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Württemberg.

Nach den Befehlen Seiner Majestät des Königs ist bei der Beisetzung des hochseligen Kaisers Friedrich das König!. Armeekorps durch den kommandierenden General und das Infanterie-Regiment, dessen Chef der hohe Verewigte war, durch eine Deputation vertreten, bestehend aus dem Regiments-Kommandeur, 1 Stabs­offizier. 1 Hauptmann, 1 Lieutenant und dem Regiments-Adjutanten.

Wie wir erfahren, ist Allerhöchsten Orts befohlen worden, daß am Sarge des Hochseligen Kaisers Friedrich Majestät von den Königlichen Truppen Kränze nieder­gelegt werden, und zwar einer für das Königliche Armeekorps durch den kom­mandierenden General v. Alvensleben und einer für das Infanterie-Regiment Kaiser Friedrich, König von Preußen Nr. 125 durch den Regiments-Kommandeur Oberst v. Sprösser.

Stuttgart. In der griechischen Kapelle des K. Schlosses fand am Sonn­tag vormittag aus Anlaß des Ablebens Sr. Maj. des Kaisers eine Trauermesse statt, welcher I. M. die Königin und die Frau Herzogin Wera beiwohnten und welche von Probst Basaroff zelebriert wurde.

Nach einem letztwillig ausgesprochenen Wunsch sind zum Tragen des Sarges des verewigten Kaisers auch zwei Unteroffiziere Seines Württembergischen Regiments be­stimmt worden. (St.-Anz.)

Stuttgart. Am Samstag war der engere ständische Ausschuß zu einer Sitz­ung zusammengetreten, in welcher der Vorsitzende den Gefühlen tiefsten Leides über den Hingang unseres Kaisers Friedrich Ausdruck gab. Es wurde sodann eine Beileidsadresse an die Königlichen Maje­stäten, die hohen Anverwandten des Heim­gegangenen Kaisers, beschlossen.

Zur Landestrauer.

Stuttgart, 18. Juni. Nachdem gestern schon das Publikum in Hellen Schaaren zu den Kirchen geeilt war, um seiner Trauer um den Kaiser Ausdruck geben zu können, woselbst thatsächlich auch sämtliche Prediger schon des betrübenden Ereignisses gedachten, war der Zudrang heute noch viel größer. Eine halbe Stunde vor Beginn des Gottesdienstes fand man in der k. Schloßkapelle schon keinen Platz mehr. Mitglieder der k. Familie waren erschienen. Die k. Loge war dicht besetzt von den Herren des Hofstaates; vor der­selben saßen die Gesandten und das Ge­sandtschaftspersonal von Preußen, Oester­reich. Bayern, Rußland, England u. s. w., die sämtlichen Minister, der Geh. Rat, der ständische Ausschuß und viele hohe Beamte. In der Garnisonskirche, die durch den schwarz ausgeschlagenen Chor ein besonders feierliches Aussehen erhalten hatte, waren die aktiven und pensionierten Generale, Offiziere und Militärbeamten der Garnison, das Präsidium des württ. Kriegerbundes, Deputationen der einzelnen Regimenter, wie der hiesigen militärischen Vereine mit einer zahlreichen Zivilgemeinde zu gemeinsamer Trauerfeier versammelt. Die schwarz dekorierte Stiftskirche war schon vor Beginn des Gottesdienstes

vollständtg besetzt. Präzis '/-IO Uhr mit dem Glockengeläute traten die bürgerlichen Kollegien ein. Das Schlußgebet faßte alles zusammen, was das Herz des deut­schen Volkes bewegt und schloß die er­hebende Feier. In der katholischen St. Eberhards- Pfarr- und Garnisons­kirche fand heute vorm. 8 Uhr ein Schüler­gottesdienst statt, bestehend aus Messe und nachfolgender Ansprache nebst Gebet. Die Haupttrauerfeier wurde um 9*/s Uhr in der schwarz ausgeschlagenen Kirche, zu­gleich für die kath. Garnison, gehalten. In der Marienkirche verlief die Trauerfeier in ähnlicher Weise. In sämtlichen übrigen Kirchen, wie auch im Katharinenhospital fand gleichfalls heutr Vormittag ein Trauergottesdienst statt.

Stuttgart, 18. Juni. (Die Ge­dächtnisfeier für Kaiser Friedrich.) Zum zweitenmale in kurzer Zeit hatte sich gestern der Festsaal der Liederhalle in eine feier­liche Trauerhalle verwandelt. Der ganze Saal war in Schwarz und Grün gekleidet; auf dem in Stufen aufsteigenden Podium stand die elektrisch beleuchtete Kolossalbüste Kaiser Friedrichs, umrahmt von Palmen-, Lorbeer- und Tannenbäumen. Die Teil­nahme des Publikums an der Feier war groß. Kurz nach 3'/- Uhr begann die Aufführung mit dem Trauermarsch von Reinecke (mit Verwendung der Wacht am Rhein) von dem Musikkorps des Jnf.- RegimentsKaiser Friedrich" Nr. 125 ex­ekutiert, an den sich die HymneHerr unser Gott" von Schubert für Männer­chor und Orchester anschloß, deren Vor­trag einen tiefen Eindruck auf die Ver­sammelten machte. Nach einer Pause feierlichen Schweigens bestieg Rechtsan­walt Dr. Schall die Tribüne und hielt die Gedenkrede in einfach schmuckloser aber zum Herzen sprechender Weise. Das nun folgende einfache, zum Herzen dringende Mag auch die Liebe weinen" entsprach so recht der Stimmung, welche die Rede auf die Zuhörer gemacht hatte. Das GrabliedEhrenvoll ist er gefallen" folgte und der Trauermasch aus Wagners Götter­dämmerung beschloß die Todenklage um den Siegfried des neuen Reichs.

Aus einer Reihe von Städten liegen Nachrichten vor, daß durch Aufruf der bürgerlichen Kollegien die Einwohnerschaft ersucht wurde, sich am Montag an dem gemeinsamen Kirchgang zahlreich zu be­teiligen , Werktagsgeschäfte möglichst zu unterlassen und die Läden zu schließen. Auch wurde überall der Trauer durch Beflaggung und Trauerdekorierung Aus­druck gegeben. An einigen Orten wurden Beileids-Adressen an den Kaiser Wilhelm und die Kaiserin Witwe beschlossen.

Neuenbürg, 18. Juni. Der tief­ernsten Trauer um den geliebten Kaiser Friedrich wurde an dessen Beisetzungs­tag auch hier würdiger Ausdruck gegeben. Die Stadt zeigte, wie schon gestern be­gonnen, ihr Trauergewand durch Trauer­fahnen und deutsche Fahnen mit Trauer­abzeichen. In den Schulen wurden An­sprachen des Gedächtnisses des verewigten Kaisers gehalten. 4?/» Uhr begann die Sammlung in und beim Rathause aus allen Teilen der Einwohnerschaft für den feierlichernsten Zug zum gemeinsamen

Trauergottesdienst in der Stadtkirche. Der Zug dahin bildete sich in derselben Weise und Ordnung wie bei der Trauerfeier um Kaiser Wilhelm am 16. März. Sämtliche Teilnehmer waren in Trauergewandung. Die Feier eröffnete der Liederkranz mit dem Choral:Es ist vollbracht!" Nr. 622. Hieran reiht sich der Gemeindegesang: Besieh! du deine Wege", Nr. 364. Herr Dekan Cranz hält die Festpredigt im Anschluß an den Text: Römer Kap. II, 33 u. 36:Wie gar unbegreiflich sind seine Gerichte und unerforschlich seine Wege! Von ihm und durch ihn und zu ihm sind alle Dinge. Ihm sei Ehre in Ewigkeit. Amen!" Der Grundton der Rede ist:Herr warum also? warum mußte die schöne so ritterliche Gestalt des Kaisers, des glorreichen Helden im Kriege wie im Frieden, des Mitbegründers der deutschen Einheit, uns so bald für immer entrückt werden? Es hat nicht sollen sein. Er soll uns nun ein Vorbild sein der Liebe und Treue, der Einigkeit und der Duld­ung; ein erhebendes Vorbild auch in der Geduld im Leiden. Möchten auch wir dulden, glauben und lieben lernen wie er. um uns seines Andenkens würdig zu zeigen. Sein Name aber wird fortleben als eine der glänzenden Gestalten der Geschichte unserer Zeit." Die Rede schließt mit der Bitte:Du aber 0 Herr stehe auch seinem Nachfolger bei mit deines Geistes Licht und Kraft." Der Gottesdienst schloß mit dem Gesang des Liederkranzes:Des Herrn Gesalbter ruht in der Väter Gruft rc." Die ganze Feier war eine weihevolle Trauer um den Heimgegangenen Liebling der deutschen Nation,unfern unvergeß­lichen Fritz!" Möge die allgemeine Trauer ein gemeinsames Band schließen um das leidtragende deutsche Volk.

Pforzheim. Der Kunstgewerbe- Verein macht bezüglich des Extra-Zugs nach München folgendes bekannt: Soeben eingetroffener Antwort der Generaldirektion zur Folge geht der Extra-Zug nächsten Samstag, den 23. d. M., abends 8 Uhr 40 Minuten hier ab, sofern 200 Mit­glieder sich daran beteiligen. Rückfahrt innerhalb vierzehn Tagen mit jedem gewöhnlichen Kourszug. Die Billete (Jn- terimsscheine) werden ä 8 längstens bis Donnerstag Mittag 1 Uhr bei Herrn Wilhelm Fühner abgegeben. Würde um jene Zeit die genannte Zahl der Teilnehmer nicht erreicht sein, so müßte das Unter­nehmen wegen allzugroßer Beisteuer des Vereins unterbleiben.

Telegramm.

Stuttgart, 20. Juni 1888, 9 Uhr 50 Min. vormittags.

Kiel. Der DampferNord" geriet in Brand. 8 Mann, die mit einem Boot Rettung suchten, gingen unter. Der Kapitän war an Bord des brennenden Schiffes geblieben, das durch den Dampfer Normann" gerettet wurde. Dann leistete der PanzerBaden" Hülfe, löschte den Brand und schleppte denNord" nach Friedrichsort.

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.