Kromk.

Deutschland.

München, 24. Nov. Die Pol. Korr, erfährt aus vatikanischer Quelle, daß die Haltung der bayrischen Regierung gegen­über den klerikalen Forderungen die Stell­ung des Münchener Nuntius erschwere. Gerüchtweise" heißt es, der Papst habe die Absicht, in dieser Angelegenheit ein eigenhändiges Schreiben an den Prinz- Regenten zu richten. Daß die Stellung des hiesigen Nuntius gegenüber den maß­losen Treibereien der Ultramontanen keine leichte ist, liegt auf der Hand. Angesichts der bestimmten Erklärung des Prinzregenten aber, daß er sich mit der Haltung des Ministeriums Lutz gegenüber den klerikalen Forderungen vollkommen in Uebcreinstim- mung befinde, dürfte die Intervention des Papstes zu Gunsten der klerikalen Ex- altados in Bayern kaum irgend welchen Erfolg haben. Die Rechte der katholischen Kirche in Bayern sind übrigens durch die Verfassung hinlänglich geschützt und es liegt daher für den Papst überhaupt kein Anlaß vor, in dieser Beziehung irgend einen Schritt zu unternehmen, von dessen Erfolglosigkeit man in Rom ebenso über­zeugt sein dürfte, wie in München.

In Durlach ist der älteste deutsche Feuerwehrmann Adam Rittershofer gestorben. Derselbe ist im Jahr 1846 der neugegründeten Feuerwehr beigetreten und hat vor 3 Jahren gelegentlich seines 40- jährigen Dienstjubiläums die silberne Ver­dienstmedaille erhalten.

Pforzheim, 26. Novbr. Ein günstiges Urteil über die Pforz- heimer Goldwaren-Jndustrie ent­hält dieFranks. Ztg." Dieselbe schreibt: Ueber die Goldwaren-Jndustrie von Pforz­heim, welche unter der Ungunst der wirt­schaftlichen Verhältnisse in den letzten Zeiten sehr gelitten hatte, gehen nach dem Monatsbericht des k. k. österreich. Konsuls in Karlsruhe erfreuliche Berichte ein. Der Absatz in Goldwarcn nach Deutschland war m den letzten Monaten ein sehr leb­hafter. in besseren 14karätigen Stücken recht befriedigend, in billigeren Sachen, worin viel in acht Karat verlangt wird, sowie Silberschmuck und Doublewaren, ein außerordentlich großer. Da Pforzheim in der Lage ist, auch das größte Quantum zu liefern, so hat diese Nachfrage auf die gedrückten Verkaufspreise eigentlich noch gar keinen Einfluß ausgeübt, wohl aber auf die Löhne, die fast überall Erhöhungen erfahren haben, namentlich bei solchen Arbeitern, die bessere Leistungen aufzu­weisen haben. Die Fabriken für Erzeugung unechter Ketten, deren einige sich am Platze befinden, sind ebenfalls vollauf beschäftigt. Der Export in besseren und couranten Goldwarcn war in den vergangenen Mo­naten ein sehr guter, wobei Brillantsachen stark vertreten waren. Das Hauptabsatz­gebiet, Buenos-Aires, hat zwar in ganz letzter Zeit mit seinen Aufträgen etwas zurückgehalten, da das hohe Goldagio störend auf das Geschäft wirkt, ebenso ist Brasilien nicht so aufnahmefähig wie in früheren Jahren; auch Italien verlangt etwas weniger, doch waren die Aufträge

im Allgemeinen sehr bedeutend und haben die betreffenden Fabriken vollauf beschäftigt. Nachdem mit dem November der Termin für überseeische Sendungen so ziemlich ab- gclaufen ist, so wird in diesem Geschäfte etwas Ruhe eintreten. Da jedoch Pforz­heim beinahe für sämtliche Länder der Erde arbeitet, so ist für diesen Winter wohl keine Aenderung in dem guten Geschäfts­gänge zu erwarten. Tüchtige leistungs­fähige Arbeiter werden bei hohem Lohne gesucht bleiben und sind nicht leicht zu finden.

P f o r z h e i m, 25. Nov. Am Sams­tag hielt Generalsekretär Dr. Heinrich Fränkel aus Weimar im Kaufm. Verein einen inhaltlich wie in rhetorischer Beziehung ganz ausgezeichneten Vortrag über Deutschtum und Slaventum. Be­ginnend mit der Einwanderung der Ger­manen und Slaven aus Asien, sowie der ebenfalls dem Stamme der Arier ange- hörigen griechisch-römischen Völker, ver­breitete sich der Redner dann eingehend über die Deutschen und Slaven. Während die Deutschen durch die Art der Behand­lung der von ihnen überwundenen Völker, so namentlich der weit verbreiteten Wenden, diese ganz aufsogen und dieselben durch die von den Deutschordensrittern und der Hansa gegründeten Ackerbau- u. Handels­kolonien zur Kultur führten, die ein­dringenden mongolischen und tartarischen Horden, sowie die Ungarn und Türken zurückschlugen, machten sich jene wilden, barbarischen Völker in den meisten, von Slaven bewohnten Ländern seßhaft und vermischten sich mit der angesessenen Be­völkerung. Mit Ausnahme Polens und eines kleinen russischen Bezirks bei Moskau treffe man nirgends mehr eine reine slavische Bevölkerung. Aus diesem Grunde dürfe man auch auf eine glückliche Zukunft des die Kultur fördernden deutschen Volkes hoffen, während die sog. slavischen Völker, welche nur die niederen Leidenschaften der Kulturvölker angenommen haben, hiezu nur geringe Aussicht hätten.

Württemberg.

Wie wir vernehmen ist von dem Mini­sterium des Kirchen- und Schulwesens die Abhaltung einer Vorlesung über die erste Hilfeleistung bei Unglücksfällen in einer Wochenstunde für das laufende Winter­semester an dem Polytechnikum und der Baugewerkeschule hier, sowie an der land­wirtschaftlichen Akademie in Hohenheim angeordnet und der Lehrauftrag hiefür dem Or. moä. A. Zeller hier erteilt worden.

(St.-A.)

Stuttgart. (Werk Holzlieferung.) Für die Werkstätten Cannstatt und Friedrichshafen ist eine weitere An­zahl von Werkhölzern zu beschaffen. Die Lieferungsbedingungen und das Bedarfs- Verzeichnis sind bei dem Sekretariat der Generaldirektion aufgelegt und werden auf Verlangen von demselben abgegeben. Lieferungsangebote sind, nachdem Menge und Einzelpreis in die Bedarfsübersicht eingesetzt sind, spätestens bis Donnerstag den 5. Dezember 1889, abends 6 Uhr, verschlossen mit der AufschriftWerkholz- Lieferung" versehen, bei der General- Direktion einzureichen.

Stuttgart, 24. Nov. In Stutt­gart oder Umgebung scheint die Falsch­münzerei mit großem Eifer betrieben zu werden. Die Falschmünzer verlegen sich hauptsächlich auf die Herstellung falscher (kleiner) Zwanzigpfennigstücke und dürsten eine größere Anzahl von Genossen haben, welche das Geld ausgeben. Die Schaffner der hiesigen Pferdebahn werden mit Vor­liebe als Opfer dieser Verbrecher auser­sehen, weil sie in Folge der nicht allzu­hellen Beleuchtung der Wagen nach einge­brochener Dunkelheit und wegen der raschen Abgabe der Fahrkarten keine scharfe Kon­trolle der empfangenen Münzen ausüben können.

Heilbronn, 23. November. Die Handels- u. Gewerbekammer hat sich nach derN.-Z." in ihrer letzten Sitzung auch mit der Frage der Hausiersteuer be­schäftigt. Darüber bestand volle Ueber- einstimmung, daß diejenigen Hausierer, welche den ansässigen Gewerbetreibenden und Detailgeschäften vorzugsweise Kon­kurrenz machen, im Verhältnis zu diesen bis jetzt vielfach zu nieder besteuert seien, und daß in dieser Richtung eine gerechtere Verteilung der Steuerlast stattzufinden habe. Ueber Mittel und Wege dies zu erreichen, gingen die Ansichten jedoch aus­einander. Der zu demnächstiger Beratung der Abgeordnetenkammer vorliegende Ge­setzentwurf betr. die Kommunalbesteuerung der Hausiergewerbe, will die Grundlage des Ertragsteuersystems, welche für die Be­steuerung der Gewerbe maßgebend ist, auch für die Besteuerung der Hausiergewerbe nicht verlassen und eine Erhöhung in der Weise eintreten lassen, daß der Hausierer in der Folge neben der Sportel für dm Gewerbeschein und seiner regulären bis­herigen Steuer eine zu dieser in einem festbestimmten Verhältnisse stehende und für Nichtwürttemberger entsprechend erhöhte Ausdehnungsabgabe zu entrichten hätte. Diese Abgabe wäre in jedem Oberamts­bezirk, auf den sich der Geschäftsbetrieb erstreckt, an die Amtskörperschaft zu be­zahlen. Die kleinen und kleinsten Betriebe mit einem Steuerkapital von unter 100 v-L sollen jedoch von dieser Ausdehnungs­abgabe, die wohl für viele einem Hausier­verbot gleichkäme, befreit bleiben. Während nun ein Teil der Handelskammermitglieder für diesen Regierungs-Entwurf eintrat, war die Mehrheit der Ansicht, daß der­selbe nicht weitgehend genug sei und daß sowohl in geschäftlicher als sittlicher Be­ziehung nur zu wünschen sei, daß durch eine entsprechend höhere Besteuerung die Zahl der Hausierer vermindert und die ansässigen Gewerbetreibenden noch mehr, als dies der Regierungsentwurf zur Folge hätte, geschützt würden.

Heidenheim, 26. Nov. Heute be­suchten Direktor v. Gaupp und Regierungs­rat Dr. Platz von der K. Zentralstelle für Gewerbe und Handel unsere Stadt und besichtigten die Webschule und hernach die Frauenarbeitsschule. Heute früh siel der erste Schnee.

Freudenstadt, 26. Nov. In der vergangenen Nacht ist nach starkem Sturm der erste Schnee gefallen, welcher nun alles in sein Wintergewand gehüllt.

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.