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kirche, die sich im mittleren Flügel des Schlosses im ersten Stock befindet, sammelte sich die russische Kolonie in dem vor dem Eingang in die Kirche befindlichen Saal. Unter den Gästen waren Herr Oberbürgermeister v. Hack, Prälat v. Müller und Staatsrat v. Köstlin. Bei diesem festlichen Anlaß wurden Ihren Majestäten Stiftungsurkunden, wo­runter auch eine des Wohlthätigkeits- vereins in Nizza, mit beträchtlichen Summen übergeben, zur beliebigen Ver­wendung für Zwecke der unter dem Pro­tektorat Ihrer Majestät der Königin stehenden Wohlthätigkeits-Anstalten; nebst einem in Sammt und Gold gefaßten herrlichen Bilde zum Andenken an die wunderbare Rettung Ihrer Majestät aus großer Lebensgefahr.

Stuttgart, 17. Juni. Die Jubi­läumsfeier im Katharinenstift verlief in höchst gelungener Weise. Ihre Majestät die Königin erschien um 10 Uhr in Be­gleitung der Herzogin Wera und der Herzogin Olga von Württemberg. Zuerst besichtigte Ihre Majestät die in einem be­fand eren Zimmer ausgestellten Arbeiten, die als Jubiläumsgabe vom Katharinen­stift und Olgastift gefertigt wurden.

Stuttgart, 17. Juni. Auch das Kgl. Olgastift war heute zur Feier des Königlichen Jubiläums eingeladen. Um 11 Uhr erschienen die Königlichen Maje­stäten, begleitet von Ihrer Kaiserlichen Hoheit, die Herzogin Wera, und den beiden Prinzessinnen Elsa und Olga, in dem schön geschmückten Festsaale der An­stalt, empfangen von dem K. Kommissär bei dem Olgastift. Prälat Dr. v, Müller, begrüßt mit Blumbouquets aus den Händen kleiner Schülerinnen.

Stuttgart, 17. Juni. Den Reigen der musikalischen Jubiläumsfeiern führte derNeue Singverein" an, indem er gemeinschaftlich mit dem Orchester- und dem Lehrergesangverein gestern vormittag 11 Uhr ein Huldigungskonzert gab, das sich schon äußerlich als solches ankündigte. Der Festsaal der Liederhalle war mit den Büsten Ihrer Majestäten, sowie mit Palmen, Lorbeeren und Fahnen reich ge­schmückt und eine glänzende Festversamm­lung füllte den prächtigen Raum bis auf den letzten Platz.

Stuttgart, 17. Juni. Bei Hof­juwelier Ed. Föhr sind die hauptsächlich­sten Ehrenpreise (große Pokale, Becher, Silberservice u. dgl.) als Gaben für die glücklichsten Schützen beim Landesfest­schießen ausgestellt; daneben die neuen Formen für die Schützenbecher auf Feld und Stand.

Stuttgart. Neues im Landes- Gewerbemu seum.) Ein transportabler Haustelegraph zum Selbstanlegen mit 30 Meter Draht und 2 Elementen: von F. Hubert in Breslau (vergl. die Beschreibung in Nr. 1 des Gewerbeblattes von 1889.) Tableau mit 36 Abdrücken von Grav­ierungen; Geschenk von Carl Voigt, Hof­graveur in Berlin. Tableau mit 28 Siegel-Abdrücken; Geschenk von M. Hase- roth jr. in Berlin. Tableau mit Proben von Zier- und Relief-Eisen; Geschenk der Firma M. Mannstädt u. Co., Faqon- Eisen-Walzwerk in Kalk bei Köln a./Rh.

Reflektor von Kupferblech für elektri­sche Beleuchtung, mit Handregulierung, plattiert, 1,27 rn Durchmesser, von Geo Ehni in Stuttgart.

Cannstatt, 17. Juni. Nach soeben eingetroffener Nachricht des Chefs des Generalstabes findet die Militärparade am 25. d. M., wenn nicht erneutes Hoch­wasser die Veranstaltung derselben unmög­lich machen sollte, unter allen Umständen statt. Der Wasen ist jetzt wasserfrei, der Untergrund fest und der Neckar in stetigem Abnehmen begriffen. (S. Bk.)

Ein Passagier des Zugs 51, Apotheker­gehilfe Katzmaier ans Gmünd, wurde am 16. d. Mts. abends 10 Uhr auf der Station Fellbach vom Zuge über­fahren und getötet. Katzmaier scheint vom Tritt eines L-Waqens während der Fahrt herabgestürzt zu sein.

G ö p p i n g e n, 16. Juni. Zum Lieder­fest des Schwäbischen Sängerbundes haben sich bis heute 4100 Sänger angemeldet.

Blaub euren, 16. Juni. Die feierliche Enthüllung des König-Karl- Denkmals am Blautopf, das die an der Alb- und Heuberg-Wasserversorgung be­teiligten Gemeinden zu Ehren des Ne­gierungs-Jubiläums Seiner Majestät gestiftet haben, hat heute stattgefunden.

Reutlingen, 14. Juni. Es ist ein geradezu wunderbares Zusammentreffen, daß an demselben Tage, an welchem der Bau der für die gedeihliche Entwicklung unserer Stadt bedeutsamen Linie Reut- lingen-Honau-Münsingen die Genehmigung der hohen Stäudekammer erfuhr, auch das Programm für die Feier des hundert­jährigen Geburtstags Friedrich Lifts, des Bahnbrechers für ein einheitliches deutsches Eisenbahnnetz, veröffentlicht wurde. Am 5. August, dem Vorabend des Geburts tages unseres großen Mitbürgers, werden das List-Denkmal und der Karlsplatz in festlichem Schmuck prangen. Den Festtag wird die städtische Kapelle einleiten.

Alten steig, 14. Juni. Große Freude hat hier bei der Einwohnerschaft die einstimmige Annahme der Vorlage betr. Erbauung einer Eisenbahn von Nagold nach Altensteig durch die Abge­ordnetenkammer hervorgerufen. Bald da­rauf ertönten Böllersalven, viele öffent­liche und Privatgebäude wurden beflaggt. Abends war musikalische Unterhaltung im Löwengarten.

Dürrmenz-Mühlacker. In der letzten Sitzung der bürgerl. Kollegien wurde die Errichtung einer zweiklassigen Real-Lateinschule beschlossen, deren Er­öffnung auf nächsten 1. Oktober in Aus­sicht genommen ist. Die Mittelschule, die einst bei ihrer Errichtung die erste ihrer Art im Lande war, wird dann eingehen.

Hirsau, 16. Juni. Der in steilem, aufgemauertem Bett von Osten her unter dem großen Eisenbahndamm der Stutt­garter Linie durchfließende, unfern Ort an dessen Südeingang berührende und dann sofort in die Nagold sich ergießende kleineThälesbach" wurde gestern abend von 5 Uhr an in Folge eines Wolken­bruchs bei Althengstett zum reißenden Strom, der bei seinem Ausfallen auf die Thalsohle, unmittelbar vor seinem Ablauf unter der hier überbrückten Staatsstraße

einen großartigen, haushohen Wasserfall bildete, dessen donnerndes Getöse eine starke Viertelstunde entfernt zu vernehme» war. Die große Steine in die Höhe schleudernde, wild erregte Wassermasse sandte ihren Gischt als Sprühregen weit hinaus, unter der Wucht der in Form einer riesigen Garbe niederstürzenden rot­gelben Wasser zitterte das Laubdach ent­fernter Bäume, sowie die Brücke, aus welcher und in deren Nähe Hunderte von Menschen das großartige und seltene Schauspiel staunend genoßeu. Zeit Menschengedcnken hat sich dergleichen hier nicht zugetragen, während allerdings aus den Jahren 1625 und 1629 ähnliche, ja noch größere Austritte desselbenThälcs- baches" berichtet werden. (S. M.)

In den Blättern des Landes reihen sich immer noch betrübende Berichte an einander über die schweren Gewitter ver­bunden mit Blitzschlägen, Hagel, Wolken­brüchen und in Folge dies mit gräulichen Verwüstungen durch die Wasserfluten; die Ernten sind teilweise vernichtet. In Polt- ringen ist eine Mutter mit Kind ertrunken.

. . Ale Inörräunls-Kusstellung des Würltemö.

Kunstgeweröevereins in Stuttgart.

Zur Feier des Jubiläums Seiner Maje­stät des Königs hat der Württembergische Kunstgewerbeverein eine Konkurrenz-Ausstell­ung feiner KokzarSeiken im großen Ikcstsaale (nicht im Vereinslokal) des Königsöaus ver­anstaltet, welche von allen Besuchern derselben in hohem Grade gerühmt wird. Die Ausstellung ist nicht sv groß, wie allgemein gewerbliche Aus­stellungen, aber sie enthält, wie es bei Kon­kurrenz-Ausstellungen natürlich ist, nur gute Arbeiten. Wir sehen dort Gegenstände in Holz­bildhauern vom einfacheren Rahmen bis zu den reichst geschnitzten Schränken und feinst aus­gearbeiteten Reliefs und Büsten, eingelegte Ar­beiten Vvn kleinen Liassetten bis zu einem Erker, Relief-Intarsien, einfärbig und in bunten Farben, auch Metall-Einlagen, Gegenstände mit Holz­brandverzierung von größter Vollkommenheit, bemalte Schränkchen und andere Holzarbeiter, Möbel, in welchen verschiedene Techniken ver­einigt dargestellt sind etc. etc., all' diese Gegen­stände in den verschiedenen Stilarten und aus allen Teilen Deutschlands. In einer anderen Abteilung sind aste Wökel von seltener Schön­heit, welche zum größten Teil Privatpersonen gehören und deshalb sonst nicht gesehen werden können, und in einer dritten Abteilung sind aus­gezeichnete moderne Wökes von den großen Stuttgarter Fabriken ausgestellt. Die Aus­stellung, welche nicht bloß für den Fachmann, sondern für alle Kreise vvn Interesse und ver­ständlich ist, und durch eine prunklose, aber seine dekorative Anordnung sich auszeichnet, ist täglich von morgens 8 Uhr bis abends 6 Uhr (an Sonntagen von 11 Uhr an) geöffnet und kostet der Eintritt am Samstag und Sonntag 30 Psg., sonst 50 Psg. Es ist insbesondere den Ver­einen, namentlich Gewerbevcreinen, zu raten, gemeinschaftliche Ausflüge nach Stuttgart zum Besuche dieser und der anderen Jubiläums- Ausstellung (der graphischen) zu machen, ehe der Andrang in den Jubiläumstagen zu groß wird. Daneben können ja noch die ständige Ausstellung des Kunstgewerbevereins unten im Königsbau, welche auch sehr interessant ist, und die K. Museen besucht werden, was einen vollen Tag beansprucht.

Ausland

London, 16. Juni. Die Blätter be­grüßen mit Befriedigung die Unterzeichnung des Samoa-Vertrages. Die Times sagt: Wir können den Fürsten Bismarck und die deutsche Reichsregierung nur beglück­wünschen zu dem versöhnlichen Geiste, der bei der Lösung der schwierigen Frage be­kundet wurde.

nbürg.

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neue