148

vorliegenden Entwurfes, die zweite Lesung soll beginnen sobald die Regierung der Commission das erbetene statistische Mate­rial zugänglich gemacht haben wird.

In den Sensationsnachrichten über an­gebliche Pläne und Absichten Kaiser Wilhelms ist mitunter schier Unglaub­liches geleistet worden. So wird jetzt be­kannt, daß die PariserAutorit5" von einem lebhaften Wunsche des deutschen Kaisers zu berichten wußte, nach Paris zu gehen, um die französischen Truppen manöverieren zu sehen! DerHamb. Corresp." erklärt nun die Nachricht derAutorito" als voll­ständig aus der Luft gegriffen, eine Ver­sicherung indessen, deren es bei allen Ver­ständigen gewiß nicht erst bedurft hätte.

Berlin, 3. März. Ein heute im Reichsanzeiger" erschienener Artikel be­spricht die Forderungen der Bergarbeiter, insbesondere die achtstündige Schicht und den Mindestlohn und erklärt, daß die Re­gierung denselben gegenüber mit Bestimmt­heit zu durchaus ablehnenden Entschlüssen gelangt sei.

Leipzig. Montag mittag fand eine Versammlung des Reichsgerichts ein­schließlich der Reichsanwaltschast und der Rechtsanwaltschaft statt, in der Präsident Oehlschläger den Amtseid leistete. Er hielt eine Ansprache und gedachte dabei rühmend der großen Verdienste seines Vorgängers, dem uachzueifern in Treue und Pflichterfüllung sein eifriges Bemühen sein werde. Hierauf ließ er sich die ein­zelnen Herren persönlich vorstellen.

Metz. Seit Dienstag mittag sind drei Kinder von hier, zwei im Alter von sechs und eins im Alter von vier Jahren spur­los verschwunden. Dieselben waren von den Eltern zur Kleinkinderschule geschickt worden.

Württemberg.

Eine König!. Verordnung bestimmt den Wiederzusammentritt der vertagten Ständeversammlung auf Dienstag den 10. März d. I.

Stuttgart, 3. März. Im Februar sind bei der württemb. Jnvaliditäts- und Altersversicherungsanstalt 970 neue Alters­rentengesuche angefallen, wovon rund 600 anerkannt und 160 abgewiesen worden sind.

Stuttgart, 3. März. In der heutigen Sitzung der Strafkammer kam u. a. zur Verhandlung die Berufung des Max Spangenberg, Redakteur desBeob­achter" in Stuttgart, gegen ein Urteil des hiesigen Schöffengerichts, das ihn wegen durch die Presse begangener Beleidigung des Landtagsabgeordneten und Privatier Ernst Essich in Bietigheim es handelt sich um diesattsam bekannte Pflaster- geldsaffaire" in Ludwigsburg in eine Geldstrafe von 30 »fL verfällte. Gegen dieses Urteil hatte auch der Privatkläger Berufung ergriffen. Heute zogen aber beide Teile ihre Berufung zurück, so daß ein Erkenntnis in dieser Sache nicht zu ergehen brauchte. Jeder Teil trägt die Kosten seiner Berufung und das Urteil erster Instanz ist demgemäß rechtskräftig geworden.

Ulm, 24. Febr. Von Erbach wird geschrieben: Heute ist es Herrn Baron von Ulm-Erbach geglückt, bei Donaurieden

einen prachtvollen Adler zu erlegen. Der­selbe hat von einer Flügelspitze bis zur andern eine Flugweite von 2,10 Meter und von der Schnabelspitze bis zum Schwanz 95 Ctm. Der Adler hat sich schon einige Wochen in der Gegend aufgehalten.

Der landwirtschaftliche Verein in R o tt­weil hat an den Reichstag eine Petition gerichtet, dahin gehend, der Reichstag wolle I) einer Herabsetzung oder Aufheb­ung der zur Zeit gesetzlich bestehenden Getreidezölle, 2) einer Herabsetzung der bestehenden Viehzölle und einer weiteren Aufhebung der Einfuhrverbote vom 22. Juli 1889, die Schweine-Einfuhr aus Rußland und Oesterreich-Ungarn die Zu­stimmung versagen.

Ausland.

Der französischen Regierung gegen Doroulode und seine Nadauge- noffen anläßlich der Pariser Vorgänge hat die Zuversicht dieser Herren gewaltig ge­stärkt. So fand in Paris am Sonnabend eine von 600 Personen besuchte boulangi- sische Versammlung statt, in welcher sämmt- liche Redner die günstigen Ereignisse in der französischen Hauptstadt als einen Sieg der Patriotenliga über die Regierung feierten. Die Wahrheit dieser Behaupt­ung läßt sich nicht leugnen, das Ministe­riumFreycinet-Constans" ist vor dem Toben der entrüstetenPatrioten" ja förmlich ins Mäufeloch gekrochen. Herr Constans, der sonst so thatkräftige und entschlossene Minister des Innern, mag vielleicht seine besonderen Gründe gehabt haben, wenn er diesmal die boulangistischen Schreier und die anderen gegen Deutsch­land hetzenden Elemente ruhig gewähren ließ, aber sicherlich hat er sich unter allen Umständen eine Blöße gegeben, die von den Heißspornen der Patriotenliga zwei­fellos kräftig ausgenützt werden wird. In der erwähnten Versammlung verlas D6- roulöde auch eine Zuschrift des bekannten Malers Dotaille, in welcher dieser stolz erklärt, daß sein Patriotismus aus dem Streit der jüngsten Tage neu gestärkt hervorgegangen sei; offenbar fühlt Herr D6taille das Bedürfnis, seine bewiesene Charakterschwäche durch das wohlfeile pa­triotische Mäntelchen zu bedecken! Zu guter Letzt faßte die Versammlung noch den comödiantenhaften Beschluß, den Her­ren Rochefort, Laurent und Caffagnac sil­berne Denkmünzen für ihre Haltung zu überreichen.

Es scheint jetzt, als ob inParis die Ernüchterung in recht ernstem Umfange sich eingestellt habe. Die Stimmen der Besonnenheit und der Reue werden immer vernehmlicher, und man läßt sie gelten. In bemerkenswerter Weise liest Francis Magnard in dem von ihm geleiteten Figaro" den Deroulsde und Genossen den Text. Auch in den übrigen Blättern findet der Anschlag der Stimmung einen starken Ausdruck. Fast durchgängig billigt man die Artikel der elsässtschen Blätter gegen Doroulede und Genossen. Letztere trügen daran Schuld, daß die freund­lichen Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland zum großen Nachteil Elsaß- Lothringens eine Störung erlitten hätten. Die Meldungen von weiteren Maß­

nahmen der deutschen Reichsrcgkerung in Bezug auf den Grenzverkehr sind wohl unzutreffend. In unterrichteten Kreisen betrachtet man den französischen Zwischen­fall mit der Anordnung der Paßmaßregel als erledigt, sofern keine neueren Anlässe eintreten. Auch soll der französischen Re­gierung weder eine Note, noch eine ander­weitige, den letzten Vorfall betreffende, amtliche Mitteilung zugestellt werden.

Konstantinopel, 1. März. In­folge außergewöhnlich starker Schnee­fälle sind die Orientexpreßzüge gestern und heute ausgeblieben. Die Verkehrs­störung dürfte mehrere Tage dauern. Die telegraphische Verbindung ist nicht gestört.

Athen, 1. März. Der Schnelldani- pfer Augusta Viktoria wurde heute vor der Abfahrt aus dem Piräeus von dem Ministerium besichtigt und ging dann nach Malta. In der Nacht ist hier Schnee gefallen.

Die Fahrt von Europa nach New- Jork wird zur Zeit, wie die Führer transatlantischer Dampfer berichten, durch ungeheure Eismassen auf der Höhe von Neufundland erschwert. Das Aus­treten derselben in so früher Jahreszeit ist sehr ungewöhnlich und wird als Be­weis dafür angesehen, daß im hohen Nor­den der diesjährige Winter äußerst mild gewesen ist.

Miszellen.

Krage.

Raum ist in der kleinsten Hütte Für ein glücklich liebend Paar Das mag wahr sein, doch ich bitte, Wo bleibt da die Kinderschar?"

s

Ein hartes Geschick hat dieser Tage eine junge Dame in Fehrbellin ge­troffen. Schon 12 Stunden nach der Trauung wurde sie Witwe. Nachdem das Brautpaar in feierlichster Weise kirch­lich getraut und die Hochzeit unter reger Beteiligung gefeiert worden war, begab sich der Bräutigam, nachdem die Gäste das Hochzeilshaus verlassen hatten, hinaus ins Freie, um, wie er seiner Braut unter herz­lichem Gruß mitteilte, sich etwas abzu­kühlen. Er kam nicht wieder. Am andern Morgen fand man Hut und Uebcrzieher an der dortigen Badeanstalt. Bon dem Vermißten selbst fehlt noch jede Spur.

Mit einem ansehnlichen Ueber- schuß hat derVerein Berliner Presse" das Konto über denPresseball" abge­schlossen. Bare 21 000 »-L fließen der Unterstützungskasse des Vereins zu, zu deren Besten der Ball stattfand.

(Feiner Wink.)Höre, liebes Männ­chen, Du mußt Dich photographieren lassen."

Weshalb?"

Damit ich Dich öfters sehe; Du bist so selten zu Hause."

(Aus dem Herzen.) Dame: »Ach, die großen Gesellschaften kann ich nicht leiden. Man weiß nicht, über wen man sprechen soll, wenn alle da sind!"

Anzeig,

Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Meeh in Neuenbürg.

Nr. 37.

Weint Dienstag, in, Bezirk viertelst

A

Ne

Aufs

Ml die Reserviste satzreservisten un Landsturmpflichtik

Unter Bezugi M 3. 120 Zis scheu Wehrordnui 1889 S. 5) werd Landwehrmänner eusgebildeten L Weilen Aufgebote nng hinter die l, Waffe oder Dien licher oder gewei spruch machen, ar innerhalb 10 Ta, dm Musterungsv sicher ihres dauer! Bringen.

Wegen der Be den die Ortsvors des § 123 der W iiznng der Mini

Eeilamationcn un M 8. April 18! desK. Ministeriun 2.120 ff.) hinge Den 5. März

Neu

hebe!

selbe

de