Ealmer Wmsienliiall.

Samstag

KeUagr zu Ur. 140.

24. November 1900.

rr. nachdn>a »«»do»«,.

Iack's Brautwerbung.

Seeroman von Clark Russell.

(Fortsetzung.)

»Ich teile deine Ansicht," stimmte die Tante bei, »und wenn Mr. Hawke England verläßt, würde es mich durchaus nicht überraschen zu hören, daß Mr. Morecombe ihn begleitet hat."

»Na, wenn er geht, so kann er doch sein Haus nicht mitnehmen, früher oder später muß er doch wiederkommen," suchte mein Onkel mich zu trösten. »Dir bleibt vorläufig niLtS anderes zu thun übrig, mein Junge, als dich mit einem guten Vorrat Tabak zu versehen, und hier zu warten, bis dein« Freunde wieder in Gicht kommen."

»Ach, das wäre «ine reizende Ueberraschung für Mr. Hawke," spöttelte Amalie, .wenn der erste, der ihm nach drei- oder vierjähriger Abwesenheit hier auf dem Bahnhof entgegenträte, unser Jack wäre."

Ich weiß nicht, etwas Scherzhaftes kann ich hierbei gar nicht finden," bemerkte Sophie unwillig, indem sie mich mitleidig ansah .Du kannst dich aber trösten, Jack, und brauchst nicht so verzweifelt zu sein, denn du weißt j tzt, daß Floren« dich liebt, und daß sie dir treu bleiben wird, trotz aller Machinationen ihres Vaters, dafür bürgt dir ihr Charakter. Die läßt sich nicht zwingen, das kannst du mir glauben, ich kenne sie zu gut."

»Mein Kind, ich wünschte, du sprächst etwas wen ger," wandte sich jetzt die Mutter in mild verweisendem Ton an die Tochter. .Wir alle wünschen Jack den besten Erfolg, aber scheint es dir nicht etwas unpaffeud, wenn du dich gar so sehr in seiner Liebesangelegenheit ereiferst?"

»Aber was ist denn da dabei, Mama? Ich liebe Floren« und lieb« Jack und da thut eS mir in der Seele weh, sie beide unglücklich zu sihrn."

Diese fast weinerlich gesprochenen Worte rührten mich nicht allein, sondern rüttelten mich auch auf. Unwillkürlich sprang ich p ötzbch empor, lief um den Tisch, nahm das gute Mädchen am Kopf und drückte ihr einen herzhaften Kuß auf die Lippen. ES war der erste Kuß, den ich ihr gab. »Hoffentlich bist du nicht erschrocken," sagte ich, »es trieb mich, dir zu danken, und da mußt« ich dir einen Kuß geben, ich konnte nicht anders." Während ich dies sprach, ging ich wieder auf meinen Platz. Alles schwieg. Sophie sah hochrot, Amalie sehr ver­legen und meine Tante ganz entsetzt aus, der Onkel aber grinste, daß ich dachte, die Augen wüchsen ihm für immer zu.

13. Kapitel.

Zurück «ach London.

Ni« hatte ich eine elendere Nacht. Die b vorsteh nde Abreise meiner ge­liebten Flo-evce ließ mich kein Auge schließen. Matt und zerschlagen erhob ich mich am Morgen. Alle meine Bewegungen waren schleppend, wie die eines schwer Kranken. Mechanisch kleidete ich mrch an, mechanisch nahm ich mein Frühstück. Die W-lt erschien mir öde und leer. Alle Pläne, die ich macht«, sie noch ein­mal zu sehen, verwarf ich schon wieder, nachdem ich sie kaum auSgedacht hatte.

Der Gedanke an die große räumlich« Trennung, an die Möglichkeit, daß Morecombe sich der Reise wieder angeschlvssen haben könnt«, und die Vorstellung von den vereinigten Bemühungen d-S Vaters und der Tante, sie doch noch für

ein, Verbindung mit diesem Menschen geneigt zu machen, das waren Qualen, die mir beinahe unerträglich schienen.

Am Nachmittag machte ich einen Spaziergang, der mich an ihren Fenstern vorbeiführte. Alle Läden waren geschloffen, als ob ein Toter im Hause läge; sie war also fort.

Eh« eine Woche vergangen war, fand ich meine Wohnung zu klein und langweilig, die Aussicht auf die Straße widerwärtig; Mrs. Chump wurde mir ein Dorn im Auge, ich war Bristols überdrüssig. Wohl hätte ich wieder zu meinem Onkel ziehen können, wo die Abende immer gemütlich und heiter waren, und ich auch am Tage angenehme Beschäftigung fand, aber ich hoffte, es würde mir am leichtesten in London gelingen, die Zeit totzuschlagen, und darauf allein kam eS mir an.

Als ich meine Absicht meinen Verwandten ankündigte, erhoben sie einstimmig Widerspruch. Sie bemühten sich eifrig, mich von meinem Entschluß abzubringen, ich blieb aber fest.

Auf einem Spaziergang, den ich mit Sophie machte, besprach ich, daß wir in Briefwechsel bleib-n wollten. Besonders sollte sie mir sofort jede Nachricht zukommen lassen, die sie von Florence erhalten würde. »Und bei der ersten Ant­wort, die du ihr giebst," bat ich,schreibe, wie unerträglich mir, seit ihrer Ab­reise, das Leben erscheint, und wie ich nur einzig und allein ihre Rückkehr er­sehne und die Tage zähle. Sage ihr, dieselbe Stunde, in welcher diese stattfindet, würde sie auch mich wieder in Bristol sehen. Ja, Sophie, ich sage dir, nicht ruhen will ich, bis sie mir gesteht, daß sie mich liebt. Und Sophie, wenn sie einwilligt, ihr Vater aber mich weiter noch abweist so so . . ."

»Na, waS denn? Du erschreckst einen ja. Du denkst doch nicht etwa an eine Entführung?"

»Nein, das nicht, aber an «in« geheim« Heirat. Ander« haben auch schon so geheiratet, und wenn Florence mich liebt, wie ich sie, und ihr Vater nicht nachgiebt, so bleibt unS kein anderer Ausweg übrig. Sollen wir unS einer bloßen Schrulle dieses alte» ManneS fügen? Niemals!" schrie ich, indem ich stehen blieb und drohend meine Faust in der Luft schüttelte.

»Mein Gott, schrei doch nicht so, es könnten Leute in der Nähe sein, waS sollten die denn denk-n? WaS du doch für desperate Gedanken hast! Weißt du, jetzt glaube ich wirklich, du machst noch einen richtigen Roman aus deiner Liebe."

DieS war unser letzter Spaziergang miteinander.

Nur zu bald schlug die Abschiedsstunde.

Meine Cousinen begleiteten mich auf den Bahnhof. Auf dem Perron sprach ich noch ein letztes vertrauliches Wort mit der mir wie eine richtig« Schwester lieb gewordenen Sophie, während Amalie taktvoll in einiger Ent­fernung stehen blieb, als sie bemerkte, daß ich ihrer Schwester noch etwa» zu sagen wünschte:

»Und du wirst ihr einen ganzen langen Brief über mich schreiben, sobald du Nachricht von ihr hast? Und du wirst mir ihren Brief schicken, Sophie? Und wenn du Zeit hast, möchte ich, daß du dich inzwischen nach einer kleinen behag­lichen Wohnung für mich umsiehst, die aber Clifton etwas näher liegt als meine letzte. Und ich murmelt« noch immer weiter, als mir der Schaffner schon zurief: .Einsteig-n! einsteigen I wenn Sie mit wollen." Zum Wagenfenster hinaus flüsterte ich ihr dann noch zu:Behüt dich Gott, du gutes Kind, ich werde nie vergessen, was du für mich gethan hast, und dir ewig danken für da», was du noch thun willst." Und als der Zug schon im Gange war, behielt ich gerade noch Zeit, um auch noch Amalie, die ich gänzlich vergeffen hatte, ,Lebewohl, lebt- wohl!' zuzurufen. (Fortsetzung folgt.)

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