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ist. Auch durch sein abnormes Geweih ist dieser Hirsch eine Merkwürdigkeit. Auf jeder Rose hatten je zwei Stangen angesetzt, eine Abnormität, die fast ein Unikum sein dürfte, jedenfalls aber eine der größten Seltenheiten ist.
Herrenberg, 10. Nov. Nachdem in den letzten Jahren beträchtliche Fonds gesammelt waren, hat die Amtsversammlung diesen Sommer den Bau eines Krankenhauses in der Oberamtsstadt beschlossen und eine Kommission zur Einleitung der Vorarbeiten gewählt. Man hat sich für einen Bau mit ca. 24 Betten entschieden.
Bienenzüchterverein Nagold, Am Sonntag den 18. Nov., nachmittags '/-2 Uhr findet die Herbstversammlung im Gasth zum Waldhorn in Ebhausen im oberen Lokal statt, In der Tagesordnung ist allgemeine Besprechung über die Fragen:
1. Welches ist das zweckmäßigste und billigste Winterfutter mit Ausnahme des Honigs?
2. Ist das Tränken der Bienen den Winter über und im Frühjahr notwendig, wenn sie mit flüssigem Honig eingewintert wurden?
Bei der Restauration der ev. Kirche in Frcudenstadt, eines Renaissancebaus des berühmten Schickhardt, entdeckte man unter der weißen Tünche der Wände Malereien, die, der „Schwäb. Chronik" zufolge, von den unter Herzog Ludwig berufenen italienischen Malern stammen, welche auch am Lusthaus in Stuttgart thätig waren. Die alte Bemalung soll so weit möglich wieder hergestellt werden.
* Ne u en b ü r g, 14. Nov. Die Amtsversammlung verwilligte heute für die König-Karl-Jubiläumsstiftung einstimmig einen Beitrag von 6000 -M. Hiebei wurde dankbarst anerkannt, daß in den letzten 25 Jahren unter der Regierung Seiner Majestät für den Bezirk Neuenbürg außerordentlich viel geschehen ist. Die Gabe wird aus Restmitieln der Oberamtspflege und der Oberamtssparkasse entnommen, eine Umlage auf die Steuerpflichtigen findet nicht statt. Es wäre erwünscht, wenn die Sammlungen in den einzelnen Gemeinden baldmöglichst abgeschlossen würden.
Für die König-Karl-Jubiläumsstiftung haben ferner verwilligt die Amtsversammlungen von Tettnang 6000 cM, Kirchheim 5000 c-lL, Vaihingen 5000 , Mergent
heim 7000
Ein Sternschnuppenmonat ohne Gleichen ist der November. Zunächst waren wir, d. h. unsere Mutter Erde, in der Zeit vom 12. bis zum 14. d. Mts. dem Anprall jenes Meteorschwarmes ausgesetzt, dessen Ausgangspunkt im Sternbilde des großen Löwen, senkrecht unterhalb des großen Bären liegt, woher dieser Sternschnuppenstrom auch den Namen der Leo- niden trägt. Nachher, am 27. Nov,, wird aus dem Sternbilde der Andromeda ein anderer Schwarm minimalster Weltkörpcr auf uns losfahren, der aus der Zer trümmerung eines Kometen entstanden ist.
Stuttgart, 10. Nov. Wochenmarkt. Kartoffeln: 500 Zentner. Preis 3 50 Pf. bis 4 30 Pf. Pr. Ztr. — Filver
traut: 3000 St. Preis 9 bis 10 pr. 100 St. — Mo st ob st: 800 Ztr., Aepfel 3 30 Pf. bis 3 c^L 50 Pf.
Ausland.
Nizza, 13. Nov* „Monde slogant" berichtet: Letzten Montag besichtigte das Gefolge Seiner Majestät des Königs von Württemberg, bestehend aus dem General von Molsberg, dem Staatsrat von Griesinger, Freiherrn von Brüsselle, Dr. v. Fetzer, Herrn v. Jackson und Freiherrn v. Reischach den „Lancaster", ein im Hafen von Villafranche liegendes nord- amerikanisches Kriegsschiff. Der Admiral Greer machte den Gästen die Honneurs seines Schiffes, Die Schiffsmusik spielte die württembergische Königshymne, und bei der Abfahrt wurde eine Salve von 11 Kanonenschüssen abgegeben.
Brüssel, 14. Nov. Gestern Nachts zwischen 10 und 11 Uhr, brach in dem Kohlenbergwerk Dour bei Mons schlagendes Wetter aus, welches eine schreckliche Katastrophe hervvrrief. Im Augenblick des Ausbruches befanden sich über 100 Arbeiter im Schacht. Man glaubt, daß über 30 derselben den Tod fanden.
Misullcn.
Keberführt.
Kriminal-Erzählung von M. Dobson.
(Nachdruck verboten.)
„Also heute kommt Deine neue Gesellschafterin, liebe Mutter", fragte der Gerichtsrat Landsberg, welcher als unverheirateter Beamter in H. lebte, während seine Mutter, die Witwe des wohlhabenden Kaufmanns Landsberg, ein hübsches Landhaus nebst großem Garten vor der Stadt bewohnte, die nach dieser Seite hin in einer großen Ebene lag, während in der entgegengesetzten Richtung sich eine Bergkette hinzog.
„Ja heute kommt sie", entgegnete Frau Landsberg, die eifrig strickend auf dem Sopha saß, während ihr Sohn rauchend die andere Ecke einuahm „und ich freue mich, daß meine Einsamkeit aufhört. Seit meine Karoline verheiratet ist, habe ich noch keine finden können, die mir zusagt und meinen Ansprüchen genügt hätte.
Eben wollte ihr Sohn erwidern: „Sie war auch schlau, klug und gewandt, Deine Schwächen zu benutzen und die ihrigen zu verbergen", als sie einen Wagen Vorfahren hörten, der die Erwartete samt ihrem Reisegepäck von dem Bahnhofe jenseits der Stadt brachte. Ein älteres Mädchen war ihr beim Aussteigen behülflich und führte die junge Dame, wie ihre Herrin befohlen, nach ihrem Zimmer im ersten Stock, half ihr ihre Toilette nach der längeren Reise ordnen, und brachte sie dann in das Wohnzimmer, wo an dem unfreundlichen Apriltage schon die Lampe brannte. Mutter und Sohn traten ihr einige Schritte entgegen und erstere sprach, während letzterer die Begrüßung des jungen Mädchens durch eine Verbeugung erwiderte: „Seien Sie mir herzlich willkommen, Fräulein Fcldheim. Mich brauche ich wohl nicht vorzustellen, und hier ist mein Sohn, der Gerichtsrat Landsberg, welchen Sie bereits durch Briefe kennen und der in der Stadt wohnt."
Das jnnge Mädchen verneigte sich nochmals, warf einen forschenden Blick auf
den jungen Mann und nahm dann an der Seite ihrer künftigen Gebieterin Platz, indes diese und ihr Sohn sich wieder auf das Sopha setzten. Es wurden nun noch wenige Bemerkungen bezüglich der Reise gewechselt, dann erschien das schon erwähnte Hausmädchen mit Abendessen, und als dabei die Unterhaltung fortgesetzt wurde, fragte der Gerichtsrat, ein stattlicher Dreißiger, mit wohlwollendem, vertrauenerweckendem Ausdruck in den ernsten Zügen: „Sie sind ans Thüringen, mein Fräulein?"
„Ich hielt mich dort, ehe ich diese Stelle annahm, bei meinen Verwandten auf."
„Ihrem Dialekte nach sollte man sie für eine Norddeutsche halten."
„Da ich meine Mutter früh verloren, bin ich in verschiedenen Pensionen und Gegenden Deutschlands gewesen, wodurch meine Sprache wohl jenen eigentümlichen Dialekt verloren hat."
„Fräulein Feldheim, oder vielmehr meine liebe Mathilde, denn Sie erlauben mir doch, Sie bei ihrem Vornamen nennen zu dürfen?"
„O, ich bitte sehr darum, Frau Landsberg."
Nun denn, meine liebe Mathilde. Sie haben heute eine anstrengende Reise gehabt und sehen sehr bleich und erschöpft aus. Begeben Sie sich daher jetzt zur Ruhe; morgen früh beim Kaffee, wenn Sie durch einen ruhigen Schlaf gestärkt sind, und ruhig werden Sie genug schlafen, wollen wir besprechen, wie wir uns für die Folge einzurichten gedenken."
Das junge Mädchen war mit diesem Vorschlag herzlich einverstanden, empfahl sich Mutter und Sohn und begab sich nach ihrem äußerst behaglich eingerichteten Zimmer, wo sie schon eine brennende Lampe vorfand, die jetzt ihr volles Licht auf die Eintretende warf. „Diese, von schlanker, mittelgroßer Gestalt, war auf den ersten Blick kaum hübsch zu nennen, obgleich sie schönes, blondes Haar, ausdrucksvolle, dunkelgraue Augen, wie die Blondinen oft haben, einen wohlgeformten Mund und eine seingeschnittene Nase hatte. Eine seltene Schönheit aber war sie, wenn ihre Züge sich belebten, was leicht durch einige Anregung im Gespräch geschah, dann leuchteten ihre Augen, ihre jetzt gewöhnlich bleichen Wangen färbten sich, die leicht geöffneten Lippen ließen die schönsten Zähne sehen — kurz, dann wäre es Niemand eingefallen, Mathilde Feld- Heim nicht ein sehr schönes Mädchen zu nennen.
Im Augenblick, wo sie ihr Zimmer betrat, konnte man sie jedoch nicht so nennen, denn ihre Züge verrieten eine nervöse Aufregung, ihre Augen blickten starr, ihre Hände schienen zu zittern, und kaum fähig, sich aufrecht zu erhalten, sank sie auf einen Sessel neben dem Ofen hin, in dem ein freundliches Feuer brannte, indeß ihre Hände schlaff zur Seite herabfielen.
(For tsetzung fo lgt.»
Mangelndes Verständnis.j „Aber wie können Sie mit einem so kleinen Kinde bei solcher Kälte spazieren gehen?" — „Mein Gott, was versteht denn so ein Kind von der Temperatur!"
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.