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dem Handbuch von Nieder über das LandtagSwahl- gesetz S. 20 Anm. 3.

Bemerkt wird, daß ein Abdruck des Land- tagswahlgefetzeS m der Fassung vom 2 Febr. 1899

und der VollzugSversugung vom 28. Hevr. 1900

jeder Oitsbehö.dr zugesendet worden ist. Dieselbe kann zur Auflegung im Wahllokal benützt werden. Calw, den 9. Nov. 1900.

K Oberamt. Voelter.

Bekanntmachung.

Wegen Vornahme von KanalifierungSarbeiten in Altheugstett wird die Hauptstraße durch Alt- hengstett bis auf Weitere- gesperrt.

Calw, den 7. Nov. 1900.

K. Oberamt. Voelter.

Tagrsneuigkriten.

Calw, 8. Nov. In Nr. 114 ds. Bl. brachten wir eine Notiz aus Neuheng stett, in welcher gesagt war, daß am 23. Sept. nachts in einer Wirt­schaft eine große Schlägerei entstanden sei. bei welcher der 19jähr. Ciqarrenmacher Ayasse zum Messer gegriffen und dem verheirateten Westenmacher L'armee 8 Suche versetzt have. Gestern erschien nun die Familie Ayaffe auf der Redaktion und verlangte eine Berichtigung dahin, die Sache verhalle sich ganz anders. Wir sind nun in der Lage, unfern Lesern die Anklage und dar gestern vor dem kiesigen Schöffengericht gefällte Urteil miueilen zu können. Die Anklage der Staatsanwaltschaft Tübingen lautet: Wilhelm Ayaffe und 3 Genossen erscheinen hinreichend verdächtig, sie haben am 23. L>ept. 1900 zu Neu- hengstett OA. Calw vorsätzlich und rechtswidrig einen Andern gemeinschaftlich und teilweise mittels gefähr­licher Werkzeuge körperlich mißhandelt und cn der Gesundheit beschädigt, indem sie in der Wirtschaft zumRößle" daselbst in bewußtem und gewolltem Zusammenwirken auf den 29 Jahre alten verheirateten Maschinenstricker Joh. Ludwig Talmon-L'arwöe von dort, und zwar Wilhelm Ayaffe mit einem geöffneten Taschenmesser, Ludwig Ayaffe junior mit einem Feuerwehrhelm, Ludwig Ayaffe senior mit einem Bierglase oder einem geschloffenen Taschenmesser, Bar­bara Ayaffe mit der Hand, rinschlugen und wieder­holt zu Boden warfen, so daß der Verletzte an der rechten Schädelseite zwei, 4 und 5 om lange Schnitt- . wunden, ebendort eine 1 om tiefe und breite Stich­wunde, an der rechten Nackenseite eine 1em breite Stichwunde, eine solche an der Innenseite deS linken Vorderarm», kleinere Hautschnittwunden an der rechten Hand, endlich eine Anschwellung in der rechten Leisten­gegend davontrug und 6 Tage arbeitsunfähig wurde. DaS Schöffengericht verhängte gestern nach der Ver­handlung folgende Strafen: LudwiaßMyoffe senior erhielt 10 Tage, Ludwig Ayaffe junior 1 Monat und 10 Tage, Wilhelm Ayaffe 1 Monat Gefängnis; die Frau wurde freigesprochen; die Angeklagten wurden auch zu den Unkosten verurteilt. Das Ur­teil ist zwar noch nicht rechtskräftig, aber soviel steht fest, daß Wilhelm Ayaffe zwar nicht allein, aber hauptsächlich an der Schlägerei beteiligt war, wenn auch nicht alle Verletzungen von ihm herrühren. Dem Wunsche nach einer Berichtigung bezw. Richtigstellung glauben wir durch vorstehende Veröffentlichung deS Gerichtsbeschlüsse» entsprochen zu haben.

fAmtlicheS aus dem Staatsanzeiger.) Bei der an der Technischen Hochschule in Stuttgart abgehaltenen VorstaatSprüfung für daS Baufach ssnd u. A. für befähigt erkannt worden: Fuchs, Willy, von Calw (Hochbaufach), Link, Otto, von Tröllenshof O.A. Nagold (Bauingenieurfach).

Vom Gebiet, 4.Nov. Die Brücke, welche vom Schellbronner Sträßchen über die Nagold nach Unterreichenbach oberhalb pro­jektiert ist, scheint nunmehr bessere Aussichten zur Ver­wirklichung zu haben. In erster Linie hat daS Groß­herzoglich dad. Forstamt «in besonderes Interesse an dem baldigen Zustandekommen. Die vielen badischen Staatswaldungen von Huchenfeld bis Neuhausen fallen von einem Höhenzug gegen die Nagold ab und grenzen da an. Die Holzabfuhr, namentlich die des Lang­holzes, ist in diesen Waldteilen sehr schwierig und ob­wohl die Großherzogl. bad. Regierung schon viel Geld für Waldabfuhrwege-Herstellung ausgegeben Hot, würde e», angesichts der nicht mehr länger hinauSzuschieben- den radikalen Durchforstung de» alten Klebwaldes angezeigt erscheinen, der Nagold entlang einen ca. 3 bi» 4 Lm langen Abfuhrweg in absehbarer Zeitkürze Herstellen zu müssen, dessen Kosten nicht unbedeutend zu nennen wären. Ehe sich dir Großh. bad. Forst- vrrwaltung zu dieser etwa» schwierigen Weganlage entschließen wird, wird anzunehmen sein, daß sich die­selbe für da» Brückenprojett noch energischer engagiert. In Erwägung dessen wird der bisherige projektfreund­liche Standpunkt de« Großh. bad. Forstamts gut zu

verstehen und auch leicht zu rechtfertigen sein. In nächster Reihe interessiert kommen dann die oberhalb der Nagold gelegenen badischen größeren Ortschaften Hohenwart, Neuhausen, Schellbronn, wie auch daS württ. Ort Münklingen in Betracht, deren Verkehr größtenteils über die Nagoldholzbrücke bei Unterreichen­bach geht. Alle diese Gemeinden haben sich bisher dem frag!. Brückenbau gegenüber etwas zu sehr zu- rückgehalren, an den ErstellungSkosten nur wenige Prozente gezeichnet, teils in der Hoffnung der baldigen Erfüllung der damals aufgetauchten Eiftnbahnprojckte, teil» auch in der Ansicht, daß ihr Interesse hiebei kein sehr großes sei. Da diese drer dad. Gemeinden vorzüglich fundiert sind, keine Gemeindeumlagen er­heben rc, so hätten sie die Leistung eines namhaften Beitrags nicht schwer empfunden. Heute ist auch darin «in Umschwung zu Gunsten einer geregelten Verkehrs­und Lerbindungsstraße eingctreten. DieBieter" kommen Überhai pt zur Einsicht! DaS sieht man jetzt am besten bei der Ausführung deS Waffer-Versor- grrngSwerks?, das für diese Gemeinden bestimmt ist, sowie om Schul- und RathauSuwbau in Sch-llbrenn. Seit Monaten schon dauern nun die Arbeiten an diesem segensreichen Unternehmen und welche Vorteile diese betr. Gemeinden darin haben, daß sie das dazu benötigte massenhafte Material vom Bahnhof Unter­reichenbach heraufholen können, statt den wetten, schwierigen Weg noch Pforzheim zur Güter« xpeditionS- stelle, daS ist jedem in dre Augen springend! Da reiht sich denn Tag um Tag an der Unterreichen­bacher Güterstelle Fuhrwerk an Fuhrwerk, schw:r be­lastet mit Sand, Kies, Cement, Eisen«öhren die Menge, alle» lauter Bedürfnisse kür Wasserleitung und Bauten im Gebiet droben. Daß bei diesem Verkehr in U-'ter- reichcnbach den Bewohnern teilweise auch ein Netzen in die Tasche fließt, wird niemand bestreiten, denn die Unter, eichenbacher scheinen das richtige Verkehrs­prinzip zu haben:daß man die Welt nicht mit Brettern vernageln, sondern die Thore weit, recht weit dem Verkehr aufmachen soll" Andererseits nun aber muß unparteiisch die Kehrseite der Medaille betrachtet werden! Kommt man ins Unterreichrnbacher Thal hinunter und sieht die total zusammengefahrene Holzbrücke, und die radi­kal auSgefahrene alte OrtSstraße, aus der die Unter­lage herausklafft und die man vor Morast kaum be­gehen kann, so ist da von einem Vorteil nicht mehr zu reden, und kann man'S den Unterreichenbachern nicht übel nehmen, wenn sie «ine bessere Verkehrsstraße anstreben» die gewiß nur im beiderseitigen Interesse ist und zum Wohl der beiden freundnachbarlichen Landesteile dienen wird.r.

Tübingen, 7. Nov. Nachdem der König von dem Begnadigungsrecht keinen Gebrauch ge­macht, wird der Doppeln örder Karl Steinacher aus Herbertingen, OA. Saulgau, der am 31. Juli d. I. 2 7jähr. Mädchen in einem Walde bei Grun- bach, OA. Neuenbürg, in empörender Weise hinmor­dete und deshalb vom hiesigen Schwurgericht am 10. Okt. d. I. zum Tode verurteilt worden ist, am EamStag 10. Nov. im Hofe der Anatomie hin ge­richtet w:rden.

Frankfurt, 9. Noo. Eisenbahnunglück. Gestern nacht °/,11 Uhr ist der Personenzug 238 vom Bahnhof Frankfurt kommend bei Block 11 zwischen Mühlheim und Offenbach auf den dort haltenden D-Zug 43 auf ge fahren. Die letzten Wagen des D-ZugeS wurden teilweise zertrümmert. Dabei ex­plodierten die Gasbehälter. DaS auSströ- mende Gas entzündete sich und setzte die beiden letzten Wagen in Brand. Die Reisenden der übrigen Wagen konnten sich retten, während diejenigen der beiden letzten Wagen anscheinend sämtlich umS Leben gekommen find. Die gefundenen unkenntlichen Ueberreste lassen ungefähr auf 8 Tote schließen. 3 Reisende und 1 Schaffner erhielten Verletzungen.

Berlin, 8. Nov. Zur Präsidenten­wahl in Amerika schreibt die Norddeutsche All­gemeine Zeitung: Die Wiederwahl des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika wird in der deutschen Presse und Blättern aller Parteirichtungen freundlich ausgenommen und wir schließen un» gern der Zuversicht an, daß Präsident Mac Kynley auch während seiner neuen Administration, zu deren Antritt wir ihn aufrichtig beglückwünschen, ein gutes und freundliches Verhältnis zwischen dem deutschen Reiche und dem großen atlantischen Freistaat zum Segen der vielfach verflochtenen Beziehungen beider Länder zu fördern bereit sein wird.

Genf, 6. Nov. Heut« verstarb hier Frau Maracci, die Besitzerin eines der größten Ver­möge» von Genf, die jährlich 400000 bis 500000 Franken mildthätigen Stiftungen zu überweisen pflegte. Die Verstorbene hat zu Gunsten solcher Stiftungen bedeutende Legate hinterlaffen.

Die Wirre« i« Ehi«a.

Berlin, 8. Nov. Der Lokal-Anzeiger meldet au» Jtschou vom 31. Ott.: Nach einem Scheingefecht

westlich von Tsuking-kwa», wurde au» dem Dorfe auf unser« Patrouillen gefeuert. Das Dorf wurde erstürmt und niedergebrannt.

London, 8. Nov. Aus Peking wird ohne Angabe deS Tages über Taku telegraphiert: Die englische Kolonne unter dem Befehl des Commandeur« Richardson verließ Paotingsu am 26. Oktober. Am 30. trafen sie den chinesischen Generl Fang an der Spitze von 500 chinesischen Soldaten Beide Ab­teilungen teilten Kolonnen ein und setzten sich mit einander in Verbindung. Ein englischer Soldat be­leidigte infolge eine« Mißverständnisses den chinesischen General. Er wurde sofort verhaftet.

Vermischtes.

Calw, 8. Nov. Gestern nachmittag wollte ein Metzgerbursche eine Kuh zum Schlachten ins Schlachthaus bringen. Dieselbe schien aber das Vor­haben ihre» Begleiters zu ahnen, sie riß sich bei der Turnhalle los und sprang in großer Sätzen durch den Häring'schcn Garten auf den Bahndamm. Aber auch hier kam ihr das Unglück in dem «den daher­brausenden Eisenbahnzug, der um 1 Uhr 50 von hier nach Hirsau abfährt, entgegen. D-r Lokomotivführer sah rechtzeitig die Kuh auf dem Geleise daherstürmen und konnte die Geschwindigkeit des Zuges noch rasch mäßiaen. Unterdessen kamen Leute herbei und führten das Tier direkt in das Schlachthaus, von wo es so­dann kein Entrinnen mehr gab.

Ein Franzose über die japan. Truppen. Aus Tientsin schreibt ein französischer Offizier über die Japaner:Alle Welt ist erstaunt über die Haltung der japanischen Soldaten, über ihre Disftplm, ihre Tapferkeit, die Beweglichkeit m ihren Verbänden. Kaum batt-m ihre Schiff« vor Taku Ank-r geworfen, da sah man auch schon die gelandeten japanischen Infanteristen n, tadelloser Haftung und put gekleidet, bis auf die vo> schriftsmäßigen weißen Handschuhe. Man haue behaupten können, daß sie, wie bei UNS zu Friedenszsitcn, zur Parade gingen, so waren sie geputzt. Und das ist kein Hindernis, im Feuer Schneid zu entwickeln. Wissen Sie, daß diese kleinen Edrenmänner in allen Punkten Lehren erteilen? Als keine der europäischen Mächte, selbst nicht das reiche England, etwas für die erste Hilfe­leistung bereit hatte, da sah man der Rede von Taku sich einen stolzen Dampfer nähern, der in seiner Flagge das rote Kreuz führte. Es war das japanische rote Krem, da« den Kämpfern ein Hospitalschiff zur Ver­fügung st-Hi-, im Vergleich zu dem unsere Trans- portdamps r miserable Kähne sind. Kurz und gut, Jap n !.at sich in diesem Kriege mit China Europa zu k n,en gegeben und seine Soldaten sind mit den uni w-ii die besten der Welt"

Landwirtschaft!. Kszirksverein.

Die von den Mugli-dern bestellten Obstdäume sind ang> kommen und wollen Samstag und Montag, den 10 und 12. November bei Hrn. OberamtS- bauMviart Widmasn in Calw abgeholt werden.

Calw, 9. November 1900.

Vereinssekretär

Fechter.

Gottesdienste

am 22. Sonntag »ach Trinit., 11. Nov.

Vom Turm: 342. Predigtlied: 475. 9*/- Uhr: Vorm.-Predigt, Herr Stadtpfarrer Schund. 1 Uhr: Christenlehre mit den Töchtern. 5 Uhr: Vortrag im Vereinshaus über das Lutherlied: Ein feste Burg ist unser Gott, von Herrn Dekan RooS.

Mittwoch, 14. Nov.

10 Uhr vormitt.: Betstunde im Vereinshaus.

Kreitag, 16. Nov., Anßlag.

10 Uhr: Predigt im Vereinshaus, Herr Dekan R o o s.

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