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und der Vertreter der Albertinischen Linie ist König Albert von Sachsen, der ritter­liche Held und Generalfeldmarschall aus dem Feldzuge 1870/71. Die regierenden Häupter der ernestinischcn Linie sind der Großherzog Alexander von Weimar, der Herzog Georg vop Meiningen, der Herzog Ernst von Koburg-Gotha und der Herzog Ernst von Altenburg.

Habsheim. 9. Juni. Gestern wurde die Familie des Landwirts Nico zu Rix- heim von schwerem Unglück heimgesucht. Während Nico mit seiner Schwägerin und seinem 8jährigen Söhnchen Futter einheimste, entlud sich ein Gewitter. Nico suchte Schutz gegen den Regen unter seinem Fuhrwerk, seine Schwägerin mit dem Knaben aber unter dem nahen Nußbaum. Der Blitz schlug in den Nußbaum, tötete den Knaben und verletzte das Mädchen, sodaß selbiges noch bewußtlos ist. In­folge des Blitzschlages scheuten die Pferde, und Nico, der sich unter dem Wagen be­fand, wurde am Arm überfahren und stark verletzt.

Aus K u r h e f s e n, 11. Juni. Ein entsetzlicher Unglücksfall hat sich im Walde bei Eltmannsee im Kreise Eschwege zuge­tragen. Ein junges Mädchen von 17 Jahren, die Tochter des Gastwirts Möller, gieng am Pfingstsamstag in der Frühe in den Wald um Strcuzeug zu machen. Plötzlich knallt ein Schuß und die Aermste sinkt, von einer Kugel getroffen, tätlich verletzt zu Boden. Das Geschoß war unterhalb der Kinnlade eingedrungen und schlug unten am Auge durch, so daß der Augapfel zerstört wurde. Trotz der schweren Verletzung lebt das Mädchen noch, doch ist wohl kaum Hoffnung auf Erhaltung des Lebens. Der unglückliche Schütze, welcher das leicht heranschreitende Mädchen für ein Stück Wild hielt, ist noch nicht ermittelt.

Offen bürg, 11. Juni. In unserer friedlichen Stadt findet Donnerstag den 13 morgens 6 Uhr in dem abqesperrten Gefängnishofe eine Hinrichtung statt. Der Mörder Ada. welcher anfangs dieses Jahres den Dekan Förderer in Lahr meuchlings niederschlug, wird feine Blut- that auf dem Schaffst sühnen.

Offenbürg, 13. Juni. Richard Ada aus Aach hat soeben, früh morgens 6 Uhr, den an Dekan Förderer von Lahr be­gangenen Mord mit dem Tode gebüßt. Ada, welcher bis zum Hinrichtuugstage verstockt und frech gewesen, verharrte an­gesichts des Blutgerüstes in gleichgiltiger Haltung und ließ sich widerstandslos auf das Brett schnallen.

Pforzheim, 12. Juni. Das gut­besuchte Bezirksmissionsfest am Pfingst­montag wurde durch eine Ansprache des Herrn Dekan Gehres und Gebet eröffnet. Hierauf hielt Herr Pfarrer Seeger von Birkenfeld die Festrede über Jes. 44, 36. Anknüpfend an die Missionsthätig- keit der ältesten christl. Gemeinde, und betonend, daß jeweils in den verschiedenen Epochen der christl. Kirche die von ihr betriebene Missionsthätigkeit der Grad­messer des in ihr pulsierenden christl. Lebens gewesen sei, sprach er über die Mission als einem Bundeswerke, über das rechte Bundesverhältnis und den Bundes­

segen. Es genüge nicht, den Heiden blos moderne Zivilisation ohne lebendiges Christentum zu bringen; ferner von den bedeutenden Erfolgen der Mission in der Heidenwelt, denen auch die Großen der Erde ihre Anerkennung nicht versagen können. (Pf. B.)

Brötzingen, 11. Juni. Am Pfingst­sonntag nachmittags entfernte sich hier ein neun Jahre alter Knabe von der elter­lichen Wohnung und kehrte weder in der Nacht, noch am gestrigen Montag zurück. Alle Nachforschungen, die nach dem Kind angestellt wurden, blieben erfolglos. Erst heute morgen fand man den Knaben im Walde auf leider aber als Leiche. Da derselbe Arm und Bein gebrochen hat, liegt die Vermutung nahe, daß er auf einen Baum gestiegen und von diesem heruntergefallen ist. (Pf. B.)

Württemberg.

Durch Beschluß der K. Regierung des Neckarkreijes vom 11. Juni d. I. ist der geprüfte Verwaltungskandidat Johann Gottlob Weinbrenner von Aidlingen, OA. Böblingen, z. Z. Amtsgerichtsschreiber in Neuenbürg, zum Schultheißen der Ge­meinde Aidlingen ernannt worden.

Der Inseratenteil des Staatsanz. ent­hält eine Bekanntmachung der Herzog­lichen Polizeidirektion in Braunschweig, wonach am 15. November 1881 ein armer Handwerksbursche aus Baden oder Württemberg eine Obligation ge­funden und in Braunschweig eingeliefert hat. Derselbe wird aufgefordert, sich zu melden, damit die Obligation nebst den aufgelaufenen Zinsen ihm zum Eigentum überwiesen werde. Wir bitten die württembergischen Blätter, diese Mitteilung zum Abdruck zu bringen.

Stuttgart, 12. Juni. Sämtlichen Mitgliedern der Slände - Versammlung wurden Jubiläumsmedaillen verliehen.

Murr Hardt, II. Juni. Heute früh durchlief unsere Stadt die Kunde von einem in Mettelberg verübten schändlichen Verbrechen. Die ledige Tochter eines ff Anwalts von dort wurde im Schafstall hinter dem Hause erhängt aufgefunden und zwar unter Anzeichen, die deutlich schließen ließen, daß dieselbe durch einen Gewaltakt ums Leben gebracht und dann erst von dem Thäter aufgehängt wurde. Als dieser schändlichen Thal sehr ver­dächtig wurde ein hiesiger lediger junger Mann von Schloßmühle, der mit dem betr. Mädchen ein Liebesverhältnis unter­hielt, das nicht ohne Folgen blieb, heute vormittag verhaftet und heute abend dem Amtsgericht in Backnang überliefert.

Die Abhaltung des auf 17. Juni fallenden Vieh- und Schweinemarktes in Weil der Stadt ist nach einer Be­kanntmachung des K. Obcramts Leonberg anläßlich der Maul- und Klauenseuche verboten worden.

Das Gewitter vom Sonntag auf Mon­tag hat sich über Dobel besonders heftig entladen. Durch den gewaltigen Guß von Hagelkörnern ist ein großer Teil des Feld­ertrags,Früchteund Kartoffeln vernichtet. Kurz zuvor schlug der Blitz in Rothen­sohl in ein Wohnhaus und entzündete dasselbe. Die 4 Kinder des Hauses hatten

glücklicherweise die zerstörte Bettstelle einige Augenblicke zuvor verlassen gehabt,

Herren alb, 12. Juni. Heute ist Se. Großh. Hoh. Prinz Wilhelm von Baden mit Familie hier eingetroffen und in der Villa Falkensteiu abgestiegen. Der Prinz wird heute wieder »ach Karlsruhe zurückkehren, dessen Gemahlin aber mit Prinzessin Marie einige Tage in unserem reizenden Schwarzwaldkurort verweilen.

(S. Mz

Conweiler. Phil. Rentschler zur Sonne hat von einem Bienenstock Z starke junge Bienenschwärme erhalte,, und zwar je einen am 26. Mai, 7. ,,h 10. Juni.

Schweiz.

Bern, 11. Juni. Ein bestimmtes Verlangen der deutschen Regierung ans Zurückziehung der Ausweisung Wohlge- muths ist nicht gestellt worden. Der deutsche Gesandte erklärte gestern dem Bundesrat, die deutsche Regierung erkenne die Nutzlosigkeit eines ferneren Meinungs­austausches betreffend Wohlgemuth, da die beiderseitigen Standpunkte zu ver­schieden seien und werde sich darnach richten. (F. I.)

Ausland.

Paris, 12. Juni. Laisant, Laguerre, und Deroulede wurden vorläufig in Frei­heit gesetzt, aber verständigt, daß sie bei dem ersten, von ihnen veranlaßten Straßen- jkandal von neuem verhaftet werden würden. Die Behörden seien entschlossen, keinerlei Manifestationen, welche eine Störung der öffentlichen Ruhe hervor­riefen, zu dulden.

In Rom ist dem philosophischen Märtyrer Giordano Bruno ein Denkmal errichtet worden. Dasselbe steht auf dem Campo dei Fiori, der am 17. Febr. 1600 den Feuertod des für seine Ueberzeugung sterbenden Denkers gesehen hat. Von päpst- licherSeitehatman kein Wort des Bedauerns über Brunos Verbrennung vernommen,viel­mehr erblickt man von jener Seite in der Ehre, die Italien einem seiner merkwürdig­sten Männer bereitet, einen Frevel, der durch kirchliche Akte zu sühnen ist, Dem unbefangenen Blick ist Bruno ein Vorläufer und Bahnbrecher eines neuen Geistes, seine Werke, die lange Zeit bei­nahe verschollen waren, finden in den gelehrten Kreisen eine noch im Steigen begriffene Wertschätzung. Außer dem Datum befindet sich noch folgende In­schrift auf dem Denkmal:Dem Giordano Bruno das von ihm im Geiste gesehene Jahrhundert, hier wo er lebendig verbrannt wurde."

London, 12. Juni. Aus Armagh (Irland) wird gemeldet: Zwei Vergnüg­ungszüge, worin sich größtenteils Schul­kinder befanden, wurden kurz hinter ein­ander abgelassen. Bei einem steilen Ab­hange löste sich der Hintere Teil des ersten Zuges und stieß zurückrollend auf den zweiten Zug. Gegen 20 Kinder sollen getötet, viele verletzt sein. Eine spätere Nachricht spricht von 70 Toten und 30 Verwundeten.

nbürg.

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neue