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In der Deutschen Allgemeinen Ausstellung für Unfallverhütung in Berlin haben u. A. ausgestellt:
In Gruppe XII. Holz-Industrie: Krauth u. Co., Holzschneidewerke in Höfen-Rothenbach a. d. E.:
Schutzvorrichtung für Kreissägen von 30 em Durchmesser mit Schutzhaube und Spaltkeil.
Schutzvorrichtung für Kreissägen von 50 em Durchmesser mit seitlich verstellbarer Schutzhaube und Spaltkeil.
Schutzvorrichtung für Kreissägen von 33—50 em Durchmesser mit Spaltkeil und seitlich verstellbarer Schutzhaube, welche je nach dem Durchmesser der Säge zusammengeschoben werden
kann.
Unfallverhütungs-Vorschriften für die Holzschneidewerke von Krauth u. Comp, vom 1. Juni 1882 in Plakatsorm und Büchersorm. Signalordnung zur Verhütung von Unfällen. (Saal 0.)
Herr Lerch ist außerordentliches (korrespondierendes) Mitglied der 6. Kommission für Gruppe XII. und, wie bekannt, Vorsitzender der Südwestdeutschen Holzberufsgenossenschaft.
Auf das Regierungsjubiläum Seiner Majestät des Königs hat der Landesfenerwehr- ausschuß eine Denkschrift, bearbeitet von Landesfeuerlöschinspektor Grosmann, herausgegeben, die das Feuerlöschwesen im Königreich Württemberg in seiner Entwicklung vom Jahre 1864 bis 1889 schildert. Die Denkschrift zeigt und weist durch eingehende Statistik im Einzelnen nach, wie auch dieser Zweig der öffentlichen Fürsorge unter der segensreichen Regierung Seiner Majestät sich mächtig gehoben und ausgebreitet hat. Während 1864 in Württemberg 124 Feuerwehren bestanden, ist die Zahl derselben bis 1882 auf 1047 gestiegen und jetzt bestehen 1872 organisierte und ausgerüstete Feuerwehren mit 214 828 Mitgliedern. Die Gründung der Zentralkasse zur Förderung des Feuerlöschwesens 1868, die Ausstellung eines Landesseuerlöschinspektors 1872 und die Feuerlöschordnung von 1885 bezeichnen die Ausgangspunkte und Wachstumsperioden dieser Entwicklung.
Ausland.
Die französische Regierung hat zur Stärkung des republikanischen Gedankens schon längst beschlossen, die Gebeine der Helden der großen Revolution, Carnot, Marceau und Latour d'Auvergne im Pantheon beizusetzen. Wie jetzt aus Paris gemeldet wird, ist die Beisetzung aus den 4. August d. I. festgesetzt. Der Minister des Aeußern, Spuller, hat dem Botschafter in Berlin, Herbette, die Weisung erteilt, die deutsche Regierung um die Erlaubnis zu ersuchen, die Ueberrcste von Carnot und Marceau aus Deutschland nach Frankreich überführen zu dürfen.
London, 10. Juli. Im Justizpalast gab es gestern eine große Panik. Die „Evening News" brachte gestern in ihrer ersten Ausgabe einen anonymen Brief, worin ein „Amateur Dynamiter" mitteilt, er werde bis zum Erscheinen des Briefes vier Höllenmaschinen legen, deren Uhrwerk auf 1 Uhr zum Abfcuern gestellt sein werde. Das Blatt war kaum ausgegeben, als das Publikum aus allen Gerichtssälen flüchtete. Von Scotlandyard kam eine Abteilung Detektives und fand richtig vier Höllenmaschinen, die vorsichtig entfernt wurden. In einer späteren Ausgabe veröffentlicht das genannte Blatt einen weiteren Brief, worin der Schreiber erklärt, die Maschinen wären nur mit Sand gefüllt, er hätte nur zeigen wollen, wie
leicht ein wirkliches Dynamitattentat ausführbar sei. Die Polizei verweigert jedoch alle Auskunft und bestärkt so den Glauben, daß es sich um ein wirkliches Attentat handle.
(Zur Katastrophe von Johnstown.) Nach den letzten Nachrichten aus Johnstown fängt man dort an, wieder Hoffnung zu schöpfen. Die Zahl der Toten wird nie ermittelt werden. In Johnstown selbst sind etwa 4000 Personen umgekommen, von denen bis jetzt 2500 gefunden und beerdigt worden sind. Unter den Verstorbenen befinden sich viele Deutsche. Johnstown hatte mehrere deutsche Kirchen, Schulen, Anstalten, einen deutschen Turnverein, mehrere deutsche Gesangvereine und Logen der verschiedenen Orden.
MisMcn.
Wadegeschichten aus atten Hagen.
(Fortsetzung.)
Aber bald wird Schwalbach zum Konkurrenten von Pyrmont, im sechs- zehuten Jahrhundert das zweitgrößte Luxusbad Deutschlands und sein üppiges, übermütiges und glänzendes Saisonleben, besonders der Reichtum der Toiletten, werden von den zeitgenössischen Schriftstellern beschrieben, gepriesen und kritisiert. Schon in der Brunneustunde — 6 Uhr morgens — erschienen die Gäste on Zraiulo toilotte, die Damen in Reifröcken, die Herren mit der Perrücke, doch durften sie den Degen nicht anlegen; um 9 Uhr wird gebadet, um II Uhr gemeinsamer Mittagstisch, dann an die Spieltische, deren dreißig die Bank etabliert hat, gemeinsame Ausflüge werden in die Umgebung gemacht; um 7 Uhr vereinigt man sich zum Souper, dem Konzerte und Bälle folgen, deren Kosten der Fürst von Nassau, und dreimal wöchentliche Freioper, deren Kosten der Fürst Thurn und Taxis bestreiten, welche beide hohe Herren allsommerlich hier Hof halten und opulente Gastfreundschaft üben. Auf den Bällen durfte aber nur der Adel tanzen. Die Luxusbäder dieser Zeit sind — mit Ausnahme Badens — durchwegs Eisen- und Stahlbäder, und das ist leicht begreiflich, denn die Kurmethode in den heißen Salz- und Schwefelquellen war eine gar zeitraubende und ernste. Bis Ende des 14. bis ins 16. Jahrhundert hinein wurde eine ganz eigentümliche, geradezu barbarische Bademethode geübt, die aber auch zeigt, daß unsere Vorfahren aus ganz anderem Holze geschnitzt, ihre Gurgeln auf ganz andere Maße geaicht und auch ihre Haut, und selbst die der zarten Damen, aus anderem Leder geschnitten war. Die Patienten mußten im Beginn der Kur täglich zwei- bis dreimal. anfangs zwei, dann drei bis vier Stunden in demselben Bade, damit es recht konzentriert sei, sitzen.» später zehn bis zwölf Stunden (in Baden gieng man um Mitternacht bereits ins Bad) bis die Haut ganz erweicht, maceriert, aufgebissen war und ein Badeauöschlag sich einstellte, damit die „bösen Materien ausfließen"; dann gieng man wieder in selber Weise herab so lange, „bis die Haut wiederum
zusammenwachse." Diese Bademethode oder Badetortur hieß charakteristisch die „Hautfresserkur." Sie blieb lange in Hebung und selbst noch, als sich die Trinkkur dazu gesellte. Im Jahre Mi und 1574 (das erste Mal mit ihrem Gemahl, dem Herzog Ferdinand von Tirol) kam Philippine Welser nach Karlsbad, um gegen ihr Gallensteinleiden die Kur zu gebrauchen. Der sie begleitende Leibarzt war der berühmte Georg Handsch; er führte über ihre Kur ein Tagebuch in lateinischer Sprache, welches ein sehr deutlich geschriebenes, in schwarz-graues Papier gehülltes Heft bildet, in der kaiserlichen Hofbibliothek bewahrt wird und den Titel führt: Diarium meäieum quomoäo kliilippina Vol86ra etc., tderwi8 6sro- linis in Loksmia usa ost.
(Fortsetzung folgt.)
Was einem Bienenzüchter passieren kann, erzählt der Ges. wie folgt: Jüngst kehrte ein passionierter Bienenzüchter im Zwielicht eines schwülen Juniabends in heiterer Stimmung im Vorgefühl der reichen Honigernte nach Hause, als ihm unterwegs in den Sinn kam, noch einmal nach seinem Bienenstand zu sehen, schon von weitem sieht er da in der Dämmerung an dem Apfelbaum seines Nachbars eine große Schwarmtraube hängen. Ei potz Blust, jetzt hat mir heute nachmittag doch einer geschwärmt, der muß heute abend noch gefaßt werden, Sprichts und geht rasch nach Hause, um seine beiden Lehrbuben zur Mithilfe beizuziehen. Einer dieser letzter» besteigt nun bald mit den nötigen Fangwerkzeugen versehen eine Leiter, doch plötzlich, als er in die Nähe des Schwarms kommt, macht dieser einen großen Satz und bums — fort war er. Vom jähen Schrecken erfaßt, ruft der Obenstehende: Moischter, des ischt jo a Katz gwea.
Ein bekannter altbecliner Industrieller, dessen Vater schon ein Original war, wie jetzt der Sohn es ist, hat sein Haus am Rathause mit den beiden Inschriften geschmückt: „Gott gebe Allen, die mich kennen, Noch hundert Mal mehr, als sie mir gönnen", und „Sieh auf Dich und die Deinen, dann schilt auf mich und die Meinen."
Gemeinnütziges.
(Ein Mittel gegen Bremsen bei Pferden.) Auf eine bezügliche Anfrage antwortete der „Dtsch. Ztg." Herr I. Krisch in Römerstadt folgendes: „Ich habe Jahre hindurch alle mir angeratenen Mittel versucht, um die Pferde vor den Bremsen zu schützen, aber stets mit nicht genügendem Erfolge. Run versuchte ich verflossenen Sommer Fischthran und dieses Mittet stellte mich vollkommen zufrieden; die Pferde haben, mit Fischthran geschmiert, den ganzen Tag Ruhe. Abends müssen sie gewaschen und abgerieben werden, weil sich sonst eine Kruste bildet."
Marktpreise. Neuenbürg, 13. Juli. Butter '/, Kilo 90 Pf., 1—, 1.10.
Erer Pr. St. 6 und 2 St. 11 -iZ.
Kirschen 16 Pf. pr. V- Kilo.
Kartoffeln 5 Z pro Pfd.
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.