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An den Kerrn
Anonymus im Beobachter Mr. 23. u. 31.
Herrenalb, den 9. Februar 1891.
Sie verdenken es dem Herrenalber Pfarrer, daß er sich der Erklärung im Enzthäler Nr. 19 angeschlossen hat, über deren plumpes Geschimpf Sie sich beklagen. Nun, wenn Sie wünschen, kann ich Ihnen auch abgesondert entgegentreten und ein Wort mit Ihnen reden, das meine Sache allein betrifft.
Vom Publikum möchte ich dabei nicht mißverstanden werden. An sich ist meine Sache von so wenig Belang, daß man ihretwegen eigentlich keine Feder einzutunken brauchte, und auch meine Person «nt» ßhre fühle ich nicht im mindesten einer Gesahr ausgesetzt, aber es lohnt sich der Mühe, einmal das Verfahren gewisser Korrespondenten naturgetreu zu zeichnen: Sie, Herr Anonymus, werden diesem Zwecke dienen.
Sie wissen, was Sie über meine Beteiligung an der von Ihnen öffentlich besprochenen Sache behauptet haben. Hier kann ich mich kurz fassen: Sie haben die Anwahrheit gesagt und zwar zum Ueberfluß jetzt zweimal.
Auch den Ihnen bereits gemachten Vorwurf der Ileigheit kann ich meinerseits 'nicht abschwächen, und damit Sie sich nicht zu beklagen haben, daß Sie bloß geschimpft werden — diese Absicht muß mir ferne liegen — so gestatten Sie mir es zu begründen. Sie haben mir gegenüber den Ausdruck gewählt „Hervortreten der Person des Geistlichen" in dem von Ihnen dargestellten Getriebe. Was wollen Sie mit diesem Ausdruck sagen? Sie wollen es nicht sagen, sondern der Leser soll es sich aus dem Zusammenhang sagen. Und der wird und muß sich sagen: der Pfarrer hat sich mit einer unguten Sache auch zu schaffen gemacht; er hat sich heruniergegeben zum Werkzeug unlauterer Interessen! Aber Sie, Wertester, haben es nicht gesagt! Sie können es nicht und wagen es nicht und brauchen es nicht und fühlen sich, dank Ihrem an sich nichtssagenden Ausdruck rnckenfrei! Das, sage ich, ist die Fechtart der Ileigheit.
Ihre zweite Erklärung mußte mir diesen meinen Ausdruck nur verstärken. Sie konnten, wenn sie wollten, sich Kenntnis von der Bodenlosigkeit Ihrer Behauptung über mich verschaffen, und was als unhaltbar sich herausgestellt, fallen lassen. Das wäre ehrlich gewesen. Was thun Sie statt dessen? Haben Sie nur einen konkreten Zeugen gegen mich gesunden? Nein, denn er existiert nicht. Dafür helfen Sie sich mit der „öffentlichen Meinung!" Was ist das für eine Instanz? Ein Etwas und Nichts, ein Nebel, in den Sie sich hüllen, ein Buschwerk, das Ihnen gut genug ist, sich dahinter zu legen und Ihren Pfeil noch einmal abzuschnellen. Ist das etwa Mannesart!
Und was sür einen Zweck können Sie denn mir gegenüber haben? Aichts können Sie mir zum Borwurf machen. Das weiß jedermann in Herrenalb. Aber vor einem andern Publikum, das die Dinge nicht kennen kann, vermögen Sie mich zu diskreditieren. Mit Unwahrheit aber einen diskreditieren heißt auf deutsch: verleumde«.
Noch eins zum Schluß! Sie erinnern die Welt an eine Einsendung im Enzthäler aus der Zeit der letzten Abgeordnetenwahl. Die Sache ist schon ziemlich lange her, daß es etwas Mühe kostete, meine Erinnerungen wieder zusammen zu lesen. Aber es stimmt. Offenbar war Ihnen jene Einsendung — oder waren es zwei? — unbehaglich, und seit 2»/, Jahren tragen Sie diese Last in Ihrem Busen!! Aber warum erst diese späte Explosion? wäre nicht auch das männlicher gewesen, zur rechten Zeit zurückzuweisen, was Sie bekämpfen zu müssen glauben? Doch geschieht Ihnen vielleicht hier Unrecht; Sie waren etwa damals noch nicht auf dem Plan. Das haben Sie aber doch herausgebracht, wer jener Einsender war. Nun, es wird kein Unglück sein; auch Ihnen soll's nicht schaden. Ihr Erfolg deutet auf Talent, und vielleicht kann in späteren ernsten Zeiten, wo wir's mit Wirklichen Feinden zu thun haben, das Vaterland solch' einen Pfadfinder noch brauchen.
Hiemit genug.
Stadtpfarrer R. Hartter.
Stuttgarter «. Htiibrouun Kost
Ziehung 15. Febr., 4. März, Nürnberger, 10. März. Haupttreffer 25000, 20000, 10000 bar, versendet A Lang,
Marktstr. 13, Stuttgart.
Jede Liste 15
L7 m.
Wir emptekieu unser vorrüZIickes
kür
La. L vo.
Ans Stadt, Bezirk und Umgebung.
Neuenbürg, 8.Febr. DerKirchen- gesangverein gab gestern abend im Gasthof zur Sonne in Verbindung mit dem Liederkranz ein sehr zahlreich besuchtes, wohlgelungenes Konzert, dessen Ertrag für die Orgelbaukaffe bestimmt wurde. Die Chöre des Liederkranzes, besonders „Heilge Nacht" von Beethoven, fanden allgemeine Anerkennung. Das Volkslied war würdig vertreten durch Silchers: „Nun leb wohl, du kleine Gaffe." Der gutgeschulte Kirchenchor erntete mit seinen schönen, gut wiedergegebenen Liedern: „Ich weiß es wohl" und „Frühmeßglocken" von Burkhardt und namentlich dem herzigen Lied vom „Sandmännchen" von Hegele wohlverdienten Beifall. Ein hoher Genuß war es für die Anwesenden, den vorzüglichen Violinvor- trägen des Herrn Sladtvikar Köstlin zu lauschen, der es verstand, mit den herrlichen Tönen seines Instruments sich in das Ohr der Hörer einzuschmeicheln, und der namentlich in der schwierigen Nocturne von Chopin eine schöne Probe technischen Könnens gab. Wir geben uns der angenehmen Hoffnung hin, daß es uns noch öfters vergönnt sein wird, solch Saitenspiel zu bewuudern. Mit großem Beifall wurden auch die Vorträge der Solistin des Abends, Frl. Cranz, ausgenommen. Ihre schön gesungenen Lieder: „In die Ferne" von Kalliwoda, „Mein Herz thu dich auf"
von Seidel und „Noch sind die Tage dg Rosen" von Baumgartner, deren Auffassung und Wiedergabe durch einen warmen To» persönlichen Mitfühlens vertieft und belebt war, sprachen als anmutige Bilder musikalischen Gefühllebens allgemein »» und vermochten auch tiefere Saiten dks Gemüts bei den Zuhörern in Schwingung zu versetzen. Der Glanzpunkt des Abends aber war ohne Zweifel die „Vogelkantate' von Mathieux. Nachtigall, Elster. Papagei und Rabe finden sich bei dem Kuckuck ei», um Probe zu halten für ein Ständchen z» Ehren des Adlers. Zuerst muß natürlich die Direktorfrage entschieden werden. Die Anschauung des Kuckucks, daß er selbstverständlich der Direktor sei, wird vo» den andern Vögeln als Anmaßung Entrüstung zurückgewiesen: „Herr Kuckuck, was fällt Ihnen ein!" „Nur ich kannst Direktor sein!" meint die Nachtigall, indem sie überzeugende Proben ihrer Kunst giebt. Derselben Meinung aber ist jeder andere Vogel auch, besonders der würdevolle Rabe, der seiner Ueberzeugung vom eigenen Wert kräftigen und beredten Ausdruck verleiht. Schließlich einigen sie sich aber doch, und die Probe beginnt. Bald jedoch entstehen greuliche Mißtöne. Der Gesang hört auf, und es entsteht Streb darüber, wer falsch „intoniert" habe. Dn auf den Raben hingelenkte Verdacht Faschsingcns wird von diesem mit Nachdruck zurückgewiesen, indem er seinerseits Nachtigall und Elster bezichtigt. Auf Vorstellung des Kuckucks wird endlich die sangsübung wieder ausgenommen uud endigt mit einer Huldigung sür die Götti» Harmonie und einem vom Raben ausgebrachten dreimaligen Hoch auf den Adler, in das die „Vogelinnen" zwitschernd einfallen. Die gewandten Darsteller des humorvollen Stückes ernteten für ihre bedeutenden Gesangsleistungen allgemeine» Beifall und weckten durch ihr vorzügliches Spiel, bei dem der prächtige Rabe sich besonders auszeichnete, stürmische Heiterkeit, so daß sie dem allgemeinen Wunsche nachgeben und einen Teil des Stückes wiederholen mußten. — Der umsichtige Leiter beider Vereine, Hr. Schullehrer Schramm, der mit besonderer Hingebung auch die Klavierbegleitung der Solinummern übernommen hatte, hat sich mit der Veranstaltung dieses gelungenen Abends den Dank aller hiesigen Musik- und Gesangsfreunde erworben.
X Calmbach. Sonntag morgen zwischen 3 und 4 Uhr brannte es in dem hinter der Dvrfmühle an der kleinen Enz gelegenen, dem Holzhändler Christian Barth gehörigen Kesselhaus. Glücklicherweise wurde der Brand rechtzeitig entdeckt und dadurch ein größeres Unglück abgewendel.
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Deutschland.
Den colonialpolitischen Ver-
Handlungen im Reichstage über Südwestafrika folgte am Donnerstag die ungleich wichtigere Debatte über Deutsch-
Ostafrika. Die Regierungsforderung M
den betreffenden Etat beträgt 3 '/« Mw lionen Mark, von welcher Summe jedoch nach dem Anträge der BudgetkommW» eine Million gestrichen werden soll. Den
Mittelpunkt der D legungen des Reil samte ostafrikanisch erörterte zunächst deutsch-englischen 8 aus. daß der noch afrika herrschende stand der Dinge Abkommens Deut drängte. Herr v. die interessante 2 züglichen Berhandl »an seinem Amtsv Bismarck, eingeleit dann ihm, Capriv des Kaisers die des für die fernere B astafrikanischen A worden seien. T selbst festgestellte gramm wies folg Verwendung der sagbaren Gelder f der Jntercffensphi Englands, Ueber, in der deutschen K Umwandlung der kommissars in ein einer Zentralstelle waltung Deutsch-! lande, Uebernahn den Küstenstrichen Len Schutzgebieten man weiß Programm von i bis jetzt durchgef, Reichskanzler schill leiten in den Verl und gab dann ur zeugung Ausdruck Vertrag auch dan Deutschland gewes jetben nicht Helgo des Verhältnisses Me. Weiter tr« den vielen Vorwü seits damals nick zu erlangen, mit daß in diesem Fa seine Kräfte hinan, rechtfertigte der Deutschlands auf überzeugender W wie sehr dieser 2 Notwendigkeit der Verhältnisses zu < sei, auch wies ei Fürsten Bismarck schast Englands Wert habe, als d airika. Im letzte, sich Herr v. Capr des Reichs zur de sellschaft und zur aus und erörterte gehen der Reich Ostafrika, unter spezieller Fragen, seiner bestimmten der Besitz Deutsch Mutterland lohne noch Mühe und A, dem der Kanzler Natur gestreift h, Ausdrucke der E, deutiche Nation f besitze. — Gegen