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Zum Besuch der Ausstellung für Unfallverhütung in Berlin ist den Ausschußmitgliedern des württemb. Krankenkassenverbands aus Staatsmitteln ein namhafter Beitrag verwilligt worden.
Ulm, 14. Aug. Vor einigen Tagen verlor in der hiesigen Bahnhofsstraße ein Fremder — seinem Anzug nach und seiner Aussprache des Deutschen war es ein Engländer — ein Geldkouvert, ohne den Verlust zu bemerken und eilte dem Bahnhofe zu. Der Telegraphenbote S. von hier hob das Couvert, das die Aufschrift: „Inhalt 50 000 Mark" trug, auf und überbrachte solches dem Fremden, der eben im Begriff war, mit dem Münchener Schnellzug abzureisen. Letzterer bestätigte, daß der Inhalt des Couverts in 50 000 Mark in Banknoten bestehe. Als Belohnung überreichte er dem ehrlichen Finder den Betrag von ganzen 50 Pfennigen und fuhr von dannen.
Tübingen. Auszug aus der Geschworenenliste für das III. Quartal 1889. Friedrich, Kasp., Gem.-Pfleger in Hirsau. Haug, Oberförster in Lkebenzell. Kull, Math., Gem.-Rat in Bernbach. Toussaint, Karl, Fruchthändler in Wildbad. Zöpp- ritz, Emil, Fabrikant in Calw.
Böblingen. Die Abhaltung des auf 29. Aug. hier fallenden Viehmarktes ist wegen der Maul- und Klauenseuche verboten worden.
Nord heim, 14. August. In den letzten Tagen wurde hier das gesamte Gemeindeobst verkauft. Während die Einnahme in früheren Jahren oft über tausend Mark betrug, wurden Heuer zwölf Mark erlöst.
Calw. Dienstag, 20. August findet hier dieBezirksschnlversammlung statt.
Neuen bürg, 15. Aug. Dieser Tage wurde in dem vor zwei Jahren ausgc- grabencn Schutte der sogen. Waldenburg wieder ein seltener Fund gemacht. Ein geschichts- und sachkundiger Freund d. Bl. äußert sich dazu wie folgt: „Der inter- essante Fund scheint getriebene Arbeit zu fein. 1442 kaust Gras Ludwig von Württemberg von Hans von Strubenhardt, dem letzten seines Geschlechts, sein gesamtes Erbe. 1600 verkauft Sebastian Schömer von Strubenhardt seine letzte Besitzung Rudmersbach an Herzog Friedrich von Württemberg. Von der Burg Straubenhardt selbst sagt die Oberamtsbeschreibung, daß sie nach 1528 dem Markgrafen Ernst von Baden-Durlach an den Erzherzog Ferdinand übergeben wurde; von da an fehlen historische Anhaltspunkte. Vorliegendes Ornamentstück scheint aus dieser Zeit zu stammen und ist vielleicht ein Bruchstück eines Wappenrahmcns, worauf der bogenförmige Rand hindeutet, oder die Randverzierung einer ovalen Oeffnung einer Thürfüllung, eines eisernen Geländers (worauf die Blattfortsätze senkrecht zum Oval hindeuten.)" Weitere Bloßlegungen dieser altehrwürdigen Ruinen dürften noch manches für die Alterstums- kunde wertvolle Stück zu Tage fördern. Jedenfalls wäre zu wünschen, daß solche Stücke nicht durch unkundige Hände verschleudert würden.
Neuenbürg, 16. Aug. Die Frage der Herstellung eines Steges über die Enz vom Sägerweg auf die Wildbader Straße ist wieder in Fluß gekommen. Es wird wohl nicht bestritten werden, daß ein Fußsteg kein Luxus, sondern ein Bedürfnis ist, geeignet den Verkehr zwischen jenen Stadtteilen zu erleichtern. Es wird nur darauf ankommen, daß für denselben die richtige Stelle zwischen Schlößles- brücke und Vorstadtbrücke ermittelt und ohne Vorurteil die sämtlichen Privatinteressen dabei nach Thunlichkeit so berücksichtigt werden, daß sie mit dem öffentlichen Interesse Zusammentreffen. Dann ist auch an dem Entgegenkommen der bürgerlichen Kollegien nicht zu zweifeln. Wir würden sogar als das Bessere vorziehen, wenn dieselben die Sache ganz in die Hand nehmen, den Steg also durch die städtische Verwaltung ausführen und übernehmen würden.
Ausland
Ein großer Waldbrand wütet in den Topliczaer Alpen. Bisher stehen — wie der „P. Hirl." meldet — 400 Joch Wald in Flammen, welche teils Privaten, teils der Gemeinde gehören. Zu den Löscharbeiten, die mit großen Mühen verbunden sind, muß die Bevölkerung durch Brachialgewalt genötigt werden. Der Schaden ist unberechenbar.
Misitllkn.
Aer Sonnenwirt.
Von Erich Norden.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
9. Nur acht Jahre!
Des Sonnenwirtes Unschuld war bewiesen, er wurde aus dem Gefängnis entlassen und war in sein Dorf zurückgekehrt.
Manchem, der herbeieilte, ihm die Hand reichen und einen Willkommengruß zu bieten, schnürte es den Hals zusammen und bedrückte es das Herz, das schneeweiße Haupt und die gebeugte Gestalt des vor acht Jahren so kraftvollen Mannes zu sehen.
Der Sonnenwirt empfand keine Freude über seine Freiheit, hatte kein Wort des Dankes gegen Gott, der Licht in das Dunkel gebracht, das über dem Verbrechen gelegen. Nun war auch noch die Rieke gestorben, und Gott hatte seiner Meinung nach Ungerechtigkeit um Ungerechtigkeit auf ihn gehäuft. Er glaubte es Gott nie vergessen zu können, daß er um eines Vagabunden, um eines Lumpes willen ihm acht Jahre seines Lebens genommen.
Alles Zureden seiner Frau, alle ihre freundlichen Worte machten keinen Eindruck auf ihn. Finster und schweigend hörte er zu. auch Pastor Hollmann fand für seine Vorstellungen kein Gehör.
Acht Jahre lang ungercchtcrweise gelitten zu haben, das verzieh der Sonnenwirt dem lieben Gott nicht.
Der Sonnenwirtin war es jetzt leid, daß sie ihr Grundstück und das Gasthaus je verkauft hatte, sie meinte, wenn ihr Mann bestimmte Arbeit hätte, würden die finsteren Gedanken schwinden. So saß und grübelte er von früh bis abends und obgleich die Schande nicht mehr an ihrem
Namen klebte, war die Sonnenwirtin um nichts glücklicher als in den Jai»« ihrer Einsamkeit.
Die Blumen-Nosel kam nicht mehr r„r Sonnenwirtin. Sie hatte keinen böse» Gedanken mehr gegen ihn in ihrem Her»» aber ihm Aug' in Auge gegeniibertrct^ das überstieg ihre schwachen Kräfte.
Sie hatte das unter Thronen Pastor gesagt, und er gab ihr zu, daßeS ja wohl für's erste besser sei, sie vermeide ein Zusammentreffen. Gott könne durch die Zeit noch vieles wirken und ausgleiche».
Die Mädchen in der Slrickstuude wunderten sich jetzt oft über die Rojel. Die lachte so selten und hatte so oft rotgeweinte Augen. Es wußte ja keine, wie sie tags und nachts im Gebet mit Gott rang, daß er des Franz' Unschuld möge an den Tag bringen, ehe sie stürbe.
John war dem Sonnenwirt gegeo- übergetreten, er hatte die Geldgeschäfte als Vorwand genommen. Ihm war gar eigen zu Mute, als er den gealterte», kraftlosen Mann erblickte. Ja, da war nichts wieder zu finden von seinen Bruder Reinhold, der in des Lebe«! Kraft und Fülle ihm im Gedächtnis ge blieben war.
Finster und abweisend wie gegen alle anderen verhielt sich der Sonnenwirt auch gegen John, und doch ließ sich dieser nicht abschrecken, hin und wieder einmal vorzusprechen. Es zog ihn immer wieder zu dem Bruder hin, der ihm sein ganzes Leben zerstört, der ihm alles genommen, als müsse derselbe ihm — könne er ihm auch sein verlorenes Leben nicht erstatten — doch wenigstens seine Ehre und seinen Namen wiedergeben. Aber Woche um Woche vergieng, nichts ereignete sich, und John überlegte, ob er trotz Müdigkeit und Alter nicht wieder das Dorf verlassen und irgendwo anders in Dunkel und Einsamkeit sein Leben verbringen solle.
Aber er konnte den Gedanken nicht zum Entschluß, nicht zur Thal werden lassen, um der Rosel willen. Wenn eine Stimme ihn zum Gehen trieb, so verlangte eine andere, daß er bleiben solle.
Da, ehe das Pachljahr verflossen war, starb der Wirt, der Johns Gasthaus versah. John überlegte was er thun solle, und gieng, nachdem der Wirt begraben war, zum alten Sonnenwirt Schulz.
Er stellte demselben vor, daß er in großer Not sei, da er vom Gaslhofwesen gar nichts verstehe, daß er eigentlich etwas übereilt und unüberlegt den Kauf abgeschlossen habe, und schließlich doch wohl wieder die Gegend verlassen werde. Er fragte den Sonnenwirt, ob er nicht Lust habe, die „Sonne" wieder an sich M nehmen, zu seiner Zeit und unter seiner Leitung habe ohnehin das Gasthaus am besten bestanden.
(Fortsetzung folgt.)
Auflösung der Knacknuß in Nr- 129:
6ont 80U8 8IX — Laiweouei.
Marktpreise. Neuenbürg, 17. Aug. Butter 1.15, 1.10, 1.05 u. 1 M. pro '/, Kilo. Eier 2 St. 13 u. 11 1 St. 6
Kartoffeln 2 und 3 ^ pr. '/r Kilo.
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.