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kommt, kann leichter Kost und Wohnung beim Meister finden, ist weniger der Versichrung ausgesetzt, als wenn er für sich ein Dachstübchen bezieht oder gar „Schlafbursche" wird. Meister, welche drei oder mehr Lehrlinge halten, sind nicht zu empfehlen, ebensowenig solche, die mehr im Bierhause als in der Werkstatt zubringen, auch nicht solche, deren Wahlsprnch „billig und schlecht" ist.
Die Eltern sollen natürlich alles vermeiden, was das Vertrauen des Lehrlings zum Lehrherrn schwächen kann, nicht in die etwaigen Klagen des Söhnleins über die Lasten der Lehre einstimmen — viele Mütter Pflegen dafür sehr begabt zu sein — und gemeinsam mit dem Lehrherrn dafür sorgen, daß schlechte Gesellschaft abseits bleibt und die Feierabende nicht übel verwendet werden.
Der Prinzipal, wie er sein soll, aber leider ost nicht ist, betrachtet und behandelt den jungen Menschen nicht als wohlfeilen Diener, sondern als Schüler, Mündel nnd Familienglied, macht ihm gleich anfangs von den Beschwerden der Berufserlernung kein Geheimnis, weiß aber auch die Vorteile und Annehmlichkeiten wohl zu beleuchten, führt gelegentlich ein belehrendes, aufmunterndes Gespräch mit ihm, giebt ihm ein nützliches Buch in die Hand, gewöhnt ihn an strenge Ordnung, Pünktlichkeit, Ausdauer. Im beiderseitigen Interesse handelt er, wenn er Arbeitslust und Schaffensfreudigkeit dadurch zu wecken strebt, daß er den Zögling zunächst nicht mit einförmigen, viel Geduld fordernden V°richtungen befaßt, sondern andere aussucht, die rasch fertig werden, was sich ja im Kleingew' rbe unschwer thun läßt. Zur Geduld wird er ihn am besten durch sein eigenes Beispiel anleiüu: wenn er dem Anfänger ohne unwirsches Drän, rn Zeit läßt, sich in die neuen Aufgaben hineinzufinden.
Wie in Hstafrika — gekocht wird.
In einem Hefte der „Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde" giebt (nach der „Magdeburger Ztg.") Paul Reichard Afvikareisenden und Solchen, die es werden wollen eingehende praktische Ratschläge Wir entnehmen denselben einige ethnographisch interessante Einzelheiten über den Küchenzettel der Eingeborenen in Ostasrika. Gemüse . und Fleisch findet Man dort überall und von der- ^ artiger Verschiedenheit, daß man ganz von europäischen Nahrungsmitteln absehen kann. Für den Neuling jedoch ist das Vorhandensein von Gemüsen ein Buch mit sieben Siegeln, und Reichard selbst hat oft erst nach Jahren Kenntnis von einem viel gegessenen Gemüse bekommen, well die Einwohner, selbst aus Befragen, keine Aus-! kunft geben, in Der Meinug, der Weise kenne doch Alles und wolle sie nur auf die Probe stellen.
Die erste Stelle unter den Gemüsen nimmt das Sorghum ein, aus wechem die Neger ihre Hauptnahrung, das Ugalli, Herstellen, einen dicken Mehlbrei mit kochendem Wasser, ohne jede Zu- that eingeführt. Dieses Ugalli hat einen ganz angenehmen Geschmack, ist außerordentlich nahrhaft und leicht zu verdauen. Dasselbe gilt von der eben so primitiven Suppe der Neger, dem Udschi, welches nichts anderes ist als ein sehr dünner Brei aus Sorghum-Mehl und Wasser. An weiteren Getreidearten kommen dazu Mais und Panikum. Bataten werden mannigfach gekocht und in Oel geröstet. Die Womjomwesie bereiten daraus ein eigentümliches Gericht, Ma- toboloa genannt. Die Knollen werden durch langes Abkochen und Trocknen in der Sonne transparent und gewinnen, der an Gummibonbons erinnert. Die Blätter der überall eifrig kultivierten Kürbis- und Gurkenarten schmecken, als Gemüse zubereitet, wie ganz feiner Spinat. Auch die Blüten geben ein gutes Gemüse. Mehrere Arten von Pilzen werden gegessen, doch empfiehlt Reichard Vorsicht, weil die Neger die giftigen Pilze von den genießbaren nicht gut zu unterscheiden wissen. Das beste an Gemüsen ist entschieden ein Knollengewächs, in Unjamwesi Njambu genannt. Dasselbe bildet fingerdicke, lange Knollen welche mehrmals abgekocht werden müssen, um den leichten Terpentingeschmack zu entfernen. Sie schmecken dann genau wie unsere Kartoffeln und bilden für den europäischen Gaumen einsehr begehrenswertes Gemüse. In Oel gebraten sind sie von Bratkartoffeln kaum zu unterscheiden. Palmenkohl, das Herz von Phönixpalmenschößlingen, gekocht, scheint den Magen anzuregen.
Im Geschmack etwas bitterlich, eNnirÄt das Gericht sehr an Spargel; von dem eine^vilde, ein wenig bittere Art ebenfalls gegessäfi wird. Reis verstehen alle Neger trocken nach arabischer Manier sehr gut zuzubereiten. Die mannigfache Verwendung der wichtigen Erdnuß ist bekannt. Neben einigen dem Lande eigentümlichen Hülsenfrüchten werden Bohnen überl sehr eifrig angepflanzt und in verschiedener Zubereitung genossen. Besonders grün gekocht, wetteifern sie mit den unsriger am Wohlgeschmack.
Noch mannigfaltiger ist die Zubereitung der Banane; unter Anderem nach folgendem Rezept: reif in Scheiben geschnitten, an der Sonne getrocknet, gekocht, darauf mit Reis-, Sorghumoder Maismehl zu gleichen Teilen in einen Holzmörser gestampft, die Mischung zu faustgroßen Klößen geformt, mit Bananenblättern umwickelt und gekocht, ein äußerst angenehm schmeckendes Gericht. Oder: aus Reis, Sorghum- oder Maismehl wird mit Wasser ein Teig geknetet und ein Pudding geformt. In die ausgesparte Höhlung werden reife Bananen gefüllt, dann das Ganze mit demselben Teige geschlossen, mit einem Baumwolltuche Umschlagen, mehrere Stunden in Wasser gekocht, mit den drei Mehlsorten zu gleichen Teilen geknetet, kleine flache Brötchen geformt und in Oel gebacken. Diese schmecken ganz ausgezeichnet zum Frühstück.
(Sprichwörter für Vergnügungsreisen- de.) Eile mit Weile. — Unruhe und Aer- ger ist aller Reisen Anfang. — Einem frohen Gemüt lacht die Sonne auch bei Regenwetter. — Mit der Börse in der Hand, kommst Du durch das ganze Land. — Mann, mit zugeknöpfter Tasche, Dir thut Niemand was zu lieb. Kellner, Hausknecht und der rasche Dienstmann, alle rufen: „Gieb!" — Der schlechteste Omnibus bei der Hand ist besser als ein da- vongefahrener Eisenbahnzug. Lerne das Unvermeidliche mit Würde tragen, selbst wenn Dich die Schiegermutter auf der Reise begleitet. Wie man das Hotel wählt, so schläft man. — Das Billigste ist oft zu teuer. — Willst du sparen, so bleibe zu Haus. — Fliegt dir der Hut zum Coupefenster, so verliere nicht den Kopf ebenfalls. — Frag um den Weg nicht viel, sonst kommst Du spät an's Ziel. — Willst Du haben gute Ruh, höre Alles, sieh Alles und schweige dazu. — Ser nicht zu stolz auf Gut und Geld: Du fährst wohl erster Klasse in die Welt; mit leerem Beutel und trübem Blick kehrst Du vielleicht in vierter zurück. — Reise-Bekanntschaften betrachtet mancher als angenehme Torheiten, für die er später bloß ein behagliches Lächeln hat. — Die Rückreise gleicht oft dem Katzenjammer nach einem frohen Kommerse.
(Den Preis einzelner Kanonenschüsse) hat man kürzlich in Frankreich berechnet. Ein NOpfündiges Geschütz der französischen Marine verbraucht 450 Kilogramm Pulver zu einem Gesamtpreis von 1900 Frcs., ferner 900 Kilogr. Projektile zu 2175 Frs. und für 85 Frcs. Seide, im Ganzen also 4100 Frcs. Das Geschütz ist aber nur imstande 95 Schüsse abzugeben, wonach es unbrauchbar wird. Der Wert desselben betrügt 412 000 Frcs., so daß durch jeden Schuß hievon etwa 4340 Frcs. verbraucht werden. Der Schuß stellt sich demnach auf ca. 8500 Frcs., welche Summe die Jahresrente eines Kapitals von 212 500 FrcS. repräsentiert. Bei Geschützen kleineren Kalibers stellt sich die Berechnung wie folgt : Ein Marinegeschütz von 67 Pfund kostet 250 000 Frcs. und liefert 127 Schüsse,
so daß ein Schuß einschließlich des Pulvers und der Projektile.4600 Frcs. kostet. Ein 45pfündiges Geschütz zum Preise von 157 000 Frcs. liefert 150 Schüsse, von denen jeder einen Gesamtaufwand von 2450 Frcs. erfordert.
(Immer kleiner!) Ein Franzose behauptet. durch Forschungen herausgefunden zu haben, daß die Menschen früher bedeutend größer gewesen seien, als jetzt, und daß sie von Jahrhundert zu Jahrhundert kleiner würden. So soll das Durchschnittsmaß im Jahre 1610 betragen haben 1,75 w, 1790 nur 1,68 w, 1820 noch weniger: 1,66 w, gegenwärtig 1,62 m. Aus dieser seiner Entdeckung zieht der Mann lustige Schlüsse auf die ehemalige und künftige Größe des menschlichen Körpers; nach ihm muß der Mensch bei seiner Erschaffung 5,10 m (!) groß gewesen sein, zur Zeit Christi 2,75 m. Im Jahre 4000 nach Christo wird der Mensch nur noch 38 om groß sein; das. Ende der Welt tritt dann ein, wenn die Menschen so klein geworden sind, daß sie verschwinden müssen.
Ueber eine neue Passanten quäl ü la „Cri-Cri", die die zivilisierte Welt — die Wilden sind glücklichere Menschen — heimsuchen wird, schreibt die „Frkf. Ztg.": „Die neue wahrscheinlich „patentierte" Erfindung besteht aus einem Gummiballe mit einem metallenen Mundstücke, ähnlich den Parfümzerstäubern. Der Attentäter trägt dasselbe in der Rocktasche verborgen, ein leichter Druck, und cs giebt mit verblüffender Naturwahrheit den Laut „Pst!" von sich, denselben, den man anwendet, um in unauffälliger Weise einen Bekannten auf der Straße anzuhalreu. — Man geht harmlos seines Weges, plötzlich ertönt im Rücken das fatale „Pst, pst!" Selbstverständlich wendet man sich um und erblickt irgend einen unbekannten Menschen, dem es augenscheinlich gar nicht eingefallen ist, „Pst!" zu sagen. Man setzt seinen Weg fort, da ertönt das bösartige Geräusch von neuem, und selbstverständlich blickt man wieder zurück, um zu sehen, wer denn eigentlich da so beharrlich ruft. Und wenn sich das noch ein paar male wiederholt, kann es selbst einen vollständig nervenlosen Phlegmatiker zur Verzweiflung bringen. Wir raten daher unfern Lesern, selbst auf die Gefahr hin, ihren besten Freund zu verpassen, sich in den nächsten Tagen nicht umzuschauen, wenn das bekannte „Pst, pst!" Himer ihnen ertönt."
)Ein Statistiker) hat ausgerechnet, daß die zahlreichen Spinnereien, welche in Lancaster (England) existieren, eine so enorme Quantität Faden fabrizieren, daß man, wenn man die Fabrikate eines einzigen Tages aneinander legte, einen Faden bekommen würde, welcher 7000mal die Erdkugel umfassen würde. Wollte man einen Faden haben, welcher von der Erde bis zum nächsten Fixstern reichen soll, so müßten die Produkte einer 400jährigen ununterbrochenen Arbeit sämtlicher Spinnereien der genannten Grafschaft aneinander gelegt werden. Denn die Entfernung, zum nächsten Fixstern beträgt 39 7500000S0000, in Worten 39 Billionen 750 Milliarden Kilometer.
Für die Redaktion verantwortlich: Chrn. Me eh; Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.