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sorten, die sich mit Rothschild vereinigten, zugeschlagen. (F. I.)
Leutkirch, 10. Juni. Nach Eintreffen der gestrigen Nachtzüge auf der Station Kißlegg wurde ein Arbeiter vom Bahnhofpersonal von der Rangiermaschine erfaßt und sofort getötet. Der Leichnam muß einen entsetzlichen Anblick gewährt haben.
Von Stamm heim wird berichtet, daß sich daselbst ein seltener Sänger eingestellt hat. Eine Nachtigall läßt des Abends bis zur Morgendämmerung ihren herrlichen Gesang in nächster Nähe des Orts erschallen.
Neuenbürg, 11. Juni. Die in Folge einer Mitteilung des Hrn. Landtags-Abgeordneten Beutter durch Herrn Stadtschultheiß Bub auf gestern veran- laßte öffentliche Versammlung war von hier und einigen dabei interressierten Amtsorten zahlreich besucht. Es stand die Besprechung über Herstellung einer Verbindungsstraße zwischen Neuenbürg und Waldrennach und die Postverbindung Herrenalb-Höfen auf der Tagesordnung In der Einleitung weist Hr. Stadtschultheiß Bub hin auf den Einfluß, der dem Hrn. Landtags-Abgeordneten in beregten Fragen mit Recht zugeschrieben wird und auf die daraus entspringenden Meinungsverschiedenheiten und Stimmungen und heißt den heutigen Anlaß willkommen, Klarheit und Objektivität in die Sache zu bringen. — Der Herr Abgeordnete, bedauernd, daß es ihm in Folge erlittenen Unfalls in letzter Zeit nicht möglich gewesen, über die Kammerverhandlungen überhaupt und seine Thätigkeit in derselben, Bericht zu geben, sagt in der Erörterung desHöfen-LangenbranderStraßen- projekts, daß dasselbe schon von dem damaligen Schultheißen Schlagentweit in Höfen angeregt worden sei, ebenso sei die Herrenalb-Höfener Postverbindung nicht sein (des Herrn Abgeordn.) Werk; ersteres Projekt sei ohne Interesse für Herrenalb und ob der zweite Sommerwagen nach Höfen oder über Rothenbach nach Neuenbürg zu kursieren habe, sei für Herrenalb von untergeordneter Bedeutung. Luftkurgäste und der Gemeinderat in Dobel seien die Triebfeder hiezu gewesen. — Beides war den Anwesenden neu zu hören, da man bisher den Vater des Gedankens anderswo gesucht hatte. — Der Hr. Abgeordnete betont, daß von Neuenbürg aus in beiden Fällen keinerlei Wünsche an ihn gebracht worden seien und ihm erst in der letzten Amtsversammlung von dem Neuenbürg - Waldrennach - Langenbrander Straßenprojekt etwas bekannt geworden. Gleichwohl habe er höhern Orts das Projekt befürwortet und in der Amtsversammlung die Notwendigkeit der Ver- willigung eines gleichgroßen Beitrags wie für Höfen-Langenbrand anerkannt. Die sachlichen Anschauungen des Herrn Abgeordneten sind: die Steigen Langenbrand- Höfen und Neuenbürg-Waldrennach sind Zustände, wie sie im 19. Jahrhundert nicht mehr Vorkommen sollten, Abhilfe erscheint dringend notwendig; der Abgeordnete stellt in Aussicht, sich für beide Projekte energisch zu verwenden. Wünsche Neuenbürg einen gleichzeitigen Ausspruch
über die für beide Richtungen zu gewährende Staatshilfe, so empfehle sich, recht bald einen Plan und Kostenvoranschlag vorzulegen. — Die Postverbindung Dobel-Höfen, bei welcher es sich zugleich um eine Verbindung mit Wildbad handelt, sei von der Postdirektion als eine naturgemäße Einrichtung angesehen worden. Der Herr Abgeordnete kommt dann auf unsere Lokalfrage, die Lage des Postbureaus zu sprechen und bedauert diesen für Neuenbürg und Umgegend kaum erträglichen Zustand, dessen baldige Abhilfe, wofür er einige Ratschläge erteilt, aber nur unter gewissen Voraussetzungen thunlich sei. Wie gerne der Hr. Abgeordnete seine Mitwirkung zur Förderung der Neuenbürger Verkehrs-Interessen eintreten lasse, habe er in neuester Zeit gezeigt in der Befürwortung fahrender Postbotenverbindungen von den Waldorten und von Dobel nach der Amtsstadt. Es folgen noch verschiedene Erörterungen, wobei Hr. Stadtschultheiß Bub noch einiges auffällig findet und bezweifelt, ob genannte Postprojekte den Verkehrsinteressen Neuenbürgs dauernd dienen werden, weshalb er dem Herrn Abgeordneten alles sagt, was wir (nach der stiefmütterlichen Behandlung) in dieser Richtung auf dem Herzen haben, dabei aber gerne zugiebt, daß beide genannte Straßenprojekte zusammen zu behandeln seien. — Einem etwaigen Vorurteil, als ob alles für Herrenalb geschähe, begegnet Hr. Beutter mit dem Ausspruch, daß dem denn doch seine ganze 18 jährige ständische Thätigkeit widerspreche. — Auf die Aufforderung etwaige Vorschläge noch vor Schluß der Versammlung kund zu geben, wird dem Hrn. Abgeordneten der Wunsch nahe gelegt, es möge bei weiterer Behandlung dieser Gegenstände die für Straßen- und Postverbindungen ungünstige geographische Lage Neuenbürgs in Beurteilung gezogen werden; dazu komme noch, daß die neue Steuerverschiebung, welche auf den vorherrschenden Gewerbebetrieb Neuenbürgs nachteilig wirke, bessere Verkehrsverhältnisse nach außen um so dringender mache; der Hr. Abgeordnete habe ja das Vorhandensein verschiedener Mängel in dieser Beziehung anerkannt. Wenn die berechtigten Interessen und Bedürfnisse Neuenbürgs in seinen Gewerbeverhältnissen und in seiner Eigenschaft als Sitz der Behörden, wobei auch die ökonomischen Interessen des ganzen unteren Amtes mitbeteiligt seien, wieder mehr gebührende Beachtung finden, können und werden diese gewiß neidlos auf Herrenalb und Höfen-Langcn- brand blicken. — DieErwähnung derSteuer- frage giebt dem Hrn. Abgeordneten Anlaß, die neue Steuerverteilung noch kurz zu erörtern mit dem Nachweis auf seine Haltung in der Kammer in dieser Frage, welche den Verhältnissen, wie sie im Bezirk Neuenbürg liegen, nicht blos vom gewerblichen, sondern auch vom landwrrthschaft- lichen Standpunkte aus durchaus entsprochen habe, was nicht bestritten wurde. — Hr. Stadtschullheiß Bub schließt nun die Verhandlungen, von denen zu hoffen, daß sie zur Klärung beitragen und Ersprießliches weiter fördern mögen.
Ausland.
Algier, II. Juni. Heuschreckenschwärme in kompakter Masse und in Ausdehnung von 20 Kilometer Tiefe und lg Kilometer Breite rücken in der Provinz Constantine vor. Dieselben richten große Verheerungen an.
Mis)kllen.
(Aus dem juridischen Examen.) Professor: „Herr Kandidat, wollen Sie mir an einem Beispiele die juridischen Eigentümer, Besitzer und Nutznießer erklären!" —- Kandidat (nach einigem Nachdenken): „Zur Zeit, als in unserer Armee noch die Prügelstrafe existierte, war das hohe Aernr unstreitig Eigentümer des Stockes, mit dem geprügelt wurde; der die Exekution voll- führende Unteroffizier war momentan der Besitzer desselben und der auf der Bank liegende straffällige Soldat war der Nutznießer!"
(Am Rhein.) Führer (zu Reisenden): Ihr besonderes Interesse meine Herrschaften dürfte jene Ruine beanspruchen. Dieselbe ist über 800 Jahre alt. Heutzutage werden so alte Bauten gar nicht mehr ausgeführt.
(Aus dem Gerichtssaal.) „Haben Sie vielleicht einen Milderungsgrund anzuführen?" — „„Seg'n's. Herr Präsident, ich bin jetzt schon sechzehnmal abg'straft word'n und nie hat's was g'nutzt, da meinet i halt, mir lasteten die G'schicht ganz ausgeh'n.""
(Kaltes Bier ist höchst schäd- l i ch.sj Namhafte Aerzte warnen dringend vor dem Genuß allzu kalten Bieres, namentlich vor dem Bier auf Eis. Solches Bier ruft nicht nur die schlimmsten Magenleiden hervor, sondern es ist auch oft die Ursache des Herzschlags, der in den letzten Jahren so häufig vorkommt. Während das Bier früher eine Temperatur von 8 bis 10° U hatte, wird es jetzt infolge Lagerung auf Eis bis auf 3—4° abgekühlt. Möge diese Warnung von allen Denen, welche kaltes Bier mit Vorliebe trinken, und mögen Reisende sich auf den Bahnhöfen vor solchem Biere in Acht nehmen, das um so schädlicher wirkt, weil es im Nu getrunken wird. Ein Abschrecken kalten Bieres, wie es z. B. hier und da durch Eintauchen eines heißen
Eisenstäbchens geschieht, ist darum nicht zu verwerfen.
Postkurse für den mit 1. Juni begonnenen Sommerkurs:
vorm. nachm. 8.20 6.M
8.40 6.40
9. IS 7.15
4. — 9.40 2.40 7.86
4.20 9.S0 3.— 7.56
4.30 10. 5 3.20 8.-
4.45 10.20 3.3S 8.15
5. — 3.S0
5.27 4.17
5.45 4.35 3.50 N.
6.35 N.
7. 5 N.
5.45 V.
6.20 V-
8.10 B.
aus Wilferdingen Bhf. aus Nöttingen in Ellmendingen aus Ellmendingen in Dietlingen aus Dietlingen in Ellmendingen aus Ellmendingen aus Nöttingen in Wilferdingen Bhf. Aus Pforzheim aus Tiefenbronn in Mühlhausen aus Mühlhausen aus Tiefenbronn in Pforzheim
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.