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Ausland.

Davos, 20. Nov. Dr. Turban, der Direktor des Sanatoriums, ist aus Berlin zurückgekehrt und hat mit Dr. Spenzler die Impfung von Lungenkranken unter großem Zudrang begonnen.

Bern, 20. Nov. Im großen Rat des Kantons Aargau hat Pfarrer Burk­hart vorgeschlagen, dem Kaiser von Oester­reich zum Namensfeste die Habsburg zu schenken, sofern der Kaiser das Ver­sprechen gebe, die Rheinkorrektio» und den Rheindurchstich in Jahresfrist beginnen zu lassen.

Paris. 2l. Novbr. DerTemps" meldet: Die Schlumberger'fche Spinnerei im Thale von Le Tholy, Vogesendeparte­ment, ist niedergebrannt. Ein Wert von 600 000 Franken ist versichert.

Rom, 18. Nov. Dem Pariser (kleri­kalen)GaulioS" telegraphiert man von hier, Papst Leo XIII. habe anläßlich des Empfanges, welchen Kardinal Lavigerie in Algier den Olfizieren der französischen Marine und den Behörden bereitete, lächelnd zu seinem Majordomus, Msgr. Ruffo-Scilla, vor mehreren Kardinälen bemerkt.Es ist mir noch lieber, wenn ein Kirchenfürst derMarsellaise" zuhörl und sie bellascht, als wenn ich den Königs­marsch auf dem Petersplatz hören muß." DerKönigsmarsch" ist selbstverständlich der Marsch des Königs Humbert.

Warschau, 20. Nov. Im Kurier­zuge der Warschau-Wiener Eisenbahn nahe der Station Kutno wurden zwei Fahrgäste der 2. Klasse ermordet; es handelt sich vermutlich um einen Raubmord.

Miszellen.

Won Stadt und Amt Weuenöürg.

(Fortsetzung.)

8 io.

Bon dem Städtlein Wildbad.

Es ist schon gemeldt worden, daß die Graven von Würtemberg das Städtlein Wildbad mit der Stadt Calw erkauft haben, dahero man sich mit demselben*) rc. Den Namen soll es haben von einem wilden Schwein, welches daselbst gewühletunddiesesBad erfunden haben solle. Es ist aber dieses Bad schon so alt, daß man dessen Ursprung so leicht nicht wird erkundigen können und eine Verwegenheit wäre, eine andere Meinung aufzusteüen. **) Wenigstens ist es schon anno 1367 be­rühmt gewesen, in welchem Jahr Grav Eberhard der Grüner und fein Sohn Ulrich selbiges Bad gebraucht, aber von Grav Wolffen von Ebcrstein und Wolffen von Wunnenstein beinahe wären gefangen worden, indem diese das Städtlein umringt und Vater und Sohn schon gemeint in ihrem Gewalt zu haben. Es zeigte ihnen aber ein Bauer einen unbekannte» Weg, durch welchen sic glücklich nach Calw ent­wischten und wider den von Ebcrstein Wegen gebrochenen Landfriedens in

*) Ist ein Städtlein, allwo ein warmes Bad, welches von einem wilden Schwein soll erfunden und auigewühlet worden seyn. Ist nicht zu kalt und nicht zu warm, und zu vielen Gebrechen dienlich, wird von weiten Orten besucht.

**) Es solle das Badwasser Anno Christ:

212 ersunden worden seyn.

Schwaben ihre Klagen anbrachten, worüber Grav Wolfs in die Acht erklärt wurde. Es mußte aber das Städtlein Wildbad den Unmut dieser Feinde .über die Ent­mischung deren beeden Graven entgelten, indem sie mit Plünderung, Feuer und Schwert an den Burgen daselbst sich rächten. Ximo 1457 hatte das Städtlein das Un­glück gänzlich abgebrannt zu werden, wie auch nachhero öfters geschehen, indem anno 1509 die ganze untere Vorstadt, (welche beträchtlicher ist, als das Städtlein. an Menge der Häuser und Einwohner, und anno 1535 das Städtlein selbsten aus dem Boden hinwegbrannte. ***) ^.nno 1645 den 20. April brannte wieder die ganze Stadtab und auno 1742 abermalen, wiewohl solches wegen des Bads jederzeit gleichbalden wieder erbauet wurde. Unter den Merkwürdigten desselben ist auch zu zählen, der große Stein, der Fürstenstein genannt, der über 36 Schuhe lang und ungefähr 20 breit, worin Fürst!, und Adelicher. auch anderer Personen Namen eingegraben zu finden, inmassen vor Zeiten dieses Bad von gar vielen fremden und vornehmen Personen besuchet worden. Das Bad selbsten ist dermalen im Städtlein, das alte aber mar ehedem vor dem oberen Thor und ist ganz eingegangen gewesen, bis anno 1611 Herzog Joh. Friedr. durch seinen Baumeister Heinrich Schickarden solches von Grund auf wieder neu erbauet, wiewvhlen selbiges, weil es etwas kühl ist, nicht gebraucht wird.

Kloster Herrenalb.

Ein Mönchs-Kloster, Cistercienser- Ordens ist anno 1146 von dem Grafen von Eberstein gestiftet worden.

Zu dieser Stifftung ermeldten Klosters solle folgendes Gesicht und Erscheinung eines Gespensts dem Graven von Eberstein Anlaß gegeben haben: Als Herzog Friedrich in Schwaben anno 1139 im Zabergäw und dasigem Stromberger-Forst gejaget, bei welchem Graf Albrecht von Zimmern, Graf Erchinger von Mögenheim, und ob­gedachter Graf von Eberstein gewesen, sehe es geschehen, daß Graf Albrecht von Zimmern in solchem Jagen sich verirret, daß er in eine Wildnuß gekommen, wo­selbst er von einem Gespenst in ein wunder­schönes Schloß geführet worden, worinnen er viele vorneheme Leute panquetiren sähe, und nachdeme er von dem Gespenst wieder herausgeführet wurde, und er solches an- schauete, wurde er solches brennend ge­wahr und hörete dabey ein jämmerlich Klag-Geschrey: auf dieses wurde ihm von dem Gespenst angezcigt, daß solches seine Vor-Eltern wären, welche anjetzo durch immerwährendes brennen und braten un­aufhörlich gemartert werden, und ewig verdammet sehen, lieber welchem Gesichte der Graf von Zimmern dergestalt er­schrocken, daß er zur selbigen Stunde au Bart und Haar schneeweiß worden. Als nun ermeldter Grav wieder in das Schloß

***) A. 1530 ist die Kirch mit 23 Häusern und also säst das ganze Städtlein Wildbad ab- gebronnen.

A. 1530 hat Kaiser Carl V. zu Augspurg des Stävtleins Wildbads Freyheiten erneuert' und bestätiget, und seynd unter andern auch ^ diese: Daß bei Berliehrung des Haupts die Bad-Gäst mit einander nichts unfreundliches oder thätliches sürnehmen dürsten rc. l

Mögenheim, zu Herzog Friedrich, Grav Erchinger und dem Graven von Eberstein kommen, seynd sie über die schnelle Ver- änderung seiner Haare in größte Ver­wunderung gesetzet, und nachdeme er diese Begebenheit denenselben umständlich er- zehlet, und diese Erzehlung bey ihnen ein Entsetzen verursachet, wurden sie dadurch, GOtt zu ehren und denen Armen Gutes zu thun, aus Furcht beweget, und stifteten zu dem Ende der Grav zu Eberstein die Klöster Herrenalb und Frauenalb. und der Grav von Zimmern das Kloster zu Zimmern, welch letzteres aber bald wieder in Abgang gekommen. Diese Geschichte giebt genugsam zu erkennen, wie vor Zeiten der Teufel die Leute geäsfet, und denen Pfaffen zu Stiftungen und Ein­kommen verholfen habe.

A. 1525 ist dieses Kloster in der Auf­ruhr von Bauren geplündert morden.

A. 1556 ist der erste Evangelische Abbt, Philippus Degenus von Urach in dieses Kloster Herrenalb gesetzt worden.

(Schluß folgt.)

Ein junger Arzt, der. nachdem er so­eben sein Studium auf der Universität Melbourne beendet, eine alte Dame glück­lich vom Bandwurm befreit hatte, über­sandte derselben eine Rechnung im Betrage von 10 Schilling für die Kur. Die Dame fand diese Forderung jedoch zu hoch und bat den Mediziner um Spezifizierung der Nota. Die ihr darauf übersandtespe­zifizierte" Rechnung lautete:Für Ihre Befreiung von einem Bandwurm von 10 Fuß Länge zu einem Schilling den Fuß gerechnet 10 Schilling."

(Berschnappt.) Richter: Sie behaupten also, nicht am Thatorte gewesen zu sein. Ich aber kann ihnen einen Zeugen gegen­überstellen, der Sie daselbst gesehen hat! Angeklagter: Nicht möglich! Ich habe mich selbiges Mal genau umgeschaut und keinen Menschen weit und breit gesehen.

(Essig zu bereiten.) Um mit wenig Aufwand und Mühe einen guten Essig zu bereiten, mische man eine Kanne Wasser und eine Kanne Aepfel- wein unter einander, werfe 90 g frisches Haus­brot hinein und lasse das Ganze an einem warmen Orte stehen. Nachher seihe man den Essig durch ein Tuch; derselbe hält sich sehr lange.

Rätsel.

Der Kranke, der nimmer genesen mag Der wünscht es sehnlich von Tag zu Tag, Doch der, der das liest, so gesund er auch sei, Ich wette: auch er. erwünscht es herbei!

Mutmaßliches Wetter

am Sonntag den 23. Nov.

Der gestern in Nordskandinavien aufgetretene Luftwirbel hat auch bei uns das Barometer zum Zurückgehen gebracht, doch drängt derselbe in der Hauptsache mehr in südöstlicher Richtung über Polen gegen das Schwarze Meer vor und bringt so den Hochdruck im Innern Rußlands zum Zurückweichen. Da der Hochdruck im Süd­westen noch immer ziemlich kräftig ist, so werden wir auch von einem Herübergreifen der russischen Kälte vorerst verschont bleiben. Bei vorherrschend südwestlichen bis westlichen Winden ist demnach auch für Sonntag und Montag eine Fortsetzung des bisherigen trüben, zu vereinzelten Nieder­schlägen geneigten und nur zeitweilig sich auf­heiternden Wetters bei mäßig kühler Tempar- tur in Aussicht zu nehmen.

Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Me eh in Neuenbürg.