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Sie hat wahrlich wenig Glück in der Liebe wie in der Ehe. Auf den Gatten, der sie hinterging, folgt ein Mann, den sie liebt und von dem sie verschmäht wird!"
Bei dem Gedanken an den Schmerz, welchen die Gräfin durch diese Nachricht erleiden werde, geriet Jean in so großen Zorn gegen Heklor, daß er sich vornahm, jeden freundschaftlichen Verkehr mit ihm abzubrechen. Er lief zur Verwunderung seines Modells, höchst erregt in seinem Atelier auf und ab, indem er vor sich hin murmelte:
„Und einem solchen Menschen habe ich mein eigenes Glück geopfert! Denn ich liebte Martha früher als er, aber ich trat vor ihm zurück und unterdrückte meine Liebe. Jetzt sieht man die Folgen meines Opfers. — O wie albern ist doch das Menschenleben! Alles geht darin drüber und drunter. — Hätte die Gräfin von Vidione mich ihrer Liebe gewürdigt, so würde ich ihr mit Freuden mein ganzes Leben gewidmet haben, und sie wäre ohne Zweifel glücklich geworden mit mir. Doch nein, sie muß sich für einen Anderen begeistern, der sie schließlich ausschlägt, als wäre sie das allergewöhnlichste Weib!... Wahrlich, da möchte man an der Menschheit verzweifeln!" . . .
Da er sich unfähig fühlte, noch weiter an jenem Tage zu arbeiten, so entließ er das Modell und begab sich nach dem Boulevard Malesherbes. —
Die Gräfin war erstaunt über seine Niedergeschlagenheit und fragte ihn besorgt :
„Was ist Ihnen? Sind Sie krank?"
Und als Jean nicht sogleich antwortete, fuhr sie mit wachsender Besorgnis fort:
„Oder haben Sie etwa unangenehme Nachrichten aus Marville erhalten?"
Obgleich Jean sich auf diese Unterredung sorgfältig vorbereitet hatte, so verwirrte ihn doch diese Frage einigermaßen, er antwortete seufzend:
„Ich habe Ihnen allerdings eine unangenehme Nachricht zu überbringen . . .!"
„Was ist's? . . . Hat er einen Rückfall gehabt? Sprechen Sie! Verbergen Sie mir nichts. Ich bitte Sie darum!"
„Nein, ... er ist nicht krank!"
„Aber seine Mutter vielleicht . . .?"
„Auch nicht!"
„Welche unangenehme Nachricht ist es denn sonst?"
„Jean hatte nicht den Mut, ihr die verhängnisvolle Mitteilung zu machen, er zog deshalb Hektars Brief aus der Tasche und reichte ihr diesen stillschweigend hin.
Sie durchlas das Schreiben, ohne eine Thräne zu vergießen, ohne ein Wort der Klage, aber als sie den Brief dem Ueber- bringer zurückgab, stürzte sie ohnmächtig nieder.
Am nächsten Tage erhielt Hektar Lau- ziöre folgende Zeilen:
„Nachdem sie Deinen an mich gerichteten Brief gelesen, fiel sie ohnmächtig nieder; aber die Heftigkeit des Schlages rettete sie. Jetzt hat sie sich schon fast gänzlich erholt, und morgen wird jede Spur von Erregung verschwunden sein. — Sie verzeiht Dir! ... Ich kann Dir
nichts Besseres wünschen, als daß Du Dir selbst mögest verzeihen können!
Jean Trescou."
Vo diesem Tage an ward das Leben für Hektor eine unerträgliche Qual. Er schloß sich in sein Arbeitszimmer ein und blieb dort tagelang allein, sich seinem Schmerz überlassend der ihm fast die Sinne raubte. Er wollte Niemand mehr sehen, mit alleiniger Ausnahme seiner Mutter und eines alten Dieners, deren Pflege er schweigend duldete. Jeder Besuch wurde unbedingt abgewiesen.
Herr Beulette und der Doktor Rsquy hatten sich einige Male eingestellt, da sie aber nicht vorgelassen wurden, so blieben sie endlich fort. — Einsam und verlassen war fortan das einst so gastfreundliche Hans der Familie Lauziore.
Wenn man den Doktor nach seinem Patienten befragte, so zuckte er die Achseln, sobald man aber weiter in ihn drang, sprach er von zurückgebliebener nervöser Gereiztheit; woraus sich dann das Gerücht verbreitete, der Advokat Lauziere sei irrsinnig geworden.
Einzelne wollten sogar wissen, daß er zuweilen wie ein wildes Tier brülle und Jeden zu zerreißen drohe, der sich ihm nahen wolle, Die Schulkinder, welche abends über den Kirchplatz gehen mußten, beeilten ihre Schritte, wenn sie bei dem Hause des „Wahnsinnigen" vorbeikamen.
Es fehlte in der That nicht viel, um jene Gerüchte zur Wahrheit werden zu lassen; Hektor war durch die fortwährende Einsamkeit, in welcher er sich ausschließlich seinen peinigenden Gedanken hingab, in einen Zustand geraten, der von einer Geistesstörung nicht weit entfent war.
Er schrieb und las nichts mehrs; die Akten der noch schwebenden Prozeß-Angelegenheiten hatte er seinen Kollegen zugeschickt. mit dem Ersuchen, die Weiterführung zu übernehmen, da er lange Zeit hindurch ungestörter Ruhe bedürfe.
(Fortsetzung folgt.)
(„Dumm wie die Gans") ist ein Sprichwort. welches nach Hem untenfolgenden kaum Berechtigung finden dürfte. Ein Gutsbesitzer beobachtete eine brütende Gans, welche, augenscheinlich krank, ihr Brutgeschäft nicht vollbringen konnte. Wie erstaunte aber der Beobachter, als er eines Tages das Tier herauswatscheln und eine junge Gans vom Hof mit hereinbringen sah, welche jetzt das Butgeschäft übernahm und der die Alte, zur Seite kauernd, zuschaute, bis sie am andern Tag tot dalag. War dieses nur Jnstikt? Offenbar hotte die alte Gans ihr Ende vorausgesehen und sich mit der Gehilfin über das Brutgeschäft verständigt. Der Vorfall ist verbürgt. — Ein schlesischer Gutsbesitzer erzählt folgende wahre Geschichte: Ein schlesischer Gutsbesitzer erzählt folgende wahre Geschichte: Ein junger streitlustiger Hahn, rupfte auf dem Hof täglich einer Gans, so oft er ihr begegnete, die Federn aus. Lange ließ sich das Tier solches geduldig gefallen, bis sich der Vorfall einst in der Nähe des Dorfweihers wiederholte. Aber diesmal ergriff die Gans mutig den' Friedensstörer mit dem Schnabel, schleppte ihn ins Wasser und tauchte mit ihm unter,
bis er — ersäuft war. Jetzt hatte sie endlich Ruhe! — Ein Pfarrer im Olden- burgischen berichtet folgendes: Ein grauer junger Gänserich suchte bei mir Schutz vor einem weißen Genossen, der das Tier stets auf der Wiese angriff und mißhandelte; offenbar war der weiße dem grauen Gänserich überlegen. Als das Tier sich zu mir flüchtete, erriet ich sogleich sein Anliegen und hielt zum Scherz den weißen Gegner so lange fest, bis der graue Unterlegene dem Feinde einige derbe Schnabelhiebe versetzt hatte. Der Krieg war seitdem zu Ende, der graue Gänserich aber verfolgte mich nun mit freudigem Geschrei, so oft er mich erblickte; ja, er begleitete mich stets bis an die Pfarre. Eines Tages mußte ich über den Hof gehen, um eine Tour nach meiner Filiale antreten. Ich höre meines Freundes bekannte Stimme, sehe aber, daß er mir nicht folgen kann, weil die Pforte zum Hof ins Schloß gefallen ist. Schon war ich eine Strecke fort, da höre ich neben mir das Rauschen der Flügel eines großen Vogels und — neben mir läßt sich mein Freund schreiend vor Lust nieder. Er begleitete mich fo, bald fliegend, bald gehend, und kehrte mit mir zurück. In der Folge mußte man das Tier einsperren, um solche Extravaganzen zu verhindern.
)Sägspähne als Mittel zur Reinigung von Flaschen.) Zur Reinigung von Flaschen, Ballons u. s. w., besonders solcher, welche Fett enthielten und deren Reinigung oft viel Mühe verursacht, sind reine Sägespähne, mit nicht zu viel Wasser gut geschüttelt, bestens zu empfehlen. Nach mehrmaliger Behandlung mit denselben werden sogar Flaschen, welche riechende Flüssigkeiten enthielten, zu jedem Gebrauche wieder tauglich. — Um Flaschen, welche Fette und Oele enthielten, zureinigen, giebt man etwas gepulvertes doppeltchromsaures Kali in dieselben, gießt-darauf konzentrierte englische Schwefelsäure, schwenkt die Flaschen damit aus und spült mit kaltem Wasser nach.
Quadraträtsel.
F.
v
v
L
L
L
I
I
Ick
Ick
X
0
0
L
k
Vorstehende 16 Buchstaben sind in der Weise einzustellen, daß von links nach rechts, wie von oben nach unten sich die nämlichen Wörter ergeben. Anders geordnet bezeichnen dieselben:
1. einen Teil eines Waldgebirges,
2. einen unternehmenden Deutschen,
3. einen römischen Kaiser,
4. eine strenge Gebieterin.
R. ^V.
Für die
Dienstagsnummer
bestimmte Bekanntmachungen und Anzeigen wollen längstens bis heute Sonntag abend aufgegeben werden.
Marktpreise. Neuenbürg, 21. Dezember. Butter 1.—, 1.05 bisl.10 pro V, Kilo.
Eier 2 St. 15 i St. 7
Mit einer Nettage.
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.