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pflegen, sind 306 Anzeigen über in der angegebenen Zeit zum Ausbruch gekommene Gewitter eingelaufen. Obenan stehen der 13. d. Mts. mit 107 und der 11. d. Mts. mit 90 Gewittermeldungen. Dem ent­sprechend war auch die Zahl der Hagel­fälle eine nicht geringe. Seit Mitte vorigen Jahres sind die Gemeindebehörden ange­wiesen, über jedes auf der betreffenden Gemeindemarkung vorkommende Hagel­wetter einen ihnen zugestellten Fragebogen auszusüllcn und an die Meteorologische Zentralstation einzusenden, auch wenn der Hagel keinen großen Schaden an Feld­früchten rc. angerichtet hat. In den oben­erwähnten 5 Tagen sind nun nach diesen amtlichen Meldungen am 9. 9, am 10. 11, am 13. 28, zusammen 58 Gemeinde­markungen vom Hagel betroffen worden.

Die Versteigerung der Kostüme re. vom U l m e r M ü n st erfe st hat einen Erlös von nur 67000 M. ergeben. Die Degen wurden fast alle von einem Ravens­burger Herrn angekauft zum Preise von 1415 M. Die Fanfaren kaufte Stabs­trompeter Bantleon in Ulm (8 St. zu 50 M. und weitere 8 St. zu 55 M.) Der Bär, welcher auf dem Jagdwagen lag und s. Z. um 140 M. erworben wurde, erzielte nur einen Erlös von 6 M. Nicht verkauft wurden die Fischerstecherkostüme, ferner der Mantel der Germania, die Kostüme der Ulma, der Kunst und der Frömmig­keit u. a.

Calw, 17. Aug. Das aus gestern Sonntag anberaumt gewesene Konzert in der Stadtkirche fand unter ziemlich reger Beteiligung statt. Der Name Diezel hatte seine Anziehungskraft bewährt und mit Recht, denn der Künstler war vorzüg­lich bei Stimme und das Programm ein so reichhaltiges und mit feinem Sinn ge­wähltes, daß der Zusammensteller besondere Anerkennung verdient.

Ausstellung für volksverständliche Gesund- heits- und Krankenpflege zu Stuttgart vom k. vis 30. SeptemSer 1890.

Was doch so eine Gewerbehalle alles in ihrem Schoße zu bergen hat und welch wechselreiche Bilder an ihren Räumen vorüberziehen! Bald strömen Tausende von Bewohnern unseres Schwa­benlandes herbei, um in einer Landesgewerbe- Ausstellung die Mannigfaltigkeit unserer indu­striellen Leistungen und den darauf verwendeten Fleiß zu bewundern, bald widerhallen die Wände vom donnernden Gebrülle der Löwen einer Mena­gerie. Nur kurze Zeit und Koulissen und Wände schmücken sich mit den hervorragenden Leistungen der Zeichnungsschulen des Landes. Wiederum öffnen sich ihre Pforten und das staunende Auge ergötzt sich an im üppigsten Grün prangenden Rasenplätzen mit den herrlichsten Solitärpflanzen und reizendsten Blummenteppichen. Berauschende Kaskaden fallen über malerische Felsentrümmer und lauschige Plätzchen, umhegt von Nadelhölzern und Palmen, locken Len entzückten Besucher. Und nun?

Nun wird anfangs September der XXI. Kongreß des deutchen Vereins sür naturgemäße Lebensweise hier tagen und in gleicher Zeit, vom 6. bis 30. September eine hygieinische Ausstel­lung, die erste derartige Ausstellung in Süd­deutschland, in der Gewerbehalle geöffnet sein. Sie soll ein Bild geben von dem, was nament­lich in den letzten Jahren auf dem Gebiete der Gesundheits- und Krankenpflege durch Wort und That geleistet worden ist. Sie soll möglichst übersichtlich geordnet, zeigen, wie schnell die Industrie auch aus diesem Gebiete sich zuerst gesunden und die Absichten der Pfleger dieser Richtung zu realisieren verstanden hat. Sie soll

aber auch dem, welchem daran liegt, den Körper und damit auch den Geist möglichst gesund zu erhallen, ein Wegweiser sein, der übersichtlich und klar die Wege hiezu zeigen soll. Sie soll endlich den Ausstellern Gelegenheit geben, mit ihren Artikeln das Publikum bekannt zu machen und dadurch ihren Kundenkreis zu erweitern.

Es sind heute schon 150 Aussteller angemeldet. Einschließlich der Ausstellung an Literatur und und einer Anzahl von Nachzüglern, die in ziem­lich sicherer Aussich steht, dürfte die Gesamtzahl sich aus über 200 Aussteller belaufen. Einseitig­keit wird der Ausstellung nicht zum Borwurf gemachtJverden können. In einem chinesischen Pavillon wird chinesischer Thee von chinesischen Händen kredenzt. Sicher ist, daß man Palästina­wein zu kosten bekommt; ferner verschiedene Arten von Chokolade und Kakao. Die Elektrizi­tät wird als Heil-, wie als Beleuchtungsmittel gezeigt werden. Einen sehr erheblichen Raum werden jene Geräte einnehmen, die als Laden­einrichtungen immer mehr Eingang in die bürger­liche Wohnung finden. Besonderer Aufmerksam­keit wert dürfte sein die Einrichtung eines maurischen Bades in 2 Kabinetten von Eugen Reißer-Stuttgart. Einige Meister der Fußbe­gleitung werden Normalschuhwerk zur Ausstel­lung bringen. Von großer Wichtigkeit werden die Desinfektionsmittel lein. Voraussichtlich wird die Gewerbehalle elektrisch beleuchtet und damit ein Betrieb bis abends 9 Uhr ermöglicht sein. Die eigentliche Restauration wird die Gestallt eines Wintergartens haben.

Oesterreich.

Pest, 21. Aug. Der Abgeordnete Emil Abranyi ist, wie verlautet nach Kissingen abgereist, um die Angelegenheit wegen seiner Mitteilungen über ein Bis­marck-Interview, die, wie er behauptet, auf Irrtum beruhe," persönlich zu ordnen.

S ch w e i z.

Aus Bern, 20. ds. wird gemeldet: Gestern abend gegen 9 Uhr wurde das Jouxthal (Waadt) von einem furchtbaren Sturmwind heimgesucht. In Brassus sind von etwa 50 Häusern die Bedachungen und die oberen Stockwerke zerstört, in Lesentier über 100 Häuser beschädigt, einige gänzlich zertrümmert. Waldstrecken von 2 Kilometer Länge und 200 Meter Breite sind wie wegrasiert, Hunderte von Tieren wurden getötet und die telegraphische Ver­bindung unterbrochen.

Ausland

Der Präsident der französischen Republik, Carnot, der Minister des Äußern, Ri bot und ein kommandierender General haben cs für angezeigt gefunden, den Franzosen in pompösen Reden zu ver­sichern, daß Frankreich, dank seiner großen Opfer für Heer und Flotte die Achtung und Zuneigung der meisten Nationen sich wieder errungen habe und der General des 17. Armeekorps ging sogar so weit in seinen Behauptungen, daß er erklärte, die jetzige Generation brauche nicht mehr lange zu warten bis Frankreich seinen ihm gebührenden Rang wieder eingenommen haben werde. Das wäre wieder einmal ein Wink mit dem Zaunpsahl nach Deutsch­land , damit doch ja die Aufregung in Frankreich niemals erlösche. Wahrscheinlich sollen die Franzosen durch solche Phrasen den Aerger über den Besuch des deutschen Kaisers in Rußland leichter verwinden lernen. Die fortgesetzten französischen Drohungen, welchen seit 20 Jahren die That nicht folgt, machen zwar keinen großen Eindruck mehr, aber immerhin

müssen wir Deutsche auf unserer Hut bleiben.

P e t e r s b u r g , 21. Aug. Verdeut­sche Botschafter, General v. Schweinitz, giebt heute zu Ehren des Reichskanzlers v. Caprivi ein größeres Festessen. Letzterer sowie mehrere andere Persönlich­keiten des kaiserlichen Gefolges begeben sich daher von Narwa mit Sonderzug nach Petersburg. KaiserWilhelm empfing heute vormittag aus Narwa, Reval, Mos­kau und Petersburg deutsche Abordnung. Kaiser Wilhelm und Alexander sind 1'/, Uhr nach Gomontowo abgereist. Die­selbenahmen heute vor ihrerZ,Abreise zu den Manövern die großartigen Fabrikan­lagen des Staatssekretärs a. D. Polewzew eingehend in Augenschein. Die Kaiserin besuchte die Schulen. Die Manöver enden morgen bei Gomontowo. Es heißt, beide Kaiser würden morgen abend bereits in Peterhof eintreffen.

Madrid, 19. Aug. Im Laufe der letzten Woche sind nach offizieller Fest­stellung in Spanien von 344 Cholera­kranken 198 gestorben.

Aus New-Jork wird gemeldet: Zwischen Salvador und Guatemala ist Frieden unter günstigen Bedingungen abgeschlossen worden. Pack schlägt sich, Pack verträgt sich! In Argen tinie n ist die Ruhe vorläufig wieder hergestellt, dagegen gährt es in Montevideo, der Hauptstadt von Uruguay, so daß die Re­gierung militärische Vorsichtsmaßregeln treffen mußte.

New-Iork, 15. Aug. In Louisville ist eine Branntwein-Fabrik abgebrannt. 25 000 Fässer Whisky wurden vernichtet. Der Schaden beträgt 800 000 Dollars.

New - Iork 20. Aug. Ein Wirbel­sturm zerstörte in Wilkesbarre (Pennsyl- vanien) gegen 100 Häuser, gegen 40 Per­sonen sollen getötet und 100 verletzt sein. Das Dorf Summerville ist vollständig zerstört, mehrere andere Dörfer sind be­schädigt.

Mizellen.

(Guter Kauf.) Ein unvermuteter Schatz fiel dieser Tage einem Bürger aus Hürtchen in die Hände. Der Mann hatte sür 6 ein fast wertloses, aus einem Nachlaß stammendes Klavier erstanden. Als er den Klimperkasten reinigte, entdeckte er an einem verborgenen Plätzchen die nette Summe von 12 000 Thalern. Das Geld wurde von dem ehrlichen Schatzfinder so­fort an die rechtmäßigen Erben übermittelt.

(Rcisewitze.) Touristen (in ein Gebirgswirtshaus eintretend :)Was haben Sie zu essen?" Kellnerin:Nix als an Kas, a Butter und a Brot!" Wirtin (hereinrufend):A Hendl (Hähnchen) is a no da!" Stimme des Wirts (hinter dem Ofen):Dös friß i!"

(Was Liebe vermag.) Aus einem Liebesbrief:Teuerste Geliebte, ich habe die Postmarke von Deinem Briefe verschluckt, weil ich wußte, daß Deine Lippen sie be­rührt haben.

Auflösung des Rätsels in Nr. 130.

Espe. Wespe.

Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Me eh in Neuenbürg.