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Eifer sein Geschäft, schloß sich aber von der Gesellschaft so viel als möglich ab. (Fortsetzung folgt..
In's Bad.
Eine Geschichte aus dem Leben von vr. I. K. Kemps.
(Nach dem Manuskript gedruckt; widerrechtl. Abdruck verboten.'»
(Fortsetzung.)
„Guten Morgen liebes Papalchen, kam in kindlichem Tone sprechend das Annchen zur Thüre herein aus seinen Vater loshüpfcnd, und ihn in den Reminicenzen unterbrechend. „Leider geht es der Mama noch nicht besser, ihre Schmerzen haben sich im Gegenteil vermehrt. Der Herr Physikus ist soeben bei ihr und denke dir was er sagte! wenn Mama das Uebel los werden wolle, müsse sie bald möglichst in ein Bad gehen. — Hör', es klopft!"
„Herein" !
Freundlich grüßend und verneigend trat der alte Amtsarzt in das Zimmer. „Grüß Gott, Herr Willibald", fing der Doktor an zu sprechen, „soeben komme ich von dem Krankenbesuch Ihrer Frau Gemahlin, welche mich heute früh rufen ließ."
Der Kausmann von dem Sopha aufstehend und dem Doktor entgegentretend, reichte letzterem die Hand zum Gruße und als er sich angelegentlichst über den Zustand seiner Frau erkundigt hatte, fuhr er fort.
„Ganz entschieden wird man etwaigen nachteiligen Folgen Vorbeugen müssen. So ungern zwar ich mich für die Badekur entschließe, so werde ich, wenn es von Ihnen, Herr Doktor, als unabweislich bezeichnet wird, meine Zustimmung nicht versagen. Welches Bad, werden Sie wohl für das geeignetste halten, Herr Doktor?"
„Ich denke mir Wildbad. Ich kann für den Zustand Ihrer Gemahlin dieses Bad schon deshalb auf's Beste empfehlen, weil sie nebenbei noch sehr nervös veranlagt ist. In den warmen stärkenden Bädern, in der frischen erquickenden Waldluft fernab von dem großen Gewühle und Getriebe der Menschheit, wird sie ihre Gesundheit, Kraft und Ruhe bald wieder erlangt haben". So sprach der Arzt im Weggehen begriffen, ein Mann klein und breitschulterig, schon ziemlich bejahrt, beleibt, mit einer goldenen großen Brille auf der plumpen blau-rötlichen Nase und einen mit einem weißen Knaus versehenen Stock mit der Hand gegen den großen Mund drückend. Aus dem rötlich glattrasirten Gesichte lugte ein pfiffiges Augenpaar heraus und sein joviales Wesen machte ihn, besonders bei den Damen, sehr beliebt. Es war ein Arzt nach der alten Schule und weil er gerne die billigeren Hausmittel verwendete, daher in gewisser Beziehung zu den Homöopathen gehörte, war er auch des Kaufmanns Freund. Die Praxis hatte er größtenteils an jüngere Kollegen abgetreten. Er hatte sein Schäflein im Trockenen und ging nur, wenn es sich um alte Bekannte und Freunde handelte oder wenn er irgend wo Rat schaffen mußte. Seine Patientinen verehrten ihn als ihren größten Wohlthät-r und Freund. Die Leute nannten ihn nur den „Physikus", sonst hieß er „Forch". Hatte eine seiner Patientinen Lust, eine Badekur oder Luftveränderung zu nehmen, und der gestrenge Herr Gemahl war dagegen, so hatte sie an dem guten alten Physikus Forch einen treuen Freund, Berater und Fürsprecher. Ja, wenn so eine Schöne gewünscht hätte, eine Kur auf dem Himalajagebixge durch zumachen, so hätte der Physikus dem Herrn Gemahl gegenüber gewiß ernstlich und unzweideutig erklärt, daß diese Kur allein im Stande sei, die Gesundheit der Frau wieder enrzubringen.
Nebenbei war der Physikus auch Jagdliebhaber und diesen Sport übte er gerne öfters aus, obgleich niemals darüber verlautbarte, daß er je emem Waldstück zu nahe getreten oder gar ein solches totgeschossen hätte. Das war seine Art nicht, er that keinem Tiere etwas zu Leide. Führte er das Waidmannswerk aus, wobei er stets in einer großen alten Schildmütze mit einer langen Fasanenfeder geziert und mit einer doppelläufigen Jagdflinte bewaffnet ausrückte, so begleiteten ihn getreulich seine zwei Lieblinge, die Daxerl Bella und Diabel, welche an die Leine gebannt, den Doktor, der sehr langsam ging;
nachzogen. So durchstreifte der Herr Physikus oft tagelang die nahen großen Buch- und Tannenwaldungen des Thaies und sang dabei mit immer noch guter Stimme sein Lieblingslied:
„Ich schieß den Hirsch im wilden Forst,
Im tiefen Wald das Reh,
Die Gemse auf der Klippe Horst,
Die Ente auf dem See.
Kein Ort, der Schutz gewähren kann, Wohin die Büchse zielt,
Und dennoch Hab ich harter Mann Die Liebe auch gefühlt."
Das Annchen freute sich nicht wenig über Vaters Genehmigung zur Ausführung von Mamas Badekur in Wildbad, denn es wußte ja, daß es die Begleiterin sein werde und daß ohne ihm aus der Badreise überhaupt nichts werden würde. Jetzt konnten die Beiden Bedingungen machen, die Notwendigkeit zur Kur war ja dargethan.
Der Kaufmann dagegen konnte sich mit der beabsichtigten Badekur immer noch nicht recht befreunden. Schon 19 Jahre lang war er ver- heiratet und niemals ist so etwas in seinen und seiner Frau Sinn gekommen. Indem er eine un- gefähre Berechnung der Badkosten aufstellte, kam hinterrücks das Annchen leise herbei und sah ihm, ohne daß er es wahrnahm, in seine Rechnung.
„Ich glaube gar, Papa", begann die Tochter mit bebender Stimme, „Du willst die gute kranke Mama allein nach Wildbad ziehen lassen, weil du nur eine Person berechnest. Denke doch, ich bitte dich, darüber nach. Die Langweile würde Mama umbringen, wenn ich nicht bei ihr wäre, das Leiden würde nur noch schlimmer werden." „Annchen", erwiderte der Kausmann mit etwas höhnischem Lächeln, „hast auch du schon das Baden nötig? Ich kann es kaum glauben. Nein, nein, während die Mutter kort ist, wirst du sie nach Kräften zu ersetzen suchen und in die Haushaltung tüchtig eingreifen. „Probieren geht uber's Studieren", sagt ein gutes altes Sprichwort und bis die Mutter zurück kommt, bist du eine perfekte Haushälterin und Köchin geworden."
Still und verlegen nachdenkend, den rechten Zeigefinger an die Unterlippe gel egt, stand Annchen jetzt vor ihrem Vater. Zuerst getraute es sich kaum zu erwidern, doch geschmeidig wie ein Schmeichelkätzchen, sich an die Brust des Vaters werfend, erwiderte die Tochter: Papalchen, liebes Papal- chen! Ich bin aber jetzt in dem Alter, wo ich auch die Welt etwas sehen sollte. Alle meine Freundinen sind schon weiter gewesen als ich. In der Schweiz auf den Alpen, in Venedig, Neapel, an dem Vesuv und ich bin kaum über die engen Grenzen unseres Heimatlandes hinausgekommen. Ich bitte dich, mache mir die Freude und lasse mich mit der Mama gehen."
Der Kaufmann, der seiner Lebtage für Schmeicheleien nie zugänglich, sondern im Kamps mit dem Realen — mit Wert und Gegenwert, Angebot und Nachfrage — stets trocken und empfindungslos geblieben war, ließ sich, so sehr er seine Tochter liebte, von seinem Entschlüsse, die Frau allein reisen zu lassen, bisher nicht abbringen.
„Anna", sprach er ernst und kurz, „ich weiß recht gut, was ich zu thun habe" und damit wandte er sich seinem Geschäftslokal zu, das sich in der Hauptstraße der Stadt befand.
Weinend und wehklagend kehrte Annchen zur Mutter in das Schlafgemach zurück. „Was ist dir, liebes Kind?" fragte sie teilnehmend und besorgt. Das Gesichtchen mit der Schürze verhüllt, antwortete die Tochter: „Der Papa will es durchaus nicht haben, daß ich dich nach Wildbad begleite."
„Sei nur unbesorgt, mein Kind", versetzte die Mutter, „das wird sich schon noch machen lassen".
(Fortsetzung folgt.)
(lieber einen Waterloo-Beteranen) namens Schifferdecker, der in Haßmersheim lebt und bei jeder Kriegervereinsfestlichkeit in der ganzen Umgegend als Veteranenvater geehrt und gefeiert wird, teilt man dem „Jpf" folgendes mit: Bei der Schlacht von Waterloo kam Schifferdecker ohne Unfall durch. Er war gegen den Willen seines Vaters zu den Soldaten gegangen und stand, als er kaum in Mannheim die Uniform angezogen und noch kein Gewehr laben konnte, bei Straßburg schon den Franzosen gegenüber. Sch. ist nicht anno 92, sondern anno 1794 ge
boren, kann aber wohl seine hundert Jahre und darüber alt werden, denn er ist verhältnismäßig körperlich und geistig noch sehr rüstig; er raucht von früh bis abends fast unausgesetzt sein Pfeif- chen, ißt alle Speisen ohne Beschwerden und trinkt in Gesellschaft von Zeit zu Zeit sein viertel Wein. Das Gehör hat Not gelitten, während die andern Sinne noch ziemlich normal sind. Er war Metzger; seine einzige Tochter ist gestorben und er wird jetzt von einer Enkelin, die an einen Metzger verheiratet ist, verpflegt. Erst seit einigen Jahren bezieht er aus einem Fonds ein monatliches Jnvalidengeld. Wünschen wir dem braven Alten noch einen Lebenszusatz von wenigstens vier Jahren, damit er noch die Freude hat, seinen hundertsten Geburtstag zu feiern.
Eine zeitlang hieß es, die großen Zw an zi g- p fen nig-Nik elstiicke hätten sich als unpraktisch erwiesen und man wollte es nnt einer anderen Prägungsart versuchen, unter Umständen auch die kleinen alten Silbermünzen beibehalten. In der That wurden die großen Stücke seltener im Verkehr, während die kleinen, die schon seltener wurden, wieder häufiger auftauchen. Man scheint aber doch, wie die „Hamburger Nachrichten" bemerken, an der größeren Form festzuhalten, denn die Prägung der Nikel-Zwanzig- pfennigstüke wird jetzt an den deutschen Münzstaaten mit so regem Eifer betrieben, daß von dieser Münzsorte nunmehr gegen 19>/, Milk. Stück hergestellt sind.
Gemeinnütziges.
Lorbeer öl ist als vorzügliches Mittel, um Mücken fernzuhalten, längst bekannt. Auch als Schutz gegen Fliegen ist es verwendbar. Ein Paar Tropfen davon an die Teller mit Speisen gemischt, schützt dieselben vor Fliegen und deren Brut. — Gegen alle Art von Insektenstichen ist einfaches Kochsalz vorzüglich. Man reibt die gestochene Stelle mit einer starken Salzlösung ein und die Folgen des Stiches verschwinden.
(Frisches Fleisch) in heißer Jahreszeit aufzubewahren. Man legt das Fleisch zerschnitten in einen Topf, bedeckt es mit Leinwand, streut auf dieselbe eine Lage mit Salz und darüber ein bis zwei Zentimeter hoch pulverisierte Holzkohle. Geräuchertes Fleisch umwickelt man, nachdem man die Oberfläche gesäubert, mit Papier und legt es in pulverisierte Holzasche. Es bleibt dann frisch und von Moder frei. Riecht das Fleisch, was in der heißen Jahreszeit sehr leicht einzutreten Pflegt, so legt man es etwa eine Stunde lang in eine mäßige Salicyllösung (3 Gramm auf 1 Liter Wasser), spült und wäscht es dann gut und der üble Geruch ist verschwunden.
sUm Gurken längere Zeit frisch ausbewahren zu können), wasche man vollkommen gesunde Exemplare, welche mit langem Stengel versehen sind, sorgfältig ab. Namentlich ist darauf zu sehen, daß keine Flecken auf denselben sind, denn diese rühren meistens von Pilzen her, welche ein schnelles Faulen herbeisühren. Ist das Waschen fertig, so werden die Gurken abgetrocknet und ein Faden andenStengel gebunden. Jetzt bestreicht man sie mit flüssigem Eiweiß aufs Sorgfältigste und hängt sie zum Trocknen auf. Das Eiweiß hält die Luft ab und macht die Gurken für Monate haltbar.
(Eisen oder Rostflecken zu entfernen.) Dieselben werden durch Zitronensaft, dem Salz beigemengt wird, entfernt. Eine mittelgroße Zitrone wird in eine Porzellanschale ausgepreßt, eine kleine Messerspitze voll Kochsalz dazu gegeben, der Flecken damit abgerieben und schließlich in reinem warmen Wasser ausgewaschen. Ist das Reiben nicht möglich, benützt man einen Schwamm. Bei gefärbten Stoffen ist Vorsicht nötig.
(Abgeschnittene Blumen halten sich 14 Tage und länger frisch, wenn man dem Wasser in der Base pro Liter je 3 Gramm Ammoniak und Hirschhornsalz zusetzt. Ganz selbstredend ist es, daß dann aber auch die Blütenstiele in das Wasser niederreichen müssen.
Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Meeh in Neuenbürg.