90

nehmen Sie mein Ehrenwort, daß ich meine Angelegenheit mit Höllwarth noch in dieser Stunde ordnen werde. Auch dürfen Sie überzeugt sein, daß ich alles thun werde, was zu Ihrem Glück beitragen kann. Sie sehen in mir einen Schicksals­gefährten; also Mut und den Kopf in die Höhe! Nur so kann der Mensch sein Glück erringen. Aber jetzt bedürfen Sie der Ruhe, und dann, wann sie gestärkt sind, wollen wir Hand in Hand das Glück erkämpfen. Ich hoffe, das Herz Ihrer Schwester läßt sich dennoch erweichen." Er versuchte bei den letzten Worten zu lächeln, um dem jungen Mädchen Mut einzuflößen, das mit gesenktem Haupt dem Ausgang zuschritt.

Dann trat der Graf vor seine Frau: Valerie, kannst Du mir vergeben? Ich bereue tief, daß ich Dir durch diesen Ver­dacht wehe gethan habe."

Seine Stimme klang ungemein weich; es gab der Gräfin einen Stich um den andern ins Herz, und es zog sie mit Ge­walt hin zu dem Manne, der ihre einzige Liebe war und es auch bleiben würde, sie fühlte es nur zu wohl. Aber der un­bändige Stolz ließ es ihr nicht zu. Trotzig preßte sie die schönen Lippen zusammen, als müßten sie für immer geschlossen sein.

Du wirst es auch einigermaßen ent­schuldigen können," fuhr der Graf fort, als keine Antwort erfolgte,die Ähnlich­keit mit dem Haar, mit dem Du mich be­trogen hast, und dann wußte ich vom Hiersein Deiner Schwester nichs, nicht ein­mal von ihrer Existenz."

Ha, als ob der Graf von Elpen je einmal etwas davon hätte wissen wollen. Ich weiß wahrhaftig nicht, womit wir auf einmal jo viel Gnade verdient haben, daß Sie sich plötzlich so sehr für uns interes­sieren," siel die Frau mit erbitterter Stim­me ein.

Bin vielleicht ich Schuld daran, Valerie, hast Du selbst es nicht so ge­wollt? Du wußtest doch gewiß, als Du mich so grausam hintergingst, daß auf diese Weise jede Annäherung unmöglich sei. O, sprich Valerie, sprich, warum hast Du mir das gethan? Um wie viele Stunden der Ruhe und des Glückes hast Du mich gebracht, und Du mußtest doch wissen, fühlen, wie unendlich ich Dich liebte. Ach, sag mir nur einmal, ein einziges Mal, daß Du mich geliebt hast, daß Du mich noch liebst." Er war bei den letzten Worten vor ihr auf die Kniee gesunken; sein dunkles Auge ruhte voll Innigkeit auf ihr.Komm," bat er,komm Valerie, sag es mir einmal, und ich will Deine herben Worte, die bittere Vergangenheit vergessen; alles soll Dir vergeben sein."

Patriotische Rechenaufgabe. Als im Jahre 1849 der Bundestag dem Könige von Preußen die Kaiserkrone an­trug, lehnte dieser sie ab, da die Zeit noch nicht gekommen sei. Addiert man zu 1849 die einzelnen Ziffern dieser Jahres­zahl: I, 8, 4, 9 hinzu, so erhält man das Jahr l871, jenes Jahr, das die Erfüllung des deutschen Traumes gebracht hat. Die Ziffern 1. 8, 7, 1 ergeben dann in ihrer Summe zu 1871 hinzu addiert das Jahr 1888, welches drei Kaiser an der Spitze

Deutschlands sah, und setzen wir die Ad­dition noch weiter fort, indem wir die einzelnen Stellen 1, 8, 8, 8 hinzurechnen, so erhalten wir das Jahr der lOOsten Wiederkehr der Schlacht von Leipzig und zugleich dasselbe Jahr, in dem einst Kaiser Wilhelm das 25jährige Regierungsjubi­läum feiert.

(Eine Witwenstadt.) Der Ort des deutschen Reiches, welcher im Verhältnis zu seiner Einwohnerzahl die meisten Witwen besitzt, ist sicherlich Niederwörresbach im Fürstentume Birkenfeld. Jedes fünfte weib­liche Wesen und insbesondere 40°/o der Haushaltungsvorstände sind dort Witwen. Diese merkwürdige Thatsache, welche durch die letzte Volkszählung an den Tag ge­bracht wurde, beruht auf der außerordent­lich ungesunden Industrie (Achatschleiferei), von welcher sich die Bewohner von Nieder­wörresbach sämtlich ernähren. Die Achat- jchleifer besitzen infolge ihres Gewerbes eine ungemeine Empfänglichkeit für die Schwindsucht und werden von ihr fast alle im besten Mannesalter dahingerafft.

Das Symbol des eisernen Kreuzes in den Fahnen der Krieger- und Landwehr- Vereine darf nach einem jüngsten Erlasse des Kaisers ohne Genehmigung des Monar­chen nicht mehr in diesen Bannern ange­bracht werden. Doch erstreckt sich dieses Verbot nur aufneu" anzuschaffende Fahnen, da den Kriegervereinen, welche das eiserne Kreuz im Banner führen, auf Anfrage gestattet worden ist, dieses Ab­zeichen beibehalten zu dürfen.

(Eine Heizeinrichtung für Pferdebahn­wagen) ist zur Zeit im Bau Der Heiz­apparat besteht aus einem etwa 14 cm hohen und '/s cm im Quadrat messenden Doppelkasten, der unter dem Perron an­gebracht wird. Von dem Kasten aus laufen rechts nnd links je zwei etwa 7 '/s ew auseinanderstehende Röhren, die unter den Sitzbänken entlang führen und am entgegengesetzten Ende sich vereinigen. Das Heizmaterial besteht aus Kohlenstaub, welcher, ähnlich wie bei den Grude-Oefen, nur langsam glimmt und daher ein spar­sames und doch wirksames Brennmaterial ist.

(Ein Velozipedist als Kindermädchen) erregte in Berlin die Heiterkeit der Spa­ziergänger im Tiergarten; auf dem vorderen Teil eines sogenannten Geschäflsstahlrosses war statt des Warenkastens ein niedliches Korbgeflecht befestigt, in dem zwei Kinder lagen.

(Ein kostbarer Schmetterling.) Di, von Herrn H. Haase in Rumburg ge­legentlich eines Streifzuges des Vereines für Käfer- und Schmetterlingskunde am Buchberge bei Niedergrund im Mai vorigen Jahres gefangene Abart von (Spinner), ist für den Preis von 170jl von Herrn Max Wiskott in Breslau er­worben worden.

(München übertrumpft Berlin!) Ein Cafetier im Mittelpunkt Münchens liiht seit einigen Tagen einen großen Omnibus durch die Stadt fahren. An allen Seilen des Wagens ist groß der Name des Case zu lesen, in welches ein Jeder, der diesen Omnibus besteigt, umsonst befördert wird.

(Eine tolle Wette.) Prinz Rohan hatte mit dem Prinzen Torlonia um 5000 Fr. gewettet, daß er die große Steintreppe, die von der Terasse von Monaco herabsühn, mit seinem Viererzug hinabfahren werde. Diese Wette wurde dieser Tage nachts aus- gerragen, indem Prinz Rohan unter laulem Beifall seiner anwesenden Freunde die kühne Fahrt unternahm. Es gehörte jeden­falls eine Tollkühnheit dazu.

(Das Teufelchen am Setzkasten.) Dem Waltershäuser Kreisblatt" hat kürzlich der Setzer-Kobold einen bösen Streich ge­spielt. In der Veröffentlichung der Tages­ordnung einer demnächst abzuhaltenden Stadtverordnetensitzung lautete ein Punkt: Anschaffung einer Kehrbürste." Allge­meines Schütteln des Kopses. Endlich klärt sich die Sache dahin auf, daß der Antrag vorlag, im Rathaussaal zu Ehren des bekannten Pädagogen Kehr eine Büste aufzustellen. Aus einer Kehr-Büste ha! der Setzer eine Kehrbürste gemacht.

(Eine merkwürdige Zahl ist 37.) Wenn man dieselbe mit einer der Zahlen der arithmetischen Progression 3, 6, 9, 12 rc. bis 27 multipliziert, so kommen immer drei gleiche Zahlen heraus, welche zusammen addiert, den Multiplikator ergeben.

Rätsel.

Die erste ist ein Wörtchen, klein, Bedeutet meist einAehnlich-Sein;" Die Zweite ist ein Teil der Zeit, Zumeist der süßen Ruh' geweiht;

Das Ganze ist ein Zeitraum auch, Der Lust geweiht nach altem Brauch!

Kallw. Irmchtpreise am 31. Januar 1891.

Heutiger

Höchster

Wahrer

Niederster

Verkaufs-

Getreide-Gattungen.

Verkauf.

Preis.

Mittel - Preis.

Preis.

Summe.

Ztr.

-1

Kernen, alter . .

_

neuer . .

72

10

20

9

_

9

40

706

40

Roggen, alter . .

neuer . .

_

81

Gerste, neue. . .

_

_

-

alte . . .

_

_

Dinkel, neuer . .

81

6

80

6

73

6

70

545

70

Haber, neuer . .

42

7

6

97

6

80

293

10

Summe

195

1545

20

Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Meeh in Neuenbürg.

AiiMgcl

Rr. 23.

Erscheint Meuslag, Z

in, Bezirk vierteljäh:

An

Neu

Die Maul- uni ingen ist erloschen. Den 7. Februc

Neu

snhriis

In der Christ Schuldensache kom Mittwoch von vormit in der Wohnung öffentlichen Aufstre zum Verkauf:

II Fässer im 888, 796, 73k 47 und 20 Lii Kaufsliebhaber we Den 7. Febrm

Privat

' Schömberg

Wegen Umänl» Hauses in eine Heil: suche ich aufs Fi hübschen von Frer lrgene Realwirtfch zu kaufen.

G

Gastwir

Dem Unterzeid tag sein

Schtvi

von roter Farbe Pirschmonn gehen! Besitzer wird gebe lohnung an den

K

Ein fleißiges

welches mit Vieh r sosort oder bis 1 wem sagt die Red