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Die Vorsteherin einer großen Frauenarbeitsschule urteilt wie folgt: Ein äußerst gelungenes Werk ist das soeben erschienene Schnittmusterbuch betitelt: „A«r fleißige Künde. " Die Verfasserinnen haben es verstanden, etwas wirklich Praktisches auf diesem Gebiete ins Leben zu rufen. Man könnte wohl meinen, der Bücherbedarf für Zuschneiden und Unfertigen von Weißzeug wäre gedeckt, da in dieser Hinsicht schon so vieles veröffentlicht wurde. Aber in Bezug auf das entschieden Praktische ist oben genanntes Werk das Erste und Beste, denn die Muster müssen nicht erst zusammengestellt, gezeichnet und geschnitten werden, sondern sie sind aus gutem Papier und in natürlicher Größe dem erklärenden Texte beigelegt. Die Beschreibung für Zuschneiden und Unfertigen ist so genau, klar und leicht verständlich, daß gewiß jedes mit Leichtigkeit darnach arbeiten kann. Es ist zu hoffen, oaß das Werk, welches hauptsächlich den Verfasserinnen aber auch dem Verleger viele Mühe verursacht hat, durch all-
! fettige Anerkennung belohnt werde. Es kann seines ganzen Inhalts und der Ausstattung wegen aufs wärmste empfohlen werden, und wird allen denen willkommen sein, welche gewöhnt sind, selbst zu arbeiten und Interesse für Herstellung von Wäschegegenständen haben.
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Kronik.
Deutschland.
Telegramm.
Stuttgart, 23 Sept. 9 Uhr 15 Min. vormittags.
Pa ris, 4'/, Uhr früh. 372 Resultate bekannt: Gewählt 138 Republikaner, 89 Gegenparteiler; 145 Stichwahlen erforderlich. Boulanger in Montmartre gewählt.
Die Verteuerung der Lebensbedürfnisse in Deutschland.
Die leider nicht zu läugnende That- sache, daß in Deutschland bei verschiedenen wichtigen Lebensbedürfnissen eine teilweise nicht unbedeutende Preissteigerung eingetreten ist, läßt die Frage sehr natürlich erscheinen, welchen Ursachen diese so unerfreuliche Erscheinung zugeschrieben werden muß. Die Antwort hierauf braucht da nicht besonders weit herbeigeholt zu werden, denn im Allgemeinen sind es drei leicht erkennbare Ursachen, welche zu der eingetretenen Verteuerung wichtiger Lebensbedürfnisse, als des Fleisches, des Brotes, hie und da auch der Milch und Butter und schließlich nicht zum Wenigsten der Kohlen, beigetragen haben, obschon dieselben miteinander nicht in direktem Zusammenhänge stehen. Es sind dies die großen Lohnbewegungen des vergangenen Frühjahres und teilweise auch noch des Sommers, ferner der unbefriedigende Ernte-Ausfall und endlich das Viehcin- fuhrverbot nach den Grenzen Oesterreich- Ungarns hin und speziell wieder das Schweine-Einfuhrverbot. Der große Bergmannsausstand in den deutschen Kohlenbezirken mit der hierdurch bedingten zeitweiligen Lohnlegung der Kohlenförderung oder doch wenigstens Verlangsamung derselben hat unstreitig schon jetzt beträchtlichen Preisaufschlag für Kohlen bewirkt. Von einem wirklichen Kohlenmangel kann hierbei nicht gesprochen werden, denn in dieser Beziehung sind die Folgen des Bergmannsstrikes wieder überwunden, wenn trotzdem die Kohlenpreise schon jetzt, zu Anfang des Herbstes, eine so bedauerliche Höhe erreicht haben, so beweist dies einfach. daß die Kohlenwerke durch eine unverhältnismäßige Preissteigerung ihrer Produkte bestrebt sind, sich für ihre finanziellen Ausfälle während des Bergmannsstrikes zu entschädigen, ein Verfahren, dessen Konsequenzen nun das Publikum zu tragen hat. — Dasselbe gilt teilweise
auch von den Folgen des Bäckerstrikes der in verschiedenen Gegenden Deutsch! lands insceniert wurde, da die Meister des Bäckergewerbes sich für ihre finanzielle Einbuße, die sie etwa erlitten, Hst und da dadurch schadlos zu halten suchten daß sie das Gewicht der Backwaren herab! setzten, trotzdem aber die alten Preise beibehielten. Doch hat den meisten Einflch auf die eingctretene Brotverteuerung der mißliche Ernteausfall, der vielfach hinter dem Durchschnitte zurückgeblieben ist. Aber die Erträgnisse der heurigen Ernte in Deutschland sind immerhin keine so ungünstigen, um die Preissteigerung für das Brot zu rechtfertigen und so ergiebt sich auch hier wiederum eine künstliche Schrauberei. unter welcher eben das Publikum leiden muß. Derselben Erscheinung begegnet man nun auch bei der vielleicht am meisten empfundenen Fleischteuerung, denn daß sich die Händler mit Fleischwaren speziell das Schweineeinfuhrverbot mit zu Nutze gemacht haben, um die ungewöhnlichen Fleischpreise auf ihrer Höhe zu halten, dürfte kaum zu bezweifeln sein; mindestens gilt dies für die Grenzbezirke im östlichen Deutschland. Aber allerdings ist und bleibt die Grundursache der teueren Fleischpreise das Vieheinfuhrverbot, das sich hauptsächlich gegen den Export von Schweinen und Rindern aus Oesterreich. Ungarn nach Deutschland richtet. Die preußische Regierung hat für die schlesischen Grenzbezirke bereits eine Milderung des Vieheinfuhrverbotes, speziell für ungarische Schweine, eintreten lassen und hoffentlich kann baldigst die Wiedelbeseitigung dieser Maßregel folgen, die alsdann ein allmähliches Wiederherabgehen der Fleischpreise zur Folge haben dürfte.
Der Kaiser hat den württembergischen Landesgerichtspräsidcnten v. Länderer zum richterlichen Mitglieds des Reichseisenbahnamtes ernannt.
Es ist nunmehr endgiltig entschieden, daß der Kaiser zur Vermählungsfeier seiner Schwester nach Athen reisen wird. In Athen hat man übrigens schon seit längerer Zeit auf die Anwesenheit des deutschen Kaiserpaares mit voller Sicherheit gerechnet. Der Staatssekretär der auswärtigen Angelegenheiten, Graf Herbert Bismarck, wird den Monarchen auf seiner Fahrt nach Athen begleiten.
Berlin, 20 Sept. Der Kaiser hat für die durch das Brandunglück in Antwerpen betroffenen Personen einen Beitrag von 10 000 Francs gespendtt.^
Mit dem in voriger Woche zu Baden- Baden verstorbenen Unterstaatssekre- tär im Reichsamt desJnnern, Dr. Eck, ist ein hochverdienter Reichsbeamter dahingeschieden. Dr. Eck gehörte schon
zur Zeit des norddeutschen Bundes zu den
Vertrauensmännern des Fürsten Bismarck und der damalige Geh. Regierungsrat Dr. Eck war es im Verein mit Dr. Rudolf Delbrück, dem Präsidenten des Bundeskanzleramtes, welcher die Organisation des norddeutschen Bundes mitsamt der Gesetzgebung so vorzüglich durchführte. Beide Männer arbeiteten vereint auch nach Schaffung des neuen deutschen Reichs an dessen innerem Ausbau und bewährten sich