756

Mizellen.

Ahnungen.

Kriminal-Novelle von Gerhard v. Arnim.

(Nachdruck verboten.)

(Fortsetzung.)

Ich habe eine Ahnung," rief er aus, als müsse dieser Baron unser Heidger sein. Alles, was Sie mir bis dahin über jenen Herrn von Kalden mitteilten, paßt genau auf meinen Schützling. Den Baron zu spielen, das sieht ihm ähnlich, wie wird der Herr Baron sich freuen, wenn er plötzlich einen so anhänglichen und treuen Bekannten aus New-Jork wiedersieht! Der Spaß ist gar nicht zu bezahlen, wenn ich daran denke, wie herzlich und kräftig ich ihm die Hand zum Willkommen reichen werde."

Und der gesetzte, ruhige Mann lachte hell auf bei dieser Bemerkung und schob sich alsdann ein frisches Stück Kautaback in den mit einem furchtbaren Gebisse be­waffneten Mund.

Trotz alle dem könnten Sie sich doch im Jrrtume befinden, Herr Wilkens," sprach der Untersuchungsrichter mit ernster Besorgnis,jedenfalls müssen Sie den Baron erst genau sich angesehen haben, ehe ich irgend eine Maßregel gegen den­selben unternehmen kann. Und wie wollen Sie dies anstellen, da er fast nie aus seiner Besitzung herauskommt?"

Ich gehe zu ihm, und wenn er mein Mann ist, nehme ich den Herrn Baron gefangen und bringe ihn zu Ihnen."

Das Unternehmen könnte doch ge­fährlich für Sie werden. Der Baron ist ein starker Mann, reichlich mit Waffen versehen und dürfte sich kaum einem Einzelnen gutwillig ergeben."

Pah; ich habe den berühmtesten Preisboxer von New-Iork mit einem Faustschlage hingeworfen uud sollte mich vor einem Heidger fürchten! Wenn ich nicht mehr Kourage besäße, würde mein Chef mich sicherlich nicht mit der gegen­wärtigen Mission betraut haben."

Herr von Dernburg saß eine Weile schweigend da und sah nachdenklich vor sich hin.

Es ist ein verzweifelter Schritt." be. merkte er endlich,den zu billigen oder zu welchem irgendwelche Vollmacht zu er­teilen ich schwere Bedenken trage.«

Hier mischte sich zum ersten Male Herr Wagner in's Gespräch, der bis dahin laut­los, aber mit um so größerer Aufmerksam­keit zugehört hatte.

Man könnte die Sache auch anders anfassen," meinte er, und z. B. den Baron in den Gasthof zur Krone bestellen."

Der Gedanke wäre so übel nicht," entgegnete der Rat,wenn man nur wüßte, wie man ihn ausführen könnte, ohne den Verdacht des Barons zu erregen. Doch hier sind wir bereits an unserem Bestimmungsorte angelangt, und gottlob, da steht auch der Hausknecht derKrone", der unser Gepäck besorgen kann.

Herr Richter," sagte in diesem Augen­blick der Detektive hastig,mir kommt soeben eine eigene Idee. Wir wollen uns in der Krone treffen, aber wir kennen uns durchaus nicht; das erleichtert mir

meine Nachforschungen sehr. Heute abend wird es doch zu spät sein, um etwas zu unternehmen, wir wollen die Nacht über die Sache Nachdenken und morgen in aller Frühe komme ich heimlich auf Ihr Zimmer."

Ganz einverstanden." erwiderte Herr von Dernburg,das ist ein vortrefflicher Einfall." Alsdann schritt er mit dem Gerichtsschreiber auf den Hausknecht zu, während der Detektive sein Handköfferchen zu sich nahm und erst auS dem Coupä stieg. als seine Reisegefährten von dem Hotelbedienten begleitet, in dem Bahnhofs­gebäude verschwunden waren.

Vom Fenster des Coupes aus hatte der Detektive das Städtchen, an welchem der Eisenbahndamm in ziemlicher Höhe vorüberführte, übersehen können und sich schnell über die Lage desselben orientiert. Erst überzengte er sich, welchen Weg der Gerichtsrat einschlug und dann wählte er gerade den entgegengesetzten, um später von einer andern Richtung her in der Krone einzutreffen. In einem weiten Bogen ging er um das Städtchen herum, bis er an den äußersten Häusern angelangt war. Dort kehrte er in einer Wirtschaft ein und bestellte sich ein Glas Bier. Nach­dem er ungefähr eine Stunde in dem Gasthause sich aufgehalten, Tabak kauend und rauchend, ohne auf die zudringlichen Fragen des Wirtes etwas anderes als ein mürrisches Knurren zur Antwort zu geben, erkundigte er sich nach dem Hotel zur Krone und schritt dann langsam in der bezeichneten Richtung weiter. Die Nacht war hereingebrochen, die Oellaternen des Städtchens verbreiteten nur ein schwaches und begrenztes Licht in den finsteren Straßen, aber unser Wanderer besaß ein scharfes Auge. Er vermochte bis zu einer gewissen Entfernung jeden Gegenstand deutlich zu erkennen. Plötzlich hörte er, wie hinter ihm ein leichter Wagen mit großer Geschwindigkeit sich näherte. Er wollte ihm ausweichen, aber schon war derselbe bei ihm angelangt, er hörte eine barsche Stimme, die ausries:Platz da, Kerl," gleichzeitig vernahm er den Knall einer Peitsche und dann fühlte er einen heftigen Schmerz im Gesichte. Im nächsten Augenblicke war der Wagen vorüber. Wilkens beachtete de» Peitschenhieb, der mit voller Wucht ihn getroffen, kaum. Hatte er doch eine ihm bekannte Stimme und ein ihm unvergeßliches Gesicht wicder- gefunden, und in grimmiger Freude eilte er derKrone" zu.

Dort saßen inzwischen der Unter­suchungsrichter und sein Schreiber mit dem Bürgermeister, dem Dr. Werner und dem Förster Hollbach, den treuesten Stamm­gästen derKrone", in schönster Harmonie beisammen. Die Ueberraschung, als der beliebte Beamte so unerwartet eintrat, war bei den drei Honorationen eine große und freudige gewesen. Man vermutete natürlich sofort, daß der noch immer un­aufgeklärte Mord die Ursache seines Kommens sei, aber merkwürdiger Weise bestürmte man ihn nicht mit Fragen über den Stand der Untersuchung, sondern er­kundigte sich nach seinem Wohlbefinden, nach sonstigen Tagesneuigkeiten und stieß dabei kräftig mit den Gläsern an. Die lebhafte Unterhaltung ,erlitt jedoch eine

momentane Unterbrechung durch das Er­scheinen eines mittelgroßen Mannes mit einem wahren Stiernacken und auffallend breiten, massiven Schultern, der mit großem Geräusche die Thüre zu dem kleinen Gastzimmer öffnete und alsdann wieder hinter sich zuschlug. Aus dem glattrasierten Gesichte dieses Mannes zeigte sich ein brennend roter Streifen, der nur von einem kürzlich erhaltenen Schlage her­rühren konnte.

(Fortsetzung folgt.)

Der erste Gratulant beim Grafen Moltke war ein Edison'scherPhono- graph neuester Konstruktion, der dem Feldmarschall vom Erfinder gewidmet ist. Die ersten Worte des Apparates lauten: Von allen Herzen im Deutschen Land wird heut im Gebet Graf Moltke genannt. O möge Gott es gnädig wallen, und ihn noch lang dem Reich erhalten.«

Der Weinstock gedeiht fast auf der ganzen Ausdehnung des Festlandes von Australien, das jährlich 100000 dl Wein erzeugt. wovon die Kolonie Viktoria in Südaustralicn allein die Hälfte. Die Bevölkerung Australiens trinkt jedoch nur wenig Wein. weshalb eine bedeutende Ueberproduktion stattfindet. Die austral­ischen Weinbergbesitzer richteten nun einen warmen Appell an die patriotischen Ge­fühle der zahlreichen und bemittelten Weinkonsumenten des Mutterlandes, sie möchten die australischen Weine an die Stelle der französischen und deutschen setzen. Die Versuche haben aber keinen bedeutenden Erfolg gehabt; denn weil sich die austral­ischen Weine nur schwer halten, so hat John Bull seinen Mitbürgern auf der üblichen Halbkugel den freundschaftlichen Rat gegeben, sie sollen ihren Wein nur allein trinken.

(Feinschmecker!) Aus Australien wird be richtet: Die schwarzen Menschenfresser von Nord» Queensland haben eine außerordentliche Vorliebe für Chinesen. Der Grund soll es sein, daß das Fleisch derselben besonders zart und schmackhaft ist, weil sie sich fast nur von Reis nähren. In Nord-Australien giebt es jetzt eine große chine­sische Bevölkerung und viele derselben, welche sich über die Grenzen der Kultur hinausgewagt hatten, sind von den Wilden gefangen genommen und verspeist morden. Das ist dort so Landes­sitte. Einer der Vermesser in Nord-Queensland berichtete an die Regierung vor Kurzem: Die Schwarzen haben mir alle Vorräte gestohlen und zwei meiner Chinesenprobiert."

Gemeinnütziges.

(Nähmaschinen zu reinigen,) wenn sie, mit verharztem Oel und Staub beschmutzt, in ihrem Gang behindert sind, verschaffe man sich etwas Benzin, bestreiche die Teile, die geölt werden, mittelst eines Pinsels oder einer Feder damit, trete die Maschine einige Minuten, und wenn das Oel aufgeweicht ist, wische man die Teile mit einem Lappen rein und öle sie wie gewöhn­lich ein.

(Um Erdöl zu verbessern,) giebt man in das Bassin der Lampe, je nach dessen Größe, einen Theelöffel voll Kochsalz. Dasselbe braucht sehr selten erneuert zu werden. Man kann auch eine entsprechend große Menge Salz in die Erdöl­kanne oder Flasche thun, um dieselbe Wirkung zu erreichen. Das Petroleum brennt entschieden Heller und explodiert weniger leicht.

Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Meeh in Neuenbürg.