Berlin, 30. Jan. Der Kaiser dankt in einem Erlaß an den Reichskanzler für die herzliche Teilnahme und die treue Anhänglichkeit, die ihm anläßlich seines Geburtsfestes aus dem engeren und weiteren Vaterlande in der mannigfaltigsten Weise zum Ausdruck gebracht worden seien.
— Der Bundesrat nahm heute Kenntnis von den Beschlüssen des Reichstags zu dem Sozialistengesetz und stimmte der veränderten Fassung der ostafrikanischen Postdampfcr-Vor- lage zu.
Prinz Heinrich von Preußen und seine hohe Gemahlin haben Aegypten bereits wieder verlassen; von dort beabsichtigt das prinzliche Paar seine Reise alsbald nach Jerusalem fortzusetzen, um etwa 14 Tage in der heiligen Stadt zu verweilen.
Nürnberg, 28. Jan. (Ein naiver Gemeindevertreter.) Ein allerliebstes Ge- schichtchen wird aus der Gemeindevertretung unseres Nachbarstädtcheus Schwabach berichtet. Auch dort war die Errichtung eines Volksbades angeregt worden, diese Anregung wurde aber von einem der Sladtväter ganz entschieden bekämpft. Derselbe führte in längerer Rede überzeugend aus, daß durch solche Volksbäder die Lage der ärmeren Klassen nicht verbessert, sondern nur verschlechtert werde. Wenn nämlich so ein armer Mensch gebadet hat, so bekomme er auf das Bad stärkeren Hunger und ist dann übler daran, denn zuvor —!
Württemberg.
Erschienen ist der Bericht der Finanzkommission der Abgeordneten zu dem Entwurf eines Gesetzes, betreffend weitere Aenderungen des Gesetzes vom 19. September 1852 über die Steuer von Kapital-, Renten-, Dienst- und Berufseinkommen. (Berichterstatter über Art. 1 v. Luz, über Art. 2—5 Dr. v. Göz. Die Anträge gehen — mit einigen Abänderungen — auf Zustimmung. Zweck des Entwurfs ist, für die nach dem Tode des Schuldigen in Frage kommende Steuernachholung und Bestrafung der Steuergesährdung eine neue von der seitherigen grundsätzlich verschiedene Regelung zu geben.
Aus Spaichingen schreibt man dem „Neuen Albboten": Eine eigentümliche Erscheinung hat der Sturmwind der vergangenen Tage mit sich gebracht. Auf frisch gefallenem Schnee zeigten sich kleine schwarze Würmer, sogen. Schneewürmer, die große Aehnlichkeit mit dem Glühwurm haben, aber selten gefunden werden.
MisMcn.
Una.
Eine einfache Geschichte von Moritz v. Reichenbach.
(Schluß.)
„Ich will nicht mehr an mich denken", flüsterte sie, und ihre Hände falteten sich dabei unwillkürlich. „O Gott, mache ihn nur glücklich, sehr glücklich, dann will ich auch zufrieden sein."
„Tina, Tina," rief Lyddis Stimme unter dem Erker. Sie stand im Garten, wiegte das Kind auf ihren Armen und hielt es empor. Tina entgegen.
„Ich komme," antwortete Tina und eilte hinab.
„Das ist nun der Garten," sagte Karl, an ihre Seite tretend, „nicht wahr, er sieht recht verwildert aus, und das Haus ist recht unwohnlich."
Sie blickte verwundert auf, aber seine ernsten Augen sagten ihr, daß er durchaus nicht scherzte.
Sie schüttelte den Kopf.
„Ich finde alles so schön," sagte sie, und über das dunkle Männergesicht flog ein Heller Freudenschein. Lyddi legte nun den Arm um Tina und ergriff damit förmlich Besitz von ihrer Person.
Karl blieb den ganzen Tag über ernsthaft und schweigsam und vermied es fast mit Tina zu sprechen. Nur als man sich trennte, drückte er ihr sehr herzlich die Hand, aber sagte auch jetzt nur: „Gute Nacht, liebe Tina."
„Ein Bär ist er doch, Tina," sagte Lyddi, welche ihre Schwester in ihr Zimmer begleitet hatte, „so lieb ich ihn auch habe — ein Bär ist er doch!"
Tina lächelte. Sie fühlte sich nicht verletzt durch seine plötzliche Schweigsamkeit. Was sollte er auch weiter sagen? Sie wußte doch, daß er seiner Pflegerin eine freundliche Erinnerung bewahren würde, und mehr wollte sie ja nicht, durfte sie ja nicht wollen. Am andern Morgen würde sie wieder abreisen und er würde sie nicht vermissen, aber auch nicht ganz vergessen. Die dummen Thränen, warum sie sich ihr nur schon wieder in die Augen drängten! Nun, das sollte aber auch gewiß znm letztenmal sein, morgen würde sie stark sein und zu ihren Kranken zurückkehren, um für sie zu leben, die ihre Sorge brauchten.
Der andere Morgen kam, ein taufrischer sonnenglänzender Frühlingsmorgen. Tina hatte sich früh erhoben, sie wollte noch eimal allein durch den Garten gehen und von dem Ort, der Karls Heimat war, Abschied zu nehmen. Sic trat in den Garten hinaus -- da stand Karl unter ihrem Erker, als habe er nur gerade auf sie gewartet. Er trat ihr schnell entgegen und faßte ihre Hand. Aber er erwiderte kaum ihren Morgengruß, er hielt ihre Hand fest und betrat mit ihr einen der Gartenwege.
„Tina, sie wollen fort," begann er, und seine Stimme klang so bewegt dabei, daß Tina leise zusammenschauerte, „Sie wollen fort, und ich — ich träume fchon seit Wochen davon, daß Sie in diesem Hause schalten und walten sollen, und nun ich Sie einmal darin gesehen habe, kann ich es mir nicht mehr ohne Sie denken. Tina, liebe Tina, mein Haus und mein Leben sind öde traurig ohne Sie." —
Er hielt plötzlich iune, von seiner Bewegung übermannt, und blickte sie an, die zitternd vor ihm stand, und wie es nun kam — sie wußten es selber kaum! aber sie lag plötzlich an seiner Brust, und seine Arme hielten sie fest umschlungen.
Durch den Garten aber, zwischen den taufrischen Büschen, sang eine Helle Simme das Frühlingslied:
„Es brechen in schallenden Reigen Die Frühlingsstimmen los,
Sie können's nicht länger verschweigen,
Die Wonne ist gar zu groß.
Warum —sie wissen es selber kaum,
Es treibt sie ein alter, ein seliger Traum!"
„Tina, Tina," rief die Sängerin, sich unterbrechend, „wo bist du denn?"
Da stand Tina auf Karls Arm gelehnt und der „selige Frühlingstraum" blickte ihnen so glänzend und leuchtend aus den Augen, daß Lyddi nicht erst viel zu fragen brauchte.
Von der andern Seite des Weges kam die Wirtschafterin, um zu melden, daß der Kaffe warte, und Lyddi, die erst mit einem lauten Freudenschrei auf Karl und Tina zugeflogen war, machte sich nun von diesen los und lief der Wirthschafterin entgegen.
„Frau Müller, Frau Müller, Sie können zu mir übersicdeln, mein Schwager wird bald eine Frau haben!"
Frau Müller blieb stehen.
„Na ja, das habe ich gleich gesagt."
„Aber ich hab's noch viel früher gesagt," jubelte Lyddi, an Tinas Halse hängend, „damals haben sie's nur nicht glauben wollen!"
Damals — Tina und Karl blickten sich an — ja wohl, sie waren nun in schallendem Reigen wach geworden, die Frühlings- stimmen, die sie damals beide nur geahnt hatten, nun sang und klang es laut in ihren Herzen, es war Frühling geworden um sie, und in ihnen glückverheißender, hoffnungssreudiger Frühling.
(Schweres Kalb.) Im Stalle von Hrn. Fr. Ziegler jr. in Gechingen steht ein Saugkalb, Farre, Simmenthaler Rasse, das bei einem Alter von 7 Wochen 250 Pfund wiegt. Gewiß als Seltenheit erwähnenswert.
Gemeinnütziges.
Es ist bereits von mehreren Seiten konstatiert worden, daß sowohl im frischgefallenen Schnee, als auch in solchem, der längere Zeit gelegen, und im Eise selbst verschiedene Bakterienarten Vorkommen. Nach den Untersuchungen von L. Schmelck in Christiania fanden sich nicht nur im Schneewasfer des 2000 in hoch gelegenen Jostedalsbrägletscher, sondern auch im Eise und Schnee verschiedene Bakterien und Schimmelpilze. In allen untersuchten Schnee- und Wasserprobeu waren die meisten Bakterienkolonien von einer Art, die während des Wachstums einen grünen sluorescierenden Farbstoff bildete. Beobachtet wurde ferner, daß während des Schneeschmelzens eine ganz außerordentliche Vermehrung der Bakterien stattfindet.
Schlußzeit
des Enzthälers für Inserate.
Dienstagsblatt am Montag 9 Uhr vorm.
Donnerstagsblatt am Mittwoch 9 Uhr vorm.
Samstagsblatt am Areitag 8>/, Uhr vorm.
Sonntagsblatt am Samstag 8 >,'4 Uhr vorm.
Spätere Einsendungen erscheinen je in der nächstfolgenden Nummer. — Größere Anzeigen wollen wo möglich schon früher übergeben werden.
Diese Aufgabezeilen sind unbedingt abhängig von den Postverbindungen des Bezirks, mit welchen der Enzthäler nach auswärts zu versenden ist.
Wir bitten die H.H. Auftraggeber recht sehr, dies gef. beachten zu wollen, da wir zu Vermeidung von Benachteiligung in der Versendung diese Zeiten einhalten müssen.
Für die Redaktion verantwortlich: Chrn. Meeh; Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.
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