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Deutschland.
Berlin, 1. April. Der Kaiser fuhr heute früh 8'/r Uhr zu dem Grafen Waldersee und begab sich sodann mit diesem gemeinschaftlich zum Reichskanzler zur Beglückwünschung, welcher sich im Laufe des Tages die Prinzen, die Spitzen der Behörden, die Generalität rc. anschloßen.
(S. M.)
Berlin, 30. März. Der Minister des Innern, Herrfurth, beabsichtigt wegen der Hochwassernot in Posen noch heute dorthin zu reisen. Der Kaiser ist bereits heute abend dorthin gereist. (S. M.)
Wie in juristischen Kreisen verlautet, soll die Ernennung des früheren Kultusministers Dr. Falk zum Präsidenten des Kammergerichts bevorstehen. Dr. Falk ist gegenwärtig Oberlandesgerichtspräsident in Hamm.
Berlin, 2. April. Der Reichstag setzte soeben mit großer Mehrheit die Altersgrenze für den Bezug der Altersrente auf das 70. Lebensjahr fest, unter Ablehnung des 60. und 65. Jahres. Vielfach sprach man sich für den Fortfall der Altersgrenze überhaupt aus. Ein dahin gehender Antrag dürfte für die dritte Lesung zu erwarten sein.
Ueber das Schiffsunglück bei Samoa werden folgende Einzelnheiten gemeldet: Der furchtbare, über die Samoa-Gruppe in der Nacht vom 16. März hereingebrochene Sturm wütete fast zwei Tage. Der Ausbruch war ein so plötzlicher, daß die an dem Ankerplätze bei Apia befindlichen sieben fremden Kriegsschiffe nicht flüchten konnten; nur das britische Schiff „Calliope" erreichte die offene See. Zuerst riß der Sturm die Anker von S. M. Kanonenboot „Eber" los und schleuderte das Schiff 6 Uhr morgens mit der Breitseite auf die den Hafen von Apia umgebenden Korallenriffe; nach einem Augenblick des Schwankens prallte der „Eber" zurück und gieng sofort in tiefem Wasser unter. Die Mannschaften waren meistens unter Deck, deshalb entkamen nur wenige. S. M. Kreuzer „Adler" wurde von einer Riesenwelle in die Höhe gehoben, welche den Kreuzer mit einem Schlage ' uf das Riff warf. Ein schrecklicher Kampf ums Leben folgte nun, viele sprangen in die schäumende See, um das Ufer zu erreichen, einigen gelang es auch; andere klammerten sich ans Takelwerk, bis die Masten unter Wasser standen; auch von den letzteren gelangten einige an das Gestade. Mehrere Offiziere und der Kapitän wurden gerettet. Die Kreuzer-Corvette „Olga" hatte bis zum Morgen, obgleich viel umhergeworfen, dem Sturm widerstanden, dann gehorchte das Schiff nicht mehr dem Steuer und strandete in ziemlich günstiger Lage. Von der Besatzung ist niemand umgekommen. Mataafa sandte eine Abteilung seiner Leute, welche behilflich waren, die „Olga" flott zu machen. Von den im Hafen ankernden Kauffahrteischiffen sind die Barke „Peter Godeffroy" und 7 Küstenschiffe gescheitert, 4 Personen verloren das Leben.
Berlin, 30. März. Das Unglück bei Samoa hat hier in allen Kreisen große
Erregung hervorgerufen. Der Kaiser erhielt die Unglücksbotschaft schon heute Morgen um 10 Uhr. Er empfieng alsbald den Grafen Moltke, den Kriegsminister und andere höhere Militärs,' denen gegenüber der Kaiser seine tiefe Betrübnis über dieses Unglück ausgesprochen hat. Im Reichstag wurden die Telegramme im Borsaal um die Mittagsstunde angeschlagen. Dichte Gruppen umstanden die Telegramme. Mehrfach erwartete man noch eine amtliche Mitteilung während der Reichstagssitzung. Dieselbe erfolgte im Laufe des Nachmittags. Die verlorenen Schiffe hatten seit Monaten Station in Apia, wohin sie befohlen waren, um nach Ausbruch der Feindseligkeiten zwischen dem König Tamasese und dem Rebellensührer Mataafa, der deutsches Eigentum und Leben gefährdete, den Schutz der deutschen Interessen zu vertreten. Noch in frischer Erinnerung ist, wie wacker sich unsere Seeleute im Dezember vorigen Jahres bei dem Gefecht gegen die von dem amerikanischen Abenteurer Klein geführten Horden schlugen. Es wurde ihnen dafür die besondere Anerkennung ihres obersten Kriegsherrn zu Teil. Dem Pulver und Blei der Menschen konnten sie standhalten, der Tücke der Elemente mußten sie weichen. Der Schauplatz des Unglücks ist aller Wahrscheinlichkeit nach der Hafen von Apia, der westlichste und verhältnismäßig sicherste der drei Häfen an der Nordküste der Insel Upolu in der Gegend der deutschen Niederlassungen.
Berlin. Mit den zunächst undunmittelbar berührten Angehörigen der Opfer des Elementar-Ereigniffes teilt das ganze deutsche Volk die Gefühle innig teilnehmender Trauer. Und wenn es einen Trost giebt für die Hinterbliebenen der Braven, so ist es das Bewußtsein, daß auch der Kampf gegen Sturm und Klippen zu den Aufgaben gehört, die der Dienst des Vaterlandes erheischt und daß die Tapferen, die in diesem Kampfe untergehen, so ehrenvoll sterben wie wenn sie die Ehre und das Ansehen der vaterländischen Flagge in der Schlacht verteidigten.
Berlin, 1. April. Die namentliche Verlustliste der bei Samoa verunglückten Schiffe Adler und Eber ist veröffentlicht; Süddeutsche sind nicht darunter. (S. M.)
Auf dem untergegangenen Kreuzer Adler befand sich auch ein junger Württemberger Robert Obermüller 20 Jahre alt, Matrose und Steuermannsgaast, der vor 4 Jahren als Schiffsjunge in die deutsche Kriegsmarine zu Kiel eintrat und auf fortwährenden Seereisen die tüchtigste Ausbildung fand, so daß ihm eine sehr schöne Zukunft im Marinedienst lächelte.
Am Sonntag wurde der Kaiser nach einem andern Ort des Unglücks gerufen, nach Posen, wo dieUeberschwemmungen wieder große Dimensionen angenommen haben. Der Kaiser traf mit Extrazug schon 7 Uhr früh in der Stadt Posen ein. — Die Warthe ist noch immer im Steigen; der Wasserstand, der am Samstag noch 6,32 Meter war, war am Sonntag mittag 6,56 Meter.
Posen. 30. März. Die Warthe ist ist in stetem Steigen begriffen; seit Mittag ist das Wasser um 16 Centimeter ge
wachsen. Die jetzige Ueberschwemmung hat bald die vorjährige an Ausdehnung erreicht. Das Elend ist furchtbar, da man auf eine so große Ausdehnung der Ueberschwemmung nicht vorbereitet war.
Nach einem Berliner Privat-Tele- gramm wäre der Kaiser bei dem Besuch der Ueberschwemmung in Posen nahezu verunglückt. Beim Verlassen des zur Besichtigung benutzten Kahns geriet dieser ins Schwanken, der Kaiser sprang bis au die Knie ins Wasser, während eine Pech» des Gefolges ein unfreiwilliges Bad genommen.
Elberfeld, 30. März. Die Elber- felder Zeitung meldet: rund 1000 Arbeiter der hiesigen Farbenfabriken vormals Bayer u. Comp, legten die Arbeit nieder.
Württemberg.
Stuttgart, 1. April. J.J. K.K. H.H. der Prinz und die Frau Prinzessin Wilhelm mit S. H. dem Herzog von Teck wohnten gestern morgen der Festrede anläßlich der Enthüllung der Bismarck- und Moltke-Büsten im Königsban an.
Stuttgart, 1. April. (Feier der Enthüllung des Bismarck- und Moltke- Denkmals.) Im großen Königsbausaale fand sich gestern vormittag eine glänzende Festversammluug ein, welche vom Vereine zur Förderung der Kunst zur Feier der Enthüllung des Bismarck- und Moltke- Denkmals geladen waren. Seine Hoheit der Prinz Herrmann zu Sachsen-Weimar als Präsident des Vereins begrüßte die Festversammlung mit einer Ansprache. Prof. Dr. Egelhaaf bestieg hierauf die Rednertribüne und schilderte mit glänzender Beredtsamkeit die Gestalten der beiden deutschen Helden. Mit lebhaftem Beifall dankte die in hohe patriotische Stimmung versetzte Festversammlung dem Redner und Seine Hoheit Prinz Hermann gab diesem Danke noch beredten Ausdruck. Seine Hoheit lud sodann die Versammlung ein, sich nach dem Enthüllungsplatz zu begeben. Dort war bereits eine zahllose Menschenmenge versammelt, welche des festlichen Aktes harrte; die Kriegervereine waren mit ihren Fahnen erschienen. Mit stürmischem langanhaltendem Jubel wurden die beiden herrlichen Büsten begrüßt und wir wollen hier gleich anfügen, daß den ganzen gestrigen Tag der Platz von Hunderten besetzt war, die an den edlen Bildwerken voll lebendigsten Ausdrucks sich nicht satt sehen konnten, wie denn überhaupt bei der ganzen Feier die Haltung des Publikums eine ausgezeichnete war. Es herrscht nur eine Stimme, daß unsere Stadt an diesen Denkmälern zwei Kunstwerke gewonnen hat, um welche sie weithin beneidet werden wird. Mögen sie stets bei unserer Bevölkerung eine Pietät- ^
volle Behandlung erfahren! Den Ab- j
schluß der Feier bildete das Bankett in l
der Liedcrhalle, zu dem wiederum der Verein zur Förderung der Kunst die Einladung hatte ergehen lassen.
Rottweil, 2. April. Pulverarbeiter ,
Remigius Bob von Dußlingen, der fünfte der am 11. März Verunglückten, ist infolge seiner Verletzungen gestorben.
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Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.