willst du nicht, aber mit an unserm Tische zu sitzen und unser Brot zu essen, das paßt dir. Freilich, du hast ;a ein Recht dazu, daß dein Vater in seiner Dummheit uns diese eiserne Kuh aufgelastet-"

Lisbeth waren die Thronen in die Augen gestiegen bei den unbilligen Vor­würfen ihrer Schwägerin und sie wollte sich schweigend abwenden, als sie aber die Verunglimpfung ihres Vaters hörte, wallte es siedendheiß in ihrem Herzen auf, sie richtete sich hoch empor und trat dicht an das Weib ihres Bruders heran, das vor den blitzenden Augen fast erschrocken zu­rückwich.

Mich magst du schelten, ich will's er­tragen. aber an dem Namen meines Vaters sollst du nicht herumlästern, dusie ballte erregt die kleinen Fäuste, aber sie bezwang sich und fügte hinzu :

Von der eisernen Kuh will ich euch befreien; ich gehe morgen fort aus eurem Hause, wo ich nicht notwendig habe, das Bettelbrot zu essen. Verzeih dir's Gott, Schwägerin, wie du an mir gehandelt hast!"

Damit war ffe hinaus zur Thüre und die verblüffte Müllerin stand einige Augen­blicke regungslos und hielt die alten Schuhe in der Hand. Lisbeth aber suchte den Bruder auf und erklärte ihm mit aller Bestimmtheit, daß sie bereits morgen aus- ziehen werde. In Barnstedt lebte eine alte, weitläufige Verwandte ihres Vaters, eine gutmütige Frau, welche sie vordem mehrmals gesehen hatte-und welche in jener Stadt einen kleinen Kramladen be­saß, zu dieser wollte sie ziehen. Franz sollte ihr von nun ab in vierteljährigen Raten ihre Zinsen auszahlen und sie er­klärte, ihren Vormund ersuchen zu wollen, dieselben zu heben und ihr zu überschicken.

Franz war etwas erschrocken über diese Mitteilung, er versuchte sie zurückzuhalten, wohl weniger aus brüderlicher Zuneigung, als weil er sich ungern von dem Gelbe trennte, aber sie blieb fest und brach am andern Morgen auf. Die Schwägerin war beim Abschiednehmen nicht zu finden; so reichte sie denn Franz die Hand, ließ ihr einen Gruß sagen und bat, er möge mit passender Gelegenheit ihre Habselig­keiten ihr nachschicken. So schied sie. Als sie aber auf der Straße an dem kleinen Friedhofe vorüber kam, trat sie noch ein­mal ein und blieb lange bei dem über­grünten Grabe stehen, in welchem ihr Vater schlief. Als sie durch das Thor heraustrat, wischte sie sich die Thränen aus den Augen und schritt nun rüstig fürbaß.

Barnstedt ist ein kleine Stadt mit alter­tümlichen Giebelhäusern und engen Gaffen und einem Storchnest auf dem Rathaus­dache, aber an Sehenswürdigkeiten bietet es so gut wie gar nichts. In industrieller Beziehung jedoch ist es bekannt durch die ansehnliche Maschinenfabrik, welche unge­fähr zehn Minuten vor dem alten Wald­thor liegt und aus deren Essen die dunk­len Rauchwolken hervorgehen, die an trü­ben Regentagen sich unheimlich schwer über die ganze Gegend legen. Das Eta­blissement ist in vortrefflichem Stand und beschäftigt eine gute Anzahl Arbeiter aus

dem Städtchen selbst wie aus den Ort­schaften rings umher.

Hier treffen wir unfern alten Bekannten Oswald Raustein, welcher eine Stelle als Werkmeister bekleidet, ungefähr dreißig Arbeiter unter sich hat und durch seine Tüchtigkeit das volle Vertrauen seines Chefs besitzt. Er ist in wenigen Wochen männlicher in seinem ganzen Wesen ge­worden und sein ernstes und doch in jeder Weise humanes Verhalten hat ihm im Kreise der Arbeiter Achtung, ja Beliebt­heit erworben: die Leute scheuen sich, in seiner Gegenwart unziemende Worte zu gebrauchen, sie sind bemüht, ihre Arbeit so gut und sauber als nur möglich zu liefern, denn sein Auge sieht sofort auch den kleinsten Fehler und die feine und milde Art, wie er denselben rügt, ist ihnen empfindlicher, als die grobkörnige Rüge, die sie mitunter von früheren Meistern hören mußten.

Unter den Arbeitern, die ihm unter­geben waren, befand sich auch Friedrich Jost. Er hatte, nachdem er sein Erbe mit lustigen Brüdern durchgebracht, wieder zu seinem Handwerkszeug gegriffen, und Raustein mußte sich gestehen, daß er eigent­lich der flinkste und tüchtigste unter seinen Leuten sei. so daß er alle Arbeiten, die eine sorgfältige oder teilweise künstlerische Behandlung erforderten, ihm übertrug. Wenn er in dieser Beziehung schon ein gewisses wärmeres Interesse für Friedrich hatte, so war dies noch mehr der Fall, weil er der Bruder Lisbeths war, denn Raustein vermochte das Bild des Mädchens nicht aus seinem Geiste zu verdrängen und wollte das auch nicht; er sah sie oft gleich­sam vor sich stehen mit ihrem lieben, mil­den Gesicht und dann wurde ihm im Herzen so wohl und warm, daß er in solchen Momenten oft zu Friedrich trat und diesem ganz unvermittelt irgend ei» freundliches Wort sagte.

So kam es, daß auch dieser eine ge­wisse Zuneigung zu Raustcin besaß, zu­mal ihm derselbe durch Zuwendung der schwierigsten Arbeiten eine besondere Aus­zeichnung erwies und ihm den meisten Verdienst verschaffte. Eines aber konnte Friedrich nicht lassen, das leidige Schlem­men und Zechen. Man konnte mit Sicher­heit ihn am Abend des Zahltags im Wirts­haus finden, wo er meist einen guten Teil des Lohnes durchbrachte, und da er in seiner verschwenderischen Laune vielfach andere freihielt, so fehlte es ihm nie an Freunden und Zechbrüdern. Raustein .wußte von diesen Gelagen und da es ihm leid that, wenn der Arbeiter das sauer verdiente Geld zur Bierbank trug, so suchte er hier nach Möglichkeit zu helfen.

(Fortsetzung folgt.»

Bel fort, 20. Okt. Gelegentlich der letzten Gemeindcratswahlen in Frankreich bewarb sich Herr de B., ein junger Guts­besitzer in der Nähe unserer Festung, um die Gunst und Stimmen der Bürger seines Dorfes L. St. G. und erhielt stets auf seinen Agitationsgängen ermunternde Zu­sagen. Trotzdem wurden viele der Wähler treubrüchig und die gemachten Anstreng­ungen waren nicht von Erfolg begleitet, denn am Wahltage konnten nur wenige

Stimmzettel zugunsten des neuen Kandi­daten an das Licht befördert werden. Innerlich ergrimmt ob dieser unvermuteten Niederlage und Rache brütend, bewahrte sich der Gutsherr doch äußerlich den Schein vollständiger Gleichgiltigkeit und lud für j den nächsten Tag sogar die Wähler zu ! einem Imbiß in seinen stattlichen Hofraum. Wirklich entblödete sich auch eine beträchtliche Anzahl der ungetreuen Wähler nicht, pünkt­lich an Ort und Stelle zu erscheinen; die- ' selben wurden freundlich empfangen und mit allerhand festen und flüssigen Nahr- ungs- und Stärkungsmitteln regalicrt. Schon halte dieFeststimmung" jenen Höhepunkt erreicht, bei welchem man An­stalten zu treffen pflegt, den edlen Gast­geber seiner Uneigennützigkeit wegen zu preisen und sich in kräftigen Vives Lust zu schaffen, da die Rache ist süß! strömten aus zwei Stallthüren hervor wohlgeziclte Wassersalvcn auf die ahnungs­losen Gäste, sodaß diese die Belagerung der noch immer gut besetzten Tafel aus- gaben und schleunigst den Rückzug anzu­treten genötigt waren. Naß wie die Pudel, fluchend und drohend suchte jederGast" so gut und schnell er konnte sein Heim auf. Ihr gefälliger Wirt war wirklich planmäßig vorgegangen, denn er hatte zur Ausführung seiner Rache zwei Garten­spritzen mit sicherer Bedienung in den Ställen postiert gehabt und äußerte seine Befriedigung durch anhaltendes Hände­klatschen. !

Berlin. Einen weiten Umweg hat ein Brief gemacht, welcher vor etwa 14 l Wochen bei dem Postamte zu Moabit auf­gegeben wurde und nach der, ebenda be- legenen Rathenowerstraße adressiert mar.

Es ist dies eine Entfernung, die man zu Fuß in 10 Minuten zurücklegen kann. Als der Brief endlich den Adressaten er­reichte, trug er den Ankunfts- und Abgangs- ; stempel des Postamts zu Valparaiso.

Er hatte sich zwischen andere Postsendungen s geschoben und so die Reise über's Welt- ! meer als blinder Passagier mitgemacht. s

(Danke für gütige Nachfrage.) Als einem Angeklagten unter anderen Fragen, die sich auf Konfcsion, Alter rc. bezogen, auch die nach seinen Faniilienverhältnisfen vorgelegt wurde, antwortete der Gefragte: Danke für gütige Nachfrage, Herr Prä- j sident, alles wohl!" ^

(Zweideutiges Lob.) Herr: Sage» » Sie mir, sind denn die Stiefel auch gut? ! Schuster: Ich sag' weiter nichts als: s Sie kommen bald wieder zu mir. ^

Das ganze ist Fleisch und nimmt man ! einen Buchstaben weg, ist es auch Fleisch. !

__ -(chlmjMvrg) ^

Schlußzett

des Enzthälers für Inserate.

Dienstagblatt am Wontag 9 Uhr vorm.

Donnerstagblatt am Mittwoch 9 Uhr vorm. ,

Samstagblatt am Areitag 8'/« Uhr vorm. s

Sonntagblatt am Samstag 8'/« Uhr vorm.

Spätere Einsendungen müßten je für die j nächste Nummer zurückgelegt werden. ^

Größere Anzeigen wollen womöglich srühkr , übergeben werden. !

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.