Bau des Landesgewerbemuseums hier ein­getroffenen Herren Oberbaurat Freiherrn v. Schmidt aus Wien und Geheimen Re- qierungsrat Ende von Berlin in Audienz zu empfangen geruht. (Sr.-Anz.)

Stuttgart, 4. Juni. (Aus der Evangelischen Landcssynode, 7. Sitzung, Montag.) Nach Eintritt in die Tages­ordnung begründet Dekan Cranz seinen Antrag: Die Kirchenvisitationsordnung einer neuen Regelung zu unterwerfen in der Richtung, daß die Visitation zu den Kirchengemeinden in lebendigere Beziehung gesetzt wird; es sollte der Termin für den Pfarrbericht erst nach Georgii sein und da­zu der Bericht über den Religionsunterricht vom Hauptbericht getrennt werden, die Visitation sollte in ein werktägliches und sonntägliches Geschäft verteilt werden, echteres wäre alle 2 Jahre vorzunehmen, für letzteres würde ein vierjähriger Turnus genügen; auch der Kirchengemeinderat sollte eine schriftliche Aeußerunq zur Visitation abgeben und die Gemeinde sollte einen Bisitationsbescheid erhalten. Kons.-Präs. Frhr. v. Gemmingen drückt das Entgegen­kommen der Oberkirchenbehörde aus. Kübel wünscht, daß, entgegen der seit­herigen Bestimmung, das Verweilen des Dekans am Sonntag in der zu visitieren­den Gemeinde geboten werde, und bean­tragt den Antrag Cranz dem Konsistorium zur Erwägung zu übergeben. Dieser An­trag wird, nachdem Walcker und Beutter noch für denselben gesprochen haben, ein­stimmig angenommen.

Stuttgart, 2. Juni. Während, gleich vor dem Königsthor gelegen, das neue Gebäude für die elektrische Beleuchtung des Bahnhofes der Vollendung rasch ent­gegengeht, werden im Bahnhof selbst die letzten Verbindungen der bereits gezogenen Kabel hergestellt. Die Einrichtung ist das Werk der elektrotechnischen Fabrik (Abteilung der Maschinenfabrik Eßlingen) in Cannstatt.

Stuttgart, 2. Juni. Heute vor­mittag gab es im Wartesaale 3. Kl. des hiesigen Bahnhofs ein buntes, lebhaftes Treiben. Die Hagenbeckschen Singhalesen, 27 Köpfe, befanden sich auf der Durch­reise nach Karlsruhe. Sie waren alle sehr lustig, namentlich der bärtige, lustige Zwerg, der von seinem Wärter getragen, fortwährendEinsteigen" rief. Der Zug mit den Elephanten ist schon gestern hier durchgefahren; der Aufenthalt in Karls­ruhe soll 2 Wochen dauern.

Stuttgart, 4. Juni. Heute Montag nachmittag wird die Militär-Schwimmschule bei Berg eröffnet. Heute meldeten sich Offiziere und Unteroffiziere der Landwehr- Infanterie bei den hiesigen Infanterie- Regimentern zu 13tägiger Uebung; die Mannschaften üben nur 12 Tage und rücken morgen ein; morgen nachmittag werden auch die Linien-Mannschaften die Bürgerquartiere aufsuchen.

Stuttgart, 4. Juni. Wie wir er­fahren, haben die Offiziere, Sanitäts­offiziere und oberen Beamten des K. Armee­korps und des 8. Infanterie-Regiments Nr. 126 durch einen eintägigen Gehalts­abzug den Betrag von 5278 34 L

für das dem verewigten Kaiser Wilhelm in Stuttgart zu errichtende Denkmal ge­

sammelt, und ist dieser Betrag kürzlich an das Komitc abgeführt worden. (St.-A.)

Reutlingen, 1. Juni. Sicherem Vernehmen nach soll der am letzten Sonn­tag aus Frankreich eingelieferte Mollen­kopf aus Pfullingen das Geständnis ab­gelegt haben, den Mord an der Wittwe Schmidt in Pfullingen in der Nacht vom 24.Z25. März begangen zu haben. So­fort nach der Thal, die um so gräßlicher ist, weil die Ermordete die Großmutter des Thäters war, eilte dieser wieder nach Reutlingen und fuhr mit dem Frühzugc nach Tübingen und von dort nach Freuden­stadt.

Kirchheim u. T., 30. Mai. Ein hiesiger Rvtgerber bezog vor 14 Tagen eine größere Partie getrockneter Häute, die aus China stammen, und bewahrte dieselben in einem Raume unweit seines Rindviehstalles auf. Gestern abend er­krankte eine in dem Stall untergebrachte Kuh und zwar, wie sich nach der alsbald vorgenommenen Tötung und Sektion er­gab, an Milzbrand. Am andern Morgen wurde das zweite Stück Rindvieh, das im Stalle stand, von der Krankheit befallen und verendete nach Verlauf einer Stunde. Die weitgehendsten Vorsichtsmaßregeln wurden sofort ergriffen.

In Heilbronn begann gestern, Sonn­tag den 3., der zweite Verbandstag wüctt. Fleischer, verbunden mit einer Fachaus­stellung des Fleischereigewerbes.

Der Güterschaffner Klotzbücher von Crailsheim wurde am 2. d. M. abends 6 i/i Uhr auf dem Bahnhof Heilbronn beim Ueberschreiten des Geleises von dem Güterzug 796 überfahren und getötet.

Wildbad, 2. Juni. Unser Kur- theater wird am nächsten Freitag seine Hallen einem schon zahlreichen Badepubli- kum eröffnen. Das Aeußere des Theaters hat sich vergrößert, das Innere hat Herr Direktor Liebig zu einem wahren Schmuck­kästchen umgeschaffen. Für unsere Kur­gäste ist der Weg zum Theater bei jeder Witterung zugänglich, weil eine der dahin führenden Alleen gepflastert worden ist. Die Beleuchtung Abends beim Heimwege läßt daselbst auch nichts zu wünschen übrig,

/X Neuenbürg. Letzten Sonntag beehrte uns der Liederkranz von Dobel mit einem Besuche und nahm sein Quartier im Gasthaus zumBären", woselbst sich von nachmittags 3 Uhr bis abends 7 Uhr auch der hiesige Liederkranz vollzählig einfand und seinen Dobler Sangesbrüdern Gesellschaft leistete. In schönem Wettge­sang von beiden Vereinen folgte ein Männerchor dem andern und legte Zeug­nis ab von dem Fleiß und Eifer sämt­licher Mitglieder, sowie von ihrer willigen und freudigen, aber auch erfolgreichen Hingabe an die schöne Pflege des Männer­gesangs. Nur zu schnell verliefen die Stunden schöner Harmonie, die nicht nur den Vereinen selbst, sondern auch den zahlreich anwesenden passiven Mitgliedern einen edlen Genuß bereiteten. Die ge­meinsam gesungenen Lieder wirkten wirk­lich erhebend für Sänger und Zuhörer. Der hiesige Verein nimmt deshalb gerne Anlaß, dem Liederkranze von Dobel für seinen lieben Besuch auch auf diesem Wege I herzlichen Dank zu sagen.

Neuenbürg, 4.Juni. Der Schwarz­waldverein (Sektion Neuenbürg), wel­cher eine verdienstliche Thätigkeit sich zu eigen macht, hat hiefür diesmal in unserer nächsten Umgebung eine geeignete Stelle am Sügberg (Sägkopf) gewählt und die­selbe in wirklich gelungener Weise zu einem schönen Punkte umgeschaffen. Da die Mitglieder früherer Verabredung gemäs zu einem Ausflug auf gestrigen Sonn­tag eingeladen waren, begab sich eine An­zahl derselben als ersten Teil des Pro­gramms zur Eröffnung nach diesen Anlagen und dem bergauf sich anschließenden Wege. Die Teilnehmer waren von der sachkundigen raschen Ausführung überrascht und höchst befriedigt. Von hier nahm die Gesell­schaft ihren Weg ins Größelthal und von da aus teils durch den Wald, teils über Engelsbrand nach dem Aussichtsturm bei Büchenbronn. Hierselbst hielt der Pforz- heimer Turnverein sein Bolkswettturnen ab und außerdem bewegte sich eine Menge Volks auf dem umgebenden Platze oder hatte sich im kühlenden Waldesfchatten weit umher gelagert. Nach Besteigung des Thurms und beifälliger Betracht­ung der trotz der afrikanischen Hitze munter und kraftvoll ausgeführten Turnübungen begab man sich unter Führung einiger Mitglieder des badischen Schwarzwald­vereins auf den neugeschaffenen Fußwegen desselben nach Büchenbronn, wo unter einem Apfelbaum des lammfrommen Wirtes kurze Rast gemacht wurde, um sich für den weiteren Heimmarsch zu stärken. Er­frischt zog man von da aus weiter nach dem Birkenfelder Bahnhof zur Heimfahrt, befriedigt von dem zwar heißen aber schönen Tag, denn der ganze Weg bot viele land­schaftliche Schönheiten; u. A. sind auf dem Wege nach Birkenfeld einige malerische Ausblicke geboten, einerseits über die Höhe von Birkenfeld und thalaufwärts bis zum Bahnwarthaus nächst Neuenbürg, worauf wir Ausflügler aufmerksam machen.

II.

Wir wollen nun unfern Lesern ein­gangs erwähnte Anlagen etwas näher beschreiben. Sie beginnen am Fuß des dicht bewaldeten Sügbergs zwischen der Waldrennacher Steige und dem Buch­waldweg und ist der Platz vom Münster aus auf dem nun verbesserten Eingang des Reitwegs leicht zu erreichen. Hier wird das Auge von einer hergestellten Rotunde mit hübschen Anlagen und Sitz­bänken überrascht. Von hier aus zeigt sich das durch den vorgeschobenen Schloßberg wie in 2 Teile geschiedene Thal in seinen malerischen Kurven, durchzogen von der immer silberhellen neckisch-plätschernden Enz. Der Schloßberg selbst sieht sich von hier an wie ein Schemel zu Füßen des brüder­lichen Bergriesen. Wohin der Blick schweift, sei es zur rechten oder zur linken, eine bunte Scenerie in malerischem Panorama, Waldberge mit dunklem Tann und lichtem Blätterschmuck, grüne Wiesen und terassen- förmiges Gelände, dazwischen die belebte und belebende Thätigkeit renommierter industrieller Etablissements, während auf dem Platze selbst stille Waldesruhe traulich anheimelt. Von hier aus zieht sich nun zwischen dem Fußweg zum Sägkopf und der Waldrennacher Sleige der mit Sitz, bünken genügend versehene Weg in be-