Miszellen.
Ahnungen.
Kriminal-Novelle von Gerhard v. Arnim.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
Der Bürgermeister wurde nachdenklich.
Möglich wäre es ja, daß Ihre Kombination zutreffend ist, Herr Rat," sprach er nach einer Pause; aber ich bemerke nochmals, daß wir es mit einem allgemein geachteten und unbescholtenen Manne zu thun haben, den man ohne schwerwiegende Indizien nicht zur Untersuchung ziehen oder gar verhaften kann. Was gedenken Sie also zunächst zu beginnen?"
„Haussuchung will ich abhalten. Das Signalement und Ihre Mitteilungen berechtigen und verpflichten mich zu diesem Schritte, der sofort ausgeführt werden soll. Nach gesetzlicher Vorschrift müssen Sie^unter Assistenz eines Polizeisergeanten oder Gensdarmen dieser Haussuchung beiwohnen."
Der Bürgermeister unterdrückte einen Seufzer, der ihm aufstieg, denn er konnte den braven (Brockert, der nur für seine Familie lebte und sich abplagte, wohl leiden und er hätte ihm die Schande einer gerichtlichen Haussuchung gerne erspart. Aber dem bestimmten Ersuchen des Untersuchungsrichters gegenüber mußte er als Hilfsbeamter der gerichtlichen Polizei sich fügen.
So befahl er denn dem Polizeisergeanten, den Säbel umzuschnallen, zog seinen Ausgeherock an und erklärte aldann dem Untersuchungsrichter, daß er zu seiner Verfügung stände. Nachdem hierauf der Gerichtsschreiber Wagner, der im Gasthaus zur Krone zurückgeblieben, zum Mitgehen aufgefordert war und sich seinem Vorgesetzten angeschlosscn hatte, begab sich die aus vier Personen bestehende Gerichts- komission nach der Wohnung des Winzers Johann Brockert.
Es war ein kleines, aber sauberes Häuschen am Ende des Städtchens, vor welchem der Bürgermeister Halt machte. Der Gartenzaun, welcher das Gärtchen umschloß, war in vortrefflichem Stande gehalten, die Vorderseite des Hauses war hell angestrichen, schneeweiße Gardinen hingen vor den spiegelblanken Fenstern, mit einem Worte, alles an diesem Hause verriet die Ordnung und eine gewisse zufriedene Behaglichkeit. Und in dieser freundlichen, idyllischen Behausung sollte der scheußliche Mörder wohnen? Selbst dem Herrn Rat wurde es etwas unbehaglich zu Mute bei diesen Gedanken.
Eine hübsche kräftige Frau von etwa 30 Jahren, umgeben von mehreren blühenden Kindern, öffnete die Thüre, fuhr aber erschrocken zurück, als sie die Herren von der Polizei und vom Gerichte erhlickte. Das Mitleiden des gutherzigen Bürgermeisters mit der braven Frau, welche er vom kleinen Kinde an kannte, konnte man aus seinen Worten heraushören, als er sagte:
„Ihr Mann ist wohl noch im Weinberge, doch das thut nichts zur Sache. Aengstigen Sie sich nicht, Frau Brockert, wir sind gezwungen, in Ihrem Hause Nachforschungen nach gewissen Gegenständen anznstellen, denn auf ihrem Manne
ruht ein Verdacht, dessen Grundlosigkeit sich jedoch bald ergeben wird. Oeffnen Sie uns also Ihre sämmtlichen Zimmer, Koffer und Schränke, damit wir Nachsehen können. Sie werden sich dessen nicht weigern, denn dies würde die Sache nur noch verschlimmern und wir wären gezwungen, die Zimmer und Möbel durch einen Schlosser aufbrechen zu lassen."
Mit weitgeöffneten Augen starrte die Frau den Sprechenden an, als verstände sie den Sinn seiner Worte nicht recht. Nur das eine hatte sie deutlich herausgehört, daß auf ihrem Manne ein Verdacht ruhe, aber sie brauchte eine gewisse Zeit, um die furchtbare Bedeutung dieser Beschuldigung in ihrer ganzen Schwere zu fassen. Dann jedoch überzog eine fahle Blässe ihr Gesicht; sie mußte sich an die Thürklinge halten, denn die Kniee drohten ihr vor Schrecken den Dienst zu versagen. —
„Fassen Sie sich. Elsbeth," sagte der Bürgermeister, indem er dem Weibe die Hand auf die Schulter legte, „und geben Sie mir die Schlüssel. Die Herren dort draußen können nicht lange warten."
„Es steht ja alles offen bei uns," schluchzte die Frau, deren Angst sich jetzt in einem Thränenstrome Luft machte, „nur das Geldfach meines Mannes, in welchem seine Papiere und sein Geld sich befindend ist verschlossen und hier haben Sie den Schlüssel zu demselben."
Der Herr Rat beachtete die weinende Frau weniger. Thränen der Angehörigen eines Verbrechers waren ihm nichts Neues mehr, er war in diesem Augenblicke mit Leib und Seele der pflichteifrige Untersuchungsbeamte, dessen Gedanken sich allein auf das Bestreben richteten, ein nichtswürdiges Mitglied der menschlichen Gesellschaft einer begangenen Frevelthat zu überführen. Betten und Schränke, Keller und Speicher, Kleider, Hemden und Schuhe des abwesenden Mannes wurden auf's genaueste durchsucht, aber nirgends fand sich das geringste, was den bestehenden Verdacht hätte rechtfertigen oder bestärken können. Enttäuscht beschloß der Untersuchungsrichter die Hausuchung zu beendigen.
„Hinter dem Garten steht noch ein Holzschuppen," meinte Herr Wagner, „sollen wir nicht dort einmal Nachsehen?"
Meinetwegen", antwortete der Gerichtsrat verdießlich, „aber machen Sie schnell. Ich glaube, ich habe mich geirrt in meinen Vermutungen und Sie, Herr Bürgermeister, werden recht behalten."
Der Gerichtsschreiber und der Polizei- sergeanl stöberten eifrig in dem Holzschuppen herum, als der erste plötzlich einen Ruf der Ueberraschung ausstieß und darauf einen soeben gefundenen Gegenstand in der Rechten hoch empor hielt. Eiligst traten die beiden anderen Beamten näher und sahen nun in der Hand des Gerichtsschreibers ein großes, dolchartiges Messer mit elegantem Horngriffe, in dessen eine Seite eine zierliche Arabeske aus Elfenbein eingelegt war, während auf der anderen Seite das Gegenstück zu dieser Verzierung offenbar fehlte. Die scharfe und spitze Klinge war stark verrostet oder auch mit Blutflecken bedeckt.
„Es ist das Messer, welches ich suchte," sagte der Rath erregt, „kein Zweifel, daß in diesem Hause der Mörder wohnt. Wo haben Sie das Mordinstrument gefunden, Herr Wagner? "
„Dasselbe lag vortrefflich versteckt hinter einem Balken, und nur durch einen Zufall ist es in meine Hände gekommen."
„Dieses Messer klagt den Winzer Johann Brockert fürchterlich an," sprach Herr von Dernburg ernst, „derselbe muß unverzüglich vorgenommen werden, und wenn er sich nicht zu rechtfertigen weiß, werde ich ihn auf der Stelle verhaften. Herr Bürgermeister sagen Sie gefälligst dem Polizeisergeanten, daß er hier bleibt, bis Brockert zurückgekehrt und daß er ihn alsdann sofort zu mir in den Gasthof zur Krone führt. Der Frau gegenüber muß der Fund vorläufig geheim gehalten werden. Und nun auf Wiedersehen, Herr- Bürgermeister. (Fortsetzung folgt.,
Die Durchstechung der Landenge von Suez hat Folgen gehabt, welche Ferdinand v. Lesseps gewiß nicht vorausgesehen hat, nämlich die Einführung von Haifischen in das Mittelländische Meer. Früher hat man an den Küsten desselben höchstens alle 4 oder 5 Jahre einen Haifisch bemerkt, welcher den Schiffen aus Afrika oder Indien folgend bei der Meerenge von Gibraltar sich in das Mittelmeer verirrt hatte. Seit der Eröffnung des Suezkanals nimmt aber die Zahl dieser schrecklichen Fische in überraschender Weise zu, besonders in das Adria, und zwar kommen sie meist im Gefolge der zahlreichen Schiffe, die den Suezkanal passiert sind und die Häfen des Adrialischen Meeres anlaufen.
Stuttgart, 7. Okt. Wilhelmsplatz: 5000 Ztr. Mostobst zu 5 ^ 30 bis 6 30 Pr.
Ztr. — 6. Oktbr. Güterbahnhof: Zufuhr 6000 Ztr. Preis 5 -4L bis 5 50 pr. Ztr.
Stuttgart, 7. Okt. HSstrnarkl. Der Wilhelmsplatz und die umliegenden Straßen waren heute mit Obstsuhren stark besetzt. Es kam zum Teil sehr schönes Obst zu Markte, namenltich Aepfel; die Preise waren hoch 5 ^ 30 bis 6 ^ 30^j pr. Zentner; an Käufer war trotzdem kein Mangel Es dürfte sich für diese empfehlen, nicht so rasch zuzugreisen.
E ß l i n g e n 4. Okt. Zufuhr: 500 Ztr., Preis 6-4L —^ bis 40 gebrochenes Obst 8 bis 10 pr. Ztr. 6 Wagen Hess. Obst, Preis 4 ^ 80 ^ bis 5 -4L 50 ^ pr. Ztr.
Stuttgart, 7. Okt. Kartoffelmarkt. Zu- suhr 800 Ztr. Preis 2 ^ bis 2 50 ^
pr. Ztr.
Meinpreiszettel.
Kleebronn, 8. Oktbr. Erster Weinkauf 100 für 3 Hektl.
Mutmaßliches Wetter
am Donnerstag den S. Oktober.
Der jüngste Luftwirbel ist von der Ostsee nach dem mittleren Rußland abgerückt und hat den von Südrußland vordringenden Hochdruck paralysiert. In Nordskandinavien hat sich bereits der Winter eingestellt (in Bodö 3° 6. Kälte und Schneefall,) in Großbritanien herrscht bei sehr milder Temperatur Regenwetter. Der Hochdruck in Frankreich, Mitte- nnd Süddeutschland ist in langsamem Schwinden begriffen. Demzufolge nimmt auch bei uns die Bewölkung zu und es wird am Donnerstag bei mäßig kühler Temperatur ziemlich unbeständiges, mit sporadischen Niederschlägen verbundenes Wetter eintreten, das sich auch am Freitag fortsetzen und verschärfen dürfte, letzteres namentlich dann, wenn in Irland ein neuer Luftwirbel auftreten würde, von dessen Herannahen schon einige Anzeichen vorhanden sind.
Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Me eh in Neuenbürg.