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laus von Rußland der Kronprinz von Griechenland hier eintreffen.
Stuttgart. Mit Bezug auf das veröffentlichte Programm wird noch besonders aufmerksam gemacht, daß die Militärparade am heutigen Dienstag in Rücksicht auf die um 9^/2 Uhr stattfindende Ankunft Sr. Mas. des Kaisers nicht um 10 Uhr, sondern erst um 11 Uhr stattfindet.
Stuttgart, 23. Juni. Die Enthüllung des von S. M. dem König gestifteten Denkmal Herzogs Christofs, seines guten und weisen Vorfahren, dem das Land treffliche Gesetze und Vorbilder verdankt, ist heute aufs würdigste verlaufen. Diesem schloß sich der imposante Aufzug der Kriegervereine des Landes, in wohl über 12 000 noch immer strammen Mannen an; abends eine Regatta auf dem Neckar bei Cannstatt. — Montag Empfang der Glückwünsche und Gaben bei Hofe. Abends lebende Bilder im Hoftheater; Dienstag Ankunft des Kaisers und Parade; abends Fackelzug; Mittwoch abend Gartenfest in den K. Schlössern Rosenstein und Wilhelma.
Stuttgart, 20. Juni. Bei den Wahlprüfungen in der Abgeordneten- Kammer hat man eingesehen, daß unser Wahlgesetz vom 26. Mürz 1868, indem es die Fälle, in welchen auf Ungiltigkeit der Wahlhandlung zu erkennen ist, genau festsetzen wollte, thatsächlich manche Dinge außer Verfolgung stellt, welche geeignet sind, die Wahlfreiheit zu beeinträchtigen. Der Rahmen, den das Gesetz gezogen hat, ist entschieden zu eng, und deshalb gelangte die Kammer zur Bitte an die Regierung, sie möge das Gesetz so abändern, daß die Kammer — ähnlich wie der Reichstag — in Stand gesetzt wird, überhaupt über die Giltigkeit der angefochtenen Wahlen zu beschließen.
Stuttgart. Neues im Landes- Gewerbcmujeum.) Eine Tablette von Metall. Traubenblätter darstellend, schwarz mit Gold-Einlage. Eine desgl. von weißem Metall mit gezacktem Rand. Silber- und Goldemlage auf schwarzem Grunde. Eine Flasche mit langem, trichterförmigem Halse und Stöpsel von weißem Metall mit Silber- und Gold-Einlage auf schwarzem Grunde; sämtlich aus Beludschistan. — Eine runde Tablette mit schwarzem Grund und gelben und weißen Verzierungen, Palmen mit Ornamenten; aus Moradabad. — Ein Zugmesser zum Messen geringer Spannungsdifferenzen zwischen der Luft, welche sich in Röhren, Kanälen, Schächten u. s. w. bewegt, und der äußeren Luft (D. R.P. Nr. 16 857); von L. L C. Steinmüller in Gummersbach (Rheinpreußen).
Neuenbürg, 23. Juni. Auf die von dem Amts-Versammlungs-Ausschuß Namens der Bezirks-Angehörigen an Seine Majestät den König eingereichte künstlerisch ausgestattete Glückwunschadresse ist dem Vorsitzenden Oberamtmann Hofman» ein Kabinets- schrciben zngegangen, in welchem Leine Majestät sehr erfreut über die bethätigte Aufmerksamkeit und Anhänglichkeit den gnädigsten und wohlwollendsten Dank übermitteln ließen.
N e u e nb ü rg, 24. Juni. DieFeier des Regierungs-Jubiläums Sr. Majestät des Königs wurde gestern hier in würdiger Weise begangen. Böllerschüsse leiteten um 6 Uhr den Festtag ein; um V-10 Uhr fand Festgottesdienst und vorausgehend feierlicher Zug vom Rathaus zur Kirche statt; an welchem sich auch die Vereine und die Sensenfabrik beteiligten. Hr. Dekan Cranz hielt die Predigt auf Grund des Allerhöchst gewählten Textes aus 1. Samuel, 7. Kap. 12. V. „Bis hierher hat uns der Herr geholfen," und warf einen Rückblick auf die Zeit vor dem Regierungsantritt Seiner Majestät unseres Königs- Karl, in seinen Betrachtungen der Jetztzeit übergehend auf die staunenswerten Fortschritte auf allen Gebieten der Kultur und Humanität.
Abends 7 Uhr vereinigte sich eine ansehnliche Gesellschaft im Hotel zur Post zum Festessen. Bei dem darauffolgenden allgem. Bankett brachte Hr. Forstrat Graf v. Uxkull den Toast auf Seine Majestät unfern in Ehrfurcht geliebten König Karl aus. Die vortreffliche, fein durchdachte, überaus sympatische Rede des Hrn. Grasen verfehlte ihren tiefen Eindruck auf die Anwesenden nicht. Sei es schon eine seltene Feier, wenn eine hervorragende Persönlichkeit auf den verschiedenen Gebieten eine '/« Jahrhundert lange Thätigkeit feiert, wie viel mehr habe man im württemb. Vaterlande heute Ursache, das 25jährige Wirken seines Landesfürsten dankbar zu begehen. Man sei nicht imstande, eine Darstellung über alle die fürsorglichen Einrichtungen im Staat, kurzum, über die auf alle Gebiete einflußreiche Gesetzgebung vorzuführen. Wir Alle seien ja auch Genossen dieser Zeit. Niemand wird wagen zu bestreiten, daß all diese Gesetze einen großartigen Erfolg für Reich und Land gehabt haben. Bei Antritt der Regierung sei es Sitte, daß der Fürst durch eine Kundgebung das. was sein Volk zu erwarten hat, zu erkennen gebe. Man müsse sich den 25. Juni 1864 und die Kundgebung unseres Landesherrn in die Erinnerung zurückrufcn. Wer vermöchte auf die Frage, ob die Aufgaben, die sich der König seinen Unterthanen gegenüber gestellt, in Erfüllung gegangen, das Gegenteil zu sagen. Dem begeistert aufgenommenen Hoch auf den hohen Jubilar reihte sich die stehend gesungene Hymne „Heil unserm König Heil" an, ebenso das Württemberger Lied: „Bon dir 0 Vaterlandzu singen." Letzteres vnrgetrageu vom Liederkranz. Hr. Oberamtmann Hof mann brachte den folgenden Trinkspruch auf Ihre Majestät die Königin Olga aus. Rcduer erinnert darin an den ungeheuren Jubel vor 43 Jahren, wo sich der Einzug des Kronprinzenpaares in Stuttgart zu einem Triumphzug gestaltet habe. Die Hoffnungen, die das Land auf die Königin gesetzt, seien glänzend erfüllt. Daß das württcmbergische Volk ein inniges Band auch mit seiner Königin verbinde, davon habe die Teilnahme an dem Unfall, der Ihrer Majestät erst in diesem Frühjahr begegnet, wieder beredtes Zeugnis abgelegt. Königin Olga sei in die Fußtapfen der Königin Katharina getreten. Was sie durch Gründung von Wohlthätigkeits-Anstalten mancherlei
Art, für die Jugenderziehung, besonders für die Erziehung des weibl. Geschlechts geschaffen habe, sei bekannt. Den Gefühlen der Dankbarkeit Ausdruck zu geben fordert der Hr. Redner die Fcstversanim- lung auf zu einem 3fachen Hoch auf Ihre Majestät unsere Königi n. Im folgenden Toast auf den Prinzen Wilhelm gedenkt Hr. Stadtschultheiß Stirn der treuen Pflichterfüllung des präsumtive» Thronfolgers in seiner Eigenschaft als zeitwciser Vertreter des Königs. Hr. Wilh. Kade feiert noch in kurzen treffenden Worten unfern Kaiser Wilhem, dcr zum zweiten Mal als Gast unseres Königin diesen Tagen an der Jubelfeier i» Stuttgart teilnehme, was für das ganze Land gewiß hocherfreulich sei. — Passende, allgemein unter Klavierbegleitung gesungene Lieder und Vorträge des Liederkranzes und Turnergesangvereins wechselten in ansprechender Reihenfolge mit den erwähnten Trinksprüchen ab, und so dürfen wir auch hier auf eine gelungene Feier des Regierungs-Jubiläums unseres geliebten Königs zurückblicken.
Der Verein für Bienenzucht hält in Zavelstein am Sonntag den 30. d. M. mittags 2 Uhr seine zweite Versammlung ab. Lokal: Gasthaus zum Lamm. Tagesordnung: Praktische Demonstrationen am Stande des Hrn. Wiedenmayer; die Faulbrut (auf besonderen Wunsch); die Einwinterung; freie Anfragen und Antworten.
(Washingtons einziger Witz.) Der Vater des Vaterlandes war ein sehr ernster Mann, der in seinem Leben nur einen einzigen Witz gemacht haben soll. Während der Debatte nämlich im Kontinentalkongreß über die Frage der Errichtung einer Bundesarmee, reichte ein Mitglied den Antrag ein, daß die Armee nie mehr als 3000 Mann stark sein dürfte. Daraufhin beantragte Washington, man möge beschließen, daß keine feindliche Armee über 2000 Mann das Land betreten dürfe. Das Gelächter, welches sich darob erhob, erstickte den Antrag.
(Der gute Wille.) Notar (zu einer armen Frau, deren Testament er aufnimml): „Aber liebe Frau haben Sie denn so viel Vermögen, daß Sie ihren beiden Neffen je 8000 Mark verschreiben können?" — Frau: „Nein, Herr Notar, Vermögen Hab' ich gar keins — 's ist mir halt nur, damit sie meinen guten Willen sehen."
Es ist ein Unrecht von der Natur, daß sie uns so viele Krankheiten und nur eine Gesundheit verliehen.
Gemeinnütziges.
(Augenleiden durch zu enge Halskragen.) Schon oster sind von Aerztcn zu enge Hals- krogen als Ursache von Augenentzündnngen bezeichnet worden. In der schlesischen Versammlung der Aerzte zu Breslau hat Proseßor Foerster seine Erfahrungen hierüber mitgetem, nach welchen auch ihm über 300 Fälle von chronischen Augenleiden aus seiner Praxis bekannt sind, welche einzig hierin ihren Ursprung haben.
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.