Berlin, 27. Febr. Der bekannte Antrag Windthorst betreffend den Religionsunterricht in den Volksschulen war heute Gegenstand der Verhandlung im Preußischen Landtage. Nach längerer Debatte wurde ein Antrag auf Kommissions- beratung abgelehnt, ein Antrag auf namentliche Abstimmung zurückgezogen und endlich der Antrag Windhorst gegen die Stimmen des Zentrums und der Polen abgelehnt.
Die Beziehungen des Prinzen Alexander von Battenberg zu Fräulein Loisinger datieren, wie jetzt bekannt wird, schon aus einer erheblich früheren Zeit als vom vergangenen Frühjahr. Damit wird, so schreibt die „Nat.-Ztg.", denn auch der
Roman, wonach im vorigen Jahr die
Politik schonungslos in einen Herzensbund eingegriffen habe, mit allen daraus gegen den Reichskanzler gezogenen Angriffen hinfällig.
Unter dem Proviant, der für die Wißm ann'sche Expedition nach Sansibar überführt wird, befinden sich 1000 Flaschen Pschorrbier, die Kommerzienrat Pschorr in München Wißmann auf den Weg mitgegeben hat. — Ferner nimmt Wißmann 200 Brieftauben mit, die der Straßburger Briestaubenverein gestiftet hat. Mit der Einrichtung der Brieftaubenstationen in Ostafrika ist ein Militär beauftragt.
Pforzheim, 27. Februar. Herr Oberbürgermeister Kraatz wurde von II KK. HH. dem Großherzog und der Großherzogin zu einer Audienz befohlen. Er ist heute vormittag nach Karlsruhe abgereist. (Pf. B.)
Württemberg.
Nizza, 25 Febr. Die katarrhalische Erkrankung Seiner Majestät des Königs hat bisher glücklicherweise den in Aussicht genommenen normalen Verlauf gezeigt. Die Symptome sind in allmählichem Rückgang begriffen. Das Allgemeinbefinden ist durch den Katarrh kaum mehr beeinträchtigt.
Nur die nervösen Beschwerden lassen die ersehnte Besserung, welche in früheren Jahren der Winteraufenthalt im Süden mit sich gebracht hat, bis jetzt nicht erkennen. (St.-A.)
Stuttgart, 25. Februar. S. K. Hoheit Prinz Wilhelm begieng heute seinen 41. Geburtstag und zwar wie seit Jahren in schlichter Zurückgezogenheit inmitten seiner Familie.
Infolge der vom 12.—22. Februar abgehaltenen Dienstprüfung evangelischer Lehrer sind u. A. zur Versetzung von Schuldiensten für befähigt erklärt worden:
Martin. Johann, Unterlehrer in Herrenalb, Pfautz, Karl. Schulamtsverweser in Birkenfeld.
Zur Bewerbung ausgeschrieben ist die erledigte Pfarrei Langenbrand, Dekanats Neuenbürg.
Auf den 1. April d. I. wird auf den württembergischen Staatseisenbahnen ein neuer Viehtarif eingeführt, welcher u. a. die Bestimmung enthält, daß für einzelne zur Beförderung in gewöhnlichen Wagen aufgegebene Stücke Zuchtvieh nur zwei Drittel der sonst üblichen Taxen erhoben werden, wenn die Bescheinigung darüber
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beigebracht wird, daß das betreffende Vieh wirklich Zuchtvieh ist.
Zur Erteilung dieser Bescheinigungen sind die Vorstände der landwirtschaftlichen Bezirksvereine, sowie die Ortsvorsteher zuständig.
Indem dies hiemit zur öffentlichen Kenntnis gebracht wird, werden die Vorstände der landwirtschaftlichen Bezirksvereine und die Ortsvorstcher aufgefordert, die Interessenten bei eintretender Veranlassung auf diese neue Einrichtung aufmerksam zu machen und vorkommendeufalls die für die Beförderung von Zuchtvieh auf württembergischen Staatseisenbahnen zu ermäßigter Fahrtaxe vorgeschriebencn Bescheinigungen auszustellen.
Regierungsdirektor v. Gaupp, Vorstand der Zentralstelle für Gewerbe und Handel, ist von Sr. K. Hoheit dem Prinzregenten von Bayern durch das Komthur- kreuz des Verdienstordens der bayerischen Krone ausgezeichnet worden.
Stuttgart, 27. Febr. Die freiwilligen Beiträge, welche infolge des Aufrufs des Landes-Komites vom September 1888 die Gemeindekollegicn der Stadt Stuttgart und die übrigen Amtskorporationen des Landes in dankbarer Anerkennung der segensreichen Regierung Seiner Königlichen Majestät für die König Karl-Jubiläums-Stiftung gespendet haben, betragen im Ganzen 390 100 ^
(St.-A.)
Stuttgart, 28. Febr. Nach einem uns soeben zugekommenen Telegramm aus Eßlingen hat die heutige Stadt- schultheißenwahl daselbst folgendes Ergebnis geliefert: Abgestimmt haben 2301 (das vorigemal 2340), Stadtpfleger Weith erhielt 1388 Stimmen (das vorigemal 1295), Schalter 1397, Gunzenhofer 1346, Belz 904 (das vorigemal 930).
868 .
Stuttgart, 27. Febr. In der heute vormittag stattgefundenen Generalversammlung der Stuttgarter Pferdeeisen- bahn-Gesellschafl wurde die Fusion der beiden Pferdebahnen einstimmig genehmigt.
Am Montag mittag warf der Postschlitten Waldenburg — Künzelsau in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs um und einer der Passagiere, ein älterer, sehr beleibter Mann war sofort tot. Der telegraphisch herbeigerufene Arzt konstatierte bei dem Verunglückten einen infolge des Schreckens herbeigeführten Schlaganfall.
Möckmühl. Gestern ereignete sich ein schwerer Unglücksfall. Der älteste Roßknechl des Posthalters fiel morgens, als es noch dunkel war, mit einem Arm voll Dürrfutter durch das Garbenloch der Scheuer herunter, auf den unten in der Scheuer stehenden leeren Wagen; er brach den rechten Oberarm und den Unterkiefer zweimal, wobei die sämtlichen Vorderzähne abgestoßen wurden. Er ist übrigens nicht in Lebensgefahr. (S. M.)
Das Badhotel in Teinach ist von den seitherigen Besitzern, Hoffmann's Erben, an Herrn Bronn (früher in Pforzheim), seit einigen Jahren in Stuttgart wohnend, um die Summe von 231 000 verkauft worden. Herr Stark, unter dessen Leitung das Hotel bisher stand, wird am 1. Okt. den Wirtschaftsbetrieb des „Oberen Mu
seums" und der „Silberburg" in Stuttgart übernehmen.
Nagold, 27. Febr. Ein seltener Unglücksfall ereignete sich heute mittag i» der Frauenstädter Vorstadt hier. Ein hiesiger Bierbrauer wollte ein junges Pferd eintauschen. Um cs zu probieren, spannte er es mit einem andern Pferde vor einen Schlitten und fuhr mit Kinder» durch die Stadt. Doch das Vergnüge, endete mit Schrecken und Entsetzen. I, der Nähe des Spitals, wo der vorsichtige Fuhrmann umwenden wollte, machte
feurige Tier einen Seitensprung und fieng t
an stadtwärts zu rennen. Nichts halse» Leitseil und Zügel. Nachdem der Fuhrmann eine kurze Strecke geschleift und unter den Schlitten gekommen war, musie er die Pferde freigeben. Die Kinder ' schienen verloren. Da wurde ein Holz- ; schlitten, der in kurzer Entfernung seitlich an der Straße stand, das Mittel zu ihrer ' Rettung. Das scheue Probepferd rannte mit solcher Wucht gegen den Schlitten, daß sich die Deichsel desselben ca. 26 Centim. in seine Brusthöhle einbohrte, Wie vom Blitz getroffen stürzte das verunglückte Tier zu Boden, wo es sich in kurzer Zeit verblutete. Unglück und Glück Z dürften selten in so drastischer Weise vereint sein wie in diesem Falle. Der Schaden, der dem Unternehmer der Fahrt durch den jähen Tod des 4jähr. Pferdes erwächst, wird auf mindestens 600 M. geschätzt.
iW. Ldz.)
Ausland.
A m st e r d a m, 27. Februar. Der Ministerrat beriet heute die erforderlichen Maßnahmen für den Thronwechsel.
(F. J-)
Amsterdam, 27. Febr. Sämtliche Minister reisten abends nach Schloß Loo ab, da der Thronwechsel unmittelbar bevorsteht. Im ganzen Lande herrscht große Aufregung. (W. Ldz.)
Das neue französische Ministerium hat sich gut eingeführt. Man muß es wenig- stens dem Minister des Innern Constavs lassen, daß er durch seine energische Haltung die revolutionäre Bewegung, wie sie sich bei der geplanten Manifestation der Arbeiter kundgegeben, sofort unterdrückte. Es zeigte sich, daß hinter den angekündigten Arbeiterkundgebungen die Bou- langisten standen und das war bestimmend für den Entschluß des Ministeriums. ,
Aus Paris wird geschrieben: Frankreich bezog im Jahre 1888 rund I2Mill. Hektoliter Wein vom Auslande, wovon aus Italien infolge des Zollkrieges nur 4 Millionen kamen, gegen 12 im Jahn 1887. Der Unterschied wurde durch vermehrte Zufuhr aus Oestreich-Ungarn, Deutschland (namentlich Württemberg), Spanien und Algerien (1 223 000 gegen 761000 Hektoliter) ausgeglichen.
London, 26. Febr. Die Kaiserin Friedrich nebst den Prinzessinnen-Töchtern ist heute Abend nach Deutschland abgereist.
(F. Ist
Bestellungen auf den Knzthäker
können täglich bei allen Postämtern gemacht werden.
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Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.
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