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Konstanz, 11. August. In unserer Nachbargemeinde Staad ist gestern große Freude eingckehrt. Nachdem der Fischfang wochenlang kein befriedigendes Ergebnis geliefert hatte, kehrten die Felchen- fänger gestern abend reich beladen nach Hause. An dem einzigen Tage hatten sie 10 000 Stück Felchen gefangen und zwar fast durchaus schöne Exemplare, ein Ergebnis, wie es seit Menschengedenken nicht dagewesen ist. Dieser Fang hat mindestens 6000 ^ in die Gemeinde gebracht.
Württemberg.
Der Württ. Schwarzwaldverein hält am 9. September seine diesjährige Generalversammlung in Schramberg ab, zu welcher auch die badischen Vereine eingeladen werden sollen.
Stuttgart. Die Bürger von Schorndorf werden das Gedächtnis der mutigen Thal ihrer Ahnsrauen durch eine festliche Veranstaltung feiern, die man aber glücklicherweise in die gute Jahreszeit verlegt hat. Bekanntlich wird es im Dezember d. I. 200 Jahre, daß die Stadt durch den Mut der Schorndorfer Weiber unter Anführung der Bürgermeisterin Anna Barbara Walch-Künkelin von der Einnahme und Brandschatzung durch ein Melac'sches Streifkorps bewahrt wurde. Die Jubelfeier dieser berühmten That wird am 6. und 7. September veranstaltet werden.
Stuttgart. (Neues im Landes-Ge- werbemuseum.) Eine Kollektion Schul- Modelle für den technischen Unterricht, und zwar: ein Klauenanker zum Eingießen in Stein mit Keil; vier Doppelwände- Vernietungen und -Verschraubungen; eine Evolventen-Verzahnung mit abgekürzten Zähnen an der Stange; eine Niederdruck- Turbine mit Leitkurven; eine Jonval'sche Niederdruck-Turbine mit doppelten Schaufelringen; sämtlich von dem Polytechnischen Arbeits-Institut I. Schröder, Aktiengesellschaft in Darmstadt. — Ein „Heureka" - Riemenaufleger mit herausziehbarem, elastischem Stahlarm gegen Gefahren; von H. R. Lcichsenring in Schönebeck a/Elbe.
Vaih ing en a. E., 16. Aug. Schultheiß Mühleisen von Nußdorf begab sich gestern abend, nachdem er hier ein Bad genommen, nach einigem Aufenthalt auf den Heimweg. Da er nicht zu der gewohnten Zeit zu Hause eintraf, sandte seine um ihn besorgte Frau Boten aus, welche ihn während des schweren Gewitters der letzten Nacht in einem Abgrund seitwärts des Fußwegs mit einer schweren Kopfwunde und zwei gebrochenen Rippen auffanden. Da der Arzt auch Gehirnblutung konstatiert hat, so ist der Zustand des Verunglückten ein bedenklicher.
Calmbach, 19. Aug. Der hiesige Militärverein beging heute das Fest seiner Fahnenweihe. Die Witterung, welche auf die wenigen Sommertage der letzten Woche wieder so recht ihren fröstelnden, unfreundlichen Charakter behauptete, schien heute morgen noch den Festtag stark beeinträchtigen zu wollen, doch wurde es gegen Mittag lichter, so daß die liebe Sonne wieder zu ihrem Rechte kam, und so konnte Alles ungestört vor sich gehen. Schon vormittags zogen mehrere Vereine in
militärischer Weise ein. Den Mittagstisch hielt der festgebende Verein und weitere Kameraden im Gasthaus zur Sonne. Herr Stadtschultheiß Bützner von Wildbad brachte hierbei als spezieller Vertreter des Präsidiums des Württb. Kriegerbundes in patriotischer Ansprache den ersten Toast auf Kaiser und König aus. Der Vorstand des hies. Vereins, Er Hardt, feierte darauf in einem Hoch den Württ. Kriegerbund und dessen Präsidium. — Bald nach 1 Uhr sammelte man sich zum festlichen Zug durch den Ort vor dem Rathause. Nach Ankunft der letzteren auf dem Festplatze beim Wilhelmskeller intonierte die Militärkapelle von Ludwigsburg „die Wacht am Rhein" und der Gesangverein von hier ein Vaterlandslied, worauf Herr Erhardt die rund um die hübsch dekorierte Tribüne so zahlreich versammelten Kameraden und Gäste in schlichten Worten willkommen hieß. — Die Festrede hielt Hr. Vikar Schmid hier. Der Hr. Redner hebt zum Anfang die Bedeutung einer neuen Fahne hervor und welch' frohes Ereignis der Tag der Fahnenweihe für einen Verein sei. Wie die Fahne für den Soldaten das Zeichen ist, in welchem er ihr folgt bis zum Tod, so ist sie es für einen Verein das Zeichen, mit dem er nach außen seine Zusammengehörigkeit zeigt. Ein alter Soldat weiß aber auch doppelt gut, welche Pflichten ihm die neue Fahne auferlegt und was die Aufgabe des Militärvereins sei, das lehre uns der Wahlspruch, der auf der neuen Fahne prange: „Heil Vaterland, es bleibt dein Hort der alte deutsche Geist!" Dem Vaterlande zu Nutz und Frommen zu leben, den alten deutschen Geist und kameradschaftlichen Sinn zu pflegen, den Geist der Liebe zu Volk und Vaterland, den Geist der Treue und Pflichterfüllung Heil Vaterland so lauge uns solcher Geist erfüllt, Heil dem Vaterland , so lange wir rufen: Deutschland, Deutschland über Alles. — Unser deutsches Vaterland nehme eine so ehrenvolle mächtige Stellung unter den Staaten Europas ein und wie die einzelnen Bundesstaaten Zusammenhalten, das habe sich erst vor wenigen Wochen gezeigt, als alle deutsche Fürsten bei der Eröffnung des Reichstags — wie am Tage der Kaiserproklamation in Versailles — um unsern Kaiser sich versammelt haben, wobei unser großer Kanzler, Fürst Bismarck das stolze Wort gesprochen: „Wir fürchten Gott, sonst Niemand auf der Welt." Ja der heutige Tag möge uns daran erinnern, daß Gottesfurcht gehört zum alten deutschen Geist. Als sich unser Kaiser in seiner Kundgebung auf Gottes Hilfe berief, da sei in Frankreich mit Stolz betont und als Fortschritt gepriesen worden, wie ein Minister verschiedene Reden halten könne, ohne den Namen Gottes zu erwähnen. Wir sagen, wer darf stolzer sein, Frankreich mit seinen Ministern, die alle paar Monate wechseln, oder wir auf unsern Kaiser. Der Hr. Redner erinnert sodann an die wehmütigen Ereignisse im Thronwechsel und an den neuesten Rücktritt unseres greisen Schlachtenlenkers, Feldmarschalls Moltke als Chef der Heeresleitung. Wenn wir das Erbe, das die Einiger Deutschlands uns hinterlasse», treu bewahren, so könne
man stets mit Begeisterung singen, „Lieb Vaterland magst ruhig sein rc.". Das Hoch auf unsern Kaiser Wilhelm II. und seinen hohen Verbündeten, unsern König Karl, am Schlüsse der trefflichen Rede wurde allseitig mit brausendem Jubel bekräftigt. — Die Musikkapelle spielte die Königshymne, worauf die neue Fahne unter passender Ansprache durch eine Festjungfrau enthüllt und dem Verein übergeben wird. — Hr. Stadtschultheiß Bä tzn er ermahnt im Auftrag des Präsidiums des württ. Kriegerbnndes in kräftigen Worten zur Treue und Einigkeit. zum Gehorsam und zur Pflichterfüllung in allen Lebenslagen und Verhältnissen. Wir seien verpflichtet, Männer ans uns hervorzurufen, welche an Stelle unserer greisen Helden treten können, dazu müsse sich ein Jeder äußerste Pflichterfüllung zur Richtschnur nehmen. — Sein Hoch gilt dem Militär- ! Verein Calmbach mit seiner neuen Fahne.
Stuttgart, 4. Aug. Kartoffelmarkt. Die Zufuhr in dieser Woche belief sich auf ca. 700 Ztr., heute waren hauptsächlich Schmiedener und Aldinger s vertreten, Lauffener fehlten. Der Preis s stieg heute auf 3 cM 50 Pf., bis 4 ^ pr. Ztr. — Filderkraut cä. 700 St. Preis 25—30 Pr. hundert Stück. —
Fallobst war auf dem Wilhelmsplatz ca. 150 Ztr. Preis 2 ^ 50 Pf. bis 3-U.
tSt.-Anz.)
Neuenbürg, 20. Aug. Kartoffelmarkt. Rosenkartoffeln 2 30 ^Z, weiße
3 pr. Ztr. ans der Rastatter Gegend.
A u s l a n d.
Paris. Der Streik der Erdarbeiter ist beendet. Die Leiter des Streik hatten den Arbeitern 10000 Frcs. Unterstützungsgelder versprochen, die ausgeblieben sind. So war die Streikkasse leer und schon vorher hatten viele schwankend Gewordene wieder Arbeit gesucht. In der letzten Streikversammlung wurde nun beschlossen, die Arbeit allgemein wieder aufzunehmen.
Paris, 16. Aug. Präsident Carnot hat von Kaiser Wilhelm die Anzeige der Geburt des jüngsten kaiserlichen Prinzen erhalten.
New York, 17. Aug. Nach weiteren Nachrichten sind bei dem Zusammenstoß „Thingvalla" mit dem „Geiser" 78 Passagiere und 35 Mann Schiffsbesatzung des „Geiser" ertrunken.
MisMen.
sBrennesselsamen als Pferdefutter.j Einen ganz vorzüglichen Einfluß hat Brennesfelsamen auf Pferde, weshalb ihn die Dänen, deren Pferde, wie ja bekannt, sehr stattlich aussehen, sorgfältig sammeln, trocknen und zerreiben. Von diesem Nesselstaube mengen sie morgens und abends eine Hand voll unter den Hafer; die Pferde werden davon fleischig und fett und ihr Haar erlangt einen auffallend schönen Seidenglanz. Man wendet dieses Futter dreimal in der Woche an und erreicht eine vorzügliche Wirkung.
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.