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Auch die Reisenden, die in den Hotels wohnten, beteiligten sich.
In Mailand hat am Dienstag den 26. d. M. in der protestantischen Kirche, Via Carlo Porta, eine überaus würdige Trauerfeier zum Gedächtnis Kaiser Friedrichs stattgefunden. An dem pietätvollen Akte beteiligten sich das gesamte Konsulatskorps, die Zivil- und Militärbehörden der Stadt, — der Präfekt, der Sindaco, kommandierende Generale und Deputierte. Auch der frühere Minister Visconti Venvsta war erschienen. Die deutsche Regierung vertrat Generalkonsul v. Rekowski. Biele deutsche Kolonien anderer Städte hatten Abgeordnete entsandt. Die Wände der Kirche waren mit Eichenlaub und dunklen Draperien geschmückt. Die Feier selbst begann mit dem herrlichen Largho von Händel. Es folgte das Offertorio der Vertuschen Messe, vorgetragen von den deutschen Sängern Mailands. Die Rede hielt Pastor Paira in italienischer Sprache. Auch der Generalkonsul gedachte der herrlichen Sympathie, welche Kaiser Friedrich so oft für Mailand bewiesen habe. Die deutsche Kolonie sandte an den Reichskanzler eine Beileids- und Ergebenheits- Adresse zur Uebermittelung an Kaiser Wilhelm II.
MisMeii.
Keichtum und Käme.
Original-Novelle von Mary Dobson- (Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
Als in später Stunde dieses für ihn so denkwürdigen Tages Arnold von Greifenberg sich in sein Zimmer begab, wanderte er in demselben noch lange auf und ab, denn das von seiner Mutter Vernommene war wohl geeignet, noch lange den Schlaf von seinen Lidern fern zn halten. Er war Aristokrat, stolz auf seine Geburt, wie auf seinen alten Namen, den er stets hochgehalten und jetzt mit einer bürgerlichen Gattin teilen sollte. Nein, nein, es war nicht möglich — er konnte diesem, wenn auch steinreichen Mädchen, von dem er nicht einmal Näheres über Charakter und Person wußte, den Platz seiner von ihm so hochverehrten Mutter nicht anweisen und damit über seine Schwestern, die Freiinnen von Greifenberg, erheben.
„Thor, der Du bist!" sprach indeß die Stimme der Vernunft," „willst Du etwa lieber Deine Mutter und Schwestern von dannen ziehen sehen, um sich unter ungewohnten, bescheidenen Verhältnissen ein Obdach zu suchen und von dem geringen Vermögen, welches Erstere besitzt, zu existieren? Ergreife die rettende Hand, die Dir geboten wird, führe das bürgerliche Mädchen als Deine Gattin heim, und ihr Reichtum sichert Euch allen die Ruhe und Behaglichkeit, die Ihr bisher genossen!" - -
Früh am folgenden Morgen, ehe noch seine Mutter und Schwestern ihre Schlafzimmer verlassen, ritt Arnold von Greifenberg, dessen adelige Bedenken wohl durch Vernunftgründe besiegt sein mochten, von einem Reitknecht begleitet, nach W., um
den Anwalt Blumenthal in seinem Hause aufzusuchen. Er fand ihn bereits am Schreibtisch, von dem er sich erhob, den Eintretenden begrüßte und hinzufügte:
„So früh schon in der Stadt, Herr Baron? Doch ich vermute, was Sie hierher geführt —"
„Nur die traurigen Verhältnisse auf Greifenberg, Herr Blumenthal." Ich habe gestern Abend von meiner Mutter vernommen, wie es um uns steht, und bitte nun Sie, mir offen mitzuteilen, was Sie von denselben wissen."
Der Advokat kam seinem Verlangen nach und in einer langen Unterredung zeigte er dem Erben von Greifenberg, dem verschuldeten Gut, die Aussichten der Familie für die nächste Zukunft und schilderte sie in noch deutlicherer, eingehenderer Weise, als es seine Mutter gethan und thun konnte.
„Hat Ihnen denn auch," fügte der Advokat mit einem teilnehmenden Blick auf den durch seine Lage offenbar tiefbekümmerten jungen Mann hinzu, „Ihre Frau Mutter gesagt, daß Sie dieser Not und Sorge sehr schnell ein Ende machen können, Herr Baron?"
„Ja, meine Mutter hat mir gesagt, daß der Banquier Kranzler in . . . mit 100,000 Thaler seiner Tochter den Namen und die Rechte einer Freifrau von Greifenberg erkaufen will." erwiderte voll Bitterkeit der junge Mann.
„Und was ist Ihre Ansicht, Ihr Entschluß in dieser Sache?"
„Ich bin noch zu keinem Entschluß gekommen, sehe jedoch ein, daß, nachdem, was ich hier vernommen, ich sehr bald einen solchen fassen muß! — Ihr Rat aber ist?"
„Nehmen Sie die Hand des bürgerlichen Mädchens, das augenblicklich Sie von Ihren Sorgen befreit. Auch wird es den Platz Ihrer Gemahlin würdig ausfüllen, denn nach dem, was zu erfahren
ich in diesen Tagen Gelegenheit hatte, kann es sich, den Namen abgerechnet, jedem hochgeborenen Fräulein an die Seite stellen. Helene Kranzler soll nicht allein sehr schön sein, es wird auch besonders ihre seltene Herzens- und Geistesbildung gerühmt und auf die Erziehung seiner Kinder soll Herr Kranzler große Summen verwandt haben."
„Hat das Mädchen Geschwister?"
„Einen Bruder, der augenblicklich auf Reisen ist."
„Es trat eine Pause ein. während welcher augenscheinlich Arnold mit einem Entschluß kämpfte. Nach einer Pause sagte er:
„Ich sehe zwar ein, daß mir fast keine Wahl bleibt, da Herr Kranzler das uns so nötige Geld durchaus nicht verleihen will —"
„Er findet mit demselben und seinen Bedingungen leichteinen anderen Schwiegersohn, selbst vom höchsten Adel —"
„Dennoch finde ich es meinerseits unrecht, das junge Mädchen nur des Geldes wegen zu heiraten."
(Fortsetzung folgt.)
(Wie man's nimmt.) Ein Gastwirt geht mit seinem Söhnlein über Land. Plötzlich huscht etwas Braunes dicht vor beiden über den Feldweg. Papa, fragt der wißbegierige Sohn, war das Tier ein Hase oder eine Katze? — Und der geschäftskundige Vater antwortet ohne Besinnen: Das kommt ganz auf die Zubereitung an, mein Sohn.
Juli. Abnahme des Tags um 57 Min. Nachmittage länger als Vormittage (größter Unterschied von 12 Min. am 26.)
Bemessungen auf den Knzthäler
können täglich bei allen Postämtern gemacht werden.
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Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.