Landtagsabgeordneten und Privatier Ernst Essich in Bietigheim — es handelt sich um die „sattsam bekannte Pflaster- geldsaffaire" in Ludwigsburg — in eine Geldstrafe von 30 »fL verfällte. Gegen dieses Urteil hatte auch der Privatkläger Berufung ergriffen. Heute zogen aber beide Teile ihre Berufung zurück, so daß ein Erkenntnis in dieser Sache nicht zu ergehen brauchte. Jeder Teil trägt die Kosten seiner Berufung und das Urteil erster Instanz ist demgemäß rechtskräftig geworden.
Ulm, 24. Febr. Von Erbach wird geschrieben: Heute ist es Herrn Baron von Ulm-Erbach geglückt, bei Donaurieden
einen prachtvollen Adler zu erlegen. Derselbe hat von einer Flügelspitze bis zur andern eine Flugweite von 2,10 Meter und von der Schnabelspitze bis zum Schwanz 95 Ctm. Der Adler hat sich schon einige Wochen in der Gegend aufgehalten.
Der landwirtschaftliche Verein in R o ttweil hat an den Reichstag eine Petition gerichtet, dahin gehend, der Reichstag wolle I) einer Herabsetzung oder Aufhebung der zur Zeit gesetzlich bestehenden Getreidezölle, 2) einer Herabsetzung der bestehenden Viehzölle und einer weiteren Aufhebung der Einfuhrverbote vom 22. Juli 1889, die Schweine-Einfuhr aus Rußland und Oesterreich-Ungarn die Zustimmung versagen.
Ausland.
Der französischen Regierung gegen Doroulode und seine Nadauge- noffen anläßlich der Pariser Vorgänge hat die Zuversicht dieser Herren gewaltig gestärkt. So fand in Paris am Sonnabend eine von 600 Personen besuchte boulangi- sische Versammlung statt, in welcher sämmt- liche Redner die günstigen Ereignisse in der französischen Hauptstadt als einen Sieg der Patriotenliga über die Regierung feierten. Die Wahrheit dieser Behauptung läßt sich nicht leugnen, das Ministerium „Freycinet-Constans" ist vor dem Toben der entrüsteten „Patrioten" ja förmlich ins Mäufeloch gekrochen. Herr Constans, der sonst so thatkräftige und entschlossene Minister des Innern, mag vielleicht seine besonderen Gründe gehabt haben, wenn er diesmal die boulangistischen Schreier und die anderen gegen Deutschland hetzenden Elemente ruhig gewähren ließ, aber sicherlich hat er sich unter allen Umständen eine Blöße gegeben, die von den Heißspornen der Patriotenliga zweifellos kräftig ausgenützt werden wird. In der erwähnten Versammlung verlas D6- roulöde auch eine Zuschrift des bekannten Malers Dotaille, in welcher dieser stolz erklärt, daß sein Patriotismus aus dem Streit der jüngsten Tage neu gestärkt hervorgegangen sei; offenbar fühlt Herr D6taille das Bedürfnis, seine bewiesene Charakterschwäche durch das wohlfeile patriotische Mäntelchen zu bedecken! Zu guter Letzt faßte die Versammlung noch den comödiantenhaften Beschluß, den Herren Rochefort, Laurent und Caffagnac silberne Denkmünzen für ihre Haltung zu überreichen.
Es scheint jetzt, als ob inParis die Ernüchterung in recht ernstem Umfange sich eingestellt habe. Die Stimmen der Besonnenheit und der Reue werden immer vernehmlicher, und man läßt sie gelten. In bemerkenswerter Weise liest Francis Magnard in dem von ihm geleiteten „Figaro" den Deroulsde und Genossen den Text. Auch in den übrigen Blättern findet der Anschlag der Stimmung einen starken Ausdruck. Fast durchgängig billigt man die Artikel der elsässtschen Blätter gegen Doroulede und Genossen. Letztere trügen daran Schuld, daß die freundlichen Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland zum großen Nachteil Elsaß- Lothringens eine Störung erlitten hätten. — Die Meldungen von weiteren Maß
nahmen der deutschen Reichsrcgkerung in Bezug auf den Grenzverkehr sind wohl unzutreffend. In unterrichteten Kreisen betrachtet man den französischen Zwischenfall mit der Anordnung der Paßmaßregel als erledigt, sofern keine neueren Anlässe eintreten. Auch soll der französischen Regierung weder eine Note, noch eine anderweitige, den letzten Vorfall betreffende, amtliche Mitteilung zugestellt werden.
Konstantinopel, 1. März. Infolge außergewöhnlich starker Schneefälle sind die Orientexpreßzüge gestern und heute ausgeblieben. Die Verkehrsstörung dürfte mehrere Tage dauern. Die telegraphische Verbindung ist nicht gestört.
Athen, 1. März. Der Schnelldani- pfer Augusta Viktoria wurde heute vor der Abfahrt aus dem Piräeus von dem Ministerium besichtigt und ging dann nach Malta. — In der Nacht ist hier Schnee gefallen.
Die Fahrt von Europa nach New- Jork wird zur Zeit, wie die Führer transatlantischer Dampfer berichten, durch ungeheure Eismassen auf der Höhe von Neufundland erschwert. Das Austreten derselben in so früher Jahreszeit ist sehr ungewöhnlich und wird als Beweis dafür angesehen, daß im hohen Norden der diesjährige Winter äußerst mild gewesen ist.
Miszellen.
Krage.
„Raum ist in der kleinsten Hütte Für ein glücklich liebend Paar Das mag wahr sein, doch ich bitte, Wo bleibt da die Kinderschar?"
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Ein hartes Geschick hat dieser Tage eine junge Dame in Fehrbellin getroffen. Schon 12 Stunden nach der Trauung wurde sie Witwe. Nachdem das Brautpaar in feierlichster Weise kirchlich getraut und die Hochzeit unter reger Beteiligung gefeiert worden war, begab sich der Bräutigam, nachdem die Gäste das Hochzeilshaus verlassen hatten, hinaus ins Freie, um, wie er seiner Braut unter herzlichem Gruß mitteilte, sich etwas abzukühlen. Er kam nicht wieder. Am andern Morgen fand man Hut und Uebcrzieher an der dortigen Badeanstalt. Bon dem Vermißten selbst fehlt noch jede Spur.
Mit einem ansehnlichen Ueber- schuß hat der „Verein Berliner Presse" das Konto über den „Presseball" abgeschlossen. Bare 21 000 »-L fließen der Unterstützungskasse des Vereins zu, zu deren Besten der Ball stattfand.
(Feiner Wink.) „Höre, liebes Männchen, Du mußt Dich photographieren lassen."
„Weshalb?"
„Damit ich Dich öfters sehe; Du bist so selten zu Hause."
(Aus dem Herzen.) Dame: »Ach, die großen Gesellschaften kann ich nicht leiden. Man weiß nicht, über wen man sprechen soll, wenn alle da sind!"
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Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Meeh in Neuenbürg.
Nr. 37.
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