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bisherigen leitenden Staatsmannes. Di Rudini steht jetzt im zweiundfünfzigsten Jahre. Er ist Sizilianer wie Crispi, aber in seinen Adern fließt kein albanesisches, Blut. Seine Familie ist eine der reichsten und angesehensten in Sizilien. Im Jahre 1866, erst 27 Jahre alt, war er schon Bürgermeister von Palermo und entfaltete während des Aufstandes, der dort im September des genannten Jahres ausbrach, solche Energie und zeigte solchen Mut, daß er zum Präfekten in Palermo ernannt wurde; er unterdrückte dann in Gemeinschaft mit dem General Cadorna den Aufstand in kurzer Zeit vollständig Dann wurde er Präfekt von Neapel, und schon im Jahre 1869, am 22. Oktober, berief ihn General Menabrea als Minister des Innern in sein drittes Kabinet, obschon er nicht Deputierter war. Er war damals kaum dreißig Jahre alt. Er ge« hört u. A. zu den noch nicht sehr zahlreichen Italienern, die Deutsch verstehen.
Am Petersburger Hofe überhäuft man den Erzherzog Franz Ferdinand mit Auszeichnungen und Aufmerksamkeit aller Art und dem erlauchten österreichischen Gaste zu Ehren jagt eine Hoffestlichkeit die andere.
NlisMcn.
Um eine Grafenkrone.
Von M. M o s b a ch.
(Nachdruck verboten.'!
(Fortsetzung.)
Unterdeß war sie an der Thüre, die in die Gemächer des Grafen führte, angekommen; nun pochte ihr aber doch das Herz trotz aller guten Vorsätze. Nur einen Augenblick noch, dann klopfte sie an. Nichts rührte sich darin. Noch einmal, wieder vergebens. Nun überkam sie eine plötzliche Angst; seine letzten Worte fielen ihr wieder ein, und in gepreßtem Tone rief sie seinen Namen. Doch auch diesmal vergebens. Hastig drückte sie auf die Thürklinke; doch es war von innen geschlossen. „Edgar," rief sie noch einmal. „bitte, öffne; ich sterbe vor Angst. Laß mich gutmachen was ich verbrochen habe; ich will es ja gern büßen ; nur öffne; erlöse mich von dieser Qual!" Die letzten Worte waren halb erstickt; doch diesmal wirkten sie. Der Riegel wurde von innen zurückgeschoben und die Thüre öffnete sich.
Mit einer leichten Vebeugung trat der Graf zur Seite. Seine Gesichtsfarbe war erdfahl und seine ganze Erscheinung hatte etwas Verstörtes. Doch seine Frau in ihrer Herzensangst bemerkte es kaum. Mit einem Aufschrei stürzte sie zu seinen Füßen und krampfhaftes Schluchzen erstickte ihre Stimme. Nicht ein einziges Wort brachte sie über die Lippen; nur den Brief und Ring hielt sie mit der Linken in die Höhe, während sie die Rechte um seine Kniee geschlungen hielt. Im ersten Augenblick war der Graf ganz verdutzt. Er konnte nicht fassen, warum sich ihr Sinn so schnell geändert hatte, da er den Brief seines Bruders nicht gelesen hatte.
„Was soll das? was ist geschehen? kann ich helfen?" fragte er in befremdeten
Tone und seine Stimme klang rauh und hart. Er erschrack selbst darüber. Zugleich aber strich seine Hand wider Willen über ihr weiches Lockenhaar. Sie konnte ihm nicht antworten; so mächtig riß sie der Schmerz fort. Es war, als müsse in dieser Stunde all der Jammer der letzten Jahre zum Durchbruch kommen; so gewaltig erbebte ihre Gestalt unter fortwährendem Schluchzen. Endlich bemerkte der Graf den Ring; er war nicht wenig erstaunt, ihn bei der Gräfin zu sehen; denn seines Wissens hatte ihn Hugo nie vom Finger gegeben, obgleich er eigentlich ihm, dem Netteren gehörte; so war es seither in der Familie Sitte gewesen; und nun erkannte er auch Hugos Handschrift.
„Was ist da wohl wieder los?" sprach er zu sich selbst, während er der Gräfin beides aus der Hand nahm und es auf ein Tischchen neben sich legte. Dann hob er die junge Frau vom Boden auf und trug sie auf den nächsten Divan. Willenlos ließ sie es geschehen.
„Edgar, kannst Du mir vergeben? Ich habe Dich so schwer beleidigt," kam es in abgerissenen Worten von ihrem Munde. Statt aller Antwort küßte er ihre Lippen. Er war in diesem Augenblick selbst so weich gestimmt, daß es ihm unmöglich gewesen wäre, ein Wort zu sprechen. Noch minutenlang saß er neben ihrem Lager und hielt ihre Hand in der seinigen, als wäre nie etwas zwischen ihnen gestanden, und im Geiste gedachte er der qualvollen Stunde, da er schon Abschied genommen hatte von dem Leben, das so öde und trostlos vor ihm lag. Und nun umgab ihn auf einmal der herrlichste Sonnenschein. Wie rasch ist doch oft der Wechsel des Schicksals! Er schloß einen Moment die Augen. Dann beugte er sich rasch über die Geliebte und bedeckte ihr Gesicht mit Küssen.
„Valerie, liebst Du mich, hast Du mich wirklich immer geliebt?" fragte er in zärtlichem Flüstertöne.
„Immer immer; o ich habe schon schwer gelitten in der langen, langen Zeit," erwiderte sie.
„Aber sage mirs, Valerie, warum hast Du denn mir und Dir diesen grausamen Streich gespielt?"
„O, eigentlich aus Eitelkeit und Stolz," gestand sie unter lieblichem Erröten, „und auch aus Rache," setzte sie etwas trotzig hinzu. „Ich wurde nämlich von meinem Onkel zu dieser Heirat gezwungen. Da mein Vater frühe gestorben war und uns, meine Mutter, die kränklich war, und meine zwei kleinen Schwestern beinahe mittellos hinterließ, so nahm sich dieser Onkel, ein älterer Bruder meines Vaters — nun Du kennst ihn ja selbst — unser an. Er unterstützte meine Mutter und ließ uns Mädchen eine gute Erziehung geben, wahrscheinlich damit wir einst seine ehrgeizigen Wünsche erfüllen sollten. Kurz eines Tages kam ein Brief von ihm, daß er beabsichtige, mich mit einem Grafen Elpen zu verheiraten, und zwar sehr bald. Sechs Wochen fei die längste Frist, die er mir gewähre. Zu sorgen hätte ich für nichts; das geschehe alles von seiner Seite aus, und die Mitgift, die er mir gebe, belaufe sich auf 2 Millionen. Ich
war starr vor Schrecken. Denn kurz zuvor war ich bei meiner Tante gewesen und dort bei einem gewissen Manne blieben meine Gedanken und mein Herz.« Sie wurde durch einen feurigen Kuß unterbrochen.
„War ich es Valerie sage es noch einmal, daß Du mich schon damals geliebt hast; Du begreifst vielleicht nicht, welche Wohlthat es für mich ist, aus Deinem Munde es zu hören. Und doch warst Du es, Dein liebes Bild, das mich abhielt, die Pflichten gegen meine Frau zu erfüllen das mich aber auch vor manchem Schlimmen bewahrt hat, dem ich vielleicht sonst in meiner Trostlosigkeit verfallen wäre/' (Fortsetzung folgt.,
Für den Humor, welcher den Abgeordneten Windthor st selbst in unangenehmer Situation keinen Augenblick verläßt, spricht ein Telegramm, welches der 80jährige Mann gleich nach dem jetzt glücklich überwundenen Unfall an seine Gemahlin abgehen ließ. Die Depesche soll, nach der Hildesheimer Zeitung, folgende« Passus enthalten haben: „Liebe Julie, sei unbesorgt, meine Schönheit hat nicht gelitten."
(Schwäbisch.) Stoffel (einer Dame auf den Fuß tretend): „Hopella!« - „Unverschämter Mensch! Kann er sich nicht entschuldigen?" — Stoffel: „Herrgott, i sag' jo: Hoppela!"
Frage: Wer ist vornehmer, der Kaff« oder der Thee?
Antwort: Der Kaffee.
Warum? Der Thee muß ziehen, abir der Kaffee kann sich setzen.
Auflösung des Rätsels in Rr. 23.
„Allegro — Orgel."
Lösungen durch Julie Huber und Karl Helba von Rothenbach.
Kreuzrätsel.
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Diese 41 Felder sind so auszutülle», daß die mittlere Senkrechte den gleich« Namen ergiebt wie die mittlere Wagrechte.
Die übrigen wagrechten Linien ergeben:
1. u. 9, einen Konsonanten,
2. ein Flüßchen in Thüringen,
3. einen niederdeutschen Dialm
dichter,
4. einen Ort am Rhein (unterhalt
Bingen,)
5. einen deutschen Dichter,
6. eine deutsche Festung,
7. das Hoheitszeichen der Adelige»,
8. einen Zeitgenossen Luthers.
Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Me eh in Neuenbürg.
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