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neuen Schlage ausholte. Nun entspann sich in dem engen Raume ein fürchterlicher Kampf zwischen den Beiden, ein Kampf auf Leben und Tod. Nuck wurde schwer verwundet, allein auf seine verzweifelten Hilferufe regte sich nichts auf dem Schiffe, dasselbe schien wie ausgestorben. Doch auch Umbo hatte an dem kräftigen Manne einen tüchtigen Gegner gefunden, der trotz der schweren Verwundungen nicht so leicht zu bekämpfen war. Umbo sprang aus der Kajüte und suchte dem Nuck, selbst geschützt, auf heimtückische Art beizukommen, indem er die Thür verrammelte und ihn durchs Fenster, welches er einschlug, zu verwunden suchte. Das gelang ihm jedoch nicht, da Nuck seinen Schlägen auswich und die zur Kajüte führende Thür des Kapitäns einschlagend, ins Schlafzimmer des Kapitäns flüchtete und die Thür verschloß. Mil einigen Schlägen sprengten Umbo diese Thür und stand wieder mit erhobenen Beile vor Nuck. Letzteren verließ aber auch jetzt die Geistesgegenwart nicht. Mit erhobener Hand drohte er Umbo, ihn mit einem Revolver, obwohl er einen solchen gar nicht besaß, nieder- zuschießen. Letzterer, in der Meinung, daß Nuck wirklich einen Revolver auf ihn gerichtet hätte, ließ von ihm ab, nahm einen Enterhaken, befestigte an demselben ein Messer und suchte auf diese Weise Nuck von außen nicderzustechen. Doch es gelang ihm nicht, sein Opfer, welches bei jedem nach ihm geführten Stoße geschickt zur Seite sprang, zu treffen. Jetzt faßte Umbo einen teuflischen Gedanken. Er vernagelte die Thür, versperrte das Fenster und öffnete eine über der Kajüte befindliche Luke, durch welche er Kerosin in die Kajüte goß. Darauf fertigte er aus Werg eine Zündschnur an und tränkte dieselbe mit Kerosin. Nachdem er diese Vorbereitungen getroffen hatte, die Nuck gewahrte und die ihn in der Aussicht, lebendig verbrannt zu werden, fast zur Verzweiflung trieben, begab er sich in die Kajüte, um Zündhölzer zu holen. Mil dem Entschlüsse, lieber ermordet als verbrannt zu werden, kletterte Nuck durch die Luke auf das Deck und erwartete, mit einem dicken Bambusrohr bewaffnet, das Erscheinen Umbos. Als derselbe erschien, versetzte ihm Nuck plötzlich mit dem Bambusrohr einen so wuchtigen Schlag gegen den Kops, daß er zu Boden stürzte. Darauf warf Nuck sich auf ihn und nun entspann sich ein neuer heftiger Aampf, der damit endete, daß Umbo, dem von Nuck die Kehle zugepreßt wurde, letzteren um Schonung seines Lebens bat. Darauf fesselte Nuck ihm die Hände und schnürte ihn an den Mast des Schiffes. Als Nuck ihn fragte, wo die Besatzung des Schiffes geblieben, erklärte der Bösewicht ihm in aller Ruhe, daß er den Kapitän und die ö Matrosen ermordet und über Bord geworfen habe. Von der schrecklichen Wahrheit dieser Aussagen des Mörders konnte Nuck sich sehr bald überzeugen, denn als er Umschau auf dem Schiffe hielt, fand er auf verschiedenen stellen, an denen Umbo seine Opfer erschlagen, deutliche Blnt- spuren. Sowohl der Koffer des KapüänS Behrsing, wie auch die Kisten, in welchen die Matrosen ihre Sachen ausbewahrten,
waren von Umbo erbrochen und ihrer wertvolleren Gegenstände beraubt. Dann hatte Umbo auch schon ein Rettungsboot, jedenfalls um sich damit von dem brennenden Schiff zu entfernen, mit allem Nötigen ausgerüstet ins Wasser niedergelassen. In Anbetracht seiner hilflosen Lage hißte Nuck die Notflagge. Der von Riga kommende Dampfer „Morso" nahm dann den etwa eine Meile von der schwedischen Küste mit dem Winde treibenden „Johannes" ins Schlepptau und bugsierte ihn in den Hafen von Kopenhagen, Die Erzählungen Rucks fanden ihre volle Bestätigung. Der erst 23 jährige Mörder Jahn Umbo, welcher von der Insel Küno stammt und schon mehrfach wegen Vergehen vorbestraft ist, wurde nach Petersburg gebracht und hatte sich am l2. d. Mts. wegen des 6 fachen Mordes vor den dortigen Geschworenen zu verantworten. Er bekannte sich der Mordthalen schuldig, bestritt aber, mit Ueberlegung gehandelt zu haben. Er sei fortgesetzt von Kapitän und Matrosen mißhandelt worden und habe elfteren aus Rache mit einem Holzscheit niedergeschlagen und ihn dann über Bord geworfen. Um der Strafe zu entgehen, habe er sodann beschlossen, die ganze Besatzung zu ermorden. Heimlich schlich er sich an den bei der Signallaterne wachhabenden Matrosen heran, streckte ihn durch einen Faustschlag nieder und warf ihn über Bord; ebenso verfuhr er mit dem am Steuer thätigen Matrosen. Durch den unregelmäßigen Gang des seiner Leitung beraubten Schiffes erwachten die drei übrigen in ihren Kojen schlafenden Matrosen und begaben sich einzeln auf Deck, woselbst Umbo an der in den Schiffsraum führenden Treppe mit dem Beile stehend, jedem der nichtsahnenden Matrosen den Schädel spaltete und die toten Körper ins Meer warf. Nun blieb nur noch der Steuermann Nuck übrig, dessen Schicksal vorstehend erwähnt ist. Unter Zubilligung von Milderungsgründen wurde der 6 fache Mörder, wie wir der „Nat.-Zlg." entnehmen, zu nur 10 Jahren Zwangsarbeit verurteilt.
Gemeinnütziges.
fZitronensaft gegen Diphtheritis.j Der kalifornische Arzt Dr. Carloyski macht im „Laneet" bekannt, daß er seit längerer Zeit selbst in den verzweifeltsten Fällen von Dyphtheritis den Genuß von möglichst frischen Zitronen oder doch deren Saft in jeder beliebigen, vom Kranken vertragenen Form verordnet und damit fast immer bis jetzt die besten Erfolge erzielt hat. In China ist der Zitronensaft ein sehr ver- verbreitetes Volks-Heilmittel, welchem dort bei innerer Anwendung bedeutende Heilkräfte zugeschrieben werden. Ganz besonders benutzen die Chinesen auch inDiph- therilis-Epidemien den frischen Zitronensaft entweder in Form von Limonade, oder sie lassen die frischen Früchte nach Art der Orangen in beliebig großen Mengen verzehren, und zwar als Borbcugungsmittel gegen diese bösartige Krankheit sowohl, wie auch als Heilmittel derselben, und meistenteils mit bestem Erfolge. Die Versuche und Erfolge des oben genannten Arztes, welcher China bereiste und dabei die bezeichnet? Wirkung dieses Mittels
kennen lernte, haben bisher dasselbe ergeben, weshalb derselbe «dieses Mittel auch zur allgemeinsten Anwendung empfiehlt. Da nun dieses Mittel höchst einfach und dabei in keiner Weise gefahrbringend, also ein Hausmittel im wahrsten Sinne des Wortes ist, so verdient es sehr wohl eine allgemeine Beachtung bei dieser Krankheit, Es ist dadurch ein Mittel gegeben, welches in vorkommcnden Fällen ohne Bedenken angewendet werden kann, wenigstens so lange, bis der Arzt zur Stelle ist. Aus dem platten Lande ist ein solches Mittel von besonderem Wert.
fDas Umgraben des Gartenbodensj soll unbedingt vor Eintritt härterer Winterfröste erfolgen. Außer der Zuführung von Dünger erhält der Boden seine Fruchtbarkeit durch die Einwirkung des Verwitterungsprozesses, der Luft, des Lichtes, der feuchten Niederschläge, des Frostes, Dieser Verwitlerungsprozeß wirkt dann am merkbarsten, wenn der Boden locker, seine Oberfläche rauh ist. Aus diesem Grunde und aus dem weiteren, daß der Frost umgegrabenen Boden mechanisch lockert und in die feinzerteilteste Form bringt, soll man im Spätherbst oder im Vorwinter das Umgraben seiner Gartenbeete vornehmen und dieselben in rauher Furche liegen lassen und höhere Erträge im nächsten Jahre werden es lohnen, denn „im Herbst gegraben ist halb gedüngt." Die Vernichtung massenhafter Insekten bekommt man noch extra in den Kauf.
fZwiebeln gegen Frostbeulen. Die Heilkraft der Zwiebel gegen verschiedene Leiden ist von altersher bekannt und gerühmt. Gegen aufgefrorene Hände und Füße (Frostbeulen) ist sie ein vorzügliches und untrügliches Mittel. Die Zwiebeln werden zerrieben oder zerquetscht und die kranke Stelle, selbst wenn sie bereits aufgebrochen, damit bestrichen. Nach dem ersten Bestreichen hört der Schmerz schon fast ganz auf und nach vier Tagen ist das Uebel in der Regel gehoben.
Bienenfutter während der ungünstigen Jahreszeit sind Oelkuchen, in warmem Wasser eingeweicht. Wer sich für den Sommer gutes Bienenfutter sichern will, säe Drachenkopf (vracoe6pIi8.IuM inoiä- aviea O.) in seinem Küchengarten.
(Hühnerfutter.) Man füttere die Hühner fleißig mit Malzkeimen, welche ungemein günstig auf das Eierlegen wirken.
„Ach, Sie, Sie —" polterte ein ungestümer, rechthaberischer und grober Geselle bei einem Streit heraus, — „Sie sind ja gar kein anständiger Mensch." — „Meinen Sie, daß Sie einer sind?" fragte der Gegner ruhig. — „Nun natürlich!" war die Antwort. — „Dann," sagte der andre, „rechne ich es für keine Beleidigung, daß Sie mich für keinen halten."
Musikalisches.
Wer musiziert und stelll's nicht ein, Trotzdem er weiß, daß er nur stört, Der mag wohl musikalisch sein,
Allein sein Takt ist nicht viel wert.
Nedaktmn, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.