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* Stuttgart.

Mit der Einleitung einer Sammlung für wohlthätige Zwecke auf das Regierungs- jubiiäum des Königs ist die Zentralleitung des Wohlthätigkeits - Vereins vielseitigen Wünschen entgegengekommen; liegt doch der hilsebereite Gedanke an die Armen ge­rade an einem solchen Freudentage unseres im Wohlthun unermüdlichen Königshauses besonders nahe. Fast zu gleicher Zeit mit der Bekanntmachung der Zentralleitung ist eine Einladung zu Beiträgen behufs der Gründung eines Frauenheims in Stutt­gart für Angehörige besserer Stände er­folgt, ein Uuternehmen, das gewiß einem unleugbar vorhandenen Bedürfnis ent­spricht. Wie wir hören, ist die Ansicht aufgetaucht, als ob die Gründung eines solchen Frauenheims auch von der Zentral­leitung des Wohlthätigkeitsvereins bei ihrer Sammlung in das Auge gefaßt sei; dieser Meinung können wir bestimmt wider­sprechen: die Sammlung der Zentralleimng ist vielmehr auf eine Stiftung für die Armen im Lande, nicht in der Hauptstadt gerichtet.

Im Jahre 1871 wurde zur Feier der silbernen Hochzeit ihrer Majestäten auf Anregung der Zentralleitung durch die Wohlthätigkeit des Landes eine Summe von etwa 70000 Gulden zusammenge­bracht; das Haus der Barmherzigkeit in Eßlingen ist die segensreiche Frucht dieses Jubiläums. Die Sammlung damals war die einzige, und natürlich kann jetzt auf einen solchen Erfolg nicht gehofft werden. Allein auch jetzt werden Biele im Lande in einer Stiftung für allgemeine Wohlthätigkeitszwecke das schönste Ange­binde für das Regierungsjubiläum des Königs, von welchem die Sammlung ge­nehmigt ist, erkennen. Ein bestimmtes Ziel der Stiftung kann, da die Verfügung über die eingehenden Gaben der Ent­schließung Ihrer Majestäten Vorbehalten bleibt, nicht bezeichnet werden; doch glauben wir beispielsweise aus einige Unternehm­ungen Hinweisen zu können, welche in das Auge zu fassen sein dürften: der Zudrang zu den Häusern der Barmherzigkeit hat in den letzten Jahren so zugenommen, daß neuestens in Eßlingen ein zweites Ge­bäude für 80 weitere Pfleglinge errichtet worden ist; der Aufwand wird etwa 90 000 ^ betragen; wenn dieses Haus um die Zeit des Jubiläums eingeweiht wird, wäre da mittelst der Sammlung der Zentralleituug eine treffliche Hilfe für den­selben Zweck bereitet, welchem im Jahr 1871 die Sammlung bei der silbernen Hochzeit diente? Ein anderes solches Unternehmen wäre die von berufener Seite angestrebte Gründung einer zweiten Arbeiter­kolonie im Neckar- oder Jagstkreis, welche bis jetzt nur wegen Mangels an dem er- forderlschen Kapital nicht bewerkstelligt werden konnte.

Mögen alle diejenigen an der Samm­lung der Zentralleitung des Wohlthätig­keitsvereins sich beteiligen, welche des alten Spruchs gedenkenVergiß die Armen nicht, wenn du den fröhlichen Tag hast!"

rnmnk.

Deutschland.

Berlin, 12. März. Die von dem Kaiser an Moltke anläßlich des siebzig­jährigen Dienstjubiläums des Generalfeld­marschalls gerichtete Kabinetsordre hebt hervor, was Moltke für die Größe des Hohenzollernhauses, Preußens und Deutsch­lands geleistet, die ganze Welt wisse es, bewahre es.Mit mir", schreibt der Kaiser, preist es ganz Deutschland als besondere Gnade Gottes, daß er Sie bis heute unter uns gelassen; möge es dem Allmächtigen gefallen, Sie mir und dem Vaterlande noch ferner in der bisherigen Kraft und Frische zu erhalten. Gleich meinen Vätern trage ich im tiefsten Herzen die Dankes­schuld gegen Sie." (F- I.)

In Bezug auf die Urhandschrift derWacht am Rhein" teilt dieNordd. Allg. Ztg." mit, daß der deutsche Gesandte Herr v. Bülow 1886 in der Schweiz die­selbe erworben und sie dem Kaiser Wilhelm!, übergeben habe, welcher sie nur wenige Wochen vor seinem Tode der königlichen Bibliothek in Berlin überwiesen hat. Ein ferneresOriginalmannskriptmitKorrekturen wird von der Familie Max Schnecken- burger's aufbewahrt.

Karlsruhe, 12. März, Das Dank­schreiben des Grafen Moltke an den Groß­herzog besagt u. a.: Die Ordensdekoration gewinnt doppelten Wert aus der Hand eines deutschen Fürsten, der so wesentlich und erfolgreich für die Einigung der Nation gewirkt hat. (F. I.)

Karlsruhe, 7. März. Homöo- pathischerGeheimm ittelschwindel. Der hiesige Ortsgesundheitsrat erläßt nach­stehende Bekanntmachung:Durch Zeit­ungsanzeigen empfiehlt der Homöopath Dr. Ernst in Wien ein BuchDie Selbst­hilfe", in welchem die Folgen von gewissen Erkrankungen unter Hinweisung auf bei­gegebene abschreckende, Ekel erregende bild­liche Darstellungen in übertriebenen Farben ausgemalt werden. Die Absicht des Ver­fassers ist die, durch die Lektüre des Buches möglichst viele wirklich oder in der Ein­bildung kranke Personen für seine sehr- teure Behandlung, welche ohne persönliche Untersuchung des Patienten auf brieflichem Wege erfolgt, zu gewinnen, wie er denn das Buch auch allen denen anpreist, die an Nervosität, Herzklopfen, Verdauungsbe­schwerden und Hämorrhoiden leiden. In zwei untersuchten Mitteln, Pulver und Pillen, ließen sich keinerlei wirksame Sub­stanzen Nachweisen. Die Pulver bestanden aus Milchzucker, die Pillen erwiesen sich als die bekannten Streukügelchen, herge­stellt aus Rohrzucker. Der Wert beider Mittel beträgt etwa 30 Pf., während an Ernst der schwindelhaft hohe Preis von 41 vlL 37 L bezahlt werden mußte. Bei einem hiesigen Patienten brachte Ernst in Berücksichtigung der vorgetragenen be­schränkten Vermögensverhältniffe desselben für sein ganz nutzloses Mittelnur" 30 -4L in Anrechnung. Patienten, welche wirk­lich an einer Erkrankung leiden, wie sie die Ernst'sche Broschüre aufführt, und aus falscher Scheu vor der in diesem Falle un­bedingt notwendigen persönlichen Beratung eines Arztes die gänzlich wirkungslose Kur

bei Ernst durchmachen derselbe stellt den Kranken selbst in den verzweifelst?,: Fällen bei recht fleißigem Gebrauch seiner Mittel völlige Genesung in Aussicht - können sich durch die Verzögerung wirk­samer Hilfe in ernste Gefahr bringen. Wir warnen das Publikum vor dieser gewissen­losen Ausbeutung, welche um so mehr ver­urteilt werden muß, als Ernst geprüfter Arzt ist."

Pforzheim, 13. März. Ein leider bisher unbekannt gebliebener jüngerer Strolch verübte gestern im Thal einen frechen Raubanfall, indem er ein er­wachsenes Mädchen zu Boden warf und ihm die Uhr entriß. Der Gauner entkam leider, indem er auf ihn verfolgende Kinder einschlug. (Pf. B.)

Württemberg.

Stuttgart, 12. März. Wie man uns aus Nizza mitteilt, fand am vor­gestrigen Sonntag aus Anlaß des Geburts­festes Seiner Majestät des Kaisers von Rußland auf dem im Hafen von Ville- franche liegenden Russischen Kriegsschiffe Rynda", ein feierlicher Gottesdienst statt, welchem Ihre Majestät die Königin in Begleitung der Staatsdame Baronin v. Massenbach, der Hofdame Freifrau v, Wöllwarth und des dienstthuenden Kammer­herrn Grafen v. Beroldingen anwohnlen. Seine Majestät der König ließen Sich bei demselben durch HöchstJhren General­adjutanten Generallieutenant Freiherrn v. Molsberg vertreten. (St.-A.)

Die Nummer 7 des Regierungsblatts für das Königreich Württemberg, aus- ' gegeben den 11. März 1889, hat folgen­den Inhalt: Verfügung der Ministerien des Innern und des Kriegswesens, be­treffend die Dienstvorschrift über Marsch­gebührnisse bei Einberufungen zum Dienst und bei Entlassungen vom 22. Februar 1887. Vom 21. Februar 1889.

Stuttgart. Im Arbeiterbildungs­verein gab Prof. I. Hartmann in einem j anziehenden Vortrag kurze Lebensbilder - von berühmt gewordenen Arbeitern aus Württemberg, welche in ihrer Strebsam­keit, wie in der soliden Einfachheit, die sie sich auch später bewahrt, jedem Arbeiter als nachahmungswertes Beispiel gellen können. Es sind der Tuttlinger Mund- i Harmonika-Fabrikant Mößner, der Mech­aniker Friedr. Knauß, der Mechaniker Fr. Andr. Bauer, Sohn eines Schneiders, der die Buchdruck-Schnellpresse gemein­schaftlich mit dem Schriftsetzer König er- , fand und mit diesem nachmals die Firma i König und Bauer in Würzburg bildete; i der Orgelbauer Fr. Walcker (Schreiners- k sohn aus Cannstatt) in Ludwigsburg, der > Seifensieder Münzing in Heilbronn, Wein­gärtnerssohn aus Flein, der Maschinen- fabrikantRüdinger aus Schwaigern, welcher bei feinem Tod 6 große Fabriken in Augs­burg besaß. W. Mauser aus Oberndorf, der Erfinder des Mausergewehrs, war der Sohn eines Arbeiters der dortigen Gewehr­fabrik. Der Erfinder des Kattundrucks Oberkampf war von Vaihingen und machte nach manchem Mißgeschick in Paris 1760 sein Glück. (St.-A.)

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.

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Nr. 43.

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Gerichtsstelle,

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K. Amtsgericht Neuenbürg.

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Am Mittwoch ! nachmitta wird die Vergipsung der Oelsarbanstrich ! lichen Giebel- und des hiesigen Rathai tüchtige Handwerksle, Den 12. März

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Am Dienstag de, mittag­kommen im Gemeind Holz mit 180 Fm. - Verkauf.