Kölner Wolliendlaü.

Samstag

Keilage ;« Ur. 122

13. Oktober 1900.

rr» uachsrue

)ack's Brautwerbung.

Seeroman von Clark Russell.

(Fortsetzung.)

Schon gut/ wehrte mein Onk«l wieder ab,ich zweifle ja nicht an dir. Du bist meines Bruders Sohn, du bist Seemann gewesen, eine b-ssere Empfehlung für mein Vertrauen kannst du nicht haben, trotzdem aber sage ich: hüte dich, in dem Mädchen Liebe für dich zu erwecken, wenn du deiner aufrichtigen Liebe und Hingebung fürs ganze Leben nicht völlig sicher bist, und prüfe dich ernstlich hierin, ehe du dich den Wünschen des Vaters entgegenstellst und der Tochter einen Mann abspenstig machst, der wenn er sonst auch ein Narr ist, doch vielleicht ein ganz erträgliche« Ehemann werden kann. Du bist vaterlos, Jack, und ich als dein Onkel habe das Recht so zu dir zu reden. Nichts giebt es, was mich so an­widert und empört, als «ine männliche Kokette, ein Kerl» der sich in LiebeS- schwüren gegen ein Mädchen ergießt, nicht ruht, bis er Gegenliebe gefunden hat, und eS dann verläßt. Kein Galgen ist hoch genug für solch einen boshaften Pavian.*

Aber Onkel,* fuhr ich nun mit unterdrückter Stimme auf,wie soll ich deine sonderbare Sprach« verstehen? Kannst du auch nur im entferntesten an- nehmen, daß ich das H.rz haben könnte, mit einem Wesen wie Miß Florence, ein frevelhaftes Spiel zu treiben?*

Gott bewahre mich davor, mein Junge, aber weißt du, oft hält ein junger Mensch, wie du, ein Gefühl für wahre Liebe, was sich schließlich nur als ein hell loderndes Strohfeuer entpuppt. Ich bin ein Mann bei Jahren und habe die Erfahrung gemacht, daß bei den Männern die Liebe nur zu oft wie eine gal­vanische Versilberung ist, die sich im Gebrauch bald abnutzt. Was ich sagen will ist nur d es: wenn du diesem Mädchen dein Herz bietest, so achte darauf, daß nichts Unechte» daran ist, sonst begehst du «inen Verrat und bet.ügst so schlimm, wie nur irgend ein schurkischer Händler, der Messing für Gold verkauft Still!*

Die Thüre wurde geöffnet und Mr. Hawk- kam wieder hrreinstolziert. Mein Onk-'l erkundigte sich gleich nach Mr. Morecombrs Befinden, wa« er aber zur Antwort bekam, weiß ich nicht, denn ich war wie betäubt von dem, was mein Onkel alles gesagt hatte. Indessen, er hatte es gut gemeint, und was mich augenblicklich ganz erfüllte war, daß er meine Liebe nicht für aussichtslos hielt. In Gedanken hiervon saß ich da, die erloschene Cigarre zwischen meinen Fingern, und meinen Blick auf die beiden alten Herrn gerichtet, Ich wollte mir den Schein geben, als interessiere mich ihr Gespräch, in Wahrheit hörte ich aber kein Wort davon. Erst, als Mr. Hawke fragte, ob wir uns nicht wieder zu den Damen begeben wollten, erwachte ich aus meinen Träumen.

Die Damen saßen im Gesellschaf.szimmer alle zusammen um «inen Tisch, nur Miß Florence befand sich bei unserem Eintreten etwas abseits von ihnen, wie mir schien, um irgend einen Gegenstand wegzupacken, den sie wohl eben ge­zeigt haben mochte. Ich benutzte diesen günstigen Umstand und ging sofort, ohne Rücksicht auf die mir markierte Feindseligkeit rhres Vaters, zu ihr. Was sollte ich erst Komödie spielen? Wer weiß, wann sich mir einmal wieder Gelegenheit zu einem Gespräch mit ihr bot.

Ich brachte die Rede auf Mr. Morecombe, und sprach hierbei gleich­sam neidisch von der Gunst, in welcher dieser bei ihrem Vater stände.Mir,* sagte ich,scheinen leider nicht die Eigenschaften gegeben, die dem Geschmack desselben entsprechen. Darf man wissen, was Sit, Miß, am höchsten am Manne schätzen?*

Die Aufrichtigkeit, Mr. Seymour, das Seltenste in der Welt.*

Ich war betroffen durch diese Antwort, weil sie so genau zu dem paßte, was mein Onkel mir soeben gepredigt hatte, und erwiderte deshalb:Sonderbar, während Ihr Herr Vater bei Mr. Morecombe war, hat mein Onkel mir einen Vortrag über die Aufrichtigkeit gehalten.*

Wie kam er darauf?*

Das kann ich Ihnen nicht so sagen, ich möchte eS wohl, aber Ihnen direkt, das geht nicht. Eie sollen eS durch Sophie erfahren.*

Ich hatte sehr leise gesprochen, sie war deshalb, um mich zu verstehen, ge­nötigt gewesen, ihren Kopf etwas zu neigen. In dieser Stellung sah uns ihr Vater. Als er seinen Blick wieder von uns wandte, forderte er mein« Cousin« zum Singen auf. Diese setzte sich auch sofort an den Flügel, und er stellte sich hinter sie, so ernst und steif wie ein Gemeindekonstabler im Dienste. Doch wäre Amalie auch eine Patti gewes-n, ich hätte nicht zuhören können, ich mußt« weiter reden. So schmetterte sie also und ich flüsterte. Da drehte sich der steife Mann um, und warf mir einen Blick zu, der deutlich genug sprach: ,Du unge­hobelter Geselle, kann deine Zunge denn durch nichts zum Schweigen gebracht werden?' Ich aber kümmerte mich nicht darum und lispelte leis« weiter:

Ich fürchte, es wird das letztem«! sein, wo ich das Glück habe mit Ihnen, Miß, in diesem Zimmer zu sitzen.*

Warum?* fragte sie so rasch und mit einem Augenaufschlag, daß ich vor Entzücken ordentlich bebte.Wollen Sie Clifton verlassen?*

Nein, das nicht,* erwidert« ich,aber ich vermute Ihr Herr Vater wird mich nie wieder einladen.*

Das gut« Kind versuchte erstaunt auszusehen, «S gelang ihm jedoch nicht. Es wußte gar wohl wie die Sache stand, und war deshalb um so peinlicher be­rührt, sie so plötzlich, ohne Umschweife, durch mich zu Sprache gebracht zu sehen, und nicht gleich irgend eine Antwort darauf zu« Hand zu haben.

Amalie flötete:

O süße Nachtigall, liebliche Nachtigall «Du füllest mit Musik die mondhelle . . .*

Bum! dröhnte der Baß und das Wort ging verloren.

Sprechen Sie sich deutlicher aus, Mr. Seymour,* nahm jetzt Miß Florence unser Geflüster wieder auf.Ich verstehe Sie nicht.*

O, du kleiner Schelm,* dacht« ich,du verstehst mich recht gut, aber wenn du wünschest, daß ich deutlicher sprechen werde, sollst du e» haben.*

Die Sache ist die,* begann ich also,eS ist mir kein Geheimnis, weshalb sich Mr. Morecombe hier im Hause befindet. Ihr Herr Vater wünscht, daß er sei» Schwiegersohn werde. Er hat mit großem Scharfblick in meinem Herzen gelesen, und will deshalb nicht dulden, daß ich, ein Mensch ohne hohe Geburt und Vermögen und nur zu dem rauhen Beruf des Seemanns erzogen, Ihnen etwas mehr als bloße Verehrung und Bewunderung entgegenbringe.*

Daß ich so viel gesagt hätte ohne Mr. Hawke» Champagner, will ich nicht behaupten. Ich bin überzeugt, daß er eS war, der mir die Beredsamkeit und Kühnheit verlieh, welche mich alle andern Rücksichten vergessen ließ, und ich freute mich dessen, was ich geredet hatte. E» war zwar keine eigentliche Liebeserklärung, aber es kam einer solchen doch sehr nahe. Daß sie dies ganz ebenso wie ich fühlte, zeigte mir ihr tiefes Erröten. Sie suchte dasselbe hinter ihrem Fächer zu verbergen, da ihr das aber vor mir nicht gelang, und sie wohl auch dem Gespräch ein Ende machen wollte, stand sie auf und ging an «in offene» Fenster, wo sie sich mit den Vorhängen zu schaffen macht«. Di« Art, wie sie mich verließ, hatte aber durchaus nichts Mißvergnügtes an sich, sondern trug unverkennbar nur den Stempel mädchenhafter Verlegenheit.

Ich begab mich nun zu den andern und setzte mich zu Miß Emilie, um diese näher kennen zu lernen. Sie empfing mich mit einem gewissen Mißtrauen. Da ich sie zu gewinnen wünschte, gab ich mir die größte Mühe mich ihr ange. nehm zu machen. Hierin wurde ich unterstützt durch di« wirklich warme Teil­nahme, welche mir ihr kranke» Aussehen einflößte.

ES war kein« leichte Aufgabe, das Fräulein zu einer Unterhaltung anzu­regen. Sie schien mit Geist nicht gerade überbürdet, und wenn ich schon ein- mal erwähnt habe, daß sie ihre» Vater» Züge trug, so muß ich jetzt hinzufügen, daß meine Plauderei mit ihr mich hatte erkennen lassen, daß sie in jeder Be­ziehung ihres Vater» Tochter war und niemals seinen Wünschen entgegrnhandeln würde.

(Fortsetzung folgt.)

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