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Versammlung traten in diesem Punkte verschiedene Ansichten zu Tage, doch dürfte die Endredaktion den Aufruf dahin ge­stalten, daß als Ziel der Verfassungs­durchsicht die Verstärkung der ersten Kammer, Umbildung der zweiten Kammer in eine reine Wahlkammer und Neuordnung des Wahlrechts der sogenannten guten Städte auf der Grundlage ihrer Einwohnerzahl ins Auge gefaßt wird. Bei der Steuer­frage wird sich die Partei entschieden für finanzielle Erleichterung der Gemeinden aussprechen. Daß nur wahrhaft reichs­treue Abgeordnete in den Landtag ge­wählt werden, wird als ein dringendes Bedürfnis bezeichnet.

Stuttgart, 26. Nov. Gestern be- gieng der Kriegerverein Berg sein 16. Stiftungsfest, verbunden mit der Cham- pignyfeier, im reich geschmückten Theater­saale zu Berg. Der Einladung waren auch Se. Hoheit Prinz Weimar und mehrere Mitglieder des Präsidiums vom württb. Kriegerbund gefolgt.

Reutlingen, 26. Novbr. Eines schändlichen Verbrechens machte sich eine 17jährige, bei einem hiesigen Wurster im Dienst stehende Magd schuldig. Dieselbe traktierte das 9 Monate alte Kind ihres Dienstherrn aus Aerger über einen er­haltenen Verweis mit jo heftigen Schlägen auf den Kopf, daß das arme Wesen in­folge der Mißhandlung den Geist aufgab. Die Thäterin, die ein umfassendes Ge­ständnis abgelegt hat, sieht ihrer gerechten Strafe entgegen. (S. M.)

Ottmarsheim, 23. Novbr. Ein recht mitleidiges Mißgeschick hatte ein 7jähriger Knabe. Derselbe wollte vor­gestern Abend seinem älteren Bruder nach Besigheim entgegengehen, verirrteim Dunkel der Nacht und wurde trotz eifriger Nach­forschungen im Neckarthal seither vermißt. Heute wurde nun der Unglückliche von einem auf dem Felde arbeitenden jungen Menschen in der Nähe Liebensteins erfroren aufgefunden.

Calw, 26. Nov. Die bürgerlichen Kollegien hatten in ihrer heutigen Sitzung zu der Kandidatur des Stadtichultheißen Haffner für den Landtag Stellung zu nehmen. Das Ergebnis, dem die hiesige Bürgerschaft mit Spannung eutgegensah, lautet zustimmend. Von dem Gemeinderar stimmten 10 mit für, 3 gegen, vom Bürger­ausschuß 10 für und 2 gegen die An­nahme. (S. M )

Liebenzell, 23. Novbr. In dem von ihm vor einigen Jahren gegründeten Bildungsverein hielt Helfer vr. Salzmann gestern Abend den 1. Wintervortrag über Sonne, Erde, Mond und Sterne. In gedrängter populärer Form gab Redner das Wesentlichste wieder, was die neuere Astronomie über die Erde und ihre Ver­hältnisse zu Sonne, Mond und den üb­rigen Himmelskörpern lehrt, erklärte die Entstehung von Tag und Nacht, Mond und Jahr, von Ebbe und Flut, Sonne- und Mondsfinsternissen u. a. m. Das Verständnis der vorgetragenen Gegen­stände wurde wesentlich erhöht durch die Vorführung sehr kunstreich angefertigter mittelst der Zauberlaterne hervorgebrachter, beweglicher Bilder. (S. M.)

Für die König-Karl-Jubiläums-Stift- ung tragen ferner bei die Amtsversamm­lungen von Böblingen 4000 M., Nürtingen 5000 M., Leutkirch 8000 M., Welzheim 4000 M.

Stuttgart, 10. Nov. Wochenmarkt. Kartoffel n : 100 Zentner. Preis3^ 50 Pf. bis 4 ^ 30 Pf. Pr. Ztr. Filder- kraut: 3000 St. Preis 8 bis 10 pr. hundert Stück.

Schweiz.

Bern, 27. Nov. Bundespräsident Hertenstein ist heute früh l'/s Uhr an den Folgen der Beinamputation vom 24. d. Mts. gestorben.

Ausland.

Brüssel, 26. Nov. Alle Blätter sig­nalisieren den bevorstehenden Ausbruch einer neuen Arbeiter-Bewegung in Süd­belgien, wo gestern bereits Unruhen statt- sanden. (F. I.)

Brüssel, 27. Novbr. 700 Berg­leute streiken bereits in den Kohlendistrikten. Die Lage giebt Anlaß zu den größten Besorgnissen. (F. I.)

Paris. Die Generalversammlung der Patriotenliga und das Bankett zu Ehren desRetters, Frankreichs", Herrn Bou- langer, hat dem Geschrei gegenüber, mit welchem beide Kundgebungen von den pro- fessionierten Hetzblättern angekündigt wur­den, einen beinahe harmlosen Verlauf ge nommen. Die Regierung hatte ernste Vor­bereitungen gegen etwaige Ausschreitungen getroffen. Der Verlauf der Sache war aber des Aufsehens nicht wert. Herr Döroulöde hat geredet. Beide haben sich ihres gegenseitigen Beistandes versichert. Man hatNieder mit Floquet" geschrieen, dieparlamentarische Republik" verdammt, dienationale Republik" leben lassen und auf der Straße einige Krakehler verhaftet.

Paris, 26. Nov. Der parlament­arische Heeresausschuß genehmigte ein­mütig den von Freycinet begründeten Antrag, betreffend die Bildung von 16 neuen Artillerie-Batterien als Ersatz für diejenigen, welche zur Verteidigung der Alpenpässe verwendet oder nach Korsika und Tunesien geschickt werden.

Paris, 25. Nov. Kriegsminister de Freycinet hat im Ministerrat mitgeteilt, daß er eine Summe von 912 Millionen für das außerordentliche Kriegsbudget brauche. 228 davon seien bereits pro 1887/88 bewilligt, 138 werden für 1888 exigiert, die weiteren 546 Millionen brauche man für bereits angeordnete Arbeiten und Lieferungen. Der Ministerrat hatte gegen diese enorme Rechnung nichts einzuwenden.

Newyork, 24. Nov. Mitgeteilt von H. Anselm u. Co., Stuttgart. Damps- bootHammonia" Kapt. Hebich der Hamb.-Amerik. Packetfahrt-Aktien-Gesell­schaft ist heute wohlbehalten hier ange­kommen.

Newyork, 26. Nov. Gestern tobte an der ganzen atlantischen Küste ein ver­heerender Orkan, der heftigste seit dem schrecklichen Schneesturm im letzten März. Viele Eisenbahnverbindungen sind durch Schnee unterbrochen, die Telegraphen­linien vielfach gestört. Zahlreiche Schiff­brüche verursachen großen Schaden.

(F. I.)

Misiellen.

(Husten.) Der Husten ist eine so all­tägliche Erscheinung, daß Viele es oft gar nicht der Mühe wert finden, dagegen selbst etwas zu thun, oder gar ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ja man hat sogar ein Sprüchwort:Was lange hustet, lebt lange." Aber mit Unrecht. Aller­dings ist ein vorübergehender Husten ohne alle Bedeutung, aber jeder Husten, der auf die geringste, oder oft nicht nachweis­liche Veranlassung wiederkehrt und längere Zeit anhält, ist durchaus nicht glcichgiltig. Der Kehlkopf und die Lungen sind so edle und zum Leben unbedingt notwendige Organe, daß ihre Thätigkeit nicht unter­brochen werden kann, und jeder heftige, langwierige Husten greift sie an und schwächt ihre Thätigkeit. Jeder Husten, bei dem die Stimme ihren Klang verliert, der schmerzhaft und mit Auswurf ver­bunden ist. ist nicht ohne Gefahr. Wenn er den gewöhnlichen Mitteln nicht weicht, und das Aussehen des Körpers dabei ver­fällt, so ist die Gefahr sehr nahe. Tritt Fieber hinzu, zeigt sich ein blutiger übel­riechender Auswurf, fühlt man Stiche an verschiedenen Stellen der Brust, wie mit glühenden Nadeln, dann ist die Gefahr sehr groß und nur die sorgfältigste Pflege vermag dann noch etwas zu thun. Der gewöhnlichste katarrhalische Husten kann zum schlimmen ausarten, ja alten Leuten durch Lähmung der Lunge bei heftigen Anfällen tätlich werden, und wenn der Husten nicht von äußeren Reizungen : Ein­atmen ätzender Dünste, Staub rc., hec- rührt, so ist er stets nur das Kennzeichen einer Krankheit. Gute Hausmittel gegen Husten sind: 1. Lakrizensaft mit Salmiak, 2. eine Mischung von heißer Milch und Eibischthee. von jedem die Hälfte. Nächst- dem vermeide man natürlich, so lange man hustet, den Genuß reizender, spirituoser Mittel, den plötzlichen Wechsel der Tem­peratur, kleide sich der Witterung und Jahreszeit angemessen, und suche sich stets in möglichst reiner Luft aufzuhalten.

Eine Familie am Kornberg in Alt­stätten soll letzter Tage die letzten Apfel­schnitze vom Jahr 1847, wo es bekannt­lich so viel Obst gab, verzehrt haben.

Ein Geflügelhändlerin Weimar hat sich das Vergnügen gegönnt, die Federn einer Taube zu zählen. Er hat deren 40004050 gefunden

Es giebt ein großes, stets geöffnetes Gotteshaus, in dem für jeden Erden­menschen das seine Seele Erhebende und sein Gemüt Läuternde gepredigt wird die Natur!

Die Menschen reden mit Worten, die Natur spricht von ihrer erhabenen Kanzel nur mit stummen Zeichen zu uns, aber rührt uns und macht unsere Herzen er­heben. Sie allein läßt uns das Göttliche ahnen und durch ihreWerke" begreifen!

Hermann Heiberg.

Kurze Verständigung.

Huber, Braumeister.

Bertha Zärtlich.

Er braut, sie Braut.

Redaktion, Druck und Verlag von Iak. Meeh in Neuenbürg.

Mt «i«er Beilage.