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mich. Sein edler Charakter riß meine Seele immer wieder zur Bewunderung hin."

Besaß Ihr damaliger Herr Bräutigam Familie, hatte er Kinder aus erster Ehe?" fragte die Fremde nun aber schnell während zugleich ein eigentümlicher Blick

kaum für die Dauer einer Sekunde das liebliche niedergehaltene Gesichtchen der jungen Witwe traf.

Kinder? Mein Himmel, Fräulein der Senator war ja noch nie vermählt gewesen. In jungen Jahren Verlobte er sich mit einem lieblichen Gutsbesitzcrs- töchterchen und als diese ihm durch den Tod entrissen wurde, entschloß er sich unvermühlt zu bleiben. Er blieb seinem Vorsatz auch treu, bis er mich kennen lernte. Das große Vermögen, welches er sich durch angestrengtes Schaffen erworben, wollte er den Kindern seines einzigen Bruders vermachen, die unbe- gütert in Curland lebten. Es sind dies zwei junge Männer, mit denen ich fraglos nach dem Tode meines Mannes den be­deutenden Nachlaß geteilt Hütte wenn

wenn die Herren sich nicht zu ab­scheulich gegen mich benommen hätten, als die Nachricht der in Aussicht stehenden Vermählung des reichen Erbonkels zu ihnen gedrungen, daß sie Verleumdungen erdachten meine Ehre angriffen, um die Verlobung rückgängig zu machen das war ihr Unglück."

So sind die beiden Neffen Ihres ver­storbenen Gemahls vollständig enterbt worden?" sagte jetzt die Fremde in gleich- giltigem Ton. Aber wieder traf die Se­natorin jener kurze scharfe Blick, den wir schon einmal aus den Augen ihres Schütz­lings bemerkt.

Die Witwe nickte.Ja, leider möchte ich sagen. Denn ich hätte cs ja um so vieles lieber gesehen, wenn mein Mann zwischen ihnen und mir geteilt hätte. Ich Hab' ihn sogar verschiedenemal darum ge­beten, aber ich reizte ihn damit nur zum Zorn und richtete doch nichts gegen seinen Entschluß aus, die Neffen so für ihre niedrige Handlungsweise zu strafen da aber"

Sie unterbrach sich und lächelnd nach der Thür deutend, sagte sie:Aber da kommt meine liebe Mamsell. Gott sei Dank denn mich friert noch immer, und Ihnen ist der warme Trunk auch durchaus notwendig."

Es lag ein Zauber ohne gleichen in dem ganzen Wesen der jungen Witwe, als sie ihrem doch nur von der Straße aufgehobenen Gast gegenüber die Wirtin machte. Jetzt erst fragte sie übrigens auch nach dem Namen ihres Schützlings und erfuhr, daß derselbe Kathi Münde hieße.

Kathi!" Welch ein schöner Name. Ach, und ich liebe wohlklingende Frauen- namen, wenn sie zu ihren Trägerinnen paffen. Kathi Kathi!" setzte sie mit nahezu kindlichem Eifer fort. Eine Ab­kürzung von Katharina wohl? Ich habe immer an eine hohe stolze Frauen­erscheinung denken müssen, wenn ich in meinen Büchern von einer Katharina las.

Katharina Münde lächelte. Es war ein schönes Lächeln und es stand ihr köstlich.

Darf ich mir nun auch erlauben, nach Ihrem Namen zu fragen, gnädige Frau, sagte sie dann, noch immer in jenem leisen untergebenen Ton, den die Art und Weise mit sich brachte, in welche sie in dieses stolze Patrizicrhaus gekommen.

Liebe warum denn nicht. Ich heiße Lilli Bormissen. Nicht wahr und auch ich habe das Glück, einen Namen zu besitzen, der vollkommen für mich paßt?"

So plauderten die beiden Damen weiter und dabei verging ihnen die Zeit wie im Flug, bis die Senatorin zufällig den Blick auf den Regulator warf, der an der gegenüberliegenden Wand hing:

Es ist Mitternacht vorüber, Fräulein," rief sie da.Wer hätte das gedacht! Nun hat es aber wirklich Schlafzeit ge­schlagen. Bitte klingeln Sic dort an dem Zug damit das Zimmermädchen kommt und Sie nach Ihrem Stübchen führt."

(Fortsetzung folgte

Selbstthälige Signalvorrichtung zur Vermeidung von Eisenbahnunfolleu.

Die Gefahren welche einen Eisenbahn­zug begleiten, sind so mannigfacher Natur, daß sie weil oft erst auf offener Strecke eintretend von den in den ein­zelnen Stationen befindlichen Beamten gar nicht wahrgenominen werden können. Mit Rücksicht auf diesen Umstand kann nur auf mechanischem, selbstthätigem Wege Abhilfe geschaffen werden. Es mußte da­her nach einer Maßregel gesucht werden, welche bei außerordentlichen Verhältnissen, insbesondere ohne erhöhte Inanspruchnahme des in einem solchen Falle an und für sich genügend angestrengten Personales das Mehr gegenüber dem normalen Be­triebsverhältnis auf sich nimmt. Solche außerordentliche Verhältnisse können ein- treten insbesondere im Falle eine Mobili­sierung oder auch beim Ablassen von Sonderzügen. Eine solche Maßregel scheinen nun thatsächlich die Herren Kammermeier und Ott durch Konstrn- ierung einer selbstthätigen Signal- Vorrichtung gefunden zu haben, deren Hauptzweck dahin geht,

1. den Führer irgend einer sich auf den Eisenbahnschienen bewegenden Maschine (Lokomotive, Draisine rc rc.) oder aber auch eines einzelnen Waggons beim Ver­lassen einer Station ohne menschliche Beihilfe sofort in Kenntnis zu setzen, daß auf demselben Geleise ihr eine andere Maschine rc. entgegenkommt, sohin die Möglichkeit besteht, durch rechtzeitiges Ver­lassen dieses Geleises eine Kollision zu vermeiden und dadurch die Fahrsichcrheit bedeutend zu erhöhen,

2. der Abgangsstation ohne menschliche Beihilfe die Einfahrt auf der nächstgelegeuen Station zu melden und dadurch ein Auf­fahren zweier Züge zu vermeiden,

3. zweigeleisige Bahnen im Bedarfsfälle (besonders bei Mobil­machungen) gleichzeitig ohne Aen­de rung der Fahrsicherheit als je zjw e i eingcleisige selbständige Bahnen benützen zu können und somit die kostspielige Anlage zweiter, bezw. drittter und vieter Geleise unnötig zu machen, und endlich

4. die Ergänzung der Zentralweichen­stellung insoferne zu bilden, als letztere wohl Bürgschaft dafür bietet, daß ein Zug auf einer bestimmten Station das richtige Geleise befährt, nicht aber dafür, daß kein anderer Zug durch irgend eine Ursache (z. B. ein Extrazug) in gleicher oder ent­gegengesetzter Richtung sich auf demselben Geleise bewegt, d. h. auf diesem Geleise in der Nachbarstation z u f h abgelassen oder aus einem andern Grunde auf diesem Geleise, z. B. durch Radbruch rc., ganz oder teilweise stehen geblieben ist.

Durch die Anwendung dieser Signal­vorrichtung, welche bereits der Gcneral- dircktion der kgl. bayerischen Eisenbahnen wie auch den Kammern der Abegeordneten zur Begutachtung vorgelegt und durch Patent in den meisten Staaten vor Nach­ahmung geschützt ist, dürfte sich jede in menschlicher Berechnung liegende Möglich­keit, welche einen Zusammenstoß oder ein Auffahren von Eiscnbahnzügen hcrbeizu- führen in der Lage wäre, ausschließen.

Wir zweifeln daher auch nicht, daß an zuständiger Stelle diesem Apparate, der nach der Zeichnung ersichtlich nicht »nr sinnreich erdacht, sondern auch einfach in seiner Ausführung erscheint, im eigenen Interesse wie noch mehr im Interesse des reisenden Publikums die vollste Aufmerksam­keit zugewendct werden wird, selbst für den Fall, als die Einrichtung, deren Ein­führungskosten kaum mehr als die ein­malige Ausgabe der Zinsen jenes Kapitals erfordern wird, welches zur Vermehrung des Dienstpersonales nur um die Hälfte nötig sein würde, sich bezüglich ihrer Aus­führung nicht so ganz den Wünschen der maßgebenden Kreise anpassen sollte.

(M. N. N.)

(Zu fest geschnürt!) .Gelegentlich einer Tanzmusik in Pfünz (Bayern) erschien auch die 18jährige Oekonomentvchter - Meyer von dort. Nach einigen Tänzen fühlte sie etwas Seitenstechen, wurde aber von ihren Freundinnen zum Bleiben aufge­fordert. Kurz darauf, als sie sich wieder am Tanz beteiligte, hielt ihr Tänzer plötzlich eine tote Maske in den Armen. Ein Herzschlag infolge zu starken Schürens hatte dem jungen Leben ein Ende gemacht.

(Todsünde eines Photographen.) Ein deutscher Photograph in Konstantinopel, so wird von dort berichtet, hat sich eines Verbrechens gegen den Koran schuldig ge­macht und wäre wahrscheinlich der Todes­strafe nicht entgangen, wenn ihn nicht seine Nationalität geschützt hätte. Der Koran verbietet jedes menschliche Abbild; daher die Wut eines großherrlichen Be­amten, als er den Photographen abfaßte, wie er eben von dem Sultan, der zu seinem Freitagsbcsuch nach der Moschee ritt, eine Augenblicks - Photographie nahm. Der Apparat wurde in Stücke geschlagen und der Künstler kam nur durch Dazwischen- kunft seines Botschafters mit einem Monat Gefängnis und nachheriger Ausweisung aus der Türkei davon.

.(Oonclikio 8ino yua. non.) Geck: Gestatten gnädiges Fräulein, daß ich mir in Ihrer Gegenwart eine Havanna an­brenne?"Ja. wenn Sie eine haben."

Für die Redaltion verantwortlich: Chrn. Meeh; Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.